Gedenk- und Bedenktage, Jubiläen etc.

  • Das Hochwasser ist noch voll im Gange und man betreibt schon Sicherungs- und Wiederherstellungsarbeiten. Das zeigt welchen Stellenwert das Bahnnetz damals noch hatte.

  • Vor 95 Jahren:

    27. 06. 1922: [Berlin, Deutschland] Am Tag der Beerdigung des aus politischen Motiven ermordeten Berliner Industriellen Walter Rathenau legen die Mitarbeiter der Berliner Verkehrsbetriebe die Arbeit nieder. Aus diesem Grund sind die Züge der Berliner Ringbahn hoffnungslos überfüllt, sodass zahlreiche
    Fahrgäste als Trittbrettfahrer auf den Trittbrettern der Abteilwagen mitfahren. Einer dieser Trittbrettfahrer trägt einen Rucksack, aus dem eine Fahnenstange ragt. In einem Bogen zwischen den Stationen Gesundbrunnen und Schönhauser Allee auf Höhe Schönfließer Brücke springt die Tür auf, an die sich der Rucksackträger hält und die Fahnenstange ragt ins Lichtraumprofil des Gegengleises. Im selben Moment kommt ein Gegenzug und die Fahnenstange räumt die Trittbrettfahrer des Gegenzuges
    ab, die aufs Gleisbett fallen und von beiden Zügen überrollt werden.
    Opferbilanz: 40 Tote und über 30 Verletzte. Nach anderen Angaben 29 Tote und 60 Verletzte.

    Vor 40 Jahren:

    27. 06. 1977: [Lebus, ehemalige DDR] Um etwa 01:05 Uhr dieses Tages wird der mit der Dampflok 03 0078 bespannte D 1918 Zittau - Stralsund im Abzweigebahnhof Booßen auf Grund einer Fehlhandlung des unter Medikamenteneinfluss stehenden Weichenwärters auf die Nebenbahn Richtung Kietz anstatt auf die Hauptbahn Richtung Eberswalde geleitet. Dem auf Grund schlampiger Streckenschulung nicht sehr streckenkundigen Lokpersonal fällt nicht auf, dass es auf einer eingleisigen Nebenbahn mit technisch nicht gesicherten Bahnübergängen anstatt auf der zweigleisigen Hauptbahn unterwegs ist. Auch dass die v/max nur mehr 50 km/h anstatt 100 km/h beträgt, fällt den beiden Männern am Führerstand nicht auf. Streckenkundiges Lokpersonal hätte den Zug angehalten, die beiden tun es aber nicht. So kommt es, wie es kommen musste. Westlich des Bahnhofes Lebus stößt der D 1918 mit dem mit der V 132 200 bespannten Güterzug Dg 50 101 zusammen, wobei die drei Reko-Wagen hinter der Dampflok ineinander geschoben werden. Der Lokführer der 132 200 verdankt sein Leben dem Absprung aus dem Führerstand, Lokführer und Heizer der 03 0078 werden zwischen Lok und Tender eingeklemmt und können erst bei Tageslicht nur mehr tot geborgen werden, sodass sie nicht mehr befragt werden können, warum sie auf der Nebenbahn weitergefahren waren. Auch der Beimann auf der 132 200 kommt ums Leben. Der an der Katastrophe schuldhafte Weichenwärter wird von einem Gericht in Franfurt (Oder) zu fünf Jahren Haft und vollem Schadenersatz verurteilt.
    Opferbilanz: 29 Tote

    Vor 15. Jahren:

    24. 06. 2002: [Igandu, Tansania] Ein an einer Steigung in der Nähe von Dodoma zum Stehen gekommener Personenzug rollt zurück, wobei die Bremsen versagen. Der Zug rollt über eine halbe Stunde und eine Strecke von 35 km zurück und durchfährt dabei die Bahnhöfe Munase und Igandu. Reisende, die bemerken, dass der Zug mittlerweile außer Kontrolle geraten ist, springen vom fahrenden Zug ab. Bei Igandu trifft er schließlich auf den Richtung Daressalam fahrenden Güterzug. 21 Waggons des Personenzuges entgleisen und schieben sich teilweise ineinander.
    Opferbilanz: Über 280 Tote, über 1.000 Verletzte.

    Quellen: Katastrophen auf Schienen von Peter Semmens, Transpress Verlag, Stuttgart 1996Tragischer Irrtum von Erich Preuß, Transpress Verlag, Berlin 1993; Wikipedia.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 105 Jahren:

    04. 07. 1912:
    [Corning, Bundesstaat New York, USA] Ein von zwei Lokomotiven gezogener Sonderzug, der aus Anlass des Unabhängigkeitstages zu den Niagarafällen unterwegs war, muss wegen eines auf freier Strecke liegegebliebenen Güterzuges in der Nähe
    von Corning auf freier Strecke anhalten. Die Vorspannlok wird abgekoppelt, um dem Güterzug zu Hilfe zu kommen.
    Obwohl es einen Streckenblock gibt, eilt der Bremser ca. 800 m weit zurück, um den Zug nach hinten abzusichern, jedoch vergeblich. Ein
    nachfolgender Schnellzug fährt bei leichtem Nebel mit ca. 100 km/h auf den Sonderzug auf. Dabei wird der stählerne Waggon am Zugschluss des Sonderzuges in den davor gereihten hölzeren Schlafwagen geschoben, der dabei zerstört wird.
    Opferbilanz: 39 Tote, 86 Verletzte.

    Vor 60 Jahren:

    03. 07. 1957:
    [Mauvres, Frankreich] Zwischen Mauvres und St. Péray in der Nähe von Valence stoßen zwei Reisezüge zusammen.
    Opferbilanz: 35 Tote, 42 Verletzte.

    Vor 30 Jahren:

    02. 07. 1987: [Kasumbalesa, Zaire] Auf einem Bahnübergang bei Kasumbalesa fährt ein Lkw-Zug in die Flanke des ersten Waggons eines Reisezuges. Der Waggon stürzt um und reißt den zweitgereihten Waggon mit.
    Opferbilanz: 128 Tote.

    Quelle: Katastrophen auf Schienen von Peter Semmens, Transpress Verlag, Stuttgart 1996 und Wikipedia - Liste schwerer Unfälle im Schienenverkehr.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 60 Jahren:

    04. 07. 1957: [Rekawinkel] Ein mit der 1041.23 bespannter Güterzug fährt im Bahnhof Rekawinkel auf einen mit der 1062.09 bespannten, im Bahnhof stehenden Güterzug auf:

    Das zweite Foto zeigt die Bergungsarbeiten an einem der am Unfall beteiligten Güterwagen:

    Fotos von Alfred Luft. Aus BiB Nr. 13 - Unfälle und schadensfälle, Verlag Pospischil, Wien 1980.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 105 Jahren:

    05. 07. 1912:
    [Ligonier Valley, Bundesstaat Pennsylvania, USA] Ein auf einer Stichstrecke des ausgedehnten Kohlenbahnnetzes im Ligonier Valley vekehrender, mangels Umsetzmöglichkeit geschobener Sonderzug stößt auf offener Strecke mit einem entgegenkommenden, von zwei Lokomotiven gezogenen Kohlenzug zusammen. Dabei wird der Sonderzug durch die schweren Lokomotiven des Kohlenzuges regelrecht zerstört. Die Unfallursache kann nicht restlos geklärt werden, denn entweder wurde der Befehl, die Kreuzung mit dem Kohlenzug abzuwarten, vom Personal des Sonderzuges nicht befolgt oder er wurde gar nicht gegeben.
    Opferbilanz: 22 Tote, darunter 3 Mitglieder des Lokpersonals des Kohlenzuges.

    Vor 95 Jahren:

    11. 07. 1922:
    [Paredes, Spanien] Im Bereich des Bahnhofes von Paredes bei Palencia stoßen der "Asturias-Postzug" und ein aus Galicien kommender Schnellzug frontal zusammen. Dabei wird der hinter der Lok des Postzuges gereihte 1. Kl.-Waggons besonders in Mitleidenschaft gezogen, sodass sich die meisten Todesopfer in diesem Waggon befinden.
    Opferbilanz: 32 Tote, darunter die beiden Lokführer, 19 Schwerverletzte.

    Vor 90 Jahren:

    01. 07. 1927:
    [Alpacatal, Argentinien] Ein von zwei Lokomotiven gezogener und von Mendoza nach Buenos Aires verkehrender, mit Kadetten besetzter Sonderzug stößt bei Alpacatal mit einem Reisezug zusammen.
    Opferbilanz: 28 Tote, zum Großteil Kadetten sowie die 3 Lokführer und ein Bahninspektor.

    Vor 50 Jahren:

    06. 07. 1967:
    [Langenweddingen, ehem. DDR] An diesem Tag ereignet sich in Langenweddingen bei Magdeburg das schwerste Eisenbahnunglück in der Geschichte der DDR und es nimmt dadurch seinen Lauf, dass der diensthabende Fahrdienstleiter, der zugleich als Weichen- und Schrankenwärter am Stellwerk "Lof" seinen Dienst versieht, eine an sich lässliche, aber an diesem Tag umso
    folgenschwerere Dienstverletzung begeht.

    Zur Vorgeschichte:
    Bereits am 28. 06. stellt einer der diensthabenden Fahrdienstleiter fest, dass ein im Verlauf des Bahnüberganges über die Gleise gespanntes Fernsprech-Freiluftkabel der Post, das auf Grund der jahreszeitlich bedingten hohen Temperaturen mehr als üblich durchhängt, beim Schließen der Schranken Schwierigkeiten macht. Auf der Merktafel am Stellwerk wird zwar ein entsprechender Vermerk angebracht, unternommen wird aber nichts, bis es am 06. 07. zur Katastrophe kommt.

    Zum Ablauf vor der Katastrophe:
    Ab dem Zeitpunkt, an dem der Fdl. die Frühschicht übernimmt, hat derFdl. Schwierigkeiten beim Schließen des Schrankens. Er ruft die
    Aufsicht an, erklärt, das Kabel schlage gegen den Schrankenbaum und man möge die Post bezüglich des Problems mit dem Kabel verständigen. Als der Bahnhofsvorstand um 06:50 Uhr auf das Stellwerk kommt, meldet ihm der Fdl. trotz der Probleme mit dem Fernsprechkabel, dass es keine Probleme gebe.
    Der Vorstand liest zwar den Vermerk über die Probleme mit dem Kabel auf der Merktafel, unternimmt aber nichts. Um 07:54 Uhr fährt der Ng 8341, aus Blumenberg kommend auf Gleis 3 des Bahnhofes Langenweddingen ein und hält vor dem Ausfahrsignal an. Da der
    Bahnübergang der stark befahrenen Fernstraße 81 im Durchrutschweg des Ng liegt, hätte der Fdl. nach Vorschrift den Schranken auch bei
    Haltstellung des Ausfahrsignales schließen müssen, was er aber nicht tut, weil er den Straßenverkehr aus seiner Sicht nicht unnötig aufhalten will. Ein verhängnisvoller Fehler, denn in der Zwischenzeit hatte sich, von allen unbemerkt, das Kabel so weit gesenkt, dass es das vollständige Schließen des Schrankens unmöglich macht.
    Um 07:58 Uhr soll der beschleunigte P 852 von Haldensleben nach Thale, der aus der Dampflok 22 022, vier Doppelstockwagen und einem Gepäckwagen besteht, durch Langenweddingen durchfahren. Der P 852 ist sehr gut besetzt (ca. 250 Reisende), da mit ihm viele Eisenbahner samt deren Familien zu Ferienbeginn in ein Ferienlager unterwegs sind. Der Fdl. stellt für die P 852 das Einfahr- und das zugehörige Vorsignal auf Fahrt und beginnt erst nachher(!) mit dem Schließen des Schrankens. Da bemerkt er, dass sich der Schranken auf Grund des durchhängenden Fernsprechkabels nur zu etwa einem Drittel schließen lässt. Da verliert der Fdl. die Nerven und anstatt das Einfahrtssignal auf Halt zu stellen, versucht er, durch Vor- und Rückwärtsbewegen der Schrankenkurbel den Schranken vom durchhängenden Kabel zu befreien, was aber nicht gelingt. Aus dem Stellwerk blickend sieht er, dass sich auf der Straße ein Lkw nähert. Er nimmt die Signalfahne und winkt aus dem Stellwerk dem Lkw zu, worauf der Lkw-Fahrer tatsächlich stehen bleibt. In der Zwischenzeit nähert sich aber aus der Gegenrichtung ein mit 15.000 l Leichtbenzin beladener Tankwagen des VEB MINOL. Der Tankwagen-Fahrer kann den
    teilweise gesenkten Schranken sowie den auf der anderen Seite stehenden Lkw nicht richtig deuten und fährt daher auf den Bahnübergang. In diesem Moment erfasst der mit 85 km/h fahrende P 852 mit dem vorderen rechten Puffer der 22 022 den Tankwagen und schleudert ihn gegen das Stellwerksgebäude. Der Tankwagen explodiert und setzt augenblicklich das Stellwerksgebäude sowie die ersten beiden Doppelstockwagen in Brand. Der schwerverletzte Lokführer bringt den Zug zum Stehen, worauf auch die restlichen Waggons in Brand geraten.
    Der Bahnhofsvorstand und der Fahrdienstleiter werden zu je 5 Jahre Gefängnis, die gesetzliche Höchststrafe verurteilt.
    Opferbilanz: Nach offiziellen Angaben 94 Tote, von denen 77 sofort tot sind, darunter auch der Fahrer des Tankwagens. Von den 54 Schwerst- und Schwerverletzten sterben in der Folge weitere 17 Personen. Unter den Toten sind 44 Kinder. Nach unbestätigten Meldungen soll der Unfall ca. 140 Tote gefordert haben.


    Foto: Bundesarchiv, Bild 183-F0706-0041-001 / Koard, Peter / CC-BY-SA

    Zum Unfall von Langenweddingen gibt es dieser Tage zahlreiche Artikel in den Medien, die sich mit den Geschehnissen vor 50 Jahren befassen. Unter anderen auch auf http://www.mdr.de/sachsen-anhalt…dingen-100.html

    Vor 30 Jahren:

    09. 07. 1987:
    [Bundesstaat Andhra Pradesh, Indien]In den frühen Morgenstunden entgleisen mehrere Waggons des "Dakshin-Express" von Hyderabad nach Delhi knapp vor einer über den Hochwasser führenden Fluss Ganderanagi führenden Brücke. Zwei Waggons stürzen in den Fluss. Die Rettungsarbeiten werden durch den anhaltenden Monsunregen sehr erschwert.
    Opferbilanz: Über 50 Tote.

    Quellen: Katastrophen auf Schienen von Peter Semmens, Transpress Verlag, Stuttgart 1996; Eisenbahnunfälle in Europa von Erich Preuß, Transpress Verlag, Berlin 1991; Wikipedia -Liste schwerer Unfälle im Schienenverkehr.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Auch in der DDR hieß aber ein teilweise gesenkter Schranken vermutlich: Halt! Oder?

    Eh.
    Aber wenn man sich auf Youtube die zahllosen Filmchen oder Filmsequenzen mit motorisierten Verkehrsteilnehmern und Fußgängern (auch mit Kinderwägen) anschaut, die sich unter sich senkenden Schranken auf die Gleise bewegen, bezweifle ich, dass dieses Wissen bis heute schon in alle Köpfe vorgedrungen ist.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 135 Jahren:

    13. 07. 1882: [Tscherni, ehemals Russland, heute Weißrussland] Bei Tscherni entgleist ein als "Postzug" bezeichneter Schnellzug.
    Opferbilanz: Mehr als 150 Tote. Der Unfall ist einer der schwersten Eisenbahnunfälle des 19. Jahrhunderts.

    Vor 80 Jahren:

    17. 07. 1937: [Bith, Indien] Bei der Einfahrt in den Bahnhof von Bitha entgleist der "Punjab-Howrah-Express". Während die Lok und der ihr nachgereihte Waggon weitgehend unversehrt bleiben, werden die folgenden Waggons ineinandergeschoben und dabei zerstört. Die naheliegende Vermutung eines Sabotageaktes lässt sich allerdings nicht erhärten, sodass Testfahrten durchgeführt werden. Dabei stellt sich heraus, dass die Dampfloks der Pacific-Reihe XB auf schlecht unterhaltenen Streckenabschnitten sehr entgleisungsanfällig sind. Daraufhin wird der stellvertretende Betriebskontrolleur in Bhita vor Gericht gestellt, weil er es unterlassen haben soll, für den Streckenabschnitt, wo sich der Unfall ereignete, eine Geschwindigkeitsbeschränkung einzurichten. Nach dem Schuldspruch geht der Betriebskontrolleur in Berufung, worauf er freigelassen wird.
    Opferbilanz: 107 Tote, ca. 65 Verletzte.

    Vor 35 Jahren:

    12. 07. 1982: [Tepic, Mexiko] Ein Reisezug von Nogales nach Guadalajara entgleist in der Nähe von Tepic und stürzt in eine Schlucht.
    Opferbilanz: Über 50 Tote, über 120 Verletzte.

    Quellen: Katastrophen auf Schienen von Peter Semmens, Transpress Verlag, Stuttgart 1996 und Wikipedia - Liste schwerer Unfälle im Schienenverkehr.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Heute vor 110 Jahren, am 15. 7. 1907, ist der 7,1 km lange Abschnitt Mariazell - Gußwerk der am 2. Mai 1907 bis Mariazell eröffneten Mzb eröffnet worden. Vor 29 Jahren, am 29.Mai 1988 wurde nach knapp 81 Jahren der Betrieb wieder eingestellt und im Jahr 2003 der Oberbau abgetragen.

    Hier eine zeitgenössische Fotografie von Gußwerk. Im Vordergrund das bekannte Sägewerk, das für den Güterverkehr auf der Mariazellerbahn jahrzehntelang von wesentlicher Bedeutung war.


    Foto aus: Kleiner illustrierter Führer auf der Niederösterreichisch-Steirischen Alpenbahn (Mariazeller Bahn).
    Herausgeber: Verlag der Direktion der Niederösterreichischen Landesbahnen, Wien, ohne Jahresangabe.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor