Wandertag am Praterstern

  • 4020er ging ein, die Fahrgäste wurden gebeten, 30 Minuten im Zug zu verbleiben, betätigen die Türnottasten und widersetzten sich dieser Anweisung. Die Sicherheit auf den anderen Gleisen war zu diesem Zeitpunkt keineswegs hergestellt, da ein Ersatz-TFZ unterwegs war.

  • Persönlich kann ich die Entscheidung der Fahrgäste verstehen. In der prallen Sonne wird ein voller 4020 verdammt schnell heiß. Ich verstehe es eher nicht, warum die ÖBB dies nicht in einem geregelten Rahmen schafft. Es gibt genug Securitys (und Einsatzleiter, etc.) in und um Wien, welche auch teilweise mit Kfz unterwegs sind. 10 Minuten den Betrieb einstellen, Garnitur evakuieren und dann geregelt weitermachen.
    Die Realität im Zug wird vermutlich gewesen sein, dass die Reisenden im besten Fall erfuhren, dass sich die Weiterfahrt wegen eines technischen Defekts auf unbestimmte Zeit verschiebt.

    Sofern keiner in den Gegenverkehrsbereich gesprungen ist, war es aber ein überschaubares Risiko (das Ersatz-Tfz muss ja soweiso auf Sicht fahren).

    PS: Ich weiß, dass es rechtlich ganz anders aussieht.

  • PS: Ich weiß, dass es rechtlich ganz anders aussieht.

    eh, und auch zurecht. Weil die steigen da alle rein zufällig auf der richtigen Seite aus und bleiben auch auf dieser. Aber wohl rein zufällig.

    Ansonsten bin ich auch bei Dir: dass man da nicht geregelt die Leute aus dem Zug bringt, ist unverständlich.

  • Ich hab da einen Teil der Sudereien eh auch auf FB gelesen.
    Man kanns aus Sicht der Fahrgäste sehen, denens im Zug zu heiss wird (und angeblich KEIN Luftzug zu spüren war - trotz geöffneter Fenster) und die wiedermal wegen zu weniger Infos raunzen oder eben aus Sicht des Lokführers bzw. des EVU.

    Denn: vom 4020er mitten auf der Strecke aussteigen kann für den einen oder andren schon zum K(r)ampf werden. Was, wenn sich wer weh tut? Es geht heut ja immer nur um solche Belange. Da zunehmend jeder jeden verklagen kann, immer der andre (fürs eigene patschert sein) schuld ist, wird sich der Tfzf vorn das sicher nicht antun und seine Garnitur räumen. Wie könnte er allein das auch? Und da werden ihm auch nicht die 2-4 Mungos-Hansln am Praterstern groß helfen können.

    Andererseits war der Bstg vom Praterstern einen Steinwurf von der ersten Tür entfernt, sodass es schon lächerlich wirkt, warum man die Leut' dunsten lässt. Noch dazu, wenn die Türen nur in Fahrtrichtung rechts geöffnet würden, wäre für die Fahrgäste KEINE Gefahr entstanden (vorausgesetzt, sie marschieren alle Richtung Praterstern), da auch auf dem zu überquerenden Gleis kein weiteres Fahrzeug kommen hätte können.

    stillgelegt.

  • Ich selbst hab schon die ein oder andere Fahrzeugstörung mitbekommen. Leider war die Information meist sehr dürftig: nach einigen Minuten heißt es, Fahrzeugstörung und das wars. Wenns dann heiß wird, verstehe ich die Reaktion.
    Der Fahrgast möchte das Gefühl haben, ernst genommen und umsorgt zu werden. D.h. in dem Fall, rasch darüber informiert zu werden, dass es zuerst Probleme und dann kein weiterkommen gibt. Sicherlich kostet das vielleicht 30 Sekunden oder gar eine Minute, aber den Fahrgästen wird es wesentlich kürzer vorkommen. Eine Info, dass eine Ersatzgarnitur angefordert bzw. dann am Weg ist, vertreibt den Kunden dann auch noch die Zeit. Und im optimalen Fall, weist man sogar auf die fehlende Klimaanlage hin und bittet sie die Fenster zu öffnen.

    Durch den 0:0-Betrieb wurde der Tfzf eben auch zum Kundendienstmitarbeiter, ansonsten muss er bei den Gütern bleiben.

  • Durch den 0:0-Betrieb wurde der Tfzf eben auch zum Kundendienstmitarbeiter, ansonsten muss er bei den Gütern bleiben.

    Richtig. Das Problem der fehlenden bzw. mangelhaften Fahrgast-Information ist sehr oft personenbezogen. Ich habe schon des Öfteren erlebt (auch in der U-Bahn), dass sich der Tfzf. bzw. der U-Bahn-Fahrer schon nach wenigen Augenblicken mit einer Vorabinformation meldet und weitere Informationen ankündigt, sobald diese vorliegen. Dadurch wird dem Fahrgast das Gefühl vermittelt, als solcher wahrgenommen zu werden und nicht als Beförderungsfall abgetan zu werden.
    Andere wiederum lassen die Fahrgäste dunsten, entweder weil sie von Natur aus mundfaul sind oder weil sie Angst vor dem Verhaspeln haben und so lange nichts sagen wollen, bis sie gesicherte Informationen haben. Was die diesbezügliche Mitarbeiterschulung anbelangt, haben die ÖBB noch sehr viel Nachholbedarf.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Ich hab unlängst bei der DB erlebt, dass auf einer eingleisigen Strecke unmittelbar nach Halt der Garnitur am Bstg eine Durchsage erfolgte, dass sich die Abfahrt wegen Abwarten des Gegenzuges verzögern würde.

    Auf der anderen Seite eine Fahrt in der Schnellbahn, die vom verspäteten Regionalzug in Vöslau überholt wurde, wo aber keinerlei Info über den verlängerten Aufenthalt kam.

    Allgemein würd ich aber dennoch meinen, dass die Weitergabe von Infos zwar verbesserungsfähig, aber nicht so schlecht ist, wie behauptet wird. Ein Tfzf, der mit seinem 4020er die komplette Stammstrecke blockiert wird einfach andere Sorgen und Gedanken haben, als alle 5min die Leut zu informieren. Zudem kanns auch vorkommen, dass man die Durchsagen generell nicht versteht, weil zu leise.

    stillgelegt.

  • Ich habe das Gefühl, die meisten Tfzf wissen mittlerweile sehr wenig von der Technik mit der sie unterwegs sind und deren Vorgehen ist: Geht nicht -> 2-3 Mal neu Aufrüsten -> Zug steht -> Leitstelle informieren -> Warten.
    Aber ich habe auch schon öfters das genaue Gegenteil erlebt - nicht dass alles schlecht wäre ;) -, aber es ist und bleibt leider die Ausnahme.

    Unvergesslich in Erinnerung bleiben wird mit jener Tfzf der vor ca. 10 Jahren auf der Strecke Strasshof - Floridsdorf sicherlich ein paar km zu Fuß zurück legte und dabei auch noch Humor bewies:
    In Strasshof lief er das erste Mal zurück in die hintere Garnitur, bevor es weiter ging. In Deutsch-Wagram kamen wir dann 2 Mal wieder nur 5 Meter bevor er sich auf den Weg machen musste. Danach kam die Durchsage: aktuell x Minuten verspätet, wegen technischen Defekt nur bis Floridsdorf. In Süßenbrunn klappte es dann auf Anhieb, dafür bockte der hintere 4020 in Leopoldau gründlich. Nach dem 3-4 Lauf entlang der Garnitur kam dann die Durchsage (merklich außer Atem): Der Zug hat sich wohl seiner Frau angeschlossen, er müsse mehr Bewegung machen. Er hoffe, dass wir noch bis Floridsdorf kommen.
    Das Ergebnis waren großenteils merklich amüsierte Reisende, obwohl wir in Floridsdorf sicherlich schon an die 15 Minuten Verspätung hatten.

  • Zitat

    Ich habe das Gefühl, die meisten Tfzf wissen mittlerweile sehr wenig von der Technik mit der sie unterwegs sind und deren Vorgehen ist: Geht nicht -> 2-3 Mal neu Aufrüsten -> Zug steht -> Leitstelle informieren -> Warten.

    Die Antwort ist einfach: Welche Voraussetzungen musste ein TFZf "früher" erfüllen? Eine abgeschlossene Berufsausbildung im Metall- oder Elektrobereich. Am Anfang Dienst auf einer Verschublok > es folgt jahrelanges "Hinaufarbeiten" zu Schnellzügen. Heute fährt jeder Zuckerbäcker oder zur Not auch Hausfrau einen ICE, wenn er/sie die nötigen Module in kürzester Zeit absolviert hat und nicht mehr als 20% übergewichtig ist. Und da lernt man eben nur Geht nicht -> 2-3 Mal neu Aufrüsten -> Zug steht -> Leitstelle informieren -> Warten. Andererseits: Was willst denn selbst als Mechaniker oder Elektriker an einem Taurus, Vectron oder CityJet selbst "auf der Strecke" reparieren?

    Einmal editiert, zuletzt von westbahn (28. Juni 2017 um 13:53)

  • Eine abgeschlossene Berufsausbildung im Metall- oder Elektrobereich

    Finde ich in den aktuellen Stellenausschreibungen nicht mehr.

    Wenn ich mir die Tfzf der Schnellbahn in Wien ansehe, dann sind dies oft "recht" junge. Und dort sind noch viele 4020 unterwegs, wo man noch ein wenig machen könnte. Auf modernen Fahrzeugen reichen natürlich meist Computer-Grundlagen und Hausverstand.