Modelleisenbahn Holdung GmbH setzt bei Fleischmann Mitarbeiter an die Frischluft

  • [size=12pt]Sozialplan bei Fleischmann vereinbart [/size]
    Modellbahnfirma Fleischmann und Betriebsrat einig

    NÜRNBERG - Der Nürnberger Modellbahnhersteller Fleischmann, die Modelleisenbahn Holding GmbH als designierter Käufer sowie die Arbeitnehmervertreter haben sich auf einen Sozialplan für den bevorstehenden Arbeitsplatzabbau geeinigt.

    Das teilten Fleischmann und die Modelleisenbahn Holding in einer gemeinsamen Erklärung mit. Vorausgegangen seien wochenlange und intensive Verhandlungen mit dem Betriebsrat und der IG Metall. In dem Schreiben bestätigen die beteiligten Unternehmen zudem erstmals offiziell, dass Fleischmann in Heilsbronn konzentriert werden soll. Der Stammsitz Nürnberg sowie der Standort Dinkelsbühl werden dagegen geschlossen und Teile der Produktion nach Osteuropa verlagert.

    Harald Gottschalk bestätigte die Einigung. «In Heilsbronn arbeiten künftig 225 Mitarbeiter. Das heißt, dass 107 Kollegen ihren Arbeitsplatz verlieren«, sagte der Nürnberger Betriebsratsvorsitzende nach einer Betriebsversammlung. Wer konkret von Entlassung betroffen ist, sei zwar noch nicht endgültig entschieden. «Aber es ist doch klar, dass viele Leute sehr verunsichert sind.« Voraussichtlich ab Mai gingen die Kündigungen raus, spätestens Ende des Jahres gehen in Nürnberg und Dinkelsbühl endgültig die Lichter aus.

    Abfindung «über dem üblichen Maß«

    Immerhin, so der Betriebsrat, sei es gelungen, für die Betroffenen im Sozialplan eine Abfindung «über dem üblichen Maß« auszuhandeln. Konkrete Zahlen wollte er nicht nennen, doch profitierten von der Regelung vor allem die Kollegen im Alter von 45 bis 60 Jahren. «Das ist der größte Teil von uns.« Außerdem liefen zurzeit noch Gespräche mit der Gesellschaft für berufliche Weiterqualifizierung (GbQ), bei der die Betroffenen dann zum Beispiel ein Bewerbungstraining absolvieren können.

    Der gleichzeitig vereinbarte Interessenausgleich für die verbleibenden Mitarbeiter sehe unter anderem vor, dass heuer zum ersten Mal seit 2004 wieder das volle Weihnachts- und Urlaubsgeld ausgezahlt werde, so der Betriebsrat. Er betonte zudem, dass Fleischmann als eigenständige Marke weiterexistieren werde. So ziehe etwa die Verwaltung ebenfalls nach Heilsbronn und nicht an den Stammsitz der Modelleisenbahn Holding GmbH in Freilassing.

    Neue Führung unklar

    Wer allerdings künftig an der Spitze des Noch-Nürnberger Traditionsunternehmens steht, ist offiziell noch nicht bekannt. Von der teilweisen Verlagerung der Produktion soll derweil laut Insiderkreisen das rumänische Arad an der Grenze zu Ungarn profitieren. Dort betreibt schon Roco ein Werk. Der Fleischmann-Konkurrent gehört bereits zur Modelleisenbahn Holding. Räumlich jedoch soll die Fertigung für beide Marken getrennt bleiben.

    Mit der Übernahme von Fleischmann erreicht die Konsolidierungswelle in der Branche einen weiteren Höhepunkt - und verliert der einst stolze Modellbahnstandort Nürnberg sogar seinen letzten eigenständigen Vertreter. Zuvor hatten bereits Arnold (an die britische Hornby) sowie LGB und Trix (beide an Marktführer Märklin) aufgeben müssen. Doch auch Roco und selbst Märklin haben bereits eine Insolvenz beziehungsweise Rettung in letzter Sekunde hinter sich.

    Gregor le Claire
    1.5.2008

    Quelle: http://www.nn-online.de/artikel.asp?art=810097&kat=5&man=3