Gedenk- und Bedenktage, Jubiläen etc.

  • Ich bin der Meinung, dass im Board "Historisches" Platz für ein Unterboard sein sollte, das an besondere Ereignisse im Zusammenhang mit der Eisenbahn erinnern soll. Dazu gehören aus meiner Sicht Streckenjubiläen, z. B. dargestellt durch zeitgenössische Berichte über die Eröffnung, aber auch Bedenktage, z. B. langfristige oder endgültige Streckensperren nach Naturkatastrophen oder Jahrestage von schweren Eisenbahnunfällen.
    Daher meine Bitte an die Administration um Einrichtung eines entsprechenden Unterboards. Danke im Voraus.

    Ich mache jedenfalls hier einmal den Anfang, indem ich kurz über die Jahrestage mehrerer Eisenbahnunfälle berichte, die sich gerade Mitte September häufen. Die Aufzählung erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollzähligkeit. Jeder, der weitere Be- oder Gedenktage weiß, ist eingeladen, sie hier zu posten.

    Vor 90 Jahren:

    11. 9. 1918: Zusammenstoß eines mit Kindern besetzten Sonderzuges mit einem Güterzug bei Pila (Schneidemühl) in Polen.
    Opferbilanz: 35 Tote, 18 Verletzte.

    12. 9. 1918: Zusammenstoß zwischen D 13 (Leipzig - Dresden) und D 196 (Berlin - Dresden mit Kurswagen nach Österreich) in Dresden-
    Neustadt, wobei der D 13 auf dem vor einem Halt zeigenden Signal stehenden D 196 auffährt. Die Lok des D 13 wird nur leicht
    beschädigt, die letzten drei Wagen des D 196 jedoch total zerstört. Beim Prozeß gegen das Lokpersonal des D 13, das den Unfall
    überlebt hat, stellt sich heraus, dass der Lokführer farbenblind ist! Nachdem der Unfall bei Dunkelheit um ca. 22:10 Uhr
    passiert, kann er die Signalstellung nicht erkennen. Lokführer und Heizer werden zu Gefängnisstrafen von je 8 Monaten
    verurteilt.
    Opferbilanz: 38 Tote,118 Verletzte.


    13. 9. 1918: Absturz eines aus 11 Reisezugwagen mit Holzaufbau bestehenden Schnellzuges von einem Bahndamm in den Merwede-Kanal bei
    Weesp in den Niederlanden, nachdem der von tagelangem Regen aufgeweichte Regen bei Annäherung des Zuges weggerutscht war.
    Schiffe, die gerade auf dem Kanal unterwegs sind, bringen die Verletzten in die nächstgelegenen Krankenhäuser. Die
    Unfalluntersuchungen ergeben, dass die Dammböschung zu steil ausgeführt war und dass eine wasserundurchlässige Lehmschicht im
    Bahndamm das Abfliessen des Regenwassers verhindert hatte.
    Opferbilanz: 41 Tote, 42 Schwerverletzte.

    Vor 80 Jahren:

    10. 9. 1928: Zwischen Brünn und Lundenburg (Breclav) fährt der "Paris-Bukarest-Expreß" auf einen Güterzug auf.
    Opferbilanz: 21 Tote, 29 Verletzte.

    Vor 60 Jahren:

    14. 9. 1948: Südkorea: Bei Taejon fährt ein Personenzug auf einen anderen Zug auf.
    Opferbilanz: 40 Tote, ca. 60 Verletzte. Die meisten Todesofer sind US-Soldaten.

    Vor 50 Jahren:

    14. 9. 1958: Auf der im Jahr 1953 elektrifizierten Drachenfelsbahn, einer Zahnradbahn zwischen Königswinter am Rhein und der Burgruine
    Drachenfels werden in den Sommermonaten bei Einschubzügen auch noch Dampflokomotiven eingesetzt. Bei einem dieser Züge
    entgleist die Dampflokomotive, wobei die drei Personenwagen umstürzen.
    Opferbilanz: 17 Tote, 94 Verletzte.

    15. 9. 1958: Newark Bay, New Jersey, USA: Drei Waggons und die beiden Lokomotiven eines aus zwei Diesellokomotiven und fünf Waggons
    bestehenden Personenzuges stürzen in die Newark Bay, nachdem der Zug trotz Halt zeigender Signale auf Grund der offenen
    Hubbrücke durch die aktivierte Gleissperre zum Entgleisen gebracht wird. Zwei Waggons versinken sofort in den Fluten, der dritte
    bei Einsetzen der Flut. Die Passagiere aus dem dritten Wagen können sich retten, die Fahrgäste des zweiten Waggon werden
    fast ausnahmslos getötet. Der erste Waggon ist zum Glück leer. Lokführer, Beimann, Zugführer und Bremser kommen ebenfalls ums
    Leben, sodass der Grund, warum die Lokmannschaft das Haltesignal ignorierte, nie geklärt werden kann.
    Opferbilanz: 48 Tote.

    Quellen: Peter Semmens, Katastrophen auf Schienen - eine weltweite Dokumentation; transpress Verlag, Stuttgart 1996.
    Erich Preuß, Eisenbahnunfälle in Europa - Tatsachen, Berichte, Protokolle; transpress Verlagsgesellschaft, Berlin 1991.

    dr. bahnsinn

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • An und für sich eine gute Idee, nur hast du da eine Vorstellung wie umfangreich so eine Datei werden kann? Willst du es in loser Folge oder Monats und Jahresbezogen abhandeln?

  • [quote author=297.401 link=topic=14482.msg81617#msg81617 date=1221413180]
    An und für sich eine gute Idee, nur hast du da eine Vorstellung wie umfangreich so eine Datei werden kann? Willst du es in loser Folge oder Monats und Jahresbezogen abhandeln?
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    Wie du meiner obigen Aufstellung über die Eisenbahnunfälle entnehmen kannst, sollen es "runde" Jubiläen oder Be- und Gedenktage sein. Also alle zehn, maximal fünf (z. B. 25 oder 75) Jahre. Dadurch wird die Sache schon zu schaffen und zu überschauen sein.

    dr. bahnsinn

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Hier die Fortsetzung über Eisenbahn-Unfälle-Gedenktage:

    Vor 9o Jahren:

    19. 9. 1918: Zusammenstoß zweier Züge im Pacy-Tunnel bei Tonnerre (Magistrale Paris - Lyon).
    Opferbilanz: ca. 30 Tote, ca. 100 Verletzte.

    Vor 15 Jahren:

    22. 9. 1993: Ein Zug stürzt bei Mobile im Bundesstaat Alabama (USA) in die Tiefe, nachdem ein Lastkahn eine Brücke gerammt hatte.
    Opferbilanz: Insgesamt 44 (leider keine Unterscheidung in Tote und Verletzte vorhanden).

    Quellen: Siehe oben.

    dr. bahnsinn

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Es müssen wohl nicht nur Gedenktage an schwere Unglücke sein. Es gibt auch Gedenktage an Persönlichkeiten , welche im Bahnwesen gewirkt haben.
    Deshalb erinnere ich an den Todestag eines Tirolers der viel im Bahnwesen der österr. Monarchie und über deren Grenze hinaus vielgeleistet hat.
    Vor 150 Jahren verstarb am 1. 10. Alois Negrelli. Geboren in Primör in Welschtirol (heute Primiero di Fiera imTrentino) lernte er nach dem Schulbesuch den Strassenbau und Hochwasserschutz und plante dabei bei vielen Tiroler Strassenprojekten mit. Nach weiterer Tätigkeit in Vorarlberg ging er in die Schweiz und plante dort die ersten Eisenbahnen. In diesem Zeitraum arbeitete er auch die ersten Projekte für eine Bahn in Tirol aus.
    Seine Tätigkeit für österr. Bahnen war im speziellen bei der Nordbahn, damals bekam er auch seinen Titel Ritter von Moldelbe, und dann bei der priv. Südbahngesellschaft im Lombardisch-Venetianischen Raum.
    Er führte auch den Bau der Südtiroler Bahn aus. Leider erlebte er nicht die Fertigstellung dieser Bahn.
    Auch sein Lebenswerk, den Suezkanal, konnte er nicht mehr selbst fertigstellen und andere rühmten sich mit seiner Arbeit.
    Auf den Bilder ist das Denkmal für Negrelli mit der Gedenktafel und seinem Geburtshaus in Primör abgebildet.
    tba- werner

    Meine Fotos auf

    Einmal editiert, zuletzt von ELIN (14. Februar 2011 um 18:03)

  • Danke an tba-werner, dass er uns an eine bedeutende Persönlichkeit aus Alt-Österreich erinnert hat. Während die Semmeringbahn (fast) jeder mit dem Namen Carl Ritter v. Ghega in Verbindung bringen kann, fällt einem beim Namen Negrelli eine (ehemalige?) Baufirma oder bestenfalls der Suez-Kanal ein. Immerhin wird Alois Negrelli in Österreich daurch gewürdigt dass ein ehemaliges Baggerschiff der Bundeswasserverwaltung seinen Namen trägt.
    Das Schiff wird gegenwärtig als Kultur- und Ausstellungsschiff verwendet. Hubert von Goisern war damit z. B. auf Konzerttournee auf der Donau bis zum Schwarzen Meer unterwegs.

    dr. bahnsinn

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Fortsetzung der Unfall-Gedenktage:

    Vor 100 Jahren:

    25. 9. 1908: Zusammenstoß zweier Züge der Northern Pacific in Young's Point, Montana, USA.
    Opferbilanz: 23 Tote.

    26. 9. 1908: Flankenfahrt zweier U-Bahnzüge in Berlin auf einer Hochstrecke zwischen den Stationen Leipziger Platz und Warschauer Brücke,
    wobei ein U-Bahnwagen in die Tiefe stürzt. Unfallursache ist das Nichtbeachten eines Signales durch einen der beiden Fahrer durch
    Unaufmerksamkeit.
    Opferbilanz: 21 Tote, mehr als 20 Verletzte.

    Vor 85 Jahren:

    27. 9. 1923: Einsturz einer Eisenbahnbrücke über den Cole River während der Fahrt eines Zuges der Chicago, Burlington & Quincy Bahngesellschaft
    in Lockett, Wyoming, USA durch Unterspülung der Brückenfundamente nach schweren Regenfällen. Die Lokomotive und die ersten
    fünf Waggons stürzen in den Fluss und werden von den Wassermassen mitgerissen.
    Opferbilanz: 31 Tote, 3 Verletzte.

    Vor 70 Jahren:

    25. 9. 1938: Zusammenstoß zweier vollbesetzter Personenzüge in Martorell, 24 km westlich von Barcelona, Spanien. Die Unfallursache ist bis heute
    nicht geklärt, wobei sowohl eine Signalstörung als auch menschliches Versagen durch einen Fahrdienstleiter in Frage kommen.
    Opferbilanz: 68 Tote, ca. 300 Verletzte.

    Vor 40 Jahren:

    1. 10. 1968: Zusammenstoß zweier Personenzüge zwischen Athen und Korinth, Griechenland.
    Opferbilanz: 34 Tote, 150 Verletzte.

    Quellen: siehe Eröffnungsposting

    dr. bahnsinn

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 95 Jahren, am 29. 9. 1913, ertrank Rudolf Diesel, in jeder Diesellok namentlich verewigt, während der Überfahrt nach Harwich (England) in den Fluten der Nordsee. Die Todesursache ist nicht restlos geklärt. Man vermutet, dass Diesel, obwohl am Höhepunkt seiner Berühmtheit stehend, finanziell völlig am Ende war und er deshalb seinem Leben freiwillig ein Ende setzte.
    Geboren wurde Rudolf Diesel vor 150 Jahren in Paris am 18. 3. 1858.

    Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Diesel

    dr. bahnsinn

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

    Einmal editiert, zuletzt von dr. bahnsinn (28. September 2008 um 18:37)

  • Am 5. 10. 1898 wurde in der Schweiz die Stansstad - Engelberg-Bahn (Schmalspur 1000 mm) eröffnet, die von Anfang an elektrisch mit Drehstrom (750 V 32 Hz) betrieben wurde. Andere Quellen geben 800 V und 33 1/3 Hz an.
    Anfang der 60er Jahre geriet die Bahn in finanzielle Schwierigkeiten und wurde unter staatliche Zwangsverwaltung gestellt. 1964 wurde die Bahnlinie um 3 km bis Hergiswil verlängert und dadurch der Anschluss an die Brünig-Bahn Luzern - Interlaken der SBB hergestellt. Gleichzeitig erfolgte eine Komplettsanierung der Strecke und die Umstellung der Stromversorgung auf 15 000 V 16 2/3 Hz.
    Die Bahn konnte ab diesem Zeitpunkt ab Luzern verkehren und nahm daher den Namen Luzern - Stans - Engelberg-Bahn (LSE) an. Die Strecke Hergiswil (449 m Seehöhe) - Engelberg (999 m) ist 25 km lang und überwindet dabei 550 Höhenmeter, davon allein 295 Höhenmeter im 2 km langen Zahnstangenabschnitt System Riggenbach zwischen den Streckenkilommetern 20 und 22 mit einer Maximalsteigung von 246 Promille.
    Am 1. 1. 2005 erfolgte der Zusammenschluss der LSE mit der Brünigbahn zur Zentralbahn (zb).
    Im August 2005 wurde der in der Aa-Schlucht liegende Streckenteil ab km 17 durch ein Katastrophen-Hochwasser weitgehend zerstört. Der Verkehr konnte im Dezember 2005 wieder aufgenommen werden.

    Quellen: Gebirgsbahnen Europas von Ascanio Schneider, Orell Füssli-Verlag, Zürich 1963, S. 189 ff.
    Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Luzern-Stans-Engelberg-Bahn

    dr. bahnsinn

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