Gedenk- und Bedenktage, Jubiläen etc.

  • Vor 175 Jahren:

    07. 07. 1839: [im heutigen Tschechien] Der Unfall verläuft zwar relativ harmlos, ist aber angesichts der Umstände trotzdem schildernswert. An diesem Tag findet die festliche Eröffnung der Bahnstrecke Lundenburg (Břeclav) - Brünn statt, weshalb auch drei Festzüge von Wien nach Brünn und retour im damals üblichen Zeitabstand unterwegs sind. Bei der Rückfahrt wird die Lok des zweiten Festzuges untauglich und muss auf freier Strecke vom Lokpersonal repariert werden. Dem Lokführer des dritten Festzuges, ein Engländer namens John Williams, macht seine Lok mit dem Namen "Gigant" ebenfalls Schwierigkeiten, indem sie nicht die volle Leistung bringt. Der Lokführer muss daher ebenfalls auf freier Strecke anhalten, um ein paar Schrauben nachzuziehen. Doppelt peinlich, weil es sich erstens um einen Eröffnungszug handelt und zweitens, weil entlang der Strecke zahlreiche Schaulustige den Zügen zujubeln. Als die Lok wieder ihre volle Leistung bringt, versucht John Williams, überall dort, wo es die Strecke zulässt, die Verspätung aufzuholen. Bei Vranovice vergisst er dabei auf den Sicherheitsabstand zu achten, worauf sein Zug auf den zweiten Eröffnungszug auffährt. Dabei werden zwei Personenwagen des zweiten Eröffnungszuges zertrümmert sowie die Lok "Gigant" und der erstgereihte Wagen des dritten Eröffnungszuges leicht beschädigt.
    Opferbilanz: 60 Verletzte.

    Vor 110 Jahren:

    03. 07. 1904: [USA] In Litchfield (Bundesstaat Illinois) entgleist ein Personenzug auf einer auf Grund eines Sabotageaktes beschädigten Weiche.
    Opferbilanz: 24 Tote.

    Vor 70 Jahren:

    06. 07. 1944: [USA] Bei High Cliff (Bundesstaat Tennessee) stürzen die Lokomotive und fünf Waggons eines Truppentransportzuges über eine 15 m hohe Böschung in einen Bach. Unfallursache: Entgleisung auf Grund überhöhter Geschwindigkeit (ca. 70 km/h anstatt der erlaubten 55 km/h) in einem kurvenreichen Streckenabschnitt sowie auf Grund einer Gleiserweiterung im Bereich der Entgleisungstelle im Ausmaß von ca. 1,5 cm.
    Opferbilanz: 35 Tote, 98 Verletzte.

    Vor 60 Jahren:

    3. 7. 1954: [Frankreich] Ca. 10 km nördlich von Tournon stoßen ein von Lyon nach Nimes fahrender Dieseltriebzug und ein Güterzug frontal zusammen. Unfallursache: Obwohl der tagsüber wegen Bauarbeiten eingleisig abgewickelte Betrieb bereits beendet ist, leitet ein Weichenwärter irrtümlich einen der beiden Züge auf das falsche Gleis. Der Weichenwärter wird inhaftiert.
    Opferbilanz: 33 Tote.

    Quellen: Katastrophen auf Schienen von Peter Semmens, Transpress Verlag, Stuttgart 1996 und Eisenbahnunfälle in Europa von Erich Preuß, Transpress Verlag, Berlin 1991.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Am 5. 7. 1909 erfolgte die durchgehende Inbetriebnahme der Tauernbahn. Der Teilabschnitt Schwarzach-St. Veit - Badgastein war bereits am 20. 9. 1905 eröffnet worden (siehe Foto unten).

    Baubeginn für die 80,9 km lange Strecke bis Spittal/Drau war im Oktober 1901.

    Die ersten Planungen gab es bereits im Jahr 1880. Fast 20 veschiedene Linienführungen wurden projektiert und teilweise auch im Gelände abgesteckt, bis sich letztendlich die Variante durch das Gasteiner Tal durchsetzte, erstens war sie die kürzeste Variante, zweitens wies sie auch den kürzesten Scheiteltunnel*) auf.

    Quelle: Gebirgsbahnen Europas von Ascanio Schneider, Orell Füssli Verlag, Zürich 1963, S. 298 ff.

    *) Übrigens, beim Bau des 8,55 km langen Tauerntunnels wurden mehrere Quellen mit Schüttungsmengen von 40, 50 und 60 Sekundenlitern angeschnitten und das Wasser musste entsprechend abgeleitet werden. Rund 100 Jahre später musste der geplante Semmering-Basistunnel auf Betreiben des Landes NÖ., insbesondere auf Betreiben des blaugelben Landesvaters umgeplant werden, weil man beim Anschneiden von Quellen das "Ausrinnen" des Semmering-Gebirgsstockes befürchtete. In Bad Gastein, wo man umsomehr auf den Fortbestand seiner Heilquellen angewiesen ist, sprudelt das Wasser immer noch....


    Auf der Bahnsteigseite des Stationsgebäudes in Bad Gastein angebrachte Gedenktafel an die allerhöchste Eröffnung des Tauernbahnabschnittes Schwarzach-St. Veit - Bad Gastein am 20. 09. 1905 durch Seine Majestät, Kaiser Franz Joseph I.
    Foto: dr. bahnsinn

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 45 Jahren:

    11. 07. 1969: Bei diesem Unfall handelt es sich um den ersten schweren Unfall im Bereich der Wiener Schnellbahn. Bei einer Umstellfahrt im damaligen Bahnhof Landstraße überfährt die Schnellbahngarnitur 4030.218 um 04:36 Uhr ein "Verschubverbot" zeigendes Verschubsignal und stößt mit dem durchfahrenden, aus der 1042.049 bestehenden Lokzug frontal zusammen. Das erste Foto unten zeigt den ziemlich ramponierten 4030.218 bei den Aufräumarbeiten an der Unfallstelle. Das zweite Foto zeigt die ebenfalls arg in Mitleidenschaft gezogene 1042.049, nachdem sie von der 52.3683 ins Freie gezogen worden war. Der Tfzf. der 1042er konnte rechtzeitig abspringen:


    Quelle und Fotos: BiB 13 - Unfälle und Schadensfälle, Verlag Pospischil Wien 1980, S. 19 und 20.

    15. 07. 1969: [Indien] Ca. 40 km nördlich von Cuttack fährt ein Güterzug auf einen angehaltenen Reisezug auf.
    Opferbilanz: Über 100 Tote.

    Vor 30 Jahren:

    14. 7. 1984: [Jugoslawien] Der Lokführer eines Güterzuges ignoriert das Halt zeigende Einfahrsignal des Bahnhofes Divaca im damaligen Jugoslawien und fährt mit ca. 65 km/h auf den im Bahnhof haltenden Schnellzug aus Belgrad mit Zugteilen zu den Adriahäfen Koper und Pula auf. Auf Grund der Urlaubszeit befinden sich ca. 1400 Fahrgäste in den 14 Waggons des Schnellzuges. Durch den Aufprall werden die letzten drei Waggons des Schnellzuges zerstört und 16 Waggons des Güterzuges schwer beschädigt. Der Lokführer des Güterzuges, der das Unglück überlebt, gibt an, sich aus Übermüdung nicht mehr erinnern zu können, was die Signale bei der Einfahrt in den Bahnhof anzeigten, da er bereits seit über 14 Stunden im Dienst und seine Ablöse nicht erschienen war. Der Lokführer wird daraufhin in Haft genommen.
    Opferbilanz: 31 Tote, 33 Verletzte.

    Quellen: Katastrophen auf Schienen von Peter Semmens, Transpress-Verlag, Stuttgart, 1996.
    Eisenbahnunfälle in Europa von Erich Preuß, Transpress-Verlag, Berlin 1991.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Am 21. Juli 1929 wurde im Beisein des spanischen Königs Alfonso XIII. und dem französischen Präsidenten Gaston Doumerguedie die östliche, von Toulouse über La Tour de Carol - Puigcerdá - Ripoll nach Barcelona führende und insgesamt 222 km lange Pyrenäentransversale eröffnet, die auch heute noch existiert. Die eingleisige Strecke ist auf französischer Seite bis Puigcerdá seit Anbeginn mit 1500 V = elektrifiziert. Die maximale Steigung liegt bei 40 Promille und der minimale Kurvenradius liegt bei 200 m, Faktoren, die die Leistungsfähigkeit der Strecke sehr einschränken. Der Scheitelpunkt der Strecke mit 1.567 m Seehöhe befindet sich beim Südportal des Scheiteltunnel de Puymorens (5.410 m). Zwischen den Grenzbahnhöfen La Tour de Carol (SNCF) und Puigcerdá (RENFE) liegt ein Dreischienengleis, sodass bis in den Grenzbahnhof der jeweils anderen Bahnverwaltung gefahren werden kann. Der Normalspurverkehr zwischen La Tour de Carol und Puigcerdá ist laut Wikipedia aber eingestellt.
    Der französische Abschnitt (163 km lang) weist 17 Tunnel mit 13,6 km Gesamtlänge auf, darunter auch den Kehrtunnel Tuinnel hélicoidal de Saillens (1.752 m). Auf spanischer Seite gibt es 59 Tunnel (darunter den Túnel de Tosas mit 3.904 m) mit 12,0 km Gesamtlänge. Der spanische Abschnitt der Bahnlinie ist mit 3000 V = elektrifiziert.
    In La Tour de Carol befindet sich auch der Endpunkt der Cerdagne Linie (Le Petit Train Jaune).
    Die mittel- bis langfristige Zukunft der durchgehenden Transpyrenäenlinie ist leider genausowenig gesichert wie die des kleinen gelben Pyrenäenzuges.

    Zur Orientierung: Eisenbahnkarten Frankreich und Iberische Halbinsel von Boris Chomenko

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 50 Jahren:

    26. 7. 1964: [Portugal] Ein Dieseltriebzug der CP entgleist bei Custoias, ca. 5 km vor dem Zielbahnhof Porto (Portugal) in einem kurvigen Abschnitt der Strecke. Während der Triebwagen und der zweite Beiwagen weitgehend unbeschädigt bleiben, kracht der erste Beiwagen in den Brückenpfeiler einer Wegüberführung und wird dabei völlig zerstört. Nach Behördenangaben befinden sich im Zug mehr als drei Mal so viele Fahrgäste als zugelassen, da viele Personen nach einem Badeausflug nach Porto zurückfahren wollen. Da die Bahnlinie am Unfallort in einem tiefen Einschnitt liegt, gestalten sich die Bergungsarbeiten sehr schwierig. Die Verletzten müssen mit improvisierten Tragbahren bzw. auf dem Rücken der Sanitäter den Abhang hinauftransportiert werden.
    Unfallursache: Überhöhte Geschwindigkeit, da der Zug zum Zeitpunkt der Entgleisung mit 95 km/h unterwegs ist, was wesentlich über der erlaubten Geschwindigkeit für den Streckenabschnitt war sowie die massive Überbesetzung des Zuges. Es ist das schwerste Eisenbahn-Unglück in der Geschichte der Eisenbahn in Portugal.
    Opferbilanz: Je nach Quelle unterschiedliche Angaben. Die Zahl der Todesopfer schwankt zwischen 89 und 104, die der Verletzten zwischen 105 und 121.

    29. 7. 1964: [Südafrika] In der Nähe der Bergarbeiterstadt Randfontein entgleist ein Reisezug.
    Opferbilanz: Über 20 Tote.

    Vor 45 Jahren:

    30. 07. 1969: [Jugoslawien, heute Mazedonien] Im Bahnhof Gostivar entrollen bei Verschubarbeiten drei 40 t-Kesselwaggons auf die im Gefälle liegende freie Strecke in Richtung Tetovo. Ein entgegenkommender zweiteiliger Dieseltriebwagen kann nicht gewarnt werden, wodurch es auf freier Strecke zum Zusammenstoß kommt und der führende Triebwagen bis auf ca. 2 m zusammengestaucht wird. Die für das Entlaufen der Kesselwagen verantwortlichen Verschubarbeiter werden in Haft genommen.
    Opferbilanz: 29 Tote, 17 Verletzte.

    Quellen: Katastrophen auf Schienen von Peter Semmens, Transpress Verlag, Stuttgart 1996 und Wikipedia.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Eigentlich können gleich zwei Jubiläen gefeiert werden, denn vor 150 Jahren, am 4. August 1864 wurde der 7 km lange Abschnitt La spezia C. - Vezzano Ligure, der auch von Zügen der Relation Genua - Pisa befahren wird, eröffnet. Aber das für die Pontremolese wichtigere Ereignis war die Eröffnung des 18 km Zwischenstückes Borgo Val di Taro - Pontrémoli mit dem 7.972 m langen Scheiteltunnel Galleria del Borgallo am 1. August 1894, da dadurch der durchgehende Verkehr auf der 119 km langen Verbindung zwischen Parma in der Emilia-Romagna und La Spezia in Ligurien aufgenommen werden konnte.
    Hintergrund für den Bau der Strecke war die Absicht, dem Hafen von La Spezia mehr Bedeutung zukommen zu lassen, indem man den Abtransport der im Hafen ankommenden Waren in die Emilia-Romagna und weiter Richtung Norden erleichterte. Zugleich wollte man dadurch die eingleisige Porrettana, die bis dahin die einzige Verbindung von Mailand über Bologna und Florenz nach Rom war, entlasten.
    Der Scheitelpunkt der Strecke liegt auf 431,3 m Seehöhe im Borgallo-Scheiteltunnel, die Maximalneigung der Strecke von 25 Promille befindet sich auf der Südrampe zwischen den Stationen Gròndola und Pontrèmoli, der kleinste Kurvenradius beträgt 300 m.
    Mit dem Bau des Scheiteltunnels wurde 1882 begonnen. Noch im selben Jahr musste der Bau auf Grund eines massiven Wassereinbruchs eingestellt werden und konnte erst 1886 wiederaufgenommen werden. Der Tunneldurchschlag erfolgte am 30. Mai 1893.
    Der am 1. August 1894 eröffnete Abschnitt ist von Anbeginn zweigleisig, ebenso der Schlussabschnitt zwischen Vezzano Ligure und La Spezia. 1996 wurde die zwischen Solignano (km 37) und Berceto (km 46) verlegte und zweigleisig ausgebaute Strecke mit dem 1.381 m langen Osella-Tunnels eröffnet, wobei der Bahnhof Valmózzola (km 42) geschlossen wurde.
    Eine weitere größere Streckenverlegung (ca. 13 km) mit dem 7.014 m langen Serena-Tunnel erfolgte zwischen 2003 und 2005 bei Aulla, bei der auch die Einbindung der Bahnlinie nach Lucca (siehe Roni's Reisenotizen) verlegt werden musste.
    1929 wurde die Strecke südlich von Fornovo (km 23), wo eine von Faenza kommende Zweiglinie einmündet, mit 3600 V 16,7 Hz Drehstrom elektrifiziert. Die beiden Streckenäste von Fornovo nach Parma bzw. Faenza wurden 1938/39 mit 3000 V Gleichstrom elektrifiziert. Während des 2. Weltkrieges wurde die Strecke durch Kriegseinwirkungen schwer in Mitleidenschaft gezogen, der Wiederaufbau verschlang viel Geld. 1948 wurde der mit Drehstrom elektrifizierte Abschnitt auf Gleichstrom umgestellt.

    Weitere Informationen: Wikipedia (italienisch) und Boris Chmenko, Suchfeld 3-C.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 100 Jahren:

    05. 08. 1914: [Bundesstaat Montana, USA] Der Lokführer eines von Joplin nach Harrison fahrenden vollbesetzten dieselelektrischen Triebwagens mit dem Spitznamen "Doodlebug (Ameisenlöwe)" ignoriert die Anweisung, im Bahnhof von Tipton Ford die Kreuzung mit einem Gegenzug abzuwarten. In der Folge stößt der Zug außerhalb des Bahnhofes mit ca. 110 km/h mit dem Gegenzug zusammen.
    Opferbilanz: 47 Tote, 25 Verletzte.

    Vor 70 Jahren:

    04. 08. 1944: [Bundesstaat Georgia, USA] Auf Grund eines Schienenbruches unter dem neunten Wagen eines Reisezuges entgleist der der Wagen, wird dabei aber kaum beschädigt. Der zehntgereihte Wagen, in dem sich hauptsächlich Gleisbauarbeiter schwarzafrikanischer Herkunft befinden, entgleist ebenfalls, gerät dabei aber in das Lichtraumprofil des Gegengleises und wird dabei von der Lok eines entgegenkommenden Güterzuges fast über die gesamte Länge aufgerissen. Alle Todesopfer dieses Unfalls befinden sich in diesem Wagen.
    Opferbilanz: 47 Tote, 36 Verletzte.

    Vor 40 Jahren:

    04. 08. 1974: [Italien] Um 01:23 Uhr explodiert im 5. Wagen des Italicus-Express eine Bombe, als der Zug gerade durch den Bahnhof von San Benedetto Val di Sambro an der Strecke Bologna - Florenz fährt. Auftraggeber für das Attentat sind die Fronte Nazionale Rivoluzionario und der Ordine Nuovo, zwei rechtsextreme Organisationen.
    Opferbilanz: 12 Tote, 48 Verletzte.

    Vor 25 Jahren:

    04. 08. 1989: [Kuba] Im Morgengrauen stoßen bei Colon, 160 km östlich von Havanna, zwei Reisezüge mit hoher Geschwindigkeit zusammen. Die zwei Lokomotiven und vier Reisezugwagen werden dabei zerstört.
    Opferbilanz: 32 Tote, 17 Verletzte.

    Quellen: Katastrophen auf Schienen von Peter Semmens, Transpress Verlag, Stuttgart 1996 und Wikipedia.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 120 Jahren:

    09. 08. 1894: [Bundesstaat Nebraska, USA] Auf einer 13 Meter hohen und etwa 130 Meter langen Fachwerkbrücke der Chicago, Rock Island and Pacific Railroad werden bei Wilderness Park in Lincoln, Schienennägel entfernt. Ein Zug aus Fairbury, Nebraska, der aus einer Lokomotive und zwei Reisezugwagen besteht, überquert die Brücke gegen 21:20 Uhr. Der Zug entgleist und stürzt ab. Die Feuerbüchse der Lokomotive bricht auf und die hölzernen Wagen fangen Feuer. Die Untersuchung ergibt, dass die Bahnanlage vorsätzlich beschädigt worden war und der Zug deswegen entgleiste. Die Polizei verhaftet den Afroamerikaner George Washington Davis, der zum Zeitpunkt des Unfalls in der Nähe der Unfallstelle gesehen worden sein soll. Nach zwei Prozessen vor einer Jury wird er in einem reinen Indizienprozess – er selbst bestreitet die Tat immer – wegen Totschlags verurteilt. Eine Verurteilung wegen Mordes scheiterte. Ein Motiv kann ihm nie nachgewiesen werden. Er wird nach zehn Jahren durch Gouverneur John H. Mickey begnadigt.
    Opferbilanz: 11 Tote.

    Vor 110 Jahren:

    07. 08. 1904: [Bundesstaat Colorado, USA] Als ein Schnellzug auf der Fahrt von Denver nach St. Louis bei Steele's Hollow eine hölzerne Brücke über einen kleinen, aber Hochwasser führenden Fluss überquert, treffen die Reste einer kurz zuvor etwas oberhalb eingestürzten Straßenbrücke auf die Eisenbahnbrücke und bringen diese zum Einsturz. Der Lok-Tender und drei Waggons werden hunderte Meter flussabwärts mitgerissen und dabei zerstört.
    Opferbilanz: 111 Tote, 14 Opfer werden nie gefunden.

    Vor 75 Jahren:

    12. 08. 1939 [Bundesstatt Nevada, USA] Zirka 25 Kilometer westlich von Carlin entgleist der von drei dieselelektrischen Lokomotiven gezogene und aus 14 Waggons bestehende Expresszug "City of San Francisco" bei einer Geschwindigkeit von ca. 100 km/h. Mehrere Waggons stürzen eine Böschung hinunter und landen im Bachbett des Humboldt River, wobei der Speisewagen und die drei dahinter gereihten Waggons weitgehend zerstört werden. Die führende Lok und die beiden letztgereihten Waggons bleiben im Gleis. Als Unfallursache wird Sabotage festgestellt, da im Bereich der Entgleisungsstelle eine Schiene fehlte.
    Opferbilanz: 24 Tote, darunter 15 Eisenbahner, hauptsächlich Speisewagenpersonal, 115 Verletzte, darunter 16 Eisenbahner.

    Vor 30 Jahren:

    12. 08. 1984: [Deutschland] Der Unfall ist nicht wegen seiner Opferzahl, sondern wegen seiner Begleitumstände berichtenswert.
    Obwohl für den D 890 von Stuttgart nach Hamburg Hbf. beim Einfahrtssignal des Bahnhofes Heilbronn Vorbahnhof die Fahrt in die Ablenkung vorschriftsmäßig mit v/max. 40 km/h signalisiert ist, fährt der 62-jährige Lokführer ohne zu bremsen mit 103 km/h in die Ablenkung. Dabei bleiben die Lok sowie die letzten drei Wagen im Gleis, die ersten sechs Wagen aber entgleisen und stürzen um.
    Bei der Gerichtsverhandlung kann der Lokführer, dem seitens der Vorgesetzten sehr gute Charaktereigenschaften, hohe Intelligenz und überdurchschnittlich gute berufliche Eignung attestiert werden, keine Erklärung für sein Verhalten abgeben und nimmt die ganze Schuld auf sich. Das Gericht verurteilt den Lokführer zu acht Monaten Freiheitsstrafe, ausgesetzt auf zwei Jahre Bewährung und Bezahlung einer Geldstrafe in Höhe von 5.000 Mark an eine gemeinnützige Organisation. Als strafmildernd werden seine oben genannten positiven Eigenschaften genannt sowie die Tatsache, dass er sich während seiner gesamten Dienstzeit nie etwas zu Schulden kommen hat lassen. Die Fahrt, auf der er mit seinem Zug verunglückte, war die letzte Fahrt vor seinem geplanten Pensionsantritt. Vielleicht war er gerade deshalb mit seinen Gedanken schon ganz woanders, was natürlich auch kein Entschuldigungsgrund ist.
    Opferbilanz: 3 Tote, darunter der baden-württembergische Landtagsabgeordnete Josef Wilhelm Hauser, 57 Verletzte.

    Vor 25 Jahren:

    10. 08. 1989: [Mexiko] Zirka 80 Kilometer südlich von Los Mochis stürzt der im Volksmund als "El Burro (der Esel)"*) bekannte Nachtzug von Guadalajara nach Mexicali an der Grenze zu den USA von einem durch Hochwasser beschädigten Viadukt in den Fluß San Rafael de Bamoa.
    Opferbilanz: Über 112 Tote, 205 Verletzte.

    *) Den Spitznamen erhielt der Zug wegen seiner niedrigen Reisegeschwindigkeit sowie auf Grund seiner zahlreichen Halte.

    Quellen: Katastrophen auf Schienen von Peter Semmens, Transpress Verlag, Stuttgart 1996;
    Eisenbahnunfälle in Europa von Erich Preuß, Transpress verlag, Berlin 1991 und Wikipedia.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 15 Jahren:

    02. 08. 1999: [Indien] Am frühen Morgen stoßen im Bahnhof von Gaisal, im Distrikt Uttar Dinajpur, in Westbengalen, der Awadh-Assam Express und der Brahmaputra Mail frontal zusammen.
    Der Awadh-Assam Express, Zug Nr. 5610, kommt von Neu-Delhi und fährt nach Nordosten. In ihm reist eine hohe Zahl von Militär- und Polizeiangehörigen, die in die nordindische Grenzregion unterwegs sind.
    Der Brahmaputra Mail, Zug Nr. 4055, verkehrt in der Gegenrichtung, kommt von Dibrugarh und ist in Richtung Südwesten nach Neu-Delhi unterwegs. Die beiden völlig überfüllten Züge befördern zusammen etwa 2.500 Reisende.
    Unfallursache ist in erster Linie das Fehlverhalten des Fahrdienstleiters des zwischen den Bahnhöfen Kishanganj und Gaisal gelegenen Bahnhofes von Panjipara und in zweiter Linie die Tatsache, dass im Bahnhof von Kishanganj umfangreiche Bauarbeiten stattfinden und von den vorhandenen vier Gleisen nur eines befahrbar ist. Außerdem ist die automatische Zugsicherung außer Betrieb und die Weichen müssen von Hand aus gestellt werden.

    Zum Unfallhergang:

    Vor der Fahrt des Awadh-Assam Express von Kishanganj Richtung Gaisal verkehrt ein Güterzug in der Gegenrichtung. Nach Durchfahrt des Güterzuges in Kishanganj will sich der stellvertretende Fahrdienstleiter das umständliche händische Umstellen der Weichen für die Fahrt des Awadh-Assam Express auf dem Regelgleis ersparen und beschließt, den Awadh-Assam Express auf dem Gegengleis bis Gaisal fahren zu lassen, da es für den dortigen Fahrdienstleiter mit funktionierender Stellwerkstechnik viel leichter ist, den Zug wieder auf das Regelgleis zu leiten. Auf Grund der Tatsache, dass für die 13 km lange Fahrt auf dem Gegengleis ein Zeitfenster von 15 Minuten offen steht, ist die Entscheidung des Fahrdienstleiters von Kishanganj korrekt. Er stellt dem Lokführer des Awadh-Assam Express einen schriftlichen Fahrbefehl über die Falschfahrt auf dem Gegengleis bis Gaisal aus und meldet den Zug dem Zwischenbahnhof vor, unterlässt es aber, den Fahrdienstleiter des Zwischenbahnhofes Panjipara von der Fahrt des Awadh-Assam Express auf dem Gegengleis zu informieren.
    Dem Lokomotivführer ist die Falschfahrt und die damit verbundene Gefahr bewusst. Deshalb hält er im nächsten Bahnhof, Panjipara, um sich ausdrücklich einen weiteren schriftlichen Fahrbefehl zur Weiterfahrt auf dem Gleis der Gegenrichtung geben zu lassen. Diesen erhält er auch.
    Der Fahrdienstleiter des Bahnhofs Panjipara allerdings leitet die von Kishanganj eingegangene Zugmeldung einfach an den nächsten Bahnhof, Gaisal, weiter, aber ebenfalls ohne die Information, dass sich der Awadh-Assam Express auf dem Gleis der Gegenrichtung nähert. Dies wird später als die letztendlich den Unfall auslösende Fehlhandlung gewertet.
    Dem Bahnhof Gaisal wird inzwischen aus der entgegengesetzten Richtung das Eintreffen des Brahmaputra Mail gemeldet. Da der dortige Fahrdienstleiter von der Falschfahrt des aus der anderen Richtung kommenden Awadh-Assam Express nicht informiert ist, gewährt er dem Brahmaputra Mail Einfahrt auf dem üblichen Gleis – für die gegenläufige Einfahrt des Awadh-Assam Express ist eine Fahrstraße auf das benachbarte Gleis gelegt, das dieser Zug auf Grund seiner Falschfahrt aber gar nicht befährt.

    Von der Ausfahrt des Awadh-Assam Express aus dem Bahnhof Kishanganj bis zum Unfall vergehen etwa 20 Minuten, in denen keinem der beteiligten Eisenbahner etwas auffällt. Dies wird letztendlich auch der Hauptvorwurf in dem anschließenden gerichtlichen Verfahren.

    Gegen 1:45 Uhr fahren die Züge mit Streckengeschwindigkeiten von 80-100 km/h in den Bahnhof Gaisal ein. Wegen der Sichtverhältnisse im Bahnhof können die Lokomotivführer die Situation erst im letzten Augenblick erkennen. Bei dem Aufprall werden 13 Wagen bis zu 15 Metern in die Luft geschleudert und verkeilen sich zu einem Trümmerberg. Die Zugtrümmer geraten in Brand. Auch das Empfangsgebäude des Bahnhofs Gaisal wird bei dem Unfall zerstört.

    Der Rettungsdienst von Gaisal ist durch das Ausmaß der Katastrophe überfordert. So stehen z.B. anfänglich nicht genügend Schneidbrenner zur Verfügung, so dass viele noch lebende Opfer in den Trümmern der Züge sterben, die andernfalls hätten gerettet werden können. Hilfszüge müssen zum Teil aus Kalkutta anfahren, was 14 Stunden benötigt. Beobachter haben den Eindruck, dass auch 24 Stunden nach dem Unfall die Rettungsmaßnahmen noch nicht voll angelaufen sind. In den Trümmern des Zuges sollen Plünderungen stattfinden. Auch die nächstgelegenen Krankenhäuser in Kishanganj und Islampur sind auf eine Katastrophe dieses Ausmaßes nicht eingerichtet. Starker Regen am Folgetag ist dann hilfreich bei den Löscharbeiten.

    Aufarbeitung und Folgen:
    Ein erster Verdacht, dass es sich um einen terroristischen Anschlag gehandelt habe, der zunächst von dem Bahnhofspersonal in Gaisal verbreitet wird, ist nicht lange aufrecht zu halten. Der stellvertretende Fahrdienstleiter des Bahnhofs Kishanganj flieht und wird erst am 10. August in Katihar festgenommen. Der Bahnhofsvorsteher von Gaisal begeht Selbstmord.

    Es dauert drei Tage, um die Unfallstelle zu räumen. Der indische Eisenbahnminister Nitish Kumar tritt aufgrund des Unfalls zurück.

    Ein Gericht verurteilt sechs der beteiligten Eisenbahner 2007 zu je zwei Jahren Freiheitsstrafe und einer Geldstrafe wegen fahrlässiger Vernachlässigung der Dienstpflichten, darunter die Fahrdienstleiter von Panjipara und Kishanganj, sowie Mitarbeiter der Stellwerke dieser Bahnhöfe, einen Weichenwärter und den Zugführer des Awadh-Assam Express.

    Opferbilanz: 287 Tote, darunter die beiden Lokomotivführer und ihre beiden Beimänner sowie 90 Soldaten; 312 Verletzte.

    Quelle: Wikipedia

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 90 Jahren:

    19. 08. 1924: [ehem. Französisch-Äquatorialafrika] Während bei Paporah Bridge ein Zug bei Hochwasser über eine Brücke fährt, stürzt diese ein.
    Opferbilanz: 29 Tote.

    Vor 30 Jahren:

    16. 08. 1984: [Indien] In der Nähe des Bahnhofs von Chargoon (Bundesstaat Madhya Pradesh), wird durch Hochwasser eine Eisenbahnbrücke weggespült. In diese Lücke fährt ein Personenzug und stürzt in den Fluss.
    Opferbilanz: 56 Tote (nach einer anderen Quelle 104 Tote), 120 Verletzte.

    Quellen: Katastrophen auf Schienen von Peter Semmens, Transpress Verlag, Stuttgart 1996 und Wikipedia.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor