Gedenk- und Bedenktage, Jubiläen etc.

  • Als Kaiser Karl mit dem Zug ins Exil fuhr

    Am Samstag jährt sich zum hundertsten Mal, dass der letzte Kaiser, Karl, mit seiner Familie das Land endgültig verlassen hat. Mit einem Sonderzug fuhr er vom Bahnhof Kopfstetten (Bezirk Gänserndorf) ins Schweizer Exil.

    Nur knapp zwei Jahre lang war Karl der Kaiser eines einst mächtigen Reiches: Im November 1918 war der Erste Weltkrieg verloren, die Habsburgermonarchie zerfiel, die Republik wurde ausgerufen. Karl weigerte sich, als Kaiser abzudanken. Mit seiner Familie zog er sich ins Schloss Eckartsau zurück, nicht weit von Wien und Pressburg entfernt. Karl wartete ab - und hoffte auf eine politische Entwicklung, die ihn wieder auf den Thron bringt, in Österreich oder in Ungarn.
    Christian Rapp: „Eine Bedrohung für die Republik“
    Christian Rapp, Wissenschaftlicher Leiter des Hauses der Geschichte im Museum Niederösterreich in St. Pölten: „Er war für diese junge Republik eine latente Bedrohung. Heute würden wir sagen, er wurde überschätzt, aber damals haben die Menschen das sehr ernst genommen. Die Regierung hat ihm angeboten, entweder nun wirklich abzudanken, wie das Kaiser Wilhelm in Deutschland gemacht hat, und auf jeden Anspruch und auf alle Rechte zu verzichten oder das Land zu verlassen.“

    In Kopfstetten bestieg die kaiserliche Familie in den Abendstunden des 23. März 1919 den Zug, der sie in ihr Schweizer Exil brachte. Foto: Öbf/Archiv

    Der 31-jährige Karl verbrachte mit seiner Frau Zita und den Kindern den Winter 1918/19 in Eckartsau. Es waren Monate des Abwartens, denn es war jene Zeit, in der der Kontinent Europa politisch neu geordnet wurde. Karl wurde aber zu einer unwägbaren Größe in diesem Spiel der Machtverteilung, überschätzt und schwer greifbar.
    Eine Ära ging zu Ende
    „Er war wankelmütig, hatte wenig Charisma und auch keine großen Visionen. Es hat ihm auch der Mut zu wirklich großen Entscheidungen gefehlt, das hat man schon während des Ersten Weltkrieges gesehen. Mit ihm wäre wahrscheinlich, auch wenn er länger gelebt hätte, kein Staat zu machen gewesen“, so der Historiker Christian Rapp. Die Republik Deutschösterreich wollte klare Verhältnisse, auch die Engländer betrieben aus strategischen Überlegungen die Ausreise des ehemaligen Kaisers.

    Heute gibt es keine Züge mehr in Kopfstetten, und nichts erinnert daran, dass hier nach fast 650 Jahren die Ära der Habsburger zu Ende ging. Foto: ORF/Reinhard Linke

    Sonntag, der 23. März 1919: In der Schlosskapelle von Eckartsau erklingt zum letzten Mal die ehemalige Kaiserhymne „Gott erhalte“, dann geht es zum letzten Mittagsmahl im kleinen Kreis. Elisabeth Sandfort, die Schlossmanagerin von Eckartsau: „Es gab Fritattensuppe, verschiedenes Wild mit Gemüse und zum Nachtisch wurde Weichselschnitte mit Kaffee gereicht - also wirklich relativ bescheiden für eine kaiserliche Familie.“ Am Abend fuhr vom nahen Bahnhof Kopfstetten der Sonderzug ab, Karl und seine Familie traten die Reise ins Exil in die Schweiz an. Nach fast 650 Jahren ist die Ära der Habsburger zu Ende.
    Auf den Spuren von Karl und Zita
    Am Samstag kann Schloss Eckartsau besucht werden, bei freiem Eintritt wird die Ausstellung „Karl & Zita - Im Schatten der Geschichte“ gezeigt. Außerdem werden zwischen 12.00 und 15.00 Uhr vier Spezialführungen angeboten. Ab dem letzten März-Wochenende ist Schloss Eckartsau wieder täglich geöffnet. Das Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich in St. Pölten zeigt noch am Wochenende die Sonderausstellung „Die umkämpfte Republik 1918 bis 1938“ (9.00 bis 17.00 Uhr).
    Reinhard Linke, noe.ORF.at

    ORF NÖ

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 45 Jahren:

    27. 03. 1974: [Lourenco Marques, Mozambique] In der Nähe von Lourenco Marques stoßen ein Reisezug und ein mit Erdölprodukten beladener Güterzug frontal zusammen, wobei sich in Brand geratenes Erdöl über die Reisezugwagen ergießt. Durch die Hitzeentwicklung können die Rettungsarbeiten erst mit stundenlanger Verzögerung beginnen.
    Opferbilanz: 60 Tote.

    Vor 25 Jahren:

    21. 03. 1994: [Däniken, Kanton Solothurn, Schweiz] Ein Schienenkran schlitzt bei Däniken sieben Wagen des vorbeifahrenden Schnellzuges Brig–Romanshorn auf Fensterhöhe seitlich auf.
    Opferbilanz: 9 Tote, 21 Verletzte.

    Quellen: Katastrophen auf Schienen von Peter Semmens, Transpress Verlag, Stuttgart 1996 und Wikipedia - Liste schwerer Unfälle im Schienenverkehr.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 45 Jahren:

    26. 03. 1974: [Choindez, Kanton Jura, Schweiz] Während der Schnellzug "Hispania" Cerbère–Genf–Basel–Hamburg in Choindez eine Weiche passiert, wird durch das Umstellen der Weiche unter dem fahrenden Zug das erste Drehgestell des DB-Speisewagens auf das linke und das zweite auf das rechte Streckengleis der Doppelspur gelenkt. Der Speisewagen rollt so einen Kilometer auf beiden Gleisen weiter und passiert den kurzen doppelspurigen Tunnel Choindez I. Bei den beiden parallel verlaufenden einspurigen Tunnel Choindez II und III prallt der Speisewagen gegen den Felsen zwischen den beiden Tunnelportalen. Das Bezirksgericht Moutier verurteilt den zum Unfallzeitpunkt diensthabenden Betriebsdisponenten wegen fahrlässiger Tötung, fahrlässiger Körperverletzung und Störung des Eisenbahnverkehrs zu vier Monate bedingter Haft. Der Schaden inklusive Ersatzverkehr und Bergung des total zerstörten, fast neuen Speisewagens beträgt über eine Million Franken.
    Opferbilanz: 3 Tote (der Koch und zwei Fahrgäste des Speisewagens), 27 Verletzte.

    Quellen: Wikipedia - Liste von Eisenbahnunfällen in der Schweiz und EÖ-Heft 4/2019, S. 194.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Das untenstehende Foto zeigt das Ende der fast 1 km langen Zweiwegefahrt des DB-Speisewagens am Tunnelportal des Tunnels Choindez III. Der fast neue Speisewagen WRmz 61 80 88-73 319 wurde geknickt und erlitt dadurch Totalschaden. Drei Menschen fanden darin den Tode:
    Foto: Keystone, aus dem EÖ-Heft 4/2019, S. 194.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 105 Jahren:

    02. 04. 1914: [Tanjong-Prioh, Insel Sumatra, Niederländisch-Indien, heute Indonesien] Auf der Insel Sumatra kollidiert bei Tanjong-Prioh auf einer Brücke ein Reisezug mit einem Büffel, worauf der Zug entgleist und daraufhin die Brücke einstürzt. Die Lok stürzt zusammen mit den ersten fünf Waggons, welche mit Einheimischen besetzt sind, in den Fluss, während die restlichen Waggons, besetzt mit Europäern, vom Absturz in den Fluss verschont bleiben.
    Opferbilanz: 20 Tote, 50 Verletzte.

    Vor 65 Jahrenn:

    31. 03. 1954: [Jagatbels, Bundesstaat Uttar Pradesh, Indien] Bei Jagatbels explodiert unter rätselhaften Umständen (vermutlich Sabotage) während der Fahrt eines Reisezuges ein Waggon, in dem mehrere Polizisten sitzen.
    Opferbilanz: 37 Tote, 40 Verletzte.

    Vor 50 Jahren:

    31. 03. 1969: [St. Anton/Arlberg] Die 1245.03 fährt der 1110.17, die mit dem D 221 unterwegs ist, in die Flanke.

    Foto aus: BiB 13 - Unfälle und Schadensfälle, Verlag Peter Pospischil, Wien 1980.

    Quelle: Katastrophen auf Schienen von Peter Semmens, Transpress Verlag, Stuttgart 1996.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 10 Jahren:

    26. 03. 2009: [Kritzendorf, NÖ.] Im Ausfahrbereich des Bahnhofes Kritzendorf Richtung Wien FJB kommt es zu einer Flankenfahrt zwischen einem geschobenen vierteiligen Wendezug und einem mit Kohle beladenen Ganzgüterzug. Durch die Kollision stürzen die letzten drei Wagen des Güterzugs um, der Steuerwagen entgleist. 12 Personen werden verletzt. Unfallursache: Überfahren des Halt zeigenden AS durch den Tfzf. des CS. Die modernere Zugsicherung PZB 90 mit dem restriktiven Modus hätte die Kollision verhindern können.

    Quelle: Wikipedia - Liste von Eisenbahnunfällen in Österreich.

    Hier ein paar Fotos von der Unfallstelle:
    Der betroffene Kohle-Ganzzug nach Moosbierbaum. Bespannt war er mit der 1116 170 und der Spanien-Lok der EURO 2008, 1116 232:

    Die unbeschädigten Fahrzeuge der CS-Garnitur mit der 1142 630:

    Blick vom Fußgängersteg Richtung Unfallstelle. Links hinten die Swietelsky-Lok 2143 010, die als Hilfslok im Bahnhofsbereich eingeteilt war. Der Hilfszug auf der anderen Seite war mit der 2070 062 bespannt:

    An der Unfallstelle links der Hilfszug mit dem CS-Steuerwagen, dann die drei umgestürzten Güterwagen und rechts der zweitgereihte Wagen der CS-Garnitur:

    Der ziemlich ramponierte Führerstand des Steuerwagens:

    Auf Grund der telweise abgerissenen Seitenwände landete ein Teil der Kohle im Gleisbett:

    Fotos: dr. bahnsinn, aufgenommen am 26. 3. 2009

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 180 Jahren:

    07. 04. 1839: [Priestewitz, Sachsen] Dieser Unfall ist insofern bemerkenswert, weil es sich um den ersten Unfall in der Geschichte der Eisenbahn handelt, der auf Sabotage zurückzuführen ist: Missgünstige Konkurrenten von Johann Andreas Schubert, dem Konstrukteur der Saxonia, verstellen am Bahnhof Priestewitz eine Weiche, so dass die Lokomotive auf eine andere, abgestellte Lokomotive auffährt. Der Sachschaden ist gering.

    Vor 85 Jahren:

    10. 04. 1934: [Oftering, OÖ.] Um 02:49 Uhr entgleist der Zug D117 bei Oftering auf Grund einer absichtlich entfernten Schiene. Der Heizer der Lokomotive 214.06 wird dabei getötet, mehrere Personen in den dahinter gereihten Dienst- und Postwagen werden zum Teil schwer verletzt. Zunächst wird über einen politischen Hintergrund infolge der Februarkämpfe von 1934 spekuliert, doch als die Täter im Dezember 1936 gefasst werden können, stellt sich die Tat als Versuch eines Postraubes heraus.

    Vor 35 Jahren:

    06. 04. 1984: [Birma, heute Myanmar] Rd. 130 km nördlich von Rangun verunglückt ein Reisezug beim Überqueren einer Brücke.
    Opferbilanz: Über 30 Tote.

    Vor 5 Jahren:

    08. 04. 2014: [Sibi, Pakistan] Bei einem Bombenanschlag der Terrororganisation United Baloch Army auf den Jaffar Express im Bahnhof von Sibi sterben 16 Menschen.

    Quellen: Katastrophen auf Schienen von Peter Semmens, Transpress Verlag, Stuttgart 1996; Wikipedia - Liste von Eisenbahnunfällen in Österreich und Liste von Anschlägen im Schienenverkehr..

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 80 Jahren

    13. 04. 1939 [Mexiko] Zirca 300 km westlich von Mexico City stoßen ein aus Guadalajara und ein aus Laredo kommender reisezug frontal zusammen. Dabei werden zwölf Waggons ineinander geschoben und weitgehend zerstört. Die meisten Opfer sind amerikanische Touristen. Die Eisenbahn war 1937 enteignet und 1938 den Bahnangestellten übertragen worden. Unfallursache waren die Nachlässigkeit des Personals sowie mangelhafte technische Ausrüstung.
    Opferbilanz: Über 25 Tote.

    Vor 20 Jahren:

    12. 04. 1999: [Wuppertal, Deutschland] Ein Gelenkzug der Wuppertaler Schwebebahn fährt gegen 5:45 Uhr, als der erste Zug des Tages, bei Streckenkilometer sieben in Wuppertal-Elberfeld mit einer Geschwindigkeit von rund 50 km/h in ein vorübergehend auf der Fahrschiene am Tragegerüst angebrachtes stählernes Bauteil („Kralle“). Bei diesem Aufprall reißt das erste von vier Drehgestellen vom Wagendach des Fahrzeuges, das sich darauf nach rechts neigt, entgleist und aus fast zehn Metern Höhe in die Wupper stürzt. Dabei fällt der vordere Teil des Zuges auf eine Fernwärmeleitungsbrücke, welche die Wupper an der Unglücksstelle überquert. Das am Traggerüst zunächst zurückgebliebene abgerissene Drehgestell stürzte unmittelbar darauf auf den in der Wupper liegenden Zug und durchschlägt den Wagenkasten.
    Opferbilanz: 5 Tote, 47 Schwerverletzte.

    12. 04. 1999: [Grdelica, Jugoslawien] Am 12. April 1999 passiert der Schnellzug D 393 gegen 11:40 Uhr die Morava-Brücke über die Grdelica-Schlucht. Es ist der zweite Tag des orthodoxen Osterfestes, der Zug entsprechend stark mit Fahrgästen besetzt. Die Nato führt im Krieg gegen die Bundesrepublik Jugoslawien in diesen Tagen die Operation Allied Force durch. Ziel ist es, die Repressionen Jugoslawiens gegen den Kosovo zu beenden. Der Krieg hatte mit Angriffen auf militärische Ziele begonnen, wendet sich nun aber zunehmend gegen Industriebetriebe und Verkehrsinfrastruktur. Dabei werden vermehrt auch zivile Ziele getroffen.
    Der erste Angriff auf die Morava-Brücke erfolgt aus großer Entfernung. Er soll die Brücke treffen, die der D 393 gerade befährt: Ein F-15E Strike Eagle-Kampfflugzeug der Nato beschießt die Brücke mit einer Luft-Boden-Rakete des Typs AGM-130. Die Besatzung des Flugzeugs kann beim Abschuss vermutlich nicht erkennen, dass ein Zug die Brücke befährt. Das Geschoss trifft die Brücke nicht, aber den Zug, der schwer beschädigt wird. Dieser fährt allerdings weiter. Die Besatzung des Flugzeugs erkennt, dass die Brücke nicht getroffen ist und unternimmt einen zweiten Angriff. Auch dieser trifft nicht die Brücke, sondern die Lokomotive des Zuges, weil – wie später behauptet wird – der vom ersten Angriff aufgewirbelte Staub die Sicht behindert habe. Dies sei ein „Unfall“ gewesen, was auch die entsprechenden filmischen Aufzeichnungen beweisen sollten.
    Opferbilanz: 14 Tote, 16 Verletzte. Der Bahnverkehr wird in Jugoslawien daraufhin zur Gänze eingestellt.

    Quellen: Katastrophen auf Schienen von Peter Semmens, Stuttgart 1991 und Wikipedia - Liste schwerer Unfälle im Schienenverkehr.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 110 Jahren:

    21. 04. 1909: [Cardiff, Wales, UK] In einer Lokhalle in der Zugförderung der lokalen Bahngesellschaft in Cardiff explodiert der Kessel der Lok 97 mit der Achsfolge C 1' kurz nach ihrer Abstellung durch den Lokführer, da sich die Dampfstrahlpumpen nicht bedienen ließen. Bei der Explosion werden Kessel und Feuerbüchse ca. 50 m weit weggeschleudert. Bei der Untersuchung des Unfallhergangs stellt der Kesselinspektor fest, dass im Rahmen einer Kesselrevision die Sicherheitsventile falsch montiert worden und daher funktionsuntüchtig waren.
    Opferbilanz: 3 Tote.

    Vor 100 Jahren:

    17. 04. 1919: [Frankreich] Zwischen den Bahnhöfen Crissé und Sarthe muss ein ein Urlauberzug wegen eines Lokschadens auf freier Strecke anhalten. Obwohl ein Bahnwärter entlang der Strecke zurückläuft und auf den Schienen Knallkapseln auslegt, fährt der nachfolgende Zug, der amerikanische Soldaten nach Brest bringen soll, auf den stehenden Urlauberzug auf, da der mit den Soldaten besetzte Zug auf der im Gefälle liegenden Strecke zu schnell unterwegs ist.
    Opferbilanz: 33 Tote.

    Vor 95 Jahren:

    23. 04. 1924: [Bellinzona, Schweiz] Im Bahnhof Bellinzona stoßen der Zug 51b (zweiter Teil des stark verspäteten Mailand - Basel-Express 51) und der Schnellzug 70 (Zürich - Mailand mit Zugteil aus Basel) zusammen. In Zug 51b ist ein deutscher Waggon älterer Bauart eingereiht, der noch Gasbeleuchtung hat. Dieser Waggon fängt sofort Feuer und alle Fahrgäste dieses Waggons kommen ums Leben, darunter der ehemalige deutsche Vizekanzler und Reichsminister Karl Helfferich und seine Mutter.
    Zunachst wird auch befürchtet, dass sich der italienische Gesandte in Kopenhagen, Graf della Torre, unter den Fahrgästen und unter den Toten befinden könnte. Doch dieser hat in Lugano den Planzug 51 bestiegen. Das Feuer greift auch auf den benachbarten italienischen Waggon über, die meisten Personen dieses Wagens können aber gerettet werden. Auf Grund dieses Unfalles verbieten die Schweizer Behörden ab August 1924 den Einsatz von Waggons mit Gasbeleuchtung im Schweizer Bahnnetz.
    Die Ursache des Unfalls liegt in einer unglücklichen Verkettung von mehreren Versäumnissen:
    1. Der Bahnhofvorstand in Ambrì-Piotta entscheidet wegen der Verspätung des Güterzugs 8572, die fahrplanmässig im Bahnhof Bellinzona vorgesehene Überholung in seinem Bahnhof stattfinden zu lassen. Er informiert telefonisch nur die Bahnhöfe zwischen Ambri-Piotta und Biasca, nicht aber den Bahnhof Bellinzona.
    2. Obwohl der Bahnhofvorstand von Biasca weiß, dass die Nachricht nicht an die Stationen unterhalb Biasca weitergemeldet wurden, benachrichtigt auch er nicht den Bahnhof Bellinzona.
    3. Der Bahnhofvorstand in Bellinzona lässt den Zug 51b ausfahren, ohne zuvor die erforderlichen Meldungen und Zustimmungen einzuholen und die nötigen Massnahmen zu treffen. Kurz danach trifft in Bellinzona die Information über die verlegte Überholung der Züge 8572 und 70 ein.
    4. Ein Weichenwärter des Güterbahnhofs San Paolo unterlässt es, die Weiche für die Einfahrt in den Güterbahnhof nach der Durchfahrt von
    Güterzug 668 um 02:06 Uhr wieder zurückzustellen, da er den Güterzug 8572 erwartet. Über dessen Verspätung und die geänderte Reihenfolge, in der die Züge in Bellinzona eintreffen werden, wird er nicht informiert.
    5. Als der Zug Nr. 70 auf Bellinzona zufährt, zeigt ihm deshalb das die Abzweigung zum Güterbahnhof sichernde Einfahrsignal Halt. Der Führergehilfe fordert daher den Lokomotivführer, der eigentlich nur im Rangierdienst tätig und nur aushilfsweise wegen der Osterfeiertage im Streckendienst tätig ist, zum Bremsen auf. Der Lokführer wendet ein, das Signal gelte nur für Güterzüge, zumal dahinter das Frei zeigende Einfahrsignal des Bahnhofs Bellinzona zu sehen ist. Der Lokomotivführer bremst deshalb erst sehr spät den Zug von 70 auf etwa 40 km/h. Als er die auf Ablenkung gestellte Weiche sowie den auf sie zufahrenden Zug 51b sieht, ist es zu spät. Der Führergehilfe springt ab, wobei er sich leicht verletzt.
    Diese Verkettung von Versäumnissen führt dazu, dass in der Schweiz die Entwicklung der Integra-Signum-Zugsicherung intensiviert wird.
    Opferbilanz: 21 Tote, nach einer anderen Quelle 15 Tote (9 Reisende, 5 Eisenbahner, darunter der Schuld tragende Lokführer des Zuges 70 und ein im Heizwagen des Zuges 51b mitfahrender Passagier) 10 Verletzte.

    Vor 80 Jahren:

    17. 04. 1939: [Najdia, Indien] Im Bahnhof von Najdia, 105 km von Kalkutta (heute Kolkata) entfernt, stoßen der "Dakka-Postzug" und der "Nordbengalen-Express" zusammen. Unter den Todesofern befinden sich auch zwei Regionalpolitiker.
    Opferbilanz: 35 Tote, 31 Verletzte.

    Vor 50 Jahren:

    21. 04. 1969: [Galmiz, Kanton Freiburg, Schweiz] Auf einer mit Lichtzeichen gesicherten Ek stößt ein von Lyss nach Lausanne verkehrender Personenzug mit einem mit Langholz beladenen Lkw zusammen, dessen Fahrer die Lichtzeichen missachtete.
    Opferbilanz: 5 Tote.

    Vor 30 Jahren:

    18. 04. 1989: [Lalitpur, Bundesstaat Uttar Pradesh, Indien] In der Nähe von Lalitpur entgleist der Karnataka Express von Bangalore in Richtung Delhi mit einer Geschwindigkeit von 100 km/h kurz vor einer Brücke. Der Zug hat fünf Stunden Verspätung und deswegen steigen in Bhopal zahlreiche Passagiere zu, die normalerweise sonst nicht den Karnataka Express genommen hätten. Nach der Entgleisung stürzt die Zugmitte mehr als 10 Meter in die Tiefe. Die betroffenen Waggons werden dabei vollständig zertrümmert. Beim Unfall beschädigt der Zug auch die parallel zur Bahnlinie laufende Telefonleitung, sodass die 90 Kilometer entfernte Eisenbahnzentrale erst zwei Stunden nach dem Unglück davon erfährt. Erst 3 ½ Stunden nach dem Unglück treffen medizinische Rettungsdienste am Ort ein. Die Ursache kann nicht eindeutig geklärt werden. Am ehesten ist ein technisches Versagen bzw. ein technischer Defekt verantwortlich. Überzeugende Hinweise für einen terroristischen Anschlag, gibt es nicht.
    Opferbilanz: 75 Tote, ca. 330 Verletzte.

    Vor 15 Jahren:

    22. 04. 2004: [Ryongchŏn, Nordkorea] Nach nordkoreanischen Angaben stoßen auf dem Bahnhof von Ryongchŏn gegen 13:00 Uhr Ortszeit ein mit Öl beladener und zwei mit dem Düngemittel Ammoniumnitrat beladene Wagen beim Rangieren zusammen. Dabei wird ein Mast der Oberleitung umgestoßen, wobei der erzeugte Kurzschluss-Lichtbogen die Explosion des Ammoniumnitrats auslöst. Ca. 40 % der Stadt werden dabei zerstört.
    Opferbilanz: 161 Tote, darunter 76 Schulkinder, ca. 1.300 Verletzte.

    Vor 5 Jahren:

    22. 04. 2014: [Katongola, Provinz Katanga, DR Kongo] Ein Güterzug, der auch von vielen blinden Passagieren benutzt wird, entgleist in der Nähe der Ortschaft Katongola. Nach Augenzeugenberichten fährt der Zug mit überhöhter Geschwindigkeit, ein technisches Versagen der Lokomotive wird vermutet.
    Opferbilanz: Die Zahl der getöteten Reisenden ist unklar; die Quellenangaben schwanken zwischen 48 und 100. Die Zahl der Verletzten wird auf über 150 geschätzt.

    Quellen: Katastrophen auf Schienen von Peter Semmens, TranspressVerlag, Stuttgart 1996 und Wikipedia - Liste schwerer Unfälle im Schienenverkehr.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor