Gedenk- und Bedenktage, Jubiläen etc.

  • Vor 100 Jahren, am 17. Oktober 1919, wurde die Metro Madrid im Beisein von König Alfonso XIII., Urgroßvater des aktuellen Königs Felipe, eröffnet. Aktuell verkehren 13 Linien auf 294 Streckenkilometern.
    Der Eröffnungszug ist erhalten geblieben und wurde in zweijähriger Arbeit bis Oktober 2018 aufgearbeitet. Im Rätsel "U-Bahn-Jubiläum" ist ein Foto vom Zug zu sehen. Im TR EU-Heft Nr. 286 ist ab Seite 26 ein ausführlicher Bericht über die Metro Madrid zu lesen.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 100 Jahren:

    24. 10. 1919: [Kranowitz, Provinz Oberschlesien, Preußen, heute Krzanowice, Polen] Beim Eisenbahnunfall von Kranowitz fährt im damaligen deutschen Grenzbahnhof Kranowitz ein aus der Tschechoslowakei kommender Personenzug einer zu weit vorgefahrenen Lokomotive eines Güterzugs in die Flanke. Ein ausbrechender Brand breitet sich schnell im Zug aus.
    Opferbilanz: Die Zahl der Toten wird zwischen 25 und 60 und die der Verletzten zwischen 80 und 130 angegeben.

    Vor 80 Jahren:

    21. 10. 1939: [Zwischen Santa Lucrecia und Matias Romero, Mexiko] Nach der Entgleisung eines von Vera Cruz an die Pazifikküste fahrenden Güterzuges fangen zwei Kesselwagen Feuer, welches auf die übrigen Waggons übergreift, wobei zahlreiche Arbeiter
    und deren Familien, die auf den Güterwagen mitfahren, zu Schaden kommen.
    Opferbilanz: Ca. 40 Tote.

    Vor 70 Jahren:

    22. 10. 1949: [Nowy Dwor, Polen] Der wahrscheinlich nie stattgefunden habende Unfall von Nowy Dvór (übernommen aus Wikipedia:(

    Am 22. Oktober 1949 sei ein Schnellzug, von Danzig nach Warschau unterwegs, bei „Nowy Dwór“, ein Ortsnamen, der in Polen mehrfach
    vorkommt, beim Durchfahren einer Kurve entgleist. Die Lokomotive undeinige Wagen seien umgestürzt. Dabei seien 200 Menschen ums Leben gekommen. Das wäre für einen Eisenbahnunfall ein selten schwerwiegendes Ereignis. Dazu gab es aber damals keine Bestätigung. Das damalige Regime hat grundsätzlich Informationen über derartige Verkehrs-, Industrie- oder Bergbaukatastrophen zu unterdrücken versucht. Andererseits war es damals im beginnenden Kalten Krieg auch kaum möglich, solche Meldungen vom Ausland aus zu überprüfen.
    Aber auch nachträglich gab es nie eine Bestätigung des Unfalls, auch nach der Wende nicht. Es sind keinerlei Dokumente oder Zeugen (Betroffene, Mitarbeiter von Rettungsdiensten und Krankenhäuser, Verletzte, Überlebende oder Angehörige von Opfern) bekannt geworden.
    Nach der Wende fanden sich in den meisten Fällen, in denen solche Unfälle verschwiegen worden waren, Unterlagen oder Zeugen – auch wenn der Schadensumfang viel kleiner war. Deshalb ist dieser Unfall als Falschmeldung einzustufen.
    Die älteste bekannte Quelle ist eine Meldung der Presseagentur Associated Press, die in zahlreichen amerikanischen Regionalzeitungen am 24. bzw. 25. Oktober 1949 veröffentlicht wurde und sich auf „inoffizielle, aber vertrauenswürdige Quellen“ beruft. Davon ausgehend wurde die Information in (Fach)literatur und später dem Internet weiter tradiert. Das im Internet zu findende Foto, das angeblich die Unfallstelle zeigt, stammt in Wirklichkeit aus einer Sammlung der Library of Congress und zeigt ein amerikanisches Eisenbahnunglück aus den 1910er-Jahren.

    Vor 55 Jahren:

    24. 10. 1964: [Hastedt, Bremen] Die auf dem Güterzuggleis als Lz 90306 alleine fahrende 50 4027 überfährt das Vor- und Hauptsignal. Das Güterzuggleis mündet an der Stelle flankenschutzlos ins Hauptbahngleis, somit kann die Flankenfahrt nicht verhindert werden. Die 50.40 fährt auf Höhe des dritten Wagens in den E 526, dabei stürzen der 3. und 4. Wagen des E 526 um, wobei der 3. Wagen in den zwischen den Gleisen stehenden Mittelträger der über die Strecke führende Brücke prallt. Dabei wirdeder n-Wagen geknickt und zerstört. Die 50.40 entgleist mit allen Achsen und kippt gegen einen Brückenpfeiler.
    Opferbilanz: 7 Tote, 36 Verletzte.

    Quellen: Katastrophen auf Schienen von Peter Semmens, Transpress-Verlag, Stuttgart 1996 und Wikipedia - Liste schwerer Unfälle im Schienenverkehr.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 165 Jahren:

    27. 10. 1854: [Baptist Creek, Provinz Ontario, Kanada] Der Schnellzug von Niagara Falls nach Windsor hat am Vorabend des Unfalltages Niagara Falls verlassen. Er besteht aus einer Dampflokomotive mit Schlepptender, anschließend zwei Wagen der zweiten Wagenklasse und vier Wagen der ersten Klasse. Am Schluss laufen zwei Gepäckwagen. Unterwegs sammelt der Zug durch eine Reihe von Widrigkeiten
    eine Verspätung von sieben Stunden an. Im Bahnhof Baptiste Creek ist auf einem Überholgleis ein Bauzug bereitgestellt, der aus einer Lokomotive und 15 mit Schotter beladenen Güterwagen besteht und darauf wartet, nach Passieren des letzten Zuges für eine Reparatur am Gleisbett eingesetzt zu werden. Es ist neblig.
    Nachdem der Fahrdienstleiter des Bahnhofs Baptiste Creek dem Lokomotivführer des Bauzuges irrtümlich bestätigt, dass die Strecke frei sei, weil der Schnellzug schon passiert habe, drückt dieser den Bauzug rückwärts mit 15 bis 20 km/h auf das Streckengleis. Der Schnellzug taucht unvermittelt aus dem Nebel auf und prallt mitReisegeschwindigkeit auf die Schotterwagen. Diese sind sehr schwer beladen und haben deshalb eine erhebliche Masseträgheit. Die Energie des Aufpralls wird deshalb weitgehend dadurch aufgefangen, dass die überwiegend aus Holz gebauten Reisezugwagen zertrümmert werden. Die beiden vorne laufenden Wagen zweiter Klasse und der erste halbe Wagen erster Klasse werden völlig zerstört.
    Opferbilanz: Es ist der bis dahin schwerste Eisenbahnunfall in Nordamerika. 52 Tote, 48 (nach anderer Quelle 60) Verletzte. Ein erheblicher Teil der getöteten Fahrgäste sind deutsche Emigranten auf dem Weg in die USA.
    Quelle: Wikipedia

    Vor 110 Jahren:

    28. 10. 1909: [Züllichau, ehem. Deutsches Reich, heute Polen] Eigentlich ein Verkehrsunfall, aber der erste in der Literatur dokumentierte Zusammenstoß mit Todesopfern zwischen einem Kraftfahrzeug und einem Zug:
    Die Nebenbahn Züllichau–Wollstein (heute: Sulechów–Wolsztyn) wird von einem unbeschrankten, niveaugleichen Bahnübergang der Straße Züllichau–Unruhstadt (heute: Kargowa und Straße Nr. 32) gekreuzt. Da es sich um eine Nebenbahn handelt, müssen niveaugleiche Bahnübergänge nicht durch Schranken gesichert werden.
    Der Güterzug 540 befährt die Strecke in der Nacht des 28. Oktober 1909 mit einer Geschwindigkeit von 30 km/h. Die Sichtverhältnisse sind sehr gut, da der Mond scheint.
    Als sich der Zug dem Bahnübergang nähert, gibt der Lokomotivführer alle vorgeschriebenen Warnsignale für das Überfahren eines unbeschrankten Bahnübergangs. Zugleich fährt ein mit vier Personen besetztes Kraftfahrzeug mit höchst möglicher Geschwindigkeit, ohne abzubremsen, ebenfalls auf den Bahnübergang zu. Als der Lokführer bemerkt, dass sich das Auto ohne zu bremsen dem Bahnübergang nähert, versucht er noch eine Notbremsung, die aber zu spät kommt, um den Zusammenstoß noch zu verhindern. Das Auto prallt gegen die Wand eines Güterwagens, wobei sofort alle vier Insassen getötet werden.
    Der Lokomotivführer hat sich absolut vorschriftsmäßig verhalten. Ausschließlich die riskante Fahrweise des Autofahrers hat zu dem Unfall
    geführt. Da die Eisenbahnstrecke von der Straße aus gut zu sehen ist, ist davon auszugehen, dass der Autofahrer entweder die Geschwindigkeit des eigenen Fahrzeugs oder die des Zuges völlig falsch einschätzte. Verfahren, die Blutalkoholkonzentration zu messen, gibt es noch nicht.
    Opferbilanz: 4 Tote, allesamt die Insassen des Kraftfahrzeuges.
    Quelle: Wikipedia

    Vor 100 Jahren:

    25. 10. 1919: [Kranowitz, ehem. Deutsches Reich, heute Polen] Kranowitz ist der in Schlesien gelegene deutsche Grenzbahnhof an der internationalen Bahnstrecke Troppau–Ratibor (heute: Opava–Racibórz) von der Tschechoslowakei in das Deutsche Reich. In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg blüht im „kleinen Grenzverkehr“ der Schmuggel. Insbesondere Alkohol wird von der Tschechoslowakei nach Deutschland geschmuggelt. Der Personenzug P 1002 aus dem tschechischen Grenzbahnhof Kuchelna erreicht kurz nach 5 Uhr morgens Kranowitz. Dort wartet der Güterzug G 8901 auf einem dem Einfahrtsgleis benachbarten Gleis.
    Der Lokführer des Güterzuges ist zu weit vorgefahren, wodurch die Lok in das Lichtraumprofil des Einfahrtsgleises ragt. Der einfahrende Personenzug trifft daraufhin die Flanke der Lokomotive. In der Folge des Zusammenstoßes bricht im Gepäckwagen ein Feuer aus, das auch auf ein Fass mit hochprozentigem Alkohol, welches von Eisenbahnern geschmuggelt wird, übergreift. Das Fass explodiert und das Feuer greift auf die Personenwagen über, in denen viele Reisende ebenfalls geschmuggelten Alkohol versteckt haben, der teilweise ausläuft und das Feuer in den Fahrzeugen weiter anfacht.
    Opferbilanz: Die Angaben zu Opfern schwanken erheblich zwischen 25 und 60 Toten und 80 bis zu 130 Verletzten. Viele Verletzte flüchten mit Schmuggelgut vom Unfallort, so dass die Opferzahl nie genau festgestellt werden konnte.
    Quelle: Wikipedia

    Vor 80 Jahren:

    25. 10. 1939: [St. Valentin, NÖ.] Um 18 Uhr 55 fährt D54 trotz des in Ablenkung zeigenden Einfahrtssignal mit voller Geschwindigkeit in die Ablenkung. Während die Lokomotive die erste Weiche, die in die Ablenkung steht, ohne zu entgleisen passiert, entgleist die Lokomotive 12 006 (früher 214.06) bei der nächsten Weiche, nachdem sie bereits stark zu schwanken begonnen hatte.
    Opferbilanz: 17 Tote, 8 Angehörige der deutschen Wehrmacht und 9 Zivilpersonen, darunter der weltberühmte Chirurg Prof. Dr. Anton Freiherr von Eiselsberg (geboren 1860 auf Schloß Steinhaus bei Wels).
    Quelle: Josef Dultinger, 150 Jahre Lokomotiv-Eisenbahnen in Österreich, Verlag Dr. Rudolf Erhard, Rum, 1987, Seite 244.

    30. 10. 1939: [Lambrate, Italien] Ein aus Venedig kommender Schnellzug kollidiert mit einem von Mailand nach Rom verkehrenden elektrischen Zug.
    Opferbilanz: 20 Tote.
    Quelle: Katastrophen auf Schienen von Peter Semmens, Transpress Verlag, Stuttgart 1996, S. 100.

    Vor 25 Jahren:

    26. 10. 1994: [Bundesstaat Bihar, Indien] In einem Reisezug bricht ein Feuer aus.
    Opferbilanz: 28 Tote.
    Quelle: Katastrophen auf Schienen von Peter Semmens, Transpress Verlag, Stuttgart 1996, S. 225.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 105 Jahren:

    2. 11. 1914: [Miechow, k&k. Monarchie, heute Polen] In der Nähe des Bahnhofes Miechow an der Strecke Krakau - Kielce fährt ein Militärzug auf einen anderen Militärzug auf, wobei ein Waggon des stehenden Zuges, auf dem ein Auto, Benzinvorräte und 4,5 Tonnen Sprenstoff (!!!!) verladen sind, beschädigt wird und zu brennen beginnt. Während unverletzt gebliebene Soldaten den verletzten Kameraden zu Hilfe eilen, explodiert der Waggon mit dem Sprengstoff.
    Opferbilanz: 60 Tote, 52 Schwerverletzte.

    Vor 100 Jahren:

    01. 11. 1919: [Vigerslev, Dänemark] Außerhalb des Bahnhofes von Vigerslev fährt ein Schnellzug Roskilde - Kopenhagen auf einen haltenden Personenzug auf, wobei fünf Waggons des Personenzuges über einen Damm stürzen. Unfallursache: Der Personenzug hatte angehalten und zurückgeschoben, weil ein Kind aus dem Zug gefallen war. Zudem wurde die Fahrstraße für den Personenzug irrtümlich aufgelöst, sodass für den Schnellzug die Fahrt auf dem besetzten Gleis freigegeben werden konnte.
    Opferbilanz: 40 Tote.

    03. 11. 1919: [Pont-sur-Yonne, Frankreich] Während eines außerplanmäßigen Haltes des Simplom-Expresses im Bahnhof von Pont-sur-Yonne fährt der Paris-Genf-Express auf den haltenden Zug auf, wobei an beiden Zügen erheblicher Sachschaden entsteht. Unfallursache: Überfahren des Halt zeigenden Einfahrtsignales durch die Lokmannschaft des Paris-Genf-Expresszuges.
    Opferbilanz: 26 Tote, ca. 50 Verletzte.

    Vor 75 Jahren:

    02. 11. 1944: [Craiova, Rumänien] Ein Militärzug und ein Güterzug stoßen frontal zusammen.
    Opferbilanz: Ca. 60 Tote, ca. 100 Verletzte.

    Vor 55 Jahren:

    03. 11. 1964: [ Langhagen, Ex-DDR] Der Güterzug 7913, der im Bahnhof Langhagen an der Strecke Berlin - Rostock vom D 1193 Berlin - Rostock überholt werden soll, fährt irrtümlich auf Grund falscher Signalbeobachtung aus dem Bahnhof. Dabei fährt er jedoch mit ca. 30 km/h auf Grund der Stellung der Schutzweiche gegen den Prellbock und die dahinterliegende Böschung, wobei ein mit Schotter beladener Waggon in das Lichtraumprofil des Durchfahrtsgleises gerät. Just in diesem Moment fährt der D 1193 vorbei. Die Lok des D-Zuges und die ersten beiden Waggons bleiben unbeschädigt, der dritte Waggon wird leicht beschädigt. Ab dem vierten Waggon werden die Dächer und Seitenwände der Waggonsaufgerissen. Der Vorgang dauert ganze fünf Sekunden, die Folgen sind aber verheerend.
    Opferbilanz: 43 Tote, 259 Verletzte.
    Im Prozess am 20. 3. 1965 wird der Lokführer zu fünf Jahren, der Heizer zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.

    Vor 45 Jahren:

    31. 10. 1974: [Mohanganj, Indien] Im Schnellzug Delhi - Kalkutta - Upper India kommt es zu einer durch Feuerwerkskörper ausgelösten Explosion, wodurch der ganze Zug Feuer fängt. Viele Passagiere sterben, weil sie aus dem fahrenden Zug springen. Die Feuerwerkskörper hat ein Passagier mit sich geführt.
    Opferbilanz: 43 Tote, ca. 60 Verletzte.

    Vor 30 Jahren:

    31. 10. 1979: [Holhol, Djibuti] Bei Holhol (km 51 ab Djibuti) an der Bahnlinie Djibuti - Addis Abeba entgleist ein Zug und stürzt eine Böschung hinunter.
    Opferbilanz: 60 (nach anderer Quelle 50) Tote, 80 (30) Verletzte.

    Vor 30 Jahren:

    01. 11. 1989: [Moghulsari, Bundesstaat Uttar Pradesh, Indien] Zehn der 18 Waggons des "Toofan-Express" entgleisen in der Nähe des Bahnhofes von Moghulsari und stürzen in einen Graben.
    Opferbilanz: 58 Tote, 60 Schwerverletzte.

    Quellen: Katastrophen auf Schienen von Peter Semmens, Transpress Verlag, Stuttgart 1996;
    Eisenbahnunfälle in Europa von Erich Preuß, Transpress Verlag, Berlin 1991; Wikipedia- Liste schwerer Unfälle im Schienenverkehr.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor genau 155 Jahren, am 3. November 1864 wurde die 25 km lange Südrampe der sogenannten Porrettana, der knapp 99 km langen Verbindung Bologna - Pistoia eröffnet. Ab nun war es möglich, mit der Bahn in fünf Stunden von Bologna in der Emilia Romagna über den Apennin nach Florenz in der Toscana zu reisen. Mit der Pferdekutsche war man bisher über 14 Stunden unterwegs.
    Die Porrettana war bis zur Eröffnung der Direttissima Bologna - Florenz im Jahr 1934 die wichtigste Apennintransversale, weshalb sie auch dementsprechend stark frequentiert war. Allerdings war die Strecke auf Grund ihrer Streckencharakteristik nicht sehr leistungsfähig. Die eingleisige Strecke mit 300 m minimalem Kurvenradius und mit bis zu 26 Promille steilen Rampenabschnitten auf der Südseite war hoffnungslos überlastet. Dazu kamen auch noch die nur maximal 50 km/h "schnellen" Gebirgsloks der Reihe 470 für den Güterverkehr, wodurch die Güterzüge eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 km/h erreichten. Die Folge waren oft stundenlange Verspätungen. Am stärksten belastet war die Strecke während des 1. Weltkrieges, als täglich bis zu 140 Züge bewältigt werden mussten. An Tagen mit besonders schlechten klimatischen Verhältnissen wurden bei den bergseitigen Portalen der längeren Tunnel (z. B. beim 635 m langen Piteccio-Wendetunnel) auf der Südrampe berittene Lokpersonale stationiert, um ihre Kollegen, die während der langsamen Tunneldurchfahrten an Erstickungsanfälle litten, ablösen zu können. Später wurden dann beim Piteccio-Wendetunnel und beim 2727 m langen Apennin-Scheiteltunnel Belüftungsaggregate zur künstlichen Belüftung der Tunnelröhren eingebaut.
    Um die Porrettana zu entlasten, wurden Schnellzüge der Relation Mailand - Rom über die "Pontremolese" (Fidenza - Pontrèmoli - Santo Stèfano di Magra - Sarzana) oder über die "Faentina" (Faenza - Marradi - Borgo San Lorenzo - Florenz) umgeleitet. 1927 wurde die Porrettana mit Drehstrom 3600 V 16 2/3 Hz elektrifiziert und 1934 zeitgleich mit der Eröffnung der Direttissima auf Gleichstrom umgestellt. Heute fristet die Porrettana ein beschauliches Dasein mit stündlichen Verbindungen zwischen Bologna und Porretta Terme. Zwischen Porretta Terme und Pistoia verkehren Regionalzüge im Zweistunden-Takt. Güterverkehr gibt es keinen mehr.
    Noch ein paar Daten zur Strecke: Die Maximalneigung von 26,2 Promille befindet sich zwischen den Bahnhöfen Corbezzi (km 81, 418 m Seehöhe) und Piteccio (km 87, 291 m). Hier befindet sich auch eine doppelte Kehrschleife mit dem oben erwähnten Piteccio-Wendetunnel. Die Maximalneigung auf der Nordrampe befindet sich im Reno-Tal südlich von Porretta Terme und beträgt 25,2 Promille. Der Scheitelpunkt der Strecke liegt auf 616 m Seehöhe im Bahnhof Pracchia. Der unmittelbar an den Bahnhof anschließende Apennin-Scheiteltunnel weist bereits ein durchgehendes Gefälle Richtung Süden mit 24,9 Promille Neigung auf. Die Gesamtzahl der Tunnel beträgt 45 mit einer Gesamtlänge von 18,2 km.

    Zur Information: Boris Chomenko, Suchraster 3/C-D und Wikipedia

    Weitere Quellen: Gebirgsbahnen Europas von Ascanio Schneider, Orell Füssli Verlag, Zürich 1982, S. 117ff.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 100 Jahren:

    10. 11. 1919: [Neumühl-Kutzdorf, Provinz Brandenburg, Preußen, heute Namyślin, Polen] Beim Eisenbahnunfall von Neumühl-Kutzdorf auf der Bahnstrecke Breslau/Wrocław–Stettin/Szczecin fährt ein Güterzug in eine Rangiergruppe.
    Opferbilanz: 45 Tote, 18 Verletzte.

    Vor 80 Jahren:

    12. 11. 1939: [Bahnhof Rosengrund bei Bauerwitz, Oberschlesien, heute Baborów, Woiwodschaft Oppeln/Opole, Polen] Der Bahnhof Rosengrund liegt an der eingleisigen Strecke Cosel–Bauerwitz. Zug P 957 verkehrt in Richtung Heydebreck, der P 950 kommt von dort. Der P 957 verkehrt regelmäßig und hat leichte Verspätung, der P 950 verkehrt dagegen nur „auf Anordnung“. Wenn letzterer verkehrt, ist die fahrplanmäßige Zugkreuzung in Rosengrund vorgesehen. Beide Züge sind aufgrund eines regionalen Feiertags stark besetzt.
    Der Fahrdienstleiter des Bahnhofs Rosengrund vergisst bei der Abfertigung des P 957, dass an diesem Tag auch der P 950 verkehrt und lässt den P 957 ausfahren, obwohl sich der Gegenzug bereits auf der Strecke befindet. Die Züge stoßen gegen 19:25 Uhr mit Streckengeschwindigkeit zusammen. Mehrere Wagen verkeilt sich ineinander.
    Der Lokführer des P 950 überlebt den Unfall, verkraftet ihn aber psychisch nicht: Ein halbes Jahr später begeht er Selbstmord, indem er sich in Bauerwitz von einem Zug überfahren lässt.
    Der Fahrdienstleiter wird zu 4 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Heute erinnert ein Gedenkkreuz an der Bahnstrecke an den Unfall.
    Opferbilanz: 43 bzw. nach anderen Angaben 48 Tote, 77 Verletzte.

    Vor 40 Jahren:

    10. 11. 1979: [Mississauga, Provinz Ontario, Kanada] Der Unfall fordert zwar keine Menschenleben, richtet aber enormen materiellen
    Schaden an: Bei dem Eisenbahnunfall von Mississauga explodiert am 10. November 1979 ein aus 106 Wagen bestehender, mit Chemikalien beladener Güterzug. Danach müssen 200.000 bis 250.000 Menschen evakuiert werden. Dies ist bis dahin die umfangreichste Evakuierung in Friedenszeiten in Nordamerika.
    Unfallhergang: Am 33. Wagen des Zuges entwickelt sich, weil das Achslager nicht ausreichend Schmieröl erhält, ein Heißläufer. Durch die Hitzeentwicklung verliert es seine Stabilität, die Achse springt heraus und der Güterwagen verliert in einem seiner Drehgestelle einen kompletten Radsatz. Der Wagen entgleist daraufhin um 23 Uhr 53, ebenso die folgenden Wagen des Zuges, mitten im bebauten Gebiet der Stadt Mississauga. Dem Bremser des Zuges gelingt es, den Bremsschlauch am Ende des 32. Wagens zu schließen, so dass der Lokomotivführer die Bremsen des vorderen Zugteils lösen und ihn aus der Gefahrenzone herausziehen kann.
    Einige mit Propan beladene Kesselwagen werden bei der Entgleisung aufgerissen und beginnen zu brennen. Beschädigt wurden auch andere
    Wagen, die Styrol, Toluol, Natriumhydroxid und Chlor geladen haben. Einige davon laufen ebenfalls aus. Das Chemikaliengemisch führt zu einer gewaltigen Explosion mit einem 1.500 Meter hohen Feuerball, der noch in einer Entfernung von 100 km gesehen wird.
    Folgen: Der Unfall hat keine Toten zur Folge. Die Feuerwehr konzentriert sich darauf, die noch nicht zerstörten Wagen zu kühlen und die übrigen Wagen kontrolliert ausbrennen zu lassen. Problematisch ist dabei ein leck geschlagener, mit Chlor beladener Wagen, weil die Gefahr besteht, dass bei seiner weiteren Beschädigung durch den Brand eine Chlorgaswolke durch Mississauga gezogen wäre. Deshalb muss die Stadt evakuiert werden, wovon zwischen 200.000 und 250.000 Menschen betroffen sind. Diese Räumungsaktion wird in Nordamerika erst durch die Evakuierungsmaßnahmen anlässlich des Hurrikan Katrina 2005 übertroffen. Die Evakuierung dauert bis zum 16. November 1979.

    11. 11. 1979: [Seiersberg bei Graz] Eigentlich ein typischer Ek-Unfall, aber trotzdem berichtenswert, da einer der schwersten Unfälle in Österreich mit Bahnbezug.
    Der Fahrer eines jugoslawischen Reisebusses fährt bei Seiersberg trotz Stopptafel und der vom Tfzf. abgegebenen Warnsignale über eine Ek der GKB, worauf der Bus von einem mit dem VT 50.03 geführten Personenzug gerammt wird. Autobus und Schienenbus stürzen um.
    Opferbilanz: 9 Tote und über 60 Verletzte.

    Foto: Sepp Tezak, aufgenommen am 11. 11. 1979.

    Vor 30 Jahren:

    10. 11. 1989: [Bei Mosul, Irak] Südlich von Mosul entgleist ein Reisezug. Auf Grund der zu dieser Zeit im Irak herrschenden Zensur gibt
    es keine offiziellen Informationen und die angegebenen Opferzahlen stammen von aus der Bevölkerung durchgesickerten Informationen.
    Opferbilanz: Mehr als 50 Tote, zahlreiche Verletzte.

    Quellen: Katastrophen auf Schienen von Peter Semmens, Transpress Verlag, Stuttgart 1996; BiB Band 13 - Unfälle und Schadensfälle, Verlag Pospischil, Wien 1980; Wikipedia - Liste schwerer Unfälle im Schienenverkehr.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Ist zwar schon ein wenig her und auch die dunklen Wolken über der Tendabahn verdichten sich wieder (siehe hier, Antwort #37). Vor 40 Jahren, am 6. Oktober 1979 wurde nach über 30-jähriger Unterbrechung auf Grund der im 2. Weltkrieg erfolgten Zerstörungen die Tendabahn zwischen Ventimiglia und Limone wiedereröffnet.
    Quellen: Gebirgsbahnen Europas von Ascanio Schneider, Orell Füssli Verlag, Zürich 1982, S. 93ff und Wikipedia.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 135 Jahren:

    14. 11. 1884: [Hanau, Provinz Hessen-Nassau, Preußen] Der Personenzug 21 von Berlin und Bebra ist auf der Kinzigtalbahn unterwegs, wobei der Zug mit zahlreichen Reisenden aus dem Hanauer Umland besetzt ist, die in Hanau eine Messe besuchen wollen. Durch einen Fehler eines Fahrdienstleiters – eine telegrafische Zugmeldung wurde unterlassen – fährt der genannte Zug in der Einfahrt in Hanau auf den rangierenden Güterzug 304 auf. Beiden Lokomotivpersonalen gelingt es, vor dem Zusammenstoß abzuspringen. Beide Züge entgleisen, die auffahrende Lokomotive und acht Personen- und Güterwagen verkeilen sich ineinander. Die Trümmer blockieren auch die Nachbargleise. Der aus Richtung Frankfurt am Main kommende und in der Gegenrichtung verkehrende Güterzug 511 fährt in die Trümmer hinein. Die überlebenden Verletzten werden in das Hanauer Spital eingeliefert, wo ebenfalls noch einige versterben.
    Die Überlebenden müssen offensichtlich um eine Entschädigung prozessieren, was für einige Opfer existenziell ist. Der schuldige Telegrafist wird zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren Gefängnis verurteilt.
    Opferbilanz: 22 Tote, darunter ein Schaffner, 26 Verletzte.

    Vor 100 Jahren:

    18. 11. 1919: [Schrebitz, Amtshauptmannschaft Oschatz, Freistaat Sachsen] Beim Eisenbahnunfall von Schrebitz auf der Kleinbahnstrecke Oschatz-Mügeln-Döbeln kommt es auf Grund von Schneetreiben und übereisten Schienen zum Zusammenstoß des Personenzugs 5750 aus Mügeln und dem von Gärtitz kommenden Güterzug 10889. Durch die Wucht des Aufpralls setzt sich der Personenzug rückwärts in Bewegung, entgleist anschließend auf einer Brücke und stürzt in die Tiefe.
    Opferbilanz: 5 Tote, 15 Schwerverletzte.

    Vor 70 Jahren:

    15. 11. 1949: [Waterval Boven, ehem. Provinz Transvaal, Südafrika] Auf der Bahnstrecke Pretoria–Maputo entgleist ein von Südafrika nach Mosambik fahrender, mit zwei Lokomotiven bespannter Reisezug in der Nähe von Waterval Boven auf einer Brücke. Der Zug ist mit etwa 500 Reisenden besetzt. Sieben Personenwagen des Zuges stürzen dabei 20 Meter tief von einer Brücke in den Fluss Elands, sechs weitere Waggons kippen um. Ein Waggon bleibt am Brückenrand hängen, wobei mehrere Reisende aus dem Waggon in den Fluß fallen und ertrinken.

    Opferbilanz: 55 Tote, mehr als 100 Verletzte.

    Quellen: Katastrophen auf Schienen von Peter Semmens, Transpress Verlag, Stuttgart 1996 und Wikipedia - Liste von Eisenbahnunfällen in Deutschland.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 150 Jahren:

    November 1869: [Förnbach, Bayern] Durch Funkenflug von einer Dampflokomotive entsteht in Förnbach (Bahnstrecke München–Ingolstadt) ein Großbrand. Acht Wohnhäuser und eine Reihe von Wirtschaftsgebäuden werden zerstört.

    Vor 80 Jahren:

    26. 11. 1939: [Nieder Wöllstedt, Reichsbahndirektion Frankfurt/Main] Der P 772 stößt mit dem G 5811 zusammen. Unfallursache: Der Lokführer des Güterzuges erhält vom Fahrdienstleiter den Auftrag, seinen Zug Richtung Ausfahrsignal vorzuziehen. Dabei überfährt er aus nicht bekannten Gründen das Ausfahrsignal und gerät in die Fahrstraße des zur gleichen Zeit einfahrenden Personenzuges.
    Opferbilanz: 11 Tote, 18 Verletzte.

    Vor 75 Jahren:

    23. 11. 1944 [Wiesau, ehem. Deutsches Reich] Der mit 400 Häftlingen aus dem KZ Flossenbürg besetzte Güterzug 6395 stößt in der Nähe von Wiesau mit einem anderen Zug zusammen. Die Häftlinge sollen in das KZ-Nebenlager Leitmeritz zur Zwangsarbeit in einer geheimen Rüstungsfabrik gebracht werden (Tarnname Elsabe). Gegen die Kälte sind die Böden der Häftlings-Güterwagen mit Stroh bedeckt und in den Wagen befinden sich Kanonenöfen – bei den von außen fest verschlossenen umstürzenden Waggons eine tödliche Falle. Bisher ist kein KZ-Häftling aus dem Transport bekannt, der das Kriegsende überlebt hat und von dem Unglück berichten kann. Erst im Jahr 2012 wird nach fast 70 Jahren die geheime Transportliste des Zugs entdeckt.
    Opferbilanz: 57 Tote (52 Häftlinge, 4 SS-Wachmänner, 1 Reichsbahnangehöriger [Lokheizer]), zahlreiche Verletzte.

    24. 11. 1944: [Barwałd Średni, ehem. Deutsches Reich] Um ca. 15:15–15:20 Uhr stößt in Barwałd Średni bei Wadowice ein deutscher Militärzug mit Versorgung für die Ostfront mit einem Schnellzug aus Zakopane nach Krakau, frontal zusammen. Der Schnellzug war kurzfristig auf die stark durch Nachschubtransporte für die Ostfront ausgelastete Strecke Kalwaria Zebrzydowska–Skawina umgeleitet worden, weil auf dem parallelen Abschnitt Skawina–Spytkowice–Oświęcim, der auch als Anschluss zum KZ Auschwitz dient, eine Eisenbahnbrücke zwischen Kalwaria Zebrzydowska und Skawina von Partisanen gesprengt worden war.
    Opferbilanz: Über 130 Tote, 100 - 200 Verletzte.

    Vor 35 Jahren:

    23. 11. 1984: [Byculla, Indien] Während der Fahrt durch den Bahnhof Byculla in der Nähe Bombays, heute Mumbai, entgleist ein überfüllter Pendlerzug. Sieben Waggons sprigen aus den Schienen, vier von ihnen stürzen um.
    Opferbilanz: 25 Tote, 47 Verletzte.

    Vor 20 Jahren:

    27. 11. 1999: [Bludenz, Vorarlberg] Nach der Entgleisung eines mit 28,5 Tonnen Trifluormethylanilin beladenen Kesselwaggons wird im Bahnhof Bludenz Giftalarm ausgelöst. Der Tank wird nicht beschädigt, die hochgiftige Chemikalie wird abgepumpt.

    Vor 10 Jahren:

    27. 11. 2009: [Bologoje, Russland] In der Nähe von Bologoje entgleisen nach einer Explosion drei der 14 Waggons des mit etwa 650 Reisenden besetzten Schnellzuges Newski-Express auf der Schnellfahrstrecke Sankt Petersburg–Moskau. Der Chef der Russischen Staatseisenbahnen, Wladimir Jakunin, spricht offiziell von einem terroristischen Anschlag.
    Opferbilanz: Mindestens 26 Tote, rund 100 Verletzte.

    Quellen: Katastrophen auf Schienen von Peter Semmens, Transpress Verlag, Stuttgart 1996 und Wikipedia - Liste von Unfällen im Schienenverkehr.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor