Gedenk- und Bedenktage, Jubiläen etc.

  • Vor 100 Jahren:

    20. 12. 1919: [Bundesstaat Maine, USA] Zusammenstoß eines Personenzuges mit einem Güterzug zwischen Onawa und Benson. Unfallursache: Mißverständliche Fahranweisung an das Lokpersonal des Güterzuges.
    Opferbilanz: 23 Tote, 35 Verletzte.

    Vor 80 Jahren:

    22. 12. 1939: [Genthin, Deutschland] Der im vorweihnachtlichen Verkehr völlig überfüllte D-Zug D 10 nach Köln (allein im Packwagen sollen 35 Menschen ums Leben gekommen sein) fährt pünktlich um 23:15 Uhr in Berlin ab, sammelt allerdings unterwegs schnell Verspätung an, weil sich das Aus- und Einsteigen durch die kriegsbedingte Verdunkelung verzögert. In Potsdam hat der Zug bereits fünf, in Brandenburg 12 Minuten Verspätung. Weil die Strecke vor ihm noch durch einen Militärzug besetzt ist, erhöht sie sich auf 27 Minuten.
    Der nachfolgende D 180 wird von der Dampflokomotive 01 158 gezogen. Die Bahnstrecke Berlin–Magdeburg ist zwar mit der Zugsicherung Indusi ausgerüstet, aber die Indusi-Sicherung der Lok ist für eine Reparatur ausgebaut, die Lok kommt aber trotzdem zum Einsatz, da kriegsbedingt Lokomotivmangel herrscht. Der D 180 von Berlin Potsdamer Bahnhof nachNeunkirchen (Saar) Hauptbahnhof fährt um 23:45 Uhr in Berlin ab, hält noch einmal in Potsdam und soll dann bis Magdeburg Hauptbahnhof durchfahren. Der Abstand zwischen beiden Zügen verringer sich so zunehmend. Unmittelbar vor Genthin fahren die Züge nur noch im Blockabstand.
    Unfallhergang: An der letzten vor dem Bahnhof Genthin liegenden Blockstelle, Belicke, überfährt der D 180 das „Halt“ zeigende und den D 10 deckende Blocksignal; warum, wird nie geklärt. Der Lokomotivführer will die beiden entscheidenden Signale, Vorsignal und Hauptsignal, in der Stellung „Fahrt frei“ erkannt haben. Der Blockwärter von Belicke sagt das Gegenteil aus und dessen Aussage wird auch von der nachfolgenden Untersuchung bestätigt. Da die Indusi der Lok ausgebaut ist, erfolgt keine Zwangsbremsung. Als Ursache für die Überfahrt des „Halt“ zeigenden Signals wird über eine Reihe von Gründen spekuliert: schlechte Sicht in der nebligen Nacht, eine Kohlenmonoxidvergiftung (die Rauchgase der Lokomotive könnten auf Grund der Wetterlage in das Führerhaus gelangt sein) oder persönliche Mängel des Lokpersonals.
    Die Blockstelle Belicke alarmiert sofort den Bahnhof Genthin und einen Schrankenposten sowie das Stellwerk Genthin Ost, an der Einfahrt des Bahnhofs, von dem Zwischenfall. Dem Schrankenwärter gelingt es nicht, den Lokomotivführer auf seine Haltesignale aufmerksam zu machen. Der Beamte im Stellwerk Genthin Ost versucht nun, den D 180 mit einer rot leuchtenden Handlampe anzuhalten. Der sich ihm nähernde Zug ist allerdings erst der D 10. Dessen Lokomotivführer bezieht das Signal selbstverständlich auf sich und leitet eine Schnellbremsung ein. Er bringt damit seinen Zug noch im Bereich des Bahnhofs Genthin gegen 0:51 Uhr zum Stehen.
    Statt nun sofort das Einfahrsignal auf „Halt“ zu stellen, versucht der Stellwerksmitarbeiter den zweiten Zug ebenfalls mit dem roten Warnlicht zum Halten zu bringen. Der Lokführer des D 180 nimmt ihn jedoch nicht wahr, vermutlich weil er vor dem Bahnhof auf das für den D 10 noch „Fahrt frei“ zeigende Einfahrvor- und Einfahrsignal sieht und daher nicht zum Stellwerk blickt. Darauf fährt der D 180, gegen 0:55 Uhr mit etwa 100 km/h in den Bahnhof Genthin ein und auf den dort stehenden D 10 auf.
    Durch den Aufprall werden die vier hinteren Wagen des D 10 teilweise ineinander geschoben. Die Lokomotive und sechs Wagen des auffahrenden Zuges entgleisen. Die Rettungsarbeiten gestalten sich schwierig und dauern eine ganze Woche. Wegen der Verdunklung ist nur die Notbeleuchtung eingeschaltet, das Aufstellen von Scheinwerfern in der Nacht bedarf einer Sondergenehmigung. Viele Männer sind kriegsbedingt eingezogen. Die Temperaturen sinken in der Nacht auf -15 °C, sodass auch viele Verletzte erfrieren.
    Der Lokomotivführer des D 180 und dessen Heizer überleben das Unglück. Der Lokomotivführer wird in einem Strafverfahren zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten verurteilt.
    Die Lokomotive des D 180 wird, wegen des Lokomotivmangels im Zweiten Weltkrieg, nach dem Unfall repariert und 1941 wieder in Dienst gestellt. Nach einem Umbau 1964 erhält sie die Nummer 01 531. Sie ist heute unter der Nummer 01 1531 als Ausstellungsstück im Bahnbetriebswerk Arnstadt erhalten.
    Opferbilanz: 186 Tote, 106 Verletzte. Andere Quellen sprechen von 278 Toten und 453 Verletzten. Es ist das bisher schwerste Zugunglück auf Deutschlands Boden.

    22. 12. 1939: [Lipbach bei Friedrichshafen, Baden-Württemberg, Deutschland] Am Abend desselben Tages passiert in Deutschland das nächste, verheerende Zugsunglück. Die Bodenseegürtelbahn ist eingleisig und verläuft am Nordufer des Bodensees. Dort herrscht an jenem Abend starker Nebel. Die Personalsituation an der Strecke ist aufgrund des Zweiten Weltkriegs angespannt. So muss der einzige Mitarbeiter auf dem Stellwerk des Bahnhofs Markdorf einen 500 Meter entfernten beschrankten Bahnübergang ohne Fernbedienung mit bedienen. Dazu fährt er mit einem Fahrrad dort hin, schließt Schranken, wartet die Durchfahrt des Zuges ab und öffnet den Schranken wieder an, fährt mit dem Fahrrad zurück und steht nun erst wieder im Stellwerk zur Verfügung – und das alles bei Verdunkelung.
    Bahnhof Markdorf: Im Bahnhof Markdorf ist eine Reihe von Vorschriften zu beachten und der Umgang mit ihnen trägt zum Unfallgeschehen bei: Alle verkehrenden Sonderzüge sind, sobald ihr Verkehren bekannt gegeben wird, in ein Merkbuch einzutragen. Alle Einträge für den betreffenden Tag müssen um Mitternacht von dem diensthabenden Beamten dann auf eine im Bahnhofsbüro aushängende Merktafel übertragen werden. Verdunkelung ist reichsweit angeordnet, der Bahnhof Markdorf, einschließlich des Bahnsteigs, unbeleuchtet.
    Personenzug in westliche Richtung: Der Personenzug ist ein Sonderzug von Oberstdorf nach Müllheim und in westlicher Richtung unterwegs. Er trägt die Bezeichnung P Kar 21154 und verkehrt in einer Fahrplantrasse, die in Friedenszeiten einem Personenzug zur Verfügung steht, der nun aber nur noch „auf Anforderung“, in der Praxis aber selten verkehrt. Für diesen Bedarfsverkehr scheint die Trasse aber im Fahrplan – einschließlich der erforderlichen Zugkreuzung in Markdorf – im Fahrplan auf. Schon für den Vortag angekündigt, verkehrt der Sonderzug verspätet, weil die Zahl der zur Verfügung stehenden Wagen zu knapp ist. Das ist auch den Bahnhöfen an der Strecke bekannt gegeben worden. Der Zug wird von einer Lokomotive der Baureihe 57 gezogen, die eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h hat. Der Lok folgen 11 Durchgangswagen und 4 gedeckte Güterwagen für das Gepäck. Mit dem Zug reisen 700 Fahrgäste, Einwohner aus Weil am Rhein und Umgebung, die seit dem 3. September 1939 aufgrund des Zweiten Weltkriegs von der französischen Grenze ins Allgäu umquartiert worden waren, zurück in ihre Wohnorte, nachdem bis Ende 1939 nahezu keine Kampfhandlungen an der Grenze stattgefunden hatten.
    Güterzug in östliche Richtung: Der täglich verkehrende Kohlezug Dg 7953, fährt in östliche Richtung auf der gleichen Strecke und hat Lindau als Ziel. Er wird ebenfalls von einer Dampflokomotive der Baureihe 57 gezogen. Ein mitfahrender Zugsicherer hat sich im Bremserhaus des letzten Wagens aufzuhalten. Bei Durchfahrt durch einen Bahnhof hat er Blickkontakt mit dem Aufsichtsbeamten aufzunehmen, tags mit Handanlegen an die Mütze zu grüßen, nachts durch Anheben der Signallaterne. Da es kalt ist, ist der Zugsicherer aber mit Duldung des Zugführers in den Packwagen, der unmittelbar hinter der Lokomotive läuft, gestiegen, um sich zu wärmen. Die Züge sollten planmäßig in Markdorf kreuzen. Laut örtlicher Vorschrift müsste der Güterzug in jedem Fall in Markdorf halten müssen, selbst wenn das Ausfahrsignal „Fahrt frei“ zeigt und der Lokführer müsste den Abfahrauftrag durch den Fahrdienstleiter abwarten.
    Beide Züge unterliegen ebenfalls den Verdunkelungsvorschriften, das heißt, dass sie kein Spitzensignal haben, sondern statt der „friedensmäßigen“ Beleuchtung nur schmale Lichtschlitze an den Lampen.
    Unfallhergang:
    Bahnhof Markdorf: Der stellvertretende Bahnhofsvorstand nimmt am 21. Dezember 1939 kurz vor 20 Uhr das Telegramm entgegen, das ankündigt, dass der P Kar 21154 am folgenden Tag verkehren werde. Er trägt das nicht ins Merkbuch ein. Sein ihn in der Tagschicht des 22. Dezember 1939 ablösender Chef bemerkt diesen Fehler auch nicht. Ihn löst wiederum gegen 19:00 Uhr sein Stellvertreter ab. Er hat den Sonderzug offenbar vergessen. Deshalb informiert er auch die anderen Mitarbeiter, Weichenwärter und Stellwerk nicht. Bei Schreibarbeiten unterbrochen, nimmt er um 22:06 Uhr den Güterzug vom Bahnhof Bermatingen-Ahausen an und stellt um 22:07 Uhr das Ausfahrsignal des Bahnhofs Markdorf auf „Fahrt frei“, ohne den Güterzug vorher dem Bahnhof Kluftern anzubieten und dessen dortige Annahme abzuwarten. Dies ist möglich, weil ein Streckenblock nicht vorhanden ist. Er hat im entscheidenden Moment einen Blackout, ist auf seine Schreibarbeiten konzentriert und hat den entgegenkommenden Personenzug einfach vergessen.
    Bahnhof Kluftern:
    Um 22:12 Uhr wird der Sonderzug dem Bahnhof Kluftern aus Fischbach angeboten und der Fahrdienstleiter nimmt ihn an. Um 22:14 bemüht sich der Fahrdienstleiter in Kluftern vergeblich, seinen Kollegen in Markdorf zu erreichen, um ihm den Zug anzubieten – dort geht niemand ans Telefon. Er verlässt sich daraufhin auf den Fahrplan und die darin vorgesehene Kreuzung der Züge in Markdorf und lässt den Personenzug auf die Strecke, ohne sich zuvor in Markdorf zu versichern, dass der nach dort führende Streckenabschnitt frei ist. Anschließend versucht er erneut, den Bahnhof Markdorf zu erreichen. Da aber zeitgleich der Fahrdienstleiter von dort auch versucht, in Kluftern anzurufen, um den Güterzug anzubieten, kommt keine Verbindung zustande. Daraufhin sendet der Fahrdienstleiter Kluftern ein Läutesignal, das einen Zug ankündigt, an den Bahnhof Markdorf.
    Durchfahrt des Güterzuges in Markdorf:
    Erst das Läutesignal bewirkt, dass dem Fahrdienstleiter in Markdorf der Sonderzug wieder einfällt. Er läuft auf den verdunkelten Bahnsteig, aber die Lokomotive des Güterzuges hat bereits das Empfangsgebäude passiert. Er hat weder einen beleuchteten Befehlsstab, noch eine Handlaterne, noch seine Trillerpfeife zur Hand. Der Zug hält entgegen der Vorschrift nicht, keiner im Zug bemerkt ihn und der Zugsicherer, der sich im letzten Wagen aufhalten sollte, befindet sich im Packwagen, vorne im Zug. Der Fahrdienstleiter läuft zurück in sein Büro und versucht, das Stellwerk zu erreichen, damit von dort ein Haltesignal gegeben werden kann. Das aber misslingt, denn der Mitarbeiter wartet ja bei der Schranke, dass der Güterzug durchfährt. Der Fahrdienstleiter versucht daraufhin erneut, den Bahnhof Kluftern zu erreichen. Die Verbindung kommt nun sofort zustande – aber zu spät: Der Sonderzug hat den Bahnhof Kluftern bereits durchfahren.
    Unfallgeschehen: Die beiden Züge fahren auf einer 2,5 km langen Geraden aufeinander zu. Da dichter Nebel herrscht und die beiden Lokomotiven wegen der Verdunklung nur ein reduziertes, schlecht erkennbares Spitzensignal führen, sehen sich die Lokomotivführer trotzdem nicht oder erst im letzten Augenblick: Während der Güterzug überhaupt nicht bremst, löst der Lokomotivführer des Personenzuges noch im letzten Moment eine Schnellbremsung aus. So stoßen die Züge um 22:19 Uhr bei Streckenkilometer 43,190 frontal und beinahe ungebremst bei einer Geschwindigkeit von je 60 km/h zusammen. Die Lokomotiven bleiben stehen, ohne umzustürzen. Die beiden ersten Personenwagen werden komplett zerstört, der Schlepptender der Lok des Personenzuges bäumt sich beim Aufprall auf und fällt dann auf den ersten Wagen zurück. Zwei weitere Personenwagen werden schwer beschädigt. Der Packwagen des Güterzuges und die ersten 15 offenen Kohlewagen türmen sich zu einem Trümmerhaufen auf.
    Folgen: Auf dem Marktplatz in Markdorf werden am ersten Weihnachtsfeiertag die Särge aufgestellt, und unter Beteiligung höchster Partei- und Wehrmachtsverteter, unter anderem auch Gauleiter und Reichsstatthalter Robert Wagner, wird von den Toten Abschied genommen. Anschließend werden sie mit einem Sonderzug in ihre Heimat überführt.
    Das Landgericht Konstanz verurteilt am 3. Juli 1940 den Fahrdienstleiter von Kluftern zu zwölf Monaten Gefängnis, sein Markdorfer Kollege, der als Hauptschuldiger verurteilt wird, erhält drei Jahre Gefängnis.
    In Lipbach wird am 22. Dezember 1989 ein Gedenkstein enthüllt, der an den Unfall erinnert.
    Opferbilanz: 101 Tote, 47 Verletzte. 98 Todesopfer stammen aus dem Markgräflerland, aus Binzen, Egringen, Fischingen, Haltingen, Weil am Rhein und Welmlingen.

    Vor 65 Jahren:

    20. 12. 1954: [Wallersdorf, Bayern, Bundesrepublik Deutschland] Ein Betriebsassistentenanwärter in Wallersdorf irrt sich beim Signalstellen mehrmals und gibt nicht dem Viehzug 5654 die Einfahrt, sondern dem Schotterwagenleerzug Dsth 19905 die Ausfahrt frei. Bei der Frontalkollision auf der Strecke wird das Personal beider Züge auf den Lokomotiven eingeklemmt.
    Opferbilanz: 6 Tote, 1 Verletzter.

    Vor 55 Jahren:

    20. 12. 1964: [Tacotalpa, Mexiko] In Tacotalpa fährt ein Güterzug auf einen Reisezug auf, in dem sich hauptsächlich Reisende befinden, die nach Weihnachtseinkäufen in Mexiko City auf der Heimreise sind. Dabei werden die beiden letzten Waggons des Reisezuges zerstört.
    Opferbilanz: 46 Tote, 26 Verletzte.

    Vor 20 Jahren:

    18. 12. 1999: [Zentralnigeria] Auf einem Bahnübergang fährt ein mit Händlern besetzter Lkw gegen einen Zug.
    Opferbilanz: Mindestens 50 Tote.

    Quellen: Katastrophen auf Schienen von Peter Semmens, Transpress Verlag Stuttgart, 1996; Eisenbahnunfälle in Europa von Erich Preuß, Transpress Verlag Berlin, 1991 und Wikipedia - Liste von Eisenbahnunfällen in Deutschland.

    Zum Abschluss der Fortsetzung Nr. 554 noch eine Meldung mit Österreichbezug, bei der es sich um keinen Unfall handelt, die aber angesichts der derzeitigen Temperaturen sowie auf Grund des Schneemangels in Ostösterreich fast ein wenig exotisch anmutet. Aber damals gab es eben noch "richtige" Winter:

    Vor 50 Jahren:

    20. 12. 1969: [Ostbahn zwischen Bruck/Leitha und Parndorf] Zwischen Bruck/Leitha und Parndorf fährt der Personenzug 2613 um 11:25 Uhr in eine ca. 4 m hohe Schneewechte, die Bergung des Zuges ist auf Grund des tobenden Schneesturmes unmöglich. Die Fahrgäste werden in der Zugführerkabine im Tender einer 52er nach Bruck/L. zurückgeholt. In der Folge spitzt sich die Situation weiter zu, da ein als Lz fahrendes Tfz. durch Schneepressung entgleist sowie ein Triebwagen und eine Lok in den Schneewechten steckenbleiben. Der Abschnitt Bruck - Parndorf ist durch diese Fahrzeuge blockiert und der internationale Verkehr nach Ungarn unterbrochen. Ex 20, besetzt mit ca. 600 Gastarbeitern auf dem Weg in den Weihnachtsurlaub, strandet deshalb in Bruck. Da die Versorgung der Fahrgäste in Bruck nicht sichergestellt werden kann, wird der Ex 20 in der Nacht auf den 21. 12. nach Wien zurückgeschickt. Ex 20 und alle folgenden Expresszüge Richtung Ungarn mit zusammen über 1600 Fahrgästen werden in Wien West bis zur Beruhigung der Wetterlage zurückgehalten. Die Fahrgäste werden während der Wartezeit in West mit Tee und Würstel versorgt. Die aus Ungarn kommenden Ex 6 und Ex 19 werden am 20. 12. in Hegyeshalom gestoppt und am 21. 12. nach Budapest zurückgeschickt. Nach Beruhigung der Wetterlage verkehrt als erster Zug Richtung Ungarn der Ex 5, Wien West ab am 22. 12. um 03:05 Uhr. Erster Zug Richtung Österreich ist am 22. 12. Ex 6. Die Unterbrechung der Bahnverbindung nach Ungarn über die Ostbahn dauert nur etwas mehr als einen Tag. Alle Straßenverbindungen Richtung Ungarn sind mehr als eine Woche unterbrochen. Die A 4 gibt es noch nicht. Das Bundesheer ist mit Bergepanzern tagelang beschäftigt, liegengebliebene Sattelschlepper abzuschleppen und die Schneewächten niederzuwalzen. Die tagelange Sperre der Straßenhauptverbindung zwischen Györ und Bruck hat zur Fölge, dass zahlreiche Kühltransporte mit Weihnachtsgänsen und sonstigem Geflügel aus Rumänien und Bulgarien im Schnee stecken und dadurch einen vorweihnachtlichen Versorgungsengpaß im Wiener Lebensmittelhandel auslösen.
    Anmerkung: Das waren halt noch Zeiten, als die Bahn nach einem Schneechaos nach etwas mehr als 24 Stunden wieder fuhr, während der Straßenverkehr für eine Woche unterbrochen war. Heute ist es leider meistens umgekehrt......
    Die damalige Schneekatastrophe begann damals bereits am 05. 12. Am 09. 12. gab es in Ostösterreich schon Schneehöhen von 40 - 50 cm.
    Erschwerend kamen noch orkanartige Schneestürme hinzu, die auf den damals noch zahlreichen Nebenstrecken des Industrieviertels und des Burgenlandes zu massiven Schneeverwehungen und steckengebliebenen Personenzügen führten. Am 10. 12. beruhigte sich die Lage, doch nach zehn Tagen ging am 20. 12. es schon wieder los. Siehe oben....

    Quellen: Eisenbahn Österreich, Heft 2/1970, S. 26ff. und Eisenbahnunfälle in Europa von Erich Preuß, Transpress Verlag, Berlin 1991, S. 22.

    Zur Illustration der Schneehöhe das Foto von der Schneeschleuder 986.101 bei der Räumung der Strecke Bruck/L. - Petronell-Carnuntum zwischen Rohrau und Petronell:

    Foto: Schmied, aus: EÖ-Heft 2/1970, S. 28.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 15 Jahren:

    26. 12. 2004 [Peraliya, Sri Lanka] Heute vor 15 Jahren kommt es im Zusammenhang mit der Tsunamikatastrophe zum Eisenbahn-Unfall von Peraliya auf Sri Lanka. Nachzulesen auf Wikipedia.
    Opferbilanz: Laut Schätzungen rund 1.700 Tote und Vermisste. Eine genaue Zahl kann nicht ermittelt werden.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 145 Jahren:

    24. 12. 1874: [Shipton-on-Cherwell, England, UK] An einem Wagen des Schnellzuges von London Paddington nach Birkenhead bricht in der Nähe von Shipton-on-Cherwell ein Radreifen aufgrund seiner veralteten Konstruktion. Zudem versagt die Kommunikationsleine zwischen Zug und Lokomotiven und das damals übliche Bremsen von Zügen durch Bremser auf einzelnen Wagen ist im Vergleich zur Kraft der Notbremsung durch die der Lokomotiven viel zu schwach. Die meisten Wagen des Zuges entgleisen. Der Unfall beschleunigt die Umrüstung der Eisenbahnfahrzeuge auf durchgehende Druckluft- oder Vakuumbremsen.
    Opferbilanz: 34 Tote, 65 Schwerverletzte.

    Vor 55 Jahren:

    23. 12. 1964: [Dhanushkodi, Indien] Eine starker Sturm in der Straße von Palk verursacht eine große Flutwelle, die in der Näh der Stadt Dhanushkodi einen Zug unter sich begräbt.
    Opferbilanz: 128 Tote.

    Vor 35 Jahren:

    23. 12. 1984: [Apennin-Basistunnel, Italien] Die sizilianische Mafiaorganisation Cosa Nostra verübt einen durch Fernsteuerung ausgelösten Bombenanschlag auf den Rapido 904 Napoli Centrale - Milano Centrale.
    Mehr Informationen dazu auf Wikipedia.
    Opferbilanz: 17 Tote, 267 Verletzte.

    Quellen: Katastrophen auf Schienen von Peter Semmens, Transpress Verlag, Stuttgart 1996 und Wikipedia - Liste schwerer Unfälle im Schienenverkehr.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 140 Jahren:

    28. 12. 1879: [Firth-of-Tay, Schottland, UK] Der Einsturz der Firth-of-Tay-Brücke ist hinlänglich bekannt. Gymnasiasten werden spätestens im Deutsch-Unterricht mit Theodor Fontanes Ballade "Die Brück' am Tay" konfrontiert. Wer den Unfallhergang noch nicht kennt, dem bietet Wikipedia die Möglichkeit zum Kennenlernen.
    Opferbilanz: 75 Tote.

    Vor 110 Jahren:

    25. 12. 1909: [Uhersko, Böhmen] Im Bahnhof von Uhersko an der Strecke Kolin - Brünn ist die Überholung des Güterzuges 1251 durch den Schnellzug 301 vorgesehen. Zu diesem Zweck lässt der Fahrdienstleiter den Güterzug nicht auf ein Nebengleis, sondern auf das Hauptgleis der Gegenrichtung einfahren. Nach der Überholung des Güterzuges durch den Schnellzug 301 vergisst der Fahrdienstleiter auf den auf dem Gegengleis stehenden Güterzug. Als ihm vom Nachbarbahnhof Moravany der Schnellzug 302 angeboten wird, nimmt er diesen an, ohne den Fahrweg zu überprüfen und und stellt die Signale auf Frei. Im dichten Nebel stoßen daraufhin der durchfahrende Schnellzug und der im Bahnhof stehende Güterzug zusammen. Dabei werden die beiden Lokomotiven sowie der Postwagen und und drei Personenwagen des Schnellzuges zerstört und Feuer bricht aus. Der Fahrdienstleiter wird entlassen und im folgenden Gerichtsverfahren zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Fahrdienstleiter im K&K-Reich sammeln Geldspenden für die Familie des Fahrdienstleiters und nach Verbüßung seiner Gefängnisstrafe wird er wieder in Dienst gestellt.
    Opferbilanz: 13 Tote, 60 Schwerverletzte.

    Vor 95 Jahren:

    27. 12. 1924: [Otaru, Insel Hokkaido, Japan] Im Bahnhof von Otaru explodiert nach Berichten der Zeitungen Mainichi und Yomiuri Shimbun ein Güterzug, der Dynamit geladen hat. Dabei werden auch Bahnhof und Hafenanlagen zerstört.
    Opferbilanz: 94 Tote.

    Vor 80 Jahren:

    30. 12. 1939: [Torre Annunziata bei Neapel, Italien] Planmäßig sollte der "Kalabrien-Express" im Bahnhof von Torre Annunziata einen Truppentransportzug überholen. Da jedoch alle Weichen eingefroren sind, mißlingt dieses Vorhaben und der Truppentransportzug wird vor dem Expresszug auf die Reise geschickt. Der Lokführer des Expresszuges mißachtet jedoch das auf Halt stehende Einfahrsignal und der Expresszug fährt auf den langsam anfahrenden Truppentransportzug auf.
    Opferbilanz: 29, nach anderen Angaben 40 Tote.

    Vor 75 Jahren:

    26. 12. 1944: [Yokohama, Japan] Ein Vorortzug fährt auf einen anderen, stehenden Vorortzug auf der Keikyu-Linie im Bahnhof Tsurumi auf.
    Opferbilanz: Mindestens 53 Tote, 94 Verletzte.

    27. 12. 1944: [Fulda, Deutsches Reich] Bei einem Luftangriff auf den Hauptbahnhof von Fulda wird eine Unterführung unter den Gleisen verschüttet, die eine große Zahl von Menschen als behelfsmäßigen Luftschutzraum aufgesucht haben.
    Opferbilanz: Über 700 Tote, darunter zahlreiche Zwangsarbeiter.

    27. 12. 1944: [Neuenmarkt-Wirsberg, Deutsches Reich] Ein Militärzug, der die Schiefe Ebene vom Bahnhof Marktschorgast herunterkommt, kann nicht in ausreichendem Maß bremsen und entgleist im Bahnhof Neuenmarkt-Wirsberg. Die genaue Ursache bleibt unbekannt. Der Zug ist mit der Lokomotive 58.2813 bespannt.
    Opferbilanz: 3 Tote (Lokführer, Heizer und ein Unteroffizier), mehrere Schwer- und Leichtverletzte.

    31. 12. 1944: [Baglea, Bundesstaat Utah, USA] Ein heißgelaufenes Lager eines Güterwagens zwingt einen Güterzug auf der Strecke entlang des Großen Salzsees nur mit Schritttempo zu fahren, weshalb auch der im Blockabstand folgende 1. Teil des Expresszuges "Pacific Limited" nur im Schritttempo fährt. Obwohl die Strecke über automatischen Streckenblock verfügt, legt der Bremser des Expresszuges Knallkapseln auf die Schienen. Der Lokführer des 2. Teiles des Expresszuges ignoriert jedoch sämtliche Signale und die Knallkapseln, leitet erst unmittelbar vor dem Aufprall eine Schnellbremsung ein und der Zug fährt im Nebel fast ungebremst mit ca. 100 km/h auf den 1. Teil auf. Die Schuld am Unfall trägt eindeutig der 64-jährige Lokführer des zweiten Expresszuges, jedoch wird bei den Unfall-Untersuchengen festgestellt, dass er nicht an den Folgen des Unfalles, sondern unmittelbar nach Einleitung der Schnellbremsung entweder durch Schock oder durch Herzversagen gestorben war. Man geht also davon aus, dass ihm bereits vorher übel gewesen sein dürfte, weshalb er weder auf die Halt zeigenden Signale noch auf die Knallkapseln reagierte.
    Die Bergungsarbeiten gestalten sich auf Grund des schwierigen und sumpfigen Geländes entlang des Salzsees sehr schwierig und können nur über die Schiene erfolgen.
    Opferbilanz: 50 Tote, 7.

    Vor 50 Jahren:

    31. 12. 1969: [Theis, Senegal] In der Nähe von Theis, ca. 50 km von Dakar entfernt, stoßen ein von Dakar nach St. Louis fahrender Reisezug und ein Güterzug zusammen.
    Opferbilanz: Über 20 Tote.

    Vor 25 Jahren:

    30. 12. 1994: [Wuntho, Myanmar] Ein Personenwagen eines Zuges, der von Mandalay nach Myitkyina unterwegs ist, entgleist auf einer Brücke bei Wuntho und stürzt in eine Schlucht.
    Opferbilanz: 102 Tote.

    Quellen: Katastrophen auf Schienen von Peter Semmens, Transpress Verlag, Stuttgart 1996; Eisenbahnunfälle in Europa von Erich Preuß, Transpress Verlag, Berlin 1991; Wikipedia - Liste schwerer Unfälle im Schienenverkehr.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 145 Jahren:

    07. 01. 1875: [Bundesstaaten Kansas, Colorado, USA] Der luxuriöse "Denver-Express" Kansas City - Denver gerät in den Weiten der Prärie des Bundesstaates Kansas in einen schweren Blizzard, der meterhohe Schneeverwehungen verursacht. Die Lokomotiven kommen nur im Schritttempo voran und in den Waggons vermögen die Öfen die vom Sturm ausgekühlten Waggons nicht mehr zu erwärmen. Nach 24-stündiger Fahrt wird die kaum 1.000 EW zählende Stadt Salina erreicht, wo in den folgenden Tagen zwei weitere Züge der Kansas Pacific Railroad eintreffen. Nunmehr suchen insgesamt 780 Reisende in den Häusern der Stadt Schutz vor dem wütenden Sturm. Nach weiteren drei Tagen klart es auf und man geht daran, die Reise fortzusetzen. Aus den drei Zügen wird eine Garnitur mit Vorspann-, Zug- und Schiebelok zusammengestellt. Nach 24 Stunden wird der Bahnhof von Russell erreicht, wo bei -22°C noch immer der Sturm tobt. Die Kohlevorräte des Bahnhofes sind bereits aufgebraucht, weshalb alles, was brennbar ist, verbrannt wird. In den Straßen des Ortes türmen sich haushohe Schneewechten und mehrere Menschen erleiden tödliche Erfrierungen. Der Denver-Express kämpft sich durch den Schnee weiter nach Fort Wallace, wo zwei aus Denver kommende Züge liegengeblieben sind. Von diesen werden zwei Lokomotiven abgespannt und mit insgesamt fünf Lokomotiven erreicht der Denver-Express nach elf Tagen schließlich am 18. 01. 1875 Denver.

    Vor 85 Jahren:

    6. 1. 1935: [Porbelo, ehem. Sowjetunion] Auf Grund eines Schienenbruches, hervorgerufen durch die herrschende große Kälte, wird der Schnellzug Leningrad - Tiflis im Bahnhof Porbelo angehalten. Die Lokmannschaft des nachfolgenden Schnellzuges Leningrad - Moskau missachtet das Halt zeigende Einfahrsignal und der Zug fährt auf den im Bahnhof stehenden Schnellzug auf. Dabei werden mehrere Waggons des stehenden Zuges ineinander geschoben und die Trümmer fangen Feuer. Obwohl offenbar die Lokmannschaft die Schuld am Unfall trägt, werden der Fahrdienstleiter und sechs weitere Mitarbeiter des Bahnhofes Porbelo wegen verbrecherischer Fahrlässigkeit vor Gericht gestellt und zu Gefängnisstrafen zwischen drei und zehn Jahren verurteilt.
    Opferbilanz: 23 Tote, 56 Schwerverletzte.

    Vor 60 Jahren:

    07. 01. 1960: [Monza, Italien] in einem für eine v/max von 95 km/h zugelassenen Bogen entgleist ein Reisezug.
    Opferbilanz: 30 Tote, 70 Verletzte.

    Vor 30 Jahren:

    4. 1. 1990: [Sangi, Provinz Sindh, Pakistan] Der Nachtzug „Zakaria Bahauddin“ von Multan nach Karachi ist mit 16 Wagen unterwegs, die Platz für 1400 Reisende bieten. Tatsächlich aber reisen sehr viel mehr Menschen mit. Der Zug ist am frühen Morgen mit etwa 55 km/h unterwegs. Fahrplanmäßig soll er den Bahnhof von Sangi ohne Halt durchfahren. Dort ist für den Überholvorgang ein Güterzug mit 67 leeren Güterwagen in einem Überholgleis abgestellt. Nach dem Abstellen des Güterzuges wird das Einfahrsignal des Bahnhofs auf „Fahrt frei“ gestellt und vergessen, zuvor die Weichenverbindung in das Überholgleis zurückzunehmen. Der Nachtzug fährt so auf den stehenden Güterzug auf. Die Lokomotive des Schnellzuges überschlägt sich, wobei der Lokomotivführer überlebt. Die folgenden drei Personenwagen werden zertrümmert. Drei diensttuende Mitarbeiter des Bahnhofs von Sangi werden wegen fahrlässiger Tötung angeklagt.
    Opferbilanz: 307 Tote, 400 - 700 (je nach Quelle) Verletzte. Es ist bis dahin das schwerste Eisenbahnunglück in der Geschichte Pakistans.

    Vor 15 Jahren:

    06. 01. 2005: [Graniteville, Bundesstaat South Carolina, USA] Das Unglück ereignet sich gegen 2:40 Uhr, als zwei Züge der Norfolk Southern in der Nähe der Avondale-Mills-Fabrik in Graniteville kollidieren. Der eine Zug mit der Nr. P22 ist auf einem Nebengleis bei der Fabrik abgestellt. Wegen einer entgegen der Vorschrift nicht auf das Hauptgleis gestellten Weiche wird der zweite Zug mit der Nr. 192, der Chlor, Natriumhydroxid und Kresole geladen hat, ebenfalls auf das Nebengleis geleitet und kollidiert mit dem dort stehenden Zug. Bei der Kollision entgleisen die beiden Lokomotiven und 16 der 42 Wagen des Zuges 192 sowie die Lok und einer der beiden Wagen des Zuges P22. Einer der mit Chlorgas gefüllten Tankwagen des Zuges Nr. 192 zerreißt und rund 82 Tonnen Gas gelangen in die Umgebung.
    Opferbilanz: Zehn Menschen (darunter der Lokführer des auffahrenden Zuges und vier Mitarbeiter von Avondale Mills) sterben (neun zum Zeitpunkt des Unglücks und einer etwas später durch das Einatmen von Chlor) und rund 250 Menschen werden wegen Chlorvergiftung behandelt. 5400 Einwohner, die im Umkreis von einer Meile um den Unglücksort wohnen, werden für knapp zwei Wochen evakuiert, währenddessen wird das Gelände dekontaminiert.

    Quellen: Katastrophen auf Schienen von Peter Semmens, Transpress Verlag, Stuttgart 1996; Eisenbahnunfälle in Europa von Erich Preuß, Transpress Verlag, Berlin 1991; Wikipedia - Liste schwerer Unfälle imSchienenverkehr.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 105 Jahren:

    11. 01. 1915: [ Nieborów, Preußen, heute Polen] Zusammenstoß eines mit Mannschaften besetzten und mit Munition beladenen deutschen Militärzuges mit einem Militär-Leerzug zwischen den Bahnhöfen Nieborów und Lowitsch (Strecke Alexandrowo - Skierniewice, Polen). Dabei werden die Mannschaftswagen zertrümmert. Unfallursache: Totales Versagen des Fdl. und des Telegrafisten des Bahnhofes Lowitsch, die zuerst dem beladenen Militärzug ohne Rücksprache mit dem Fdl. des Bahnhofes Nieborow den Abfahrauftrag erteilen und der Telegrafist, der, ohne seinen Fdl. zu fragen, den vom Bahnhof Nieborow angebotenen leeren Militärzug annimmt. Der Zusammenstoß auf freier Strecke bei Nebel und in einem Gleisbogen ist daher unvermeidbar. Zwecks Gerichtsverhandlung gegen die schuldtragenden Bediensteten des Bahnhofes Lowitsch werden beim Herzoglichen Landgericht Dessau mehrfach Verhandlungstermine angesetzt, das Armee-Oberkommando verweigert aber den an der Front stehenden Zeugen wegen Unabkömmlichkeit die Teilnahme an den Verhandlungen, sodass die Verhandlungstermine immer wieder verschoben werden müssen. Aus den Gerichtsunterlagen geht schließlich hervor, dass der Unfall nie gerichtlich abgehandelt wurde.
    Opferbilanz: 19 Tote.

    Vor 95 Jahren:

    13. 1. 1925: [Herne, Deutschland] Der D 10 (Berlin - Köln) fährt im Bahnhof Herne (Strecke Dortmund - Krefeld) auf den im Bahnhof haltenden P 230 (Dortmund - Wanne) mit voller Geschwindigkeit auf. Dabei werden vier Waggons 4. Klasse des Personenzuges vollständig zertrümmert und zwei stark beschädigt. Unfallursache: Missachtung des Halt zeigenden ES. Bei der Gerichtsverhandlung wird der Lokführer aber überraschend freigesprochen, da seitens der Sachverständigen nicht alle vorhandenen Ungereimtheiten vollständig klären konnten.
    Opferbilanz: 22 Tote, 27 Schwer-, 58 Leichtverletzte.

    Vor 90 Jahren:

    10. 01. 1930: [Gorgor, Iran] Kein gravierender Unfall, aber nicht uninteressant: Ende 1929 ist der Bau der Transiranischen Eisenbahn so weit fortgeschritten, dass Reza Schah Pahlavi den fertiggestellten Abschnitt befahren will. Auf der Rückfahrt von Bandar Shahpur nach Dezful entgleist der kaiserliche Salonwagen mehrfach. Ursache ist das durch anhaltende und heftige Regenfälle aufgeweichte Gleisbett. Die Reise endet vorzeitig in Ahwaz, wo der Schah bis zum 25. Januar festsitzt. Die persische Regierung wirft daraufhin die bauausführende US-amerikanische Firma Henry Ulen & Company aus dem Projekt und führt es in eigener Regie fort.

    Vor 75 Jahren:

    10. 1. 1945: [Belfast, Nordirland] Ein aus Holywood kommender, nach Belfast (Nordirland) fahrender Triebwagenzug fährt vor dem Bahnhof Ballymaccaret auf einen, vor dem Halt zeigenden ES wartenden Pendlerzug auf. Dabei wird der letzte Waggon des Pendlerzuges zertrümmert.
    Unfallursache: Der Lokführer des Triebwagens ist trotz Ausfall eines Signales entsprechend den geltenden Bestimmungen nach ordnungsgemäßem Anhalten vor dem ausgefallenen Signal weitergefahren, allerdings nicht mit der vorgeschriebenen reduzierten Geschwindigkeit, sondern viel zu schnell, sodass er auf Grund des herrschenden Nebels nicht rechtzeitig anhalten konnte. Im folgenden Prozeß wird der Lokführer vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung freigesprochen, obwohl feststand, dass er zu schnell gefahren war. In einem weiteren Zivilprozeß wird die Bahngesellschaft wegen Fahrlässigkeit verurteilt, weil der Richter befindet, die Bahngesellschaft hätte praktikablere Verfahren beim Ausfall des Signals als das gehandhabte mit Anhalten und anschließender Weiterfahrt auf Sicht anwenden sollen.
    Opferbilanz: 21 Tote, über 40 Verletzte.

    11. 1. 1945: [Rozières-sur-Mouzon, Frankreich] Zusammenstoß zweier Reisezüge bei Rozières-sur-Mouzon zwischen Nancy und Dijon in Burgund.
    Opferbilanz: 21 Tote, 9 Verletzte.

    Vor 35 Jahren:

    13. 1. 1985: [Bangladesh] Während der Fahrt beginnen zwei Reisewagen sowie der Postwaggon des "Samanta-Express" von der Hafenstadt Khulna nach Parbatipur zu brennen. Obwohl die Notbremse gezogen wird, bleibt der Zug nicht stehen. Wie sich später herausstellt, war es in der betreffenden Region die Regel, dass die Lokführer Anhalteversuche durch die Notbremse ignorierten, weil sich in der Gegend einige Raubüberfälle auf Reisezüge ereignet hatten. Der Lokführer und vier weitere Eisenbahner wurden auf Anweisung durch eine Regierungskomission verhaftet.
    Opferbilanz: 27 Tote, etwa 60 Verletzte.

    14. 1. 1985: [Awash, Äthiopien] Gegen 13:40 Uhr entgleist in der Nähe der Stadt Awash ein Personenzug auf der Bahnstrecke Dschibuti–Addis Abeba. Die Bahnstrecke überquert hier den Fluss Awash. Der Zug ist mit etwa 1000 Reisenden in fünf Personenwagen unterwegs. Er entgleist vermutlich wegen überhöhter Geschwindigkeit in einer Kurve vor oder auf der Brücke. Vier der Wagen stürzen in die Schlucht.
    Opferbilanz: 428 Tote, ca. 500 Verletzte. Nach anderen Quellen 392 Tote, ca. 370 Verletzte. Es ist das schwerste Eisenbahnunglück auf
    dem afrikanischen Kontinent.

    Vor 25 Jahren:

    13. 1. 1995: [Hili, Bangladesh] Frontalzusammenstoß des "Simanta-Expresszuges" mit einem haltenden Nahverkehrszug im Bahnhof von Hili.
    Opferbilanz: 39 Tote.

    Quellen: Katastrophen auf Schienen von Peter Semmens, Transpress Verlag, Stuttgart 1996; Eisenbahnunfälle in Europa von Erich Preuß, Transpress Verlag, Berlin 1991; Wikipedia - Liste schwerer Unfälle im Schienenverkehr.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 75 Jahren:

    13. 01. 1945: [Snåsa, Norwegen] Die Kompanie Linge, eine britisch-norwegische Geheimdiensteinheit, die in Norwegen Sabotagen hinter den Linien der deutschen Wehrmacht durchführt, sprengt die Brücke der Nordlandsbanen über den Jørstadelva, einen Fluss bei Snåsa. Die
    Operation trägt den Kodenamen „Woodlark“. Sechs Stunden nach der Sprengung der Brücke überfährt ein Truppentransportzug der Wehrmacht die Stelle und stürzt in den Fluss. 1995 wird an der Brücke dafür ein Denkmal errichtet.
    Opferbilanz: 70 - 80 Tote, ca. 100 Verletzte. Dies ist bis heute der verlustreichste Eisenbahnunfall in Norwegen.
    Quelle: Wikipedia, Liste von Anschlägen im Schienenverkehr.

    Vor 20 Jahren:

    04. 01. 2000: [Åsta, Norwegen] Um 13:12 Uhr stoßen auf der Rørosbahn zwischen den Bahnhöfen Rena und Rudstad in der Nähe des Dorfes Åsta (ca. 50 km von Lillehammer) in einem unzugänglichen Waldstück der Fernzug 2302 Trondheim - Hamar, bestehend aus der Diesellok Di 3a 625 + Klassen und der Regionalzug 2369 Hamar - Rena, bestehend aus dem Tw BM 92.14 und dem Stw BFS 92.84 frontal zusammen. Der BM 92.14 als führendes Fahrzeug wird dabei vollständig zerstört, die Di 3a stürzt um und der der Lok folgende Reisezugwagen wird auf 2/3 seiner ursprünglichen Länge zusammengestaucht. Der aus den aufgerissenen Dieseltanks auslaufende Treibstoff gerät in Brand, worauf der Tw, die Diesellok und die ersten drei Reisezugwagen vollständig ausbrennen. Der Steuerwagen wird hingegen nur wenig beschädigt.
    Unfallursache: Der Zug 2302 erreicht den Bahnhof Rena mit 6 min Verspätung um 13:04 Uhr und setzt, da das Ausfahrsignal Grün zeigt, um
    13:06 Uhr seine Fahrt Richtung Rudstad fort. Der Zug 2369 hat in Rudstad den planmäßigen Kreuzungsaufenthalt mit Zug 2302 von 13:06 bis 13:10 Uhr. Der Zug verlässt jedoch bereits zwei Minuten vorher um 13:08 Uhr den Bahnhof Rudstad bei Rot zeigendem Ausfahrsignal und schneidet dabei die Einfahrweiche auf. Der diensthabende Fahrdienstleiter in der Betriebsleitzentrale erkennt zwar die bevorstehende Gefahr eines Zusammenstoßes der beiden Züge, unterlässt es aber, die Triebfahrzeugführer durch Anrufe an die Mobiltelefone über den
    bevorstehenden Zusammenstoß zu informieren, obwohl ihm die Handynummern bekannt sind, weil das Notfallmanagement solche Anrufe nicht vorsieht.
    Allerdings wird bezweifelt, dass in der kurzen, zur Verfügung stehenden Zeit der Zusammenstoß hätte verhindert werden können. Um 13:12 Uhr kommt es schließlich zum folgenschweren Zusammenstoß zwischen den Zügen 2302 und 2369.
    Das Verhalten des schuldtragenden Triebfahrzeugführers kann nicht mehr nachvollzogen werden, da er sich unter den Todesopfern befindet.
    Opferbilanz: 19 Tote, darunter beide Tfzf., 67 zum Teil schwer Verletzte von insgesamt 96 in den beiden Zügen befindlichen Personen.

    Quelle: EÖ-Heft 2/2000, S. 70 und Heft 3/2000. S. 132. Fotos: Keystone

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  • Vor 55 Jahren:

    11. 01. 1965: [Bregenzerwaldbahn] Um 19:12 Uhr fährt die 2095.05 mit ihrem Personenzug zwischen Lingenau-Hitisau und Egg gegen eine
    Steinlawine, wobei die Lok in die Bregenzer Ache stürzt:
    Foto: Markstaller/Archiv Hajek. Aus: BiB 13 - Unfälle und Schadensfälle. Verlag Pospischil, Wien 1980.

    Vor 30 Jahren:

    04. 01. 1990: [Zugförderung Linz/Donau]

    Quelle: EÖ-Heft 4/1990, S. 71.

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  • Vor 110 Jahren:

    21. 01. 1910: [Sudbury, Provinz Ontario, Kanada] Der "Soo-Express" von Montreal nach Minneapolis entgleist 77 km westlich von Sudbury knapp vor einer Brücke über den Spanish River. Dabei stürzen ein Wagen 1. Kl. und der Speisewagen in den Fluss, ein Wagen 2. Kl. kracht auf das Brückenwiderlager. Allein in diesem Wagen sterben 20 Fahrgäste. Ein verletzter Schaffner schlägt mit einer Axt ein Loch in die Seitenwand des Speisewagens und rettet dadurch sieben Reisenden das Leben. Der Schaffner wird für seine Heldentat geehrt.
    Opferbilanz: 37 Tote.

    Vor 100 Jahren:

    20. 01. 1920: [Schneidemühl, heute Piła, Preußen, heute Polen] Kein Unfall im herkömmlichen Sinn, sondern ein Attentat. Zwischen Schönlanke (heute Trzcianka) und Schneidemühl lösen drei Täter die Verschraubung der Schienen und bringen damit einen Güterzug zum Entgleisen. Ein nachfolgender Schnellzug kann nicht mehr rechtzeitig gewarnt werden und fährt in die Trümmer. Die drei Attentäter werden gefasst, zum Tode verurteilt und hingerichtet.
    Opferbilanz: 18 Tote, 20 Verletzte.

    Vor 80 Jahren:

    17. 01. 1940: [Strecke Zittau - Hirschfelde, Deutschland] Am Abend des Tages bei Frost um -20° C sieht der Schrankenwärter des Bahnüberganges beim sogenannten Drausendorfer Übergang, wie sich ein Kraftomnibus der Kraftverkehr Sachsen AG dem Bahnübergang, dessen Schranken wegen der bevorstehenden Durchfahrt des P 613 Zittau - Ostritz geschlossen sind, mit unverminderter Geschwindigkeit nähert. Der Schrankenwärter gibt dem Omnibuslenker mit der Handlaterne Warnsignale, doch der Fahrer reagiert nicht und fährt in den geschlossenen Übergang, wo der Bus auf den Schienen stehen bleibt. Daraufhin läuft der Schrankenwärter dem Zug entgegen, doch er stürzt in der Dunkelheit und der Zug fährt an ihm vorbei. Die mit dem Tender voraus fahrende 64 190 erfasst den Bus im vorderen Drittel, schleift ihn über 100 m weit mit und schleudert ihn schließlich gegen eine Böschung. Die Holzkarosserie mit Blechverkleidung bietet den Fahrgästen wenig Schutz. Die Lok entgleist mit allen Achsen, ein Personenwagen wird schwer, einer leicht beschädigt. Der Fahrdienstleiter der nahegelegenen Abzweigstelle Eckartsberg verhindert ein noch schlimmeres Unglück insoferne, als er von seinem Arbeitsplatz aus sieht, dass am Bahnübergang Drausendorfer Übergang etwas passiert ist und stellt geistesgegenwärtig das Signal für einen aus Hirschfelde kommenden Nahgüterzug auf Halt. Warum der Omnibusfahrer in den Bahnübergang eingefahren war, lässt sich nicht mehr rekonstruieren, denn er stirbt, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben, im Krankenhaus.
    Opferbilanz: 12 Tote einschließlich Omnibusfahrer, 18 Verletzte, darunter auch das Lokpersonal.

    Vor 75 Jahren:

    17. 01. 1945: [Saint-Valery-en-Caux, Frankreich] Im Kopfbahnhof von Saint-Valery-en-Caux an der Kanalküste überfährt ein Zug den Prellbock. Bei der Bergung der Opfer beteiligt sich der Großteil der Ortsbevölkerung, vermutlich, weil viele Bewohner Angehörige unter den Opfern vermuteten.
    Opferbilanz: 84 Tote, 226 Verletzte.

    Vor 40 Jahren:

    17. 01. 1980: [Dunmurry, Nordirland, Bombenanschlag der IRA] Der Zug der Northern Ireland Railways von Ballymena nach Belfast fährt durch die Vororte von Belfast, der nächste planmäßige Halt ist Finaghy.
    Der Zug ist nach dem Halt in Dunmurry nur noch schwach besetzt, im letzten Wagen befinden sich nur vier Passagiere. Zwei davon sind Mitglieder der IRA, die zwei Brandbomben mit Zeitzündern mit sich führen. Diese bestehen aus je etwa zwei Kilo Sprengstoff, einem Benzinkanister und dem Zünder. Geplant ist, die Bomben nach Ankunft des Zuges in Belfast versteckt zurückzulassen. Sie sollen erst explodieren,
    wenn der Zug leer ist.
    Eine der Bomben explodiert jedoch aus unbekannten Gründen vorzeitig gegen 16 Uhr 55 und entzündet den letzten Personenwagen des fahrenden Zuges. Hier sterben drei Menschen. Die Leichen verbrennen so stark, dass sie zunächst nicht identifiziert werden können. Es erfolgt sofort eine Zwangsbremsung, was den anderen Reisenden ermöglicht, den Zug sofort zu verlassen. Dieser füllt sich mit Rauch und das Feuer greift weiter um sich. Es dauert mehrere Stunden bis der Brand gelöscht ist.
    Einer der Bombenleger stirbt, der andere überlebt schwer verletzt. Die IRA übernimmt in einer Erklärung „die Verantwortung“ und räumt ein, dass die Bombe vorzeitig explodiert ist. Einer der weiteren Verletzten ist ein Feuerwehrmann. Die beiden letzten Wagen des Zuges werden schwer beschädigt, später aber wieder aufgebaut.
    Mit ähnlichen Bomben werden Anschläge auf Züge im Bahnhof Belfast-Greenisland und im Bahnhof King’s Cross in London versucht. In beiden Fällen werden die Bomben aber rechtzeitig entdeckt, sichergestellt und kontrolliert gesprengt.
    Der Abgeordnete des britischen Unterhauses, Winston Spencer Churchill nimmt den Vorfall zum Anlass, die Wiedereinführung der Todesstrafe zu fordern.
    Der überlebende Terrorist wird vor dem Belfast Crown Court wegen Totschlags und illegalen Besitzes von Sprengstoff angeklagt und zu 37 Jahren Gefängnis verurteilt – 10 Jahre für jeden der drei Getöteten und 7 Jahre für den illegalen Besitz von Sprengstoff.
    Opferbilanz: 3 Tote, 5 Verletzte.

    Vor 35 Jahren:

    20. 01. 1985: [Sri Lanka, Anschlag auf Zug] Zwischen Mankulam und Murukandy greifen separatistische Tamilen einen Reiszug, wobei sie Minen einsetzen und die Fahrgäste beschießen. Neben einigen Soldaten kommen dabei zahlreiche Fahrgäste ums Leben.
    Opferbilanz: Wahrscheinlich 36 Tote.

    Quellen: Katastrophen auf Schienen von Peter Semmens, Transpress Verlag, Stuttgart 1996; Eisenbahnunfälle in Europa von Erich Preuß, Transpress Verlag, Berlin 1991; Wikipedia - Liste schwerer Unfälle im Schienenverkehr.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor