Welche Werkstoffe für Loks / Wagen?

  • Soweit ich weiß gibt es u.a.
    -) Kunststoff, wird u.a. von der Großserienindustrie hergestellt.
    -) Metallspritzguss, da fällt mir Märklin ein.
    -) Resin (wobei das auch eine Art Kunststoff ist) - eher bei der Kleinserienindustrie
    -) geätztes / gefrästes Messing - auch eher Kleinserienindustrie

    und andere?


    Nun meine Frage: welcher Werkstoff ist der "Beste", wenn man das überhaupt so sagen kann?

    Kunststoff/Resin haben den Vorteil, dass sie Leicht sind. Für Wagen also relativ gut geeignet würd ich sagen, so kann man lange, aber relativ leichte Züge machen und somit schafft die Lok jede Steigung mit dem Zug.
    Messing und Metallguss ordne ich in die Kategorie "eher schwer" ein - hier würde ich sagen für Loks durchaus von Vorteil (mehr Gewicht = mehr Zugkraft?) aber für Wagen eher nicht.

    Stimmt das soweit?


    Nun, jetzt werden von gewissen Herstellern, wie etwa Weinert, zbsp. Umbausätze mit Messingteilen für Kunststoffmodelle angeboten. Hier bleibt der Vorteil des Kunststoff-Wagens erhalten (leicht) während die Messingätzteile optisch was hergeben ("Aufputz"). Ich sehe das als die beste Variante für schöne Wagen.


    Was meint ihr, liebe Modellbauer, dazu? Es darf gerne diskutiert werden!

  • Als einer, der sich mit Werkstofftechnik ein wenig auskennt, folgender Beitrag:

    Kunststoffe (v.a. Thermoplaste) haben - neben dem auch bis heute noch - konkurrenzlosen Preis den Vorteil, daß sie gerade für grosse Serienfertigungen (Werkzeugkosten!) günstig mittels Spritzguß (Extruder) im Fertigungsprozeß gearbeitet werden können.

    Nachteile der (thermoplastischen) Kunststoffe sind v.a. die mangelnde, temperaturabhängige, Maßhaltigkeit der so erzeugten Werkstücke. Dass dies ein wesentlicher Nachteil ist, wurde mir vor vielen Jahren vom damaligen Kunststofftechniker der Firma Liliput GmbH in der Wiener Kalvarienberggasse drastisch vor Augen geführt.

    Aus umwelttechnischer Sicht möchte ich darauf hinweisen, dass gerade bei den langlebigen Eisenbahnmodellen der Einsatz von PVC (Duroplast) sinnvoll gewesen wäre. Leider hat man die Recyclate als Rohre im Erdboden (für Wasser- und Abwasserleitungen) schwer zugänglich vergraben ...

    Bei den Kunstharzen ist zu bedenken, daß die aus Umweltsicht nicht unbedingt höchste Priorität besitzen sollten: bei Zwei- oder Mehrkomponentenharzen sind mehrteils ziemlich giftige Verbindungen an der Tagesordnung. Haltbarkeit und Masshaltigkeit sind aus meiner Erfahrung hier aber wesentlich besser als bei Thermoplastischen Werkstoffen.

    Metallspritzguß kenne ich eigentlich hauptsächlich von Märklinprodukten (aber auch alten Kleinbahn"modellen"). Hier ist die zum Teil bereits ab Produktion, teils durch Alterung (des kristallinen Gefüges) besonders häufige Sprödheit zu beachten, die schon in der Vergangenheit so manchem Lok- oder Wagenkasten zum Verhängnis wurde.

    Ich gehe davon aus, dass gefrästes Messing zwar nicht unbedingt die billigste, aber bei weitem haltbarste Variante ist und zugleich für Modellzwecke die höchste Detailschärfe erlaubt. Beim Ätzen ist die Umweltverträglichkeit der Ätzmittel wieder zu beachten, wenngleich für gewisse Detailarbeiten das Ätzen Methode der Wahl sein dürfte.

    Hoffentlich konnte ich Dir einiges zusätzlich zu Deinen Erkenntnissen vermitteln

    Alois

  • Ich halte reine Kunststoffwagen, also ohne Ballastgewicht, für viel zu leicht. Sie entgleisen bei längeren Zügen vor allem in Kurven recht schnell. Wenn dann noch der Spurkranz niedriger ist als durch die NEM vorgegeben, hat man Probleme vorprogrammiert.
    Es gibt für Wagengewichte ohnehin Normen.
    Es kann allerdings schon vorkommen, dass ein Wagen aus Messing leichter gezogen wird von der Lok als ein Kunststoffwagen, da kommt es auch auf die verwendeten Achslager an.

    Zu denb einzelnen Werkstoffen vorerst nur noch ein kurzer Kommentar von mir:

    Kunststoffspritzguss: Sehr fein detailierte Modelle möglich (siehe Brawa), meist relativ stabil und eigentlich auch recht formstabil. Kommt aber auch immer aufs Material an. Ist vom Material her günstig, vom Werkzeug her teuer.

    Metallspritzguss: Schwer, hat meist nicht so eine gute Detailierung.

    Resinguss: Leicht, eigentlich auch von der Verarbeitung recht einfach, relativ günstig, jedoch halten die Formen (meist Silikonformen) nicht allzu lang, für Großserien ungeeignet. Der Detailierungsgrad ist meiner Erfahrung nach begrenzt aber eigentlich doch recht akzeptabel, aber ungeeignet für besonders feine Teile.

    Messing: Messing kann geätzt werden, dabei ist ein hoher Detailierungsgrad erreichbar. Ich selbst bin eigentlich großer Fan von Messingmodellen, da sie meist sehr detailiert ausgeführt sind und relativ stabil, aber nicht zu schwer sind (was man jetzt beim Material messing gar nicht vermuten würde aber viele Messingmodelle, vA Loks, sind zu leicht) Frästeile sind mir aus Messing jetzt nur in Form von Rahmenteilen uÄ bekannt.
    Allerdings kann man Messing auch lasern, was auch sehr genau wird, dazu braucht man aber spezielle Leser, also nicht mit einem "normalen" Laser wie man ihn aus dem Modellbau kennt probieren, der wird zugrundegehen daran.

    Weitere Materialien:
    Weißmetallguss: meistens in Kombination mit Messingteilen verwendet, wie man an Weinert-Modellen sieht sehr hoher detailierungsgrad möglich, bringt oft das nötige Gewicht in die Modelle. Ist nicht so teuer wie der Spritzguss, aber aufwändiger als Resinguss, da man Wachsmodelle in Gips abgießt, das Wachs ausschmilzt und die Gipsform die man so erhält mit Weißmetall ausgießt.

    Messingguss: Wie Weißmetallguss, eigentlich immer als Schleuderguss ausgeführt, sehr Stabile Teile, die auch sehr detailiert ausgeführt werden können. Höhere Temperatur erforderlich als beim Weißmetall, sonst Arbeitsweise ähnlich.

    Meine Favoriten im Modellbau sind die Metalle, sie erlauben viele Details bei annehmbaren Aufwand.


    So und jetzt erlaube ich mir noch zwei Bemerkungen zu Alois:
    1) Ist ein Extruder (Fertigungsverfahren: Extrudieren) für mich was anderes als Spitzguss, ich kann mich hier aber auch täuschen, es ist schon ein paar Jahre her, dass ich in der Kunststoff-Werkstatt war...

    2) Sind nicht die Ätzmittel an sich das Problem, die werden, wenn man Natriumpersulfat hernimmt in den Kläranlagen auch eingesetzt für irgendwelche Prozesse, stören also dort nicht, sondern die gelösten Schwermetalle (vA Kupfer).

    Für Fragen zu meinem Beitrag oder für ausführlichere Berichte stehe ich natürlich gerne zur Verfügung, falls gewünscht, ich wollte nur nicht einen zu langen Beitrag verfassen, der dann womöglich eh keinen interessiert...

    Grüße

    1012.001

  • Danke für die fachlichen Rückmeldungen!

    @1012: Hätte eine Frage an dich.

    a)Man nehme ein handelsübliches Kunststoffmodell. (Roco, KMB, ....), diese sind auch (mehr oder weniger) fein detailliert, und haben Ballastgewichte (meist kleine Plättchen zwischen Fahrgestell und Wagenboden).

    Wir stellen uns vor da kommen z.Bsp. Weinert-Messingteile drauf.

    Wäre der Wagen dann aber trotzdem noch immer leichter als wie wenn er ganz aus Messing wäre, oder?


    b) Bezüglich Messing / Kunststoff: sieht man eigentlich auf einem Waggon die unterschiedliche Materialien, wenn diese lackiert sind?


    Freu mich schon auf die Antwort MfG

  • Zitat von railjet16er


    b) Bezüglich Messing / Kunststoff: sieht man eigentlich auf einem Waggon die unterschiedliche Materialien, wenn diese lackiert sind?

    Nicht, wenn die Teile entsprechend grundiert werden!

  • Ich gehe davon aus, dass Messingmodelle nicht wesentlich schwerer sind, als Kunststoffmodelle mit Ballastgewicht. Eventuell ein paar Gramm, jedoch gleicht sich dieser Gewichtsunterschied durch die, bei Messingmodellen meistens verwendeten Achslagerbuchsen aus Messing aus, die, wenn sie gut geölt sind, der Achse Wesentlich weniger Widerstand beim Drehen bieten.

    Das Gewicht des Wagens Aus Kunststoff mit den Messing-Zurüstteilen wird sich um ein paar Gramm verändern, sofern du nichts herausschneidest (ist ja irgendwie klar). Mir ist allerdings noch kein Fall bekannt, wo der Wagen durch Messingteile zu schwer wurde...

    Zur Lackierung: Wie Max82 schreibt, gibt es kein Problem, wenn man die Teile grundiert (was man eigentlich ja bei jedem Modell vorm Lackieren machen sollte. Wichtig ist auch, dass man eventuell entstandene Fugen und Unebenheiten vor dem Grundieren gut ausgleicht. Dann kann eigentlich nichts mehr schief gehen.

    Beim Lackieren hab ich sehr gute Erfahrungen mit Nitroacryllacken und dazu passender Grundierung, ebenfalls auf Nitro-Basis, gemacht. Das war auch bei Kunststoffmodellen bisher kein Problem. Aufgetragen wurde der Lack mittels Airbrush immer in dünnen Schichten.