Angeregt durch einen Artikel im Modelleisenbahner August 08, der mir allerdings jetzt erst in die Hände fiel, möchte ich hier einmal über meine Erfahrungen mit dem Luftpinsel berichten:
Dazu hab ich einmal die wichtigsten Punkte zusammengefasst:
- Kompressor: Sollte meiner Erfahrung nach schon mindestens 4 bar Druck aufbringen können und wenn möglich einen Luftkessel haben. Wenn man natürlich nur mal ausprobieren möchte, wird sich die Anschaffung eines ordentlichen Kompressors nicht unbedingt lohnen, denn 150€ oder mehr ist ja nicht wenig Geld. Wenn man das ganze aber wirklich auf Modellen anwenden will, lohnt sich die Anschaffung durchaus. Ein Verbindungsschlauch mit Schnellkupplung pistolenseitig erleichtert die Arbeit zusätzlich.
- Farben: Ich verwende Nitro-Lacke von RST. Diese kann man sich in allen RAL- und TGL-Farben mischen lassen. Nachteil: Wunschfarben sind nur im 250ml-Gebinde lieferbar und die Lacke sind lösemittelhaltig, d.h. es empfiehlt sich eine Absaugung und/oder eine Schutzmaske. Ich lackiere mittlerweile nur noch mit Absaugung UND Schutzmaske. Für die letzte Lackschicht bin ich gerade am Testen von mattem 2K-Klarlack. Über die Erfahrungen damit werde ich noch berichten.
Statt Einwegpipetten für das Einfüllen der Farbe in die Pistole (10 Stk. um 4,50) verwende ich übrigens ganz normale 5ml-Spritzen (100 Stk. um knapp 10€) - Die Pistole: Wichtigstes Teil der Ausstattung. Hier ist es mMn wirklich nicht ratsam zu sparen. Ich bin mit den Produkten von Harder & Steenbeck mehr als zufrieden. Meine erste Pistole war die Ultra von H&S. Um 75€ ist mMn nicht viel verloren. Mit ihr waren (und sind immer noch) schon ganz gute Ergebnisse zu erzielen. Vorteil ist auch, dass man alle Ersatzteile auch von der Evolution und von der Infinity verwenden kann.
Die Infinity war dann auch die zweite Pistole, die ich mir zugelegt hab. Mit dieser Arbeite ich jetzt fast ausschließlich. OK ich gebe zu, knapp 240€ für die Pistole sind nicht ganz billig, aber mMn ist sie das Geld wert.
Gereinigt wird die Pistole bei mir immer mit Nitroverdünnung. Benützt man sie häufig (z.B. man verwendet sie am nächsten Tag wieder) kann man sich meiner Erfahrung nach das komplette Zerlegen der Pistole ersparen, hier reicht es, wie beim Farbwechsel, aus, mit Nitroverdünnung zu spülen. Hin und wieder und vor längeren Pausen sollte man die Pistole aber schon zerlegen und gründlich reinigen. Ich entferne daszu meist alle Dichtungen und lege die einzelnen Teile in Nitroverdünnung. (also alle Teile, die mit Farbe in Berührung kommen).
Zum Lackieren der Modelle verwende ich die 0,4er-Düse. Die Farbe verdünne ich ca. 1:1 mit RST-Verdünnung. Sie sollte schon sehr flüssig sein, ähnlich wie Milch kann man sagen.
Zur Vorgehensweise beim Lackieren:
Das fertig vorbereitete Modell (spachteln, schleifen) wird mit Silikonentferner entfettet.
Anschließend wird das Modell in 2 Schichten Grundiert, dann kommen 2-3 Schichten Lack, anschließend Beschriftung und dann Klarlack.
Bei Zierlinien hat sich folgende Vorgehensweise bewährt: Nach der Grundierung den Lack in der Farbe der Zierlinien in 2 Schichten aufbringen, anschließend die Zierlinien abkleben und mit dem Lack in der Hauptfarbe in 2 Schichten drübergehen.
In mehreren Schichten lackiere ich immer, um zu verhindern, dass ich mit einer Schicht zu viel farbe aufbringe und diese dann verrinnt.
Beim Lackieren sollte man beachten, dass man eine Entfernung von mindestens 15 cm zum Modell einhält und keine hektischen Bewegungen mit der Pistole ausführt. Außerdem immer zuerst mit der Luft (Knopf hinunterdrücken) und dann erst mit der Farbe beginnen (Knopf nach hinten ziehen). Das ganze möglichst neben dem Modell.
Die richtige Farb- und Luftmenge hat man meiner Erfahrung nach recht schnell heraußen, ich hab dazu einfach auf einigen Kunststoffplättchen geübt, wo ich dann auch einzelne Teile abgeklebt habe.
Vielleicht hab ich ja dem ein oder anderen die Angst vor der Airbrush ein bisschen nehmen können. Sollten noch Fragen auftauchen, bitte fragen, ich werde versuchen sie zu beantworten. Sollte jemand hier andere Erfahrungen gemacht haben, bitte auch schreiben.
In diesem Sinne wünsche ich euch noch einen schönen Abend!
SVT Köln