Vermischt du jetzt Äpfel mit Birnen?
Nein, das tust Du.
Was Gölsdorf gemacht hat, ist, dass er die Kessellage deutlich erhöht hat, ohne aber die tatsächlichen physikalischen Grenzen, die man zuvor weitaus enger gesehen hat zu überschreiten.
Da sind die Laufruhe des Fahrwerks, bei der Dampflok auch die der Dampfmaschine oder die Qualität der Gleislage ausschlaggebend, damit da der Schwerpunkt des Kessels (bzw. des ganzen Fahrzeuges) ins Spiel kommt, muss schon einiges schief gehen, im wahrsten Sinne des Wortes.
Dass es hier entsprechende Grenzen gibt, zeigt sich ja auch daran, dass niemand ein gerades Blech, eine Glasscheibe oder ähnliches einfach auf die Kannte stellen kann, und dieses Teil ohne weiteres Stützen stehen bleibt...
Das nennt sich labiles Gleichgewicht, wenn die Standfläche gleich null ist. Das ist bei einer Strassenbahn aber nicht gegeben, die hat eine Standflâche, die ist sehr weit weg von null.
Wenn Ich in der Arbeit mit einem 1,5t Stapler eine Last auf 6m Höhe hebe, und der Lastschwerpunkt nicht weiter als 500mm vom Mast entfernt ist, darf die Last auch nicht 1,5t sondern nur etwa 1,24t haben, da sonst der Stapler in Richtung der Last kippen würde.
Warum soll er in Richtung Last kippen? Solange Du nicht Deine Fahrgeschwindigkeit änderst, passiert gar nix. Wenn Du Deine Fahrtgeschwindigkeit änderst, haut es ihn, (aber auch nur, wenn die Beschleunigung zu gross ist), in Richtung der Beschleunigung um. Nur ist halt ein Gabelstapler ein bissl kürzer als eine Tram. Und bei Kurvenfahrt heisst die Beschleunigung eben Seitenbeschleunigung, und daraus ergibt sich, dass er evtl. seitlich umfällt, je höher der Schwerpunkt desto geringer darf die Seitenbeschleunigung sein.
Bei der üblichen Seitenbeschleunigung von Eisenbahnfahrzeugen darf es da nix haben, auch wenn der Schwerpunkt relativ hoch ist.
Wenn man die maximal auf einer Basis mögliche Lastschwerpunktlage trotzdem weiter erhöhen will, dann muß ich für entsprechende Stützungsmaßnahmen, etwa einen entsprechenden Tiefbau setzten oder wie beim Wunder Mensch mit seinem Gleichgewichtssinn und seiner Muskultur, eine entsprechende Ausgleichstechnik haben, die ständig gegen diese Schwerkraft arbeitet.
Nein, muss ich nicht. Selbstverständlich fällt zum Beispiel ein Turm aus Bauklötzen irgendwann einmal um, aber das passiert, weil er nicht genau genug gebaut ist (Imperfektion). Und dazu muss er im Vergleich zur Standfläche sehr hoch oder sehr ungenau gebaut sein. Mein 4-jähriger Sohn baute Türme aus Bauklötzen, die sind 5x5x5cm und die wurden problemlos 1m hoch. Das ist ein Verhältnis von 1:20. Welche Linzer Strassenbahn ist 18m hoch? Da muss bei einer Strassenbahn eben die Gleislage entsprechend mies (aber schon wirklich mies) sein. Und da springt die Tram eben der schlechten Gleislage wegen aus den Schienen.
Während früher ein LKW seitlich gegen eine Linzer Bim krachen konnte, (ich erinnere mich z.B.: an einen Unfall mit der dritten Gelenkstriebwagenserie mit einem LKW bei der Remise) ohne dass die Bim entgleiste, genügen nun schon Fahrzeuge in der Größenordnung eines Golfes, und die Strab ist außerhalb der Gleise...,
Das tut sie aber nicht wegen des höheren Schwerpunktes, sondern weil die Fahrzeuge heutzutage grundsätzlich leichter sind. Die Standfestigkeit eines Gegenstandes bei einem Zusammenprall ergibt sich aus dem Eigengewicht und der Grösse der Standfläche. Wenn jetzt das Eigengewicht einer Tram geringer ist als vor 30 Jahren, dann fällt sie leichter um, egal in welcher Höhe der Schwerpunkt ist. Dass dieser Gewichtsverlust bei einer 900mm Spurweite rascher zu Stabilitätsverlusten führt wie bei einer 1435mm Spurweite ist allerdings offensichtlich.