[WPD] Im Schnellbahn-Nahverkehr fehlt die Kostenwahrheit

  • Der 'einfache' Staatsbürger als ÖV-Tarifexperte hat (laut NÖ Wirtschaftspressedienst) gesprochen - hugh! - X(

    Zitat

    19.10.2012 - Ausgabe Nr. 1198

    Aus den nahe bei Wien gelegenen Gemeinden würden viel mehr Personen mit der Schnellbahn anstatt mit dem Auto in die Bundeshauptstadt fahren, fühlten sie sich nicht durch die auf Basis der starren Zonengrenzen festgelegten Ticketpreise "abgezockt". Denn während ein Passagier, der z.B. in Strebersdorf noch auf Wiener Stadtgebiet in die Schnellbahn einsteigt, zum Preis von nur einer Zone um zwei Euro bis Liesing - also quer durch die Stadt - befördert wird, muss ein Langenzersdorfer für die Fahrkarte mit vier Euro das Doppelte bezahlen - selbst dann, wenn er eine kürzere Strecke zurücklegt und z.B. schon am Bahnhof Praterstern aussteigt.

    "Wer keine Monatskarte kauft, weil er nur ab und zu mit der Schnellbahn nach Wien fährt, ist mit dem derzeit gültigen Tarifsystem der Einzelfahrscheine im Verkehrsverbund Ost-Region (VOR) krass benachteiligt", bringt es ein betroffener "Gelegenheitspendler" im Gespräch mit dem NÖ Wirtschaftspressedienst auf den Punkt. Besonders ärgerlich: Der nahe dem ersten Bezirk gelegene Bahnhof Wien-Mitte ist von keiner einzigen Schnellbahn-Haltestelle außerhalb der Wiener Stadtgrenze zum Fahrpreis von zwei Euro erreichbar. "Und das, obwohl die Streckenlänge von Strebersdorf bis Liesing 22 Bahnkilometer beträgt, von Langenzersdorf bis Wien-Mitte jedoch nur 14 Kilometer. Wo bleibt da die Kostenwahrheit?" (mm)


    Es gibt sicherlich immer Gewinner und Verlierer bei zonenbasierten Tariffestlegungen, unbestritten. Allerdings ist ebengenau diese Zonierung als Vereinfachung zu verstehen, um eine Verkomplizierung des Angebots zu vermeiden. Solch eine Verkomplizierung könnte ja dann umgehend wieder als Entschuldigung, warum das ÖV-Angebot nicht akzeptabel sei, verwendet werden.

    Gut - man könnte dabei einwenden, daß es zu Zeiten, als Computer noch nicht allgemein verfügbar waren, Sinn machte, gewisse Tarifzonen als Angebot eines Verkehrsunternehmens zu staffeln: auch die ÖBB Personentarife mit ihren 1-10km/ u.s.w. -Staffeln sind/waren eine Konzession an Vereinfachung des kommerziellen Betriebs, wie auch bei Bussen üblich. Nunmehr aber darüber zu jammern, daß man als Langenzersdorfer (oder Perchtoldsdorfer, oder Klosterneuburger, oder was weiß ich noch) dafür sinngemäß 'bestraft' würde, weil man mit dem ÖV 'in die Stadt' fahren wolle, und sich kein Monatsticket leisten will, klingt wieder einmal nach dem Füllen von leeren Seiten.

    Hier die Kostenwahrheit ins Spiel bringen zu wollen, empfinde ich als pure Chuzpe. Warum nicht gleich einen bedarfsangepaßten All-In-Tarif oder Globalpreis? :D