100 Jahre Attergaubahn: Geplant war eigentlich eine Strecke bis ins Kremstal
VÖCKLAMARKT. Der Erste Weltkrieg verhinderte die Vollendung der „Voralpenbahn“ von Stern & Hafferl.
Am Montag um 9 Uhr fährt eine historische Zuggarnitur von Vöcklamarkt nach Attersee. Der Anlass: Vor genau 100 Jahren zur selben Uhrzeit ging die Attergaubahn in Betrieb. Geplant, errichtet und betrieben wurde sie vom Ingenieursbüro Stern & Hafferl. Das Gmundner Unternehmen betreibt die Lokalbahn bis heute.
Pläne gingen 1914 unter
Doch kaum jemand weiß, dass damals die Pläne weit über die 13 Kilometer lange Schmalspurbahnlinie hinausgingen. Die Attergaubahn hätte ein Teil der Voralpenbahn werden sollen – eine Bahnlinie, die von Ried im Innkreis über den Attersee und Gmunden bis ins Kremstal hätte verlaufen sollen. Verwirklicht wurden nur drei Teilabschnitte: die Attergaubahn, die Gmundner Straßenbahn (ursprüngliche Bezeichnung: „Lokalbahn Gmunden“) sowie die Traunseebahn nach Vorchdorf. Der Rest der Pläne ging gemeinsam mit der Monarchie unter, als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach.
„Die Voralpenbahn war kein Projekt aus einem Guss“, sagt der Sattledter Bahnhistoriker Elmar Oberegger. „In Wahrheit handelte es sich um viele Einzelstrecken, die Stern & Hafferl plante.“ Aus diesem Grund ist auch bis heute der genaue Streckenverlauf der Voralpenbahn schwer definierbar. Denn Josef Stern (1849–1924) und Franz Hafferl (1857–1925) planten im Kremstal nicht nur den Anschluss an die damals bereits bestehende Kremstalbahn, sondern hatten auch Pläne für Linien über Steyr, St. Florian bis Linz in der Schublade.
In der Gmundner Kuferzeile arbeitete das „Technische Büro für Lokalbahnen Stern & Hafferl“ in den Jahren vor dem Krieg 81 Lokalbahnprojekte aus. Die Hälfte davon für Oberösterreich. Weil Stern & Hafferl auch Elektrotechnik-Pioniere waren, planten sie durchwegs elektrifizierte Linien.
Lokalbahn-Gründerwelle
In Österreich war damals eine Lokalbahn-Gründerwelle ausgebrochen. Die großen Linien (Westbahn, Kremstalbahn) waren vollendet, nun sollte das Hinterland angeschlossen werden. Das Lokalbahngesetz von 1880 weckte mit Steuerbegünstigungen (für Schmalspurlinien) das entsprechende Interesse bei Investoren. Besonders im Salzkammergut machte man sich große Hoffnungen. Die Salzkammergut-Lokalbahn verband ab 1893 Bad Ischl mit Salzburg. Im gleichen Jahr fuhr erstmals sogar ein Dampfzug auf den Schafberg.
Die Voralpenbahn von Ried nach Kirchdorf indessen konnte das Gmundner Unternehmen nicht mehr verwirklichen. Nach dem Weltkrieg lag das Land darnieder. Danach stürzte man sich auf den Straßenbau.
Grafik: OÖN, Grundlage: Aschauer: "Österreichs Bahnen"
Quelle: OÖN