Die Donauuferbahn im Wechselbad ihrer Geschichte

  • Ich war heute wieder im Strudengau und nahm mir vor, den heutigen Holzzug fotografisch zu dokumentieren. Ich wusste schon vom vergangenen Dienstag, dass der Leerzug etwa um die Mittagszeit in Grein-Bad Kreuzen eintreffen sollte, ging aber auf Nummer Sicher und fragte den Fdl. in Grein-Bad Kreuzen um die genaue Uhrzeit. Laut Fdl. sollte der Zug um 12:10 Uhr eintreffen und nach Abwarten der Kreuzung mit dem REX 6382 um 12:15 Uhr nach Weins-Ysperdorf weiterfahren. Ich plante, von der Einfahrt des Zuges in den Bahnhof, von der Kreuzung mit dem 5022 und von der Fahrt des Leerholzzuges über den Gießenbach-Viadukt an der Gemeindegrenze zwischen Grein und St. Nikola je ein Foto zu machen. Da es knapp vor halb Zwölf war und ich daher noch Zeit hatte, beschloss ich, auf der Terrasse des Gasthauses "Zur Donaubrücke", von der man auf die Donau und auf die Bahn sieht, mir ein Bier zu genehmigen. Ich saß gerade bequem auf der Terrasse, als ich den Zug kommen hörte und eine 2016 mit 12 leeren Rungenwagen vorbeirauschte. Der Fahrplan war also Makulatur und der Zug mit 30' Vorsprung unterwegs. Nichts wurde es also mit den von mir geplanten Fotos und ich disponierte um.

    Zunächst wartete ich in St. Nikola den REX 6375 aus Linz ab. Der kam in Form des 5022 013 mit 3' Verspätung und ist knapp vor seinem Endziel auf dem Dimbach-Viadukt zu sehen:

    Dann lichtete ihn noch in der Zuglaufstelle St. Nikola-Struden ab, wo der die Wende von REX 6375 auf REX 6382 nach Linz (Abfahrt um 12:06 Uhr) abwartete:

    Schließlich holte ich den Holzzug knapp vor Weins-Ysperdorf wieder ein, wobei mir die Tatsache entgegenkam, dass der Zug vor der Ek der Ortszufahrt auf den per Pkw anreisenden Verschieber warten musste, der die Einfahrweiche in die Ablenkung stellen musste. Das auf dem Foto zu sehende Weichenüberwachungssignal ist ausgeschaltet und die Einfahrweiche in der Gerade-Stellung versperrt.
    Auf dem Foto wartet die 2016 mit ihrem Leerzug auf die Einfahrt in den Bahnhof Weins-Ysperdorf:

    Die Leerwagen wurden im westlichen Teil des Bahnhofes abgestellt und anschließend die beladenen Wagen aus dem Anschlussgleis geholt:

    Die 2016 075 beim Abholen der elf beladenen Waggons. Das Lichtraumprofil-Messgerüst gibt dazu den passenden Rahmen und steht noch immer, obwohl in Weins-Ysperdorf schon lange kein Schnittholz mehr verladen wird und das Ladegleis mit Hilfe einer Gleissperrtafel gesperrt ist. Die von mir in meinem Eröffnungsposting angesprochene Ladeplatzerweiterung ist bereits fertig, sodass jetzt bis zu 12 Rungenwagen beladen werden können:

    Die Leerwagen-Garnitur im Hintergrund und davor die beladene Garnitur mit der 2016 075 in der Mitte. 23 4ax-Rungenwagen auf einmal hat es in Weins-Ysperdorf auch zu seinen Glanzzeiten selten gegeben:

    Es gibt noch viel Holz zu verladen. Was bisher abtransportiert wurde, ist quasi nur der Tropfen auf den heißen Stein. Hier liegen noch viele Festmeter Rundholz. Geschätzte 300x60x10 m ergibt die Summe von ca. 180.000 Festmeter:

    Fotos: dr. bahnsinn, erstellt am 17. 05. 2013

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Zitat

    Extra einen Verschieber "einzufliegen" wird vermutlich auch keine günstige Angelegenheit sein.


    Wenn man den Wert der Ladung berücksichtigt, sind die Kosten für den Verschieber marginal: Verschubleistungen außerhalb der Verschubknotenbahnhöfe, Personaleinsatzstunde pro Stunde 43,96€.

  • Zitat

    Extra einen Verschieber "einzufliegen" wird vermutlich auch keine günstige Angelegenheit sein.


    Das halte ich im konkreten Fall nicht für ein Problem, denn im Bhf. Ybbs-Kemmelbach ist fast ständig eine Verschub-Partie zur Bedienung der Anschlussbahnen Schaufler und Stora-Enso vor Ort. Da wird es sich wohl arrangieren lassen, dass man einen Mann für eine Stunde für den Verschub in Weins-Ysperdorf abstellt, der die insgesamt 20 km zwischen den beiden Bahnhöfen mit dem Pkw zurücklegt.
    Zumindest kommt es billiger, als ihn auf der Lok von St. Valentin aus mitreisen zu lassen, da der Zug dank der zahlreichen Langsamfahrstellen zwischen Sarmingstein und Weins-Ysperdorf inklusive der Verschubzeit rd. 5 Stunden unterwegs ist.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Private EVU würden hier wahrscheinlich noch billiger produzieren können, denn dort übernimmt der TFZf auch das Verschieben (mit der Bauchladen-Funkfernsteuerung). Aber vielleicht erinnert man sich bei den ÖBBs der 2167.093. -8) Allerdings hatten die ÖBBs bekanntlich kein Glück mit funkferngesteuerten Loks, wie man auch bei den 44ern sehen konnte: 5,6Mio € in den Sand gesetzt, aber wenigstens die Abdrückloks 1064 funktionieren ferngesteuert...

  • Private EVU würden hier wahrscheinlich noch billiger produzieren können, denn dort übernimmt der TFZf auch das Verschieben (mit der Bauchladen-Funkfernsteuerung). Aber vielleicht erinnert man sich bei den ÖBBs der 2167.093. -8) Allerdings hatten die ÖBBs bekanntlich kein Glück mit funkferngesteuerten Loks, wie man auch bei den 44ern sehen konnte: 5,6Mio € in den Sand gesetzt, aber wenigstens die Abdrückloks 1064 funktionieren ferngesteuert...

    Du vergisst die 2070er die ebenfalls Funkfernsteuerbar sind und eine solche eingebaut haben (Äußerlich an der Kontrollleuchte über den seitlichen Führerstandsfenstern erkennbar) Aber auch die 2068er sind bereits für die Funkfernsteuerung vorbereitet...

  • Zitat

    Du vergisst die 2070er die ebenfalls Funkfernsteuerbar sind und eine solche eingebaut haben


    Nicht wirklich vergessen, nur: sie wird nicht verwendet! Hauptsächlich, weil die fortschrittsverweigernde Gewerkschaft nicht will, dass der Kaiser ÖBB-Lokführer niedere Tätigkeiten wie Kuppeln durchführt und nebenbei, weil die TFZf zu dumm dafür sind - es gab bereits mehrere Unfälle, u.A. durch vertauschte Bauchläden.

  • Zitat

    Private EVU würden hier wahrscheinlich noch billiger produzieren können, denn dort übernimmt der TFZf auch das Verschieben (mit der Bauchladen-Funkfernsteuerung).


    Richtig. Wird z. B. von Stern & Hafferl in OÖ so praktiziert. Aber ich gehe davon aus, dass die Wiederaufnahme des GV relativ kurzfristig zustandegekommen ist und da scheint RCA dasjenige EVU gewesen zu sein, das kurzfristig den Holzzugverkehr auf die Beine stellen konnte. Stern & Hafferl braucht seine vier 2016 selber (1 Lok für den Schotterverkehr Steyrermühl - Kleinmünchen, 1 für Wels - Aschach/D. und 2 im Salzkammergut). WLC werkt zwar auch in der Gegend (Hödlmayr-Autozüge nach Schwertberg), aber die V 1500 scheinen für die schweren Holzzüge ein wenig untermotorisiert zu sein. Und dass die Steirer oder die Salzburger im Südostzipfel des Mühlviertels tätig werden wollen, halte ich für eher unwahrscheinlich.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Zitat

    Nicht wirklich vergessen, nur: sie wird nicht verwendet! Hauptsächlich, weil die fortschrittsverweigernde Gewerkschaft nicht will, dass der Kaiser ÖBB-Lokführer niedere Tätigkeiten wie Kuppeln durchführt und nebenbei, weil die TFZf zu dumm dafür sind - es gab bereits mehrere Unfälle, u.A. durch vertauschte Bauchläden.


    Dass die Tfzf. zu dumm seien, einen Bauchladen zu bedienen, ist eine Unterstellung deinerseits, die ich, obwohl kein Tfzf., im Namen aller Tfzf. als Pauschalverunglimpfung zurückweise.
    Deine Behauptung, die Gewerkschaft würde die Verwendung des Bauladens hintertreiben, kann ich nicht beurteilen, aber du verschweigst in deinem Posting die evidenten Probleme bei den Verschubarbeiten mittels Bauchladen durch den Tfzf und diese sind:

    1) Berechnungen privater EVU, bei denen Verschubarbeiten durch den Tfzf. durchgeführt werden, haben ergeben, das das Einsparungspotential dürftig ist, wenn mehrere Verschubbewegungen mit längeren Verschubkompositionen durchzuführen sind. Da sich der Tfzf. mit seinem Bauchladen immer an der Zugspitze befinden muss, dauert das Abgehen der Wagen durch den Tfzf. einfach zu lang, sodass sich durch die längere Verschubdauer kein Einsparungspotenzial ergibt.

    2) Auf Nebenbahnen ist es des Öfteren erforderlich, dass dabei Ek befahren werden, die überwacht werden müssen. Ek überwachen und gleichzeitig Zug fernsteuern ist aber aus Sicherheitsgründen nicht zulässig, daher wird in solchen Fällen erst recht wieder ein zusätzlicher Verschieber benötigt.

    Du siehst, es gibt sehr wohl rein sachliche Gründe, warum der Einsatz eines Bauchladens nicht immer sinnvoll ist. Es müssen nicht immer unfähige Lokführer, eine veränderungsresistente Gewerkschaft und die Eisenbahner im Allgemeinen schuld sein, wenn etwas nicht so wirklich funktioniert, auch wenn du es mit Eifer betreibst, solche Szenarien herbeizureden bzw. zu -schreiben.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Zu 1: Quelle bitte! (Warum steuern dann fast alle deutschen EVU ihre TFZ im Verschub fern? Warum gibt es in der Schweiz sogar eine TFZ-Reihe (Tmf 2/2), die nur eine Fernsteuerung hat (Not-Führerstand als Quasi-Docking-Station für den Bauchladen))

    Zu 2: Wo steht das? Und wo finden Streckenfahrten (also außerhalb der Bereiche "Halt für Verschubfahrten") mit dem Bauchladen statt?

    2 Mal editiert, zuletzt von westbahn (18. Mai 2013 um 19:50)