Semmering-Basistunnel: Dokumentation des Baufortschritts

  • Baugenehmigung für Semmering-Basistunnel

    Die Oberste Eisenbahnbehörde gibt grünes Licht für den Semmering-Basistunnel. Nach genau einem Jahr Verfahren ist jetzt die Umweltverträglichkeit des Schienen-Großprojekts bestätigt und die Baugenehmigung erteilt.

    Bures: "Tunnel ist Herzstück"

    Für Infrastrukturministerin Doris Bures (SPÖ) sei diese Entscheidung deshalb so wichtig, weil der Semmering-Basistunnel gemeinsam mit der Koralmbahn das Herzstück der neuen Südbahn bildet.

    "Die Südstrecke ist für Österreich einer der wichtigsten Korridore, im innerösterreichischen Verkehr genauso wie im grenzüberschreitenden Verkehr. Mit dem Ausbau wird es gelingen, dass wir den enormen Zuwachs im Güterverkehr umweltfreundlich bewältigen können und für den Personenverkehr ein absolut konkurrenzfähiges Angebot zur Straße auf die Schiene bringen. Das Signal ist klar: Bahn frei für umweltfreundlichen Verkehr" wird Bures am Dienstag in einer Aussendung des Ministeriums zitiert.

    Berufungsfrist beträgt acht Wochen

    In der Aussendung des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie wird eine Übersicht über das weitere Vorgehen gegeben:

    - Die Oberste Eisenbahnbehörde hat jetzt die UVP für den Semmeringbasistunnel (SBT) abgeschlossen und die Baugenehmigung erteilt. Die Naturschutz-Bescheide der Länder Niederösterreich und Steiermark werden für die kommenden Wochen erwartet.
    - Die Baugenehmigung und forstrechtliche Rodungsbewilligung liegen vor.
    - Die Umweltverträglichkeit wurde bestätigt (mit der Auflage, dass die zahlreichen von den UVP-Sachverständigen für erforderlich erachteten zwingenden Maßnahmen aus dem Umweltverträglichkeitsgutachten umgesetzt werden).
    - Allfällige Berufungen (acht Wochen Berufungsfrist ab Ediktveröffentlichung) sind abzuwarten.
    - Der Bescheid des Ministeriums schreibt neun Bauaufsichten zur Kontrolle der Umsetzung vor.
    - Ausschreibung der ersten Baulose kann nach Rechtskraft des Genehmigungsbescheides erfolgen (Rechtskraft tritt erst nach Ablauf der Rechtsmittelfrist bzw. nach rechtskräftiger Abhandlung der möglichen Berufungen ein).

    Baubeginn 2012 möglich

    Ein Baubeginn mit wichtigen Vorarbeiten (Hochwasserschutz, Brücken etc.) sei damit Ende 2012 möglich, die Voraussetzung dafür sei jedoch, dass mögliche Berufungsverfahren rasch abgeschlossen werden können, so das Ministerium.

    Damit sei auch die Fertigstellung 2024 realistisch.

    Quelle: ORF NÖ

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Semmering-Bahntunnel: Bau schreitet voran

    Seit etwa einem Jahr laufen die Vorbereitungsarbeiten für das umstrittene Projekt. Eines der beiden Tunnelportale wird in Gloggnitz (Bezirk Neunkirchen) errichtet. Doch ein Ende der Arbeiten ist noch lange nicht in Sicht.

    Künftig wird die Südbahn in Gloggnitz im Berg verschwinden. Der etwa 27 Kilometer lange Tunnel die Gemeinde im Bezirk Neunkirchen mit Mürzzuschlag in der Steiermark verbinden. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Die Bauarbeiten sollen noch mehr als zehn Jahre dauern.

    Die Baustelle bei Gloggnitz ist derzeit so groß wie mehrere Fußballfelder. Neben Hochwasserschutzmaßnahmen von Payerbach bis ins Stadtgebiet von Gloggnitz, wird auch die Reichenauer Straße neu gebaut.

    Dazu kommen zwei Eisenbahnbrücken und eine neue Zufahrtsbrücke für die Firma Huyck Wangner über die Schwarza. „Wir haben bei diesem Baulos ein Auftragsvolumen von 22 Millionen Euro. Davon sind fünf Millionen Euro an lokale Betriebe vergeben worden", sagte Projektleiter Gerhard Gobiet.


    So sollen das Tunnelportal und die Brücke über die Schwarza nach der Fertigstellung
    aussehen. Computeranimation: ORF

    Vor allem Beton- oder Abraumlieferung seien die Hauptaufgaben, so Gobiet. Außerdem sollen die Bahnhöfe Gloggnitz und Mürzzuschlag barrierefrei gemacht werden. Dazu werden Liftanlagen gebaut.

    30 Minuten Zeitersparnis

    Auf niederösterreichischer Seite beginnen die eigentlichen Tunnelarbeiten erst 2015. In Betrieb genommen werden soll der Semmering-Basistunnel Ende 2024. Fahrgäste der Südbahn sollen dadurch auf der Strecke von Wien nach Graz 30 Minuten Zeit sparen

    Quelle: ORF NÖ

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Hier der ÖBB-Pressetext zum in der vergangenen Woche durchgeführten Brückeneinschub in Gloggnitz und ein paar aktuelle Fotos von erwin Tisch:

    SBT – Vorarbeiten Gloggnitz: Brückeneinschub erfolgreich gestartet

    Erster Meilenstein beim Projekt Semmering-Basistunnel neu gesetzt.

    (Gloggnitz, 8. Oktober 2013)

    Nach eineinhalb Jahren intensiver
    Bautätigkeit wurde gestern Nachmittag in Gloggnitz ein Meilenstein beim
    Baulos „Vorarbeiten Gloggnitz“ des Projekts zur Errichtung des
    Semmering-Basistunnels neu in Angriff genommen. Eines der schon von
    weitem sichtbaren späteren Eisenbahntragwerke wurde Richtung Schwarza an
    seinen Bestimmungsort geschoben.

    Einschub in einem Stück

    Der Einschub über die Schwarza erfolgt in einem Stück. Aufgrund der
    Länge und des Gewichts wurden jeweils zwei Hilfsstützen in etwa an den
    Drittelpunkten der zu überwindenden Strecke vorab errichtet. Auf diesen
    „Hilfsfundamenten“ liegt das Tragwerk beim Einschubvorgang auf, sodass
    das Auflager am gegenüberliegenden Ufer sicher erreicht wird. Nach dem
    Einschub werden die Hilfsstützen wieder entfernt, damit im Endzustand
    ein freier Durchfluss der Schwarza unter den Brücken sichergestellt ist.

    Die beiden Tragwerke sind jeweils 70 Meter lang und wiegen jeweils rund
    550 Tonnen. Die parallelgurtigen Stahltragwerke wurden im Werk
    vorgefertigt und in mehr als 75 Einzelteilen zur Baustelle gebracht.
    Hier erfolgte in mehreren Schritten der Zusammenbau des gesamten
    Brückentragwerks. Dazu wurden die einzelnen Querträger, die
    Fahrbahnplatten, die Diagonalen und die Unter- und Obergurte miteinander
    verschweißt und anschließend mit einem sogenannten „schweren
    Korrosionsschutz“ mit vier verschiedenen Lagen versehen.

    6 Meter pro Stunde

    Der Vorschub erfolgt mit zwei Hohlkolbenzylindern, welche die Brücke
    langsam vorwärts pressen. Die Zylinder haben eine Hublänge von 0,5
    Meter, bringen eine Zugkraft von 445 Kilonewton (bei max. 700 Bar) auf
    und sind über Spannstangen mit den Verschubschlitten verbunden. Das
    Tragwerk gleitet hierbei auf vier Schlitten auf einer eigens errichteten
    Verschubbahn voran.

    Für das erste "Losbrechen" des Tragwerks werden rd. 70 Prozent, für den
    weiteren Verschub werden ca. 30 – 50 Prozent der Zylinderleistung
    benötigt. Die Vorschubgeschwindigkeit beträgt bis zu ca. 6 Meter pro Stunde.

    Die nächsten Schritte

    Die beiden Tragwerke erfüllen bereits nach erfolgtem Einschub eine
    wesentliche Funktion. Sie werden zunächst mit Straßenbelag versehen und
    fungieren als Straßenbrücken. Dazu wird eine Anbindung an das derzeitige
    Provisorium der Reichenauer Straße errichtet. Während der Errichtung der
    neuen Straßenbrücke zur örtlichen Huyck.Wangner GmbH dienen die beiden
    Eisenbahntragwerke zusätzlich als Zufahrtsbrücke zum Firmengelände.

    Für die Dauer der Tunnelvortriebsarbeiten ab 2015 erfolgen über die
    späteren Eisenbahnbrücken der Baustellenverkehr zwischen
    Baustellenfläche und Tunnel sowie der Transport des Ausbruchmaterials
    zur Bahnverladung neben der Südbahn. Durch diese Entkopplung vom
    öffentlichen Verkehr wird eine verträgliche Verkehrslösung sowohl für
    die Anrainergemeinde Gloggnitz als auch für den Durchgangsverkehr
    Richtung Payerbach/Reichenau gefunden. Ihre endgültige Funktion als
    Eisenbahnbrücken für den Bahnverkehr übernehmen die Tragwerke
    voraussichtlich Ende 2024.

    *Die Tragwerke in Zahlen (je Tragwerk):

    Länge: 70,0 Meter

    Höhe: 7,6 Meter

    Breite: 7,7 Meter

    Gewicht: 550 Tonnen

    Schweißnahtlänge: 5.000 Meter

    Beschichtungsfläche: 3.200 Quadratmeter

    Korrosionsschutzfarbe: 11.500 Liter

    Interessierte haben die Möglichkeit, die aktuellen Einschubarbeiten und
    die kommenden Tätigkeiten beim zweiten Tragwerk bequem von zu Hause über
    die Webcams unseres Projekts auf http://www.oebb.at/semmering
    <http://www.oebb.at/semmering>zu verfolgen.


    Ihre endgültige Funktion als Eisenbahnbrücken übernehmen die beiden Tragwerke vsl. Ende 2024. Grafik: ÖBB


    Fotos: ÖBB

    Nun die Fotos von Erwin Tisch. Am Montag, 07. 10. wurde um 16:00 Uhr mit dem Einschub der ersten Brücke begonnen. Am 08. 10. standen die Arbeiten den ganzen Tag über wegen eines fehlenden Gutachtens still:

    Weiter ging es am 09. und 10. 10. 2013:


    Fotos: Erwin Tisch, erstellt am 07., 09. und 10. 10. 2013

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Ich bin mir jetzt nicht sicher (war ja nicht dabei), aber dieses Photo müsste meines Erachtens das letzte in der Reihe sein und vom finalen Absenkvorgang (der im ÖBB-Pressetext nicht erwähnt wird) stammen:

    Man sieht auf dem Stapel von Metallstockerln (ich wüsste jetzt keinen korrekteren Fachausdruck) die Brücke ruhen, in einem der beiden Stapel ist einer jener Hyrdaulikstempel zu sehen, mit denen das Absenken bewerkstelligt wird.

    Am Widerlager sieht man die Bewehrung der Auflagerbank, hier werden die (Neopren-)Auflager einbetoniert, die die Wärmedehnung der Brücke zulassen, indem sie sich entsprechend der sich temperaturbedingt ändernden Brückenlänge verformen können.


    Mehr als verwundert bin ich über die Wortwahl im Pressetext: "Eisenbahntragwerk". Es gibt Eisenbahnbrücken (das Wort beschreibt die Funktion) und Eisentragwerke (das Wort beschreibt die Konstruktion). Wobei letztere aus der Pionierzeit des Metallbrückenbau stammen, heute bestehen Metallbrücken aus Stahl und nicht aus Eisen. (OK, man kann sagen, dass Stahl eine Form von Eisen ist, aber der Begriff ist schon etwas seltsam).

    Jedenfalls einmal mehr ein Dankeschön an unseren Reporter im Raume Gloggnitz, Mister Erwin Tisch.
    :thumbup:

  • Die Bild Reihenfolge stimmt, da mit dem Aufbau der Türme zum Absenken auch schon am Montag begonnen wurde .
    Gruß Erwin

  • Und das ist wohl das Widerlager auf jener Flusseite, auf der das Tragwerk errichtet wurde? Dann wäre alles klar.


    Das ist das Widerlager auf der Seite, wo die Brücke errichtet wurde. Aber auf der anderen Seite wurde auch der gleiche Turm hergerichtet, da die Brücke auch um 150 cm abgesenkt wurde .
    Gruß Erwin

  • Danke, jetzt kenn' ich mich aus!

    :)

    man sieht (wenn man es weiss) den Stapel von Absenkstockerln bereits auf dem ersten Foto, unter dem Tragwerk.



    PS.: ich habe oben geschrieben, die Brücke ruht auf den Stockerln, das tut sie noch nicht, sondern nach erfolgtem Einschub wird der Hyrdaulikstempel ausgefahren, bis die Brücke dann auf ihm ruht. Dann kommt auf den anderen Stapel ein zweiter Hydraulikstempel, der erste wird abgesenkt, bis der zweite belastet ist, dann wird beim ersten Stempel ein Stockerl herausgenommen etc....

    2 Mal editiert, zuletzt von grubenhunt (17. Oktober 2013 um 21:34)

  • Erwin Tisch war wieder auf der Brückenbaustelle in Gloggnitz. Brücke 1 ist bereits an ihrem endgültigen Standort, Brücke 2 wird nächste Woche seitlich in Position gebracht und anschließend eingeschoben:


    Fotos: Erwin Tisch

    dr. bahnsinn - der Forendoktor