Hyperloop & Co: Mit 1220 km/h nicht mehr durch die Röhre

  • Hyperloop: "Die Leute glauben jedenfalls fest daran"

    von Patrick Dax

    Das US-Unternehmen Hyperloop Transport Technologies lud in Bratislava zu einem Ideenwettbewerb und zeigte einen Prototyp seines futuristischen Transportsystems.

    Bis in die 1960er Jahre wurden in der alten Markthalle in Bratislava Fleisch und Gemüse verkauft, heute dient das historische Gebäude im Zentrum der slowakischen Hauptstadt als Ausstellungs- und Veranstaltungsort. Zu sehen sind Fahrzeugentwürfe slowakischer Designer, alte Skoda-Modelle und - der Prototyp einer Hyperloop-Kapsel. Mit dem von Tesla-Gründer Elon Musk erdachten Hochgeschwindigkeitstransportsystem, das Kapseln mit einer Geschwindigkeit von bis zu 1225 Kilometern pro Stunde durch eine Röhre jagen will, soll nach den Plänen des US-Unternehmens Hyperloop TransportationTechnologies in naher Zukunft Bratislava mit Wien und Budapest verbunden werden. Acht Minuten, ist in den Ankündigungen der Firma zu lesen, werde die Fahrzeit zwischen der slowakischen und der österreichischen Hauptstadt betragen.

    Bereits Ende des Jahres will das Unternehmen im kalifornischen Quay Valley mit dem Bau einer ersten Strecke für die futuristische Rohrpost beginnen. Derzeit würden noch Genehmigungen bei den Behörden eingeholt, erzählt Hyperloop-Chef Dirk Ahlborn der futurezone. 2019 sollen dann die ersten Passagiere durch die Röhre in den USA geschickt werden.

    Gratis-Tickets

    Wann genau die Strecke Bratislava - Wien in Betrieb gehen wird, will Hyperloop-Chef Dirk Ahlborn noch nicht sagen. Man sondiere Streckenführungen und Baugründe, erzählt der aus Deutschland stammende Gründer des US-Start-ups. Auch eine Machbarkeitsstudie habe man bereits in Auftrag gegeben.

    "Hyperloop ist mehr als eine Kapsel in einer Röhre", sagt Ahlborn. Mit dem Hochgeschwindigkeitssystem wolle man der Branche neue Geschäftsmodelle aufzeigen. Geld für Tickets will Ahlborn nicht verlangen, stattdessen will der Daten der Passagiere zu Geld machen und Zusatzdienste, wie etwa Unterhaltungsangebote,, anbieten. Der Hyperloop produziere mehr Energie als er verbrauche und habe geringe Betriebskosten, sagt der Manager: "Er kann in kurzer Zeit profitabel sein."

    Ideenwettbewerb

    Am Mittwoch veranstaltete Ahlborgs Start-up in Bratislava einen Ideenwettbewerb. Rund 40 vorwiegend jugendliche Entwickler aus der Slowakei, Österreich, Frankreich, Ungarn, Brasilien und Indien tüftelten einen Tag lang über Anwendungen, die rund um menschliche "Rohrpost"-System entstehen könnten. "Die Leute kommen auf Ideen, die wir niemals gehabt hätten", erzählt Christian Federspiel von der Softwarefirma Catalysts. Das Linzer Unternehmen richtete den "Hackathon" aus und ist für die IT des Hyperloop-Projekts verantwortlich. Vorgeschlagen wurde etwa ein "fühlender" Sitz, der mittels Vibrationen kommuniziert. Auch an einer Restaurant-Suche rund um künftige Hyperloop-Stationen wurde gearbeitet. Denkbar seien auch Dating-Apps für Reisende, erzählt Ahlborn.

    Offene Fragen

    Kritiker bemängeln, dass das Konzept von Tech-Visionär Musk zahlreiche offene Fragen aufweist. Die Erdbebensicherheit der Röhrenkonstruktion sei ebenso ungeklärt wie Notfallmaßnahmen im Brandfall oder die tatsächlichen Kosten des Unterfangens. Auch der Einbau von Toiletten soll in den Entwürfen nicht vorgesehen sein, heißt es.

    "Unsinn", sagt Bibop G. Gresta, Chief Operating Officer des kalifornischen Unternehmens. Natürlich werde es in den Hyperloop-Kapseln Toiletten geben. Der Hyperloop sei sicherer als jedes andere Verkehrsmittel. "In Notfällen können die Kapseln in weniger als sieben Sekunden komplett abgebremst werden."

    Virtual-Reality

    Wie es in der hermetisch abgeschlossenen Kapsel aussehen könnte, wird in Bratislava mit einer Virtual-Reality-Brille demonstriert. Fährt man mit dem Hyperloop, sieht man die Landschaft vorbeiziehen, allerdings auf einem Bildschirm. "Die Bilder werden aufgezeichnet und entsprechend der Wetterlage und der Tages- und Nachtzeit projiziert", erzählt Harry Hulme von der Münchner Firma Re-flekt, die das System entwickelt hat. Statt durch eine Landschaft könne man aber auch durch Filme wie "Jurassic Park" oder Videospiele fahren.

    "Stellen Sie sich die Kapseln des Hyperloops als eine riesige Leinwand vor", sagt Nolan Bushnell. Der 73-jährige Ingenieur gründete 1972 das Spieleunternehmen Atari, das jahrelang die Branche dominierte. Heute sitzt er in beratender Funktion im Verwaltungsrat von Hyperloop Technologies und denkt über Spieleangebote in den Kapseln nach.

    Noch ist vom Hyperloop nicht viel mehr zu sehen, als der Prototyp der Kapsel, Virtual-Reality-Bilder, Absichtserklärungen und futuristische Konzeptstudien. Ob das Konzept auch tatsächlich funktioniert, wurde noch nicht bewiesen. Die Chancen für die Umsetzung des Projekts könne er nicht beurteilen, sagt ein Schweizer Regisseur, der in Bratislava Szenen für einen Dokumentarfilm über die Zukunft der Mobilität dreht und dazu auch das Hyperloop-Management befragte: "Die Leute glauben jedenfalls fest daran."

    (futurezone) Erstellt am 08.07.2016, 06:00

    Quelle: KURIER

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Von 1200 km/h auf 0 in 7 sec? Wenn tatsächlich eine solche Bremsverzögerung stattfindet, dann wird's im Fahrzeug nur aufgrund der Bremsung lauter Tote geben... Der menschliche Körper ist halt nur im besten Falle für 40G ausgelegt, für viele können aber auch schon 10G kritisch werden...

  • Zeigt für mich unter anderem wie weit das Projekt von der Realität entfernt ist.


    Richtig. Und:

    Zitat

    Wann genau die Strecke Bratislava - Wien in Betrieb gehen wird, will Hyperloop-Chef Dirk Ahlborn noch nicht sagen.


    Ich glaube, die Frage wird sich auch meine Nachfolgegeneration noch stellen. :D

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Hyperloop One (der Konkurrent von Hyperloop Transportation Technologies) ist wohl schon am absteigenden Ast http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/sta…elbst-1.3080397
    Der erfahrene Technikchef ist weg, auch haben sich einige Manager verabschiedet. Hinzu kommen Vorwürfe, welche bei Investoren nicht so gerne gesehen werden:

    Zitat

    In der Klageschrift heißt es nun, dass Pishevar sich nicht besonders für den nachhaltigen Transport eingesetzt habe, sondern eher für eine bessere Gegenwart für sich und seine Kumpels.

    Einer der Vorwürfe lautet, Pishevar habe einer externen PR-Beraterin mehr als 40 000 Dollar pro Monat bezahlt. Pikant dabei: Sie war Pishevars Verlobte, vor der Verlobung soll sie 15 000 Dollar verdient haben, nach dem Ende der Beziehung dann nichts mehr - weil Pishevar aus Frust auch die berufliche Zusammenarbeit beendet haben soll. Zudem habe Pishevar seinen Bruder Afshin, einen eher unerfahrenen Juristen, als Chefjustiziar angestellt und mögliche Hyperloop-Finanziers zu Investments in seine andere Firma aufgefordert. Er soll Mitarbeiter nach Hause geschickt haben, um in der Firmenzentrale in Downtown Los Angeles wilde Partys feiern zu können. Kurz: Pishevar habe "kostbare Firmengelder verschwendet, um das eigene Image aufzupolieren, sein Liebesleben zu verbessern und die eigenen Taschen (und die von Familienmitgliedern) zu füllen".

  • Zitat

    Kurz: Pishevar habe "kostbare Firmengelder verschwendet, um das eigene Image aufzupolieren, sein Liebesleben zu verbessern und die eigenen Taschen (und die von Familienmitgliedern) zu füllen".


    Beste Voraussetzungen, um seriöse Investoren an Land zu ziehen. :D
    Sollte es beim Konkurrenzprojekt ähnlich lustig zugehen, werden wahrscheinlich auch unsere Ururenkel noch auf die Fertigstellung der Strecke Wien - Bratislava warten müssen.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Noch 35 Bewerber im Rennen um Hyperloop-Strecke

    Die Entwickler der Hochgeschwindigkeitsbahn Hyperloop haben nach eigenen Angaben 35 mögliche Standorte im Blick. Unter anderem seien Projekte in Australien, China, Indien, Großbritannien und den USA im Rennen um den Bau der ersten Strecken, wie das US-Start-up-Unternehmen Hyperloop One gestern (Ortszeit) mitteilte.

    Die 35 Bewerber seien aus einem Feld von 2.600 Teilnehmern einer Ausschreibung aus dem Jahr 2015 hervorgegangen. Geprüft würden unter anderem die Strecken Sydney - Melbourne, Shanghai - Hangzhou, Mumbai - Neu-Delhi und eine Verbindung zwischen London und Edinburgh.

    Auch elf mögliche Projektpartner in den USA seien noch im Bewerb vertreten. Nach Angaben von Firmenchef Rob Lloyd will Hyperloop One in einem ersten Schritt drei Strecken bauen. Eine erste Testanlage entsteht derzeit vor den Toren von Las Vegas.

    Über 1.200 km/h schnell

    Das Hyperloop-Konzept sieht vor, dass elektrisch angetriebene Kapseln mit bis zu 1.220 km/h durch eine Röhre mit niedrigem Luftdruck sausen. Einen ersten Praxistest, allerdings nur von Komponenten, absolvierte das System Mitte Mai. Der erste komplette Probelauf ist für die kommenden Monate geplant.

    Hyperloop One sammelte bisher 145 Millionen Euro ein. Mitte Oktober hatten die Entwickler bekanntgegeben, dass der drittgrößte Hafenbetreiber der Welt, die DP World Group aus Dubai, bei der jüngsten Investorenrunde eingestiegen sei. Die Straßen- und Transportbehörde des Emirats kündigte eine Machbarkeitsstudie zum Bau eines Hyperloops an. Zu den Geldgebern des Projekts zählen auch die französische Eisenbahngesellschaft SNCF, der US-Mischkonzern General Electric und der russische Staatsfonds RDIF.

    ORF

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Ein sehr aufschlussreicher Artikel...

    Zitat

    "Die Firmen glauben an das Projekt und arbeiten gegen Aktienoptionen daran mit. Man braucht nicht hundert Millionen Euro um Personal zu bezahlen", sagt Federspiel, dessen Softwarefirma Catalysts seit zwei Jahren mit HTT kooperiert.


    Folgt der Immobilienblase eine Hyperloopblase?

    Zitat

    Vom Hyperloop - das System wurde ursprünglich von Tesla-Gründer Elon Musk erdacht - gibt es bislang nicht mehr als Konzeptpapiere und Absichtserklärungen. Neben HTT hat sich auch ein weiteres Start-up, Hyperloop One, der Idee angenommen. Wer sagt, das bislang nur die PR-Maschine zu dem Hochgeschwindigkeitssystem funktioniert, liegt nicht ganz falsch.


    Na wenn die PR klappt ... den Rest schafft man locker in 5 Jahren, man hat es ja in den letzten 2 Jahren auch geschafft eine Stahlröhre zu bauen und einen Transrapid "nachzubauen". (https://www.youtube.com/watch?v=PMd_QGmmkgY gefladdert von einem Futurzone-Kommentar)

    Zitat

    Auf die Frage, ob es den Hyperloop jemals geben werde, antwortet Federspiel: "Wenn das Projekt scheitert, dann nicht am Geld, sondern an den Regulierungsverfahren. Die sind der Knackpunkt."


    Diese bösen Regulierungsverfahren, die eine akzeptable Überlebenswahrscheinlichkeit für die Fahrgäste verlangt?

    Zitat

    Wann wird es soweit sein? "2020 oder 2021, es wird aber wohl Abstriche bei der Geschwindigkeit und der Energieautarkie geben", meint Federspiel: "Die Vision ist sehr hochgesteckt."


    Da man bis jetzt technisch kaum etwas umsetzen konnte, schafft man es bis dahin vielleicht auf einen Prototypen und einer kleinen Teststrecke.


    Man entwickelt wohl alles rund um das Hyperlook mit den besten Investmentstrategien, aber man vergisst komplett darauf, dass die Technik auch fertig werden sollte.

  • Zitat

    Na wenn die PR klappt....


    Beim Konkurrenten Hyperloop One funktioniert auch das in die eigene Tasche wirtschaften schon. Siehe Zitat:

    Zitat

    Pishevar habe "kostbare Firmengelder verschwendet, um das eigene Image aufzupolieren, sein Liebesleben zu verbessern und die eigenen Taschen (und die von Familienmitgliedern) zu füllen".

    dr. bahnsinn - der Forendoktor