Eisenbahn-Splitter aus Griechenland

  • mit der klitzekleinen Einschränkung


    Aber bitte, wer wird denn gleich soo kleinlich sein! -8)
    Jedenfalls eine erfrischende Lektüre, die den Geist vergangener Zeiten exemplarisch aufzeigt.

    Was das langwierige Prozedere und das Chaos bei der Übergabe der Loks in Thessaloniki anbelangt, scheinen das bereits die Wurzeln für die Jahrzehnte später zutage getretenen Troubles bei den OSE gewesen zu sein.


    Dem kann ich so nicht gänzlich zustimmen: zu dieser Zeit dürfte dies in Europa praktisch ubiquitäre Vorgangsweise gewesen sein, wenn ich mich so an Erzählungen verschiedener - bereits lange im Ruhestand befindlicher - Bahnmanager erinnere.

  • Weiter geht es mit meiner Berichterstattung aus Griechenland:

    Am Mittwoch, 05. 02. 2014 besuchten wir die Meteora-Klöster in der Nähe der rd. 7.000 Einwohner zählenden Stadt Kalambaka in Thessalien. Neben den Meteora-Klöstern als Touristen-Anziehungspunkt hat Kalambaka auch noch den Vorteil, als eine der wenigen Städte abseits der Magistrale Athen - Thessaloniki über einen Bahnanschluss zu verfügen.

    Zuerst ein paar Worte zu den Meteora-Klöstern. Die ersten Anlagen entstanden im 14. Jh. durch Eremiten, von denen die ersten schon seit dem 10. Jh. in den Höhlen der aus leicht bearbeitbarem Konglomeratsandstein bestehenden Felsformationen hausten. In den unsicheren Zeiten des Mittelalters schlossen sich die Eremiten aus Sicherheitsgründen zu Gemeinschaften zusammen und bauten ihre Klosteranlagen an strategisch günstigen, aber schwer zugänglichen Stellen. Heute werden von den insgesamt 22 Klosteranlagen noch sechs bewohnt, davon vier Männer- und zwei Frauenklöster.
    Wir hatten das Pech, dass es in der Nacht geregnet hatte und am Morgen die Meteora-Felsen in Nebel gehüllt waren. Die Klosteranlagen konnten wir daher hinter der Nebelwand nur erahnen, daher zwei entliehene Fotos der Klosteranlagen Varlaám und Rousánou zur Illustration:

    Kloster Varlaám*)


    Kloster Rousánou. Quelle: JPM-Reiseführer Griechenland - Festland und Peloponnes

    *) In diesem Kloster lebte vor seiner Bischofsernennung der sehr populäre Erzbischof von Athen, Christodoulos I. (1939 - 2008)

    Nun zum Bahnhof Kalambaka: Der Bahnhof ist Endbahnhof des bis zum Jahr 2001 von Meter- auf Normalspur umgebauten Abschnittes Paleofársalos (an der Magistrale Thessaloniki - Athen) - Kalambaka der früheren Meterspurstrecke Volos - Kalambaka. Der meterspurige Abschnitt Paleofársalos - Volos ist stillgelegt. Bei der Umspurung wurde die Strecke weitgehend neu trassiert, nur die Bahnhöfe der früheren Meterspurstrecke wurden übernommen, so auch der Bahnhof Kalambaka. Nachdem Planungen existieren, die Strecke irgendwann einmal (vielleicht auch nie) nach Ioánnina und Igumenítsa zu verlängern, wurde schwerer Oberbau mit Schienen der Form UIC 60 verlegt. Das Bahnhofsgebäude wirkt von außen verhältnismäßig gepflegt. Im Hintergrund sind die nebelverhangenen Meteora-Felsen zu sehen:

    Die Einfahrt in den Bahnhof aus Richtung Paleofársalos. Eine Sicherungsanlage ist nicht vorhanden. Im Hintergrund ist die Schrankenanlage einer Ek zu sehen:

    Blick über die Gleisanlagen Richtung Gleisende. Der überdimensionierte Übergang im Hintergrund wird wohl eher selten benützt werden, da die wenigen Züge zumeist aus Triebwagengarnituren bestehen, die alle am Hausbahnsteig halten. Außerdem gehen sowieso alle über die Gleise:

    Der Lokschuppen hat auch schon einmal bessere Tage gesehen. Wem die Toröffnungen für Normalspurfahrzeuge ein wenig klein vorkommen, darf nicht vergessen, das bis zur Jahrtausendwende Meterspurfahrzeuge hier verkehrten:

    Der Warteraum. Noch nüchterner geht es nicht:

    Die Anzeigetafel für die spärlichen täglichen Abfahrten (links) und Ankünfte (rechts) ist etwas eigenwillig gestaltet:

    Mit der Schreibweise von Ortsnamen hat es so seine Sache. Nachdem es für die Transkription der griechischen Sprache keine verbindlichen Richtlinien gibt, kann es vorkommen, dass Ortsnamen unterschiedlich geschrieben werden. Für Kalambaka habe ich (hauptsächlich auf Straßenschildern) Kalampaka oder eben wie hier Kalabaka gesehen. Ich bleibe aber bei Kalambaka, da die Stadt auch in allen Reiseführern so geschrieben wird:

    Zug 884 aus Athen (Planabfahrt 08:27 Uhr) rollt mit der 220 029 an der Spitze und sechs Wagen mit zehnminütiger Verspätung um 13:28 Uhr in den Bahnhof:

    Wer glaubt, dass die Anti-Graffiti-Bemalung der Waggons die Graffit-Sprayer davon abhalten würde, die Waggons noch weiter zu bearbeiten, wird eines Besseren belehrt. Es geht immer noch Farbe auf die Waggons:

    Kurz vor unserer Abfahrt Richtung Delphi erbarmt sich der Nebel unser und gibt doch noch einen getrübten Blick auf die Klosteranlage Agios Stéfanos (ein Frauenkloster auf dem Felsen rechts) frei:

    Zum Abschied noch ein Blick zurück auf den Bahnhof Kalambaka. Der Schrankenwärter wurde auch schon durch eine Fernsteuerung ersetzt. Nur das Wärterhüttel hat bis jetzt die Zeiten überdauert. Die 220 029 hat bereits umgesetzt und wartet mit ihrer Garnitur auf die Abfahrt um 17:32 Uhr als Zug 885 nach Athen:

    Zur besseren Orientierung

    Fortsetzung folgt mit ein paar traurigen Fotos vom stillgelegten Meterspurnetz am Peloponnes.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Bevor ich mit meinen Fotos zum (eingestellten) Schmalspurnetz auf dem Peloponnes komme, noch ein paar Worte zur Magistrale Thessaloniki - Athen, die ja zwischen Domokos (km 232 ab Thessaloniki) und Kato Tithorea (km 354) noch immer eingleisig und nicht elektrifiziert ist. Die Ausbauarbeiten (zwischen Domokos und Lianokladi über weite Strecken im Nahbereich zur Bestandstrecke, zwischen Lianokladi und Kato Tithorea jedoch komplette Neutrassierung mit 9,2 km langem Basistunnel mit zwei Röhren unter dem Kallidromo-Gebirge) sind angeblich im Gange. Gesehen habe ich allerdings nichts davon.
    Auf diversen, auf Google Earth eingestellten Fotos habe ich gesehen, dass auf der zweigleisigen Strecke von Athen bis Kato Tithorea elektrischer Betrieb herrschen soll. Wir sind mit dem Bus zwischen Livadia (km 378 ab Thessaloniki) und Thiva (Theben - km 420) auf der Nationalstraße 3 über weite Strecken parallel und in Sichtweite zur Bahnlinie gefahren. Dabei habe ich festgestellt, dass die Fahrleitungsmasten zwar stehen, die Fahrleitung über beiden Streckengleisen aber abgebaut ist. Teilweise hängen auch die Ausleger seitlich herunter. Ein Beweisfoto war aus dem fahrenden Autobus bei einbrechender Dunkelheit leider nicht möglich. Weiß vielleicht jemand hier im Forum, was da läuft? Danke im Voraus für allfällige Antworten.

    Nun zur Meterspur am Peloponnes. Am Freitag, den 7. Februar machten wir eine Besichtigungstour zu den Ausgrabungsstätten von Korinth, Mykene und Epidaurus. Übernachtet hatten wir in Vrachati am Golf von Korinth, 13 km westlich von Korinth und an der von Korinth (km 91 ab Athen) über Patras (km 222) nach Kalamata (km 438) führenden Strecke gelegen. Laut dem mir zur Verfügung stehenden Fahrplan aus dem Jahr 1979 verkehrten von Piräus über Athen bis Patras (drittgrößte Stadt Griechenlands mit aktuell ca. 214.000 EW) sieben durchgehende Züge, von denen drei weiter bis Kalamata verkehrten. Alle Züge hatten 1. und 2. Wagenklasse. Die Züge mit Lok und Klassen hatten Speisewagen eingereiht und die Triebwagenzüge führten Buffetabteile. Die Durchschnittsgeschwindigkeit war allerdings nicht atemberaubend. Der Nachtzug 316 mit Speisewagen (Athen ab 21:51 Uhr - Kalamata an um 07:16 Uhr) brauchte für die 438 km 9 h 25 m, das ist eine durchschnittliche Reisegeschwindigkeit von 46,5 km/h. In Vrachati hielt Zug 316 (105 km ab Athen) um 23:54. Allerdings blieb der Zug nur bei Bedarf stehen. Seit dem Jahr 2011 ist der gesamte Meterspurbetrieb am Peloponnes aus Rentabilitätsgründen eingestellt, obwohl Neubaufahrzeuge zur Verfügung stünden und noch bis zur Finanzkrise Streckenerneuerungen durchgeführt wurden.

    Die Fotos unten zeigen die sterblichen Überreste des Bahnhofes Vrachati. Zuerst die Einfahrt in den Bahnhof aus Richtung Patras, dann den Bahnhof mit seinen verwaisten Gleisanlagen und schließlich das unscheinbare und schon etwas desolate Bahnhofsgebäude:

    Bei den auffälligen Bäumen auf dem Bahnhofsgelände handelt es sich um die in mediterranen Ländern häufig als Zierbäume vorkommenden Zedrachbäume, auch als Persischer Flieder oder Chinesischer Holunder oder Paternosterbaum bekannt. Paternosterbaum deshalb, weil die Samenkapseln als Rosenkranzperlen Verwendung finden. Auch Schmuckketten werden damit hergestellt. Aber Achtung, die Samen sind giftig und daher gilt für Kinder Hände weg!

    Zu den folgenden Fotos ein Hinweis: Die meisten von ihnen wurden aus dem fahrenden Autobus und teilweise im Morgengrauen gemacht. Die Qualität ist daher bei manchen nicht so, wie man sie erwarten würde. Ich bitte das unter den gegebenen Umständen zu entschuldigen.

    Zirka auf halbem Weg zwischen Vrachati und Korinth überqueren wir die Meterspurtrasse, die parallel zum Meer durch die Ortschaften verlief. Die zwischem dem Golf von Korinth und den im Hinterland aufsteigenden Bergen gelegene Küstenebene ist sehr dicht besiedelt und es reiht sich Ortschaft an Ortschaft. Links ist der Golf von Korinth zu sehen und im Hintergrund ist die Stadt Korinth (ca. 60.000 EW) zu erahnen:

    Die im Jahr 2005 eröffnete zweigleisige elektrifizierte Normalspurstrecke Athen - Korinth wurde im Juli 2007 bis Kiáto (ca. 20 km westlich von Korinth) verlängert und wird seither von der ca. 135 km langen Linie 2 (Flughafen Athen-Eleftherios Venizelos - Kiáto) des Proastiakos (Vorortebahn) bedient. Am Peloponnes verläuft die Strecke zumeist parallel zur Autobahn (auf dem Foto am rechten Bildrand zu erkennen) am Rand der Küstenebene und abseits der Siedlungszentren. Auch der neue Bahnhof von Korinth liegt im Gegensatz zum alten Meterspurbahnhof, der sich in Hafennähe und in der Nähe des Stadtzentrums befindet, ca. 2 km südlich außerhalb des Stadtzentrums. Es scheint in Mode zu sein, neue Bahnstrecken außerhalb der Einzugsbereiche von Ansiedlungen zu errichten. Bis 2016 ist geplant, die Normalspurstrecke bis Patras zu verlängern. Wenn's wahr ist. Derzeit verkehren zwischen dem Athener Flughafen und Kiáto nur die Vorortezüge des Proastiakos. Gesehen habe ich zwischen Athen und Korinth mehrere Triebwagenzüge der Reihe 460 (Desiro). Sollte die Verlängerung bis Patras je Realität werden, soll es auch wieder Fernzüge zwischen der größten und der drittgrößten Stadt Griechenlands geben. Auf dem Foto unten überqueren wir die Neubaustrecke Korinth - Kiáto mit Blick Richtung Korinth:

    Fotos: dr. bahnsinn

    So, genug für heute. Am Freitag geht es weiter mit Fotos von der über Tripolis im Landesinneren nach Kalamata führenden Strecke. Bis bald!

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Zitat

    Auf diversen, auf Google Earth eingestellten Fotos habe ich gesehen, dass auf der zweigleisigen Strecke von Athen bis Kato Tithorea elektrischer Betrieb herrschen soll. Wir sind mit dem Bus zwischen Livadia (km 378 ab Thessaloniki) und Thiva (Theben - km 420) auf der Nationalstraße 3 über weite Strecken parallel und in Sichtweite zur Bahnlinie gefahren. Dabei habe ich festgestellt, dass die Fahrleitungsmasten zwar stehen, die Fahrleitung über beiden Streckengleisen aber abgebaut ist. Teilweise hängen auch die Ausleger seitlich herunter. Ein Beweisfoto war aus dem fahrenden Autobus bei einbrechender Dunkelheit leider nicht möglich. Weiß vielleicht jemand hier im Forum, was da läuft? Danke im Voraus für allfällige Antworten.


    Dank eines Berichtes in der aktuellen Februar-Ausgabe von Today's Railways (Issue 218, S. 55) scheint das Fehlen der Oberleitung in dem von mir beobachteten Abschnitt der Magistrale Thessaloniki - Athen geklärt zu sein: Es waren schlicht und einfach Kupferdiebe, die auf insgesamt 140 km die Oberleitung abmontiert hatten! Laut dem TR-Bericht wurde zum Fahrplanwechsel am 13. 12. 2013 auf dem 16 km langen Abschnitt Tanágra (km 445 ab Thessaloniki) - Ioni - Aviónas (km 461) nach Montage einer neuen Oberleitung der elektrische Betrieb wieder aufgenommen. Die restlichen 124 Streckenkilometer harren offenbar noch der Erneuerung der Oberleitung.

    Aber die Diebstähle an Eisenbahngut gehen munter weiter. Hauptsächlich das stillgelegte Meterspurnetz am Peloponnes gerät in den Mittelpunkt der Bahnräuber: Laut TR 2/2014, S. 55 wurden am 07. 11. 2013 am Bahnhof von Akráta (ungefähr auf halbem Weg zwischen Korinth und Patras) vier Personen dabei ertappt, als sie gerade die Holzschwellen im Bahnhofsbereich abmontierten. Am 10. 12. 2013 wurden zwei weitere Diebe dabei erwischt, als sie im stillgelegten Meterspurbahnhof von Kiáto (ca. 20 km westlich von Korinth) 50 m Schienen abmontierten. Bei der polizeilichen Einvernahme stellte sich heraus, dass sie im Raum Korinth in der Vergangenheit mit drei weiteren Komplizen, die noch gesucht werden, schon insgesamt rd. 700 m Schienen gestohlen hatten.

    Am 10. 12. 2013 war die Magistrale Thessaloniki - Athen im eingleisigen Gebirgsabschnitt zwischen Liaonokládi und Kato Tithorea bei Assopos (km 315 ab Thessaloniki) von einer Entgleisung betroffen. Nachdem die Lok 220 032 mit dem Richtung Athen fahrenden IC 53 in eine Kuhherde gefahren war, entgleiste die Lok und stürzte eine Böschung hinunter. Zwei Waggons entgleisten ebenfalls, blieben aber weitgehend aufrecht stehen. Mehrere Reisende wurden dabei leicht verletzt. Rund 130 Fahrgäste mussten in dem unwegsamen Gelände in einer aufwändigen Rettungsaktion evakuiert werden. Die Strecke blieb zwei Tage gesperrt und die Fahrgäste wurden im Schienenersatzverkehr zwischen Lianokládi und Brálos transportiert. Die abgestürzte Lok wurde mit einer Zeltplane abgedeckt und bis zum Redaktionsschluss von TR 2/2014 an der Absturzstelle belassen. Schnell scheint bei OSE rein gar nichts zu gehen....... :D

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Wie am Mittwoch versprochen, geht es heute auf die durch das Landesinnere des Peloponnes führende, aber aufwändiger trassierte Strecke von Korinth über Argos (km 53 ab Korinth), Tripolis (km 121) nach Kalamata (km 236). Sie ist um 111 km kürzer als die Strecke über Patras entlang des Golfs von Korinth und entlang der Westküste, führt aber über weite Strecken durch eine sehr dünn besiedelte Mittelgebirgslandschaft, weshalb sie auch weniger bedeutend ist als die über Patras führende Strecke. Laut Kursbuch aus dem Jahr 1979 verkehrten täglich sechs Triebwagenzüge durchgehend ab Piräus über Athen nach Kalamata, alle mit 1. und 2. Wagenklasse und Buffetabteil. Zwischen Tripolis und Kalamata verkehrte am Vormittag ein zusätzliches Personenzugpaar. Schnellster Zug war der nachmittägliche bzw. abendliche Zug 435 von Kalamata nach Athen und Piräus, der für die 327 km lange Strecke Kalamata - Athen mit einer Reisezeit von 6 h 5 m eine durchschnittliche Reisegeschwindigkeit von immerhin fast 54 km/h erreichte.

    Zunächst noch ein Hinweis: Der Schwerpunkt unserer Reise lag auf dem Besuch der historischen Stätten Griechenlands. Ich konnte (und wollte) mich davon nicht absentieren, weshalb das Fotografieren von Bahnanlagen und -strecken "nur" Nebensache war. Um die prekäre Situation des Meterspurnetzes am Peloponnes etwas ausführlicher darstellen zu können, bin ich daher auf fremde Hilfe angewiesen. Ich habe mir daher erlaubt, dort, wo es zum besseren Verständnis zweckmäßig erschien, mir ein paar Fotos von Google Earth auszuleihen.

    Gleich das erste Foto ist so ein Leihfoto. Es zeigt den jetzigen (trostlosen) Zustand des ehemaligen Meterspurbahnhofes der 60.000 Einwohner-Stadt Korinth:

    Foto: Pan Kartsonakis

    Nach 32 km ab Korinth überquert die Strecke einen niedrigen Paß in 327 m Seehöhe. Am Scheitelpunkt liegt der einsame Bahnhof Nemea, nur umgeben von ein paar verstreut gelegenen Häusern:

    Auf dem Ausziehgleis auf der Ostseite des Bahnhofs warten ein paar ausrangierte Reise- und Güterwagen auf ihr rostiges Ende:

    Foto: Edi Dalipi

    Auf halbem Weg zwischen den Bahnhöfen Nemea (km 32) und Mykene (km 43) überqueren wir die schnurgerade Strecke. Der Oberbau scheint ganz in Ordnung zu sein. Das Ek-Überwachungssignal steht auch noch:

    Einfahrt in den Bahnhof Mykene aus Richtung Korinth. Das Schrankenwärterhäuschen ist, was in Griechenland eigentlich an der Tagesordnung ist, "behübscht" worden:

    Ein paar Schnappschüsse vom verlassenen Bahnhof Mykene. Die Betonschwellen des Durchgangsgleises stammen aus dem Jahr 2006. Am Ladegleis an der südlichen Bahnhofsausfahrt wurde ein Güterwagen "vergessen":

    [

    Die Bahnhofsausfahrt Richtung Argos (km 53) und Trpolis (km 121):

    Im Bahnhof Argos, der laut TR-Heft 2/2014 am 01. 12. 2013 bei einem heftigen Unwetter überflutet und dabei massiv zerstört wurde, zweigt eine kurze Stichstrecke nach Nafplion, einer für die jüngere Geschichte Griechenlands bedeutenden Stadt ab. Nach der Befreiung von der Osmanischen Herrschaft war Nafplion zwischen 1828 und 1834 die Hauptstadt Griechenlands und der neue, noch minderjährige König Otto, Sohn des bayerischen Königs Ludwig I., regierte hier von 1832 bis 1834. 1834 wurde Athen zur Hauptstadt erkoren und die Regierung übersiedelte samt Herrscher dorthin.
    Selbstverständlich versandelt auch diese Nebenstrecke und der direkt am Hafen gelegene Bahnhof, der nichts anderes ist als eine Haltestelle mit einem Stumpfgleis bietet mit dem abgestellten Museumszug einen traurigen Anblick. Im Hintergrund ist die gewaltige Festungsanlage venetianischen Ursprungs mit Namen Palamidi zu sehen:

    In einem Cafe in der Fußgängerzone der Altstadt, wo wir auf einen Kaffee einkehrten, scheint man sich aber doch der Eisenbahn erinnern zu wollen, denn an den Wänden fanden sich zwei historische Fotos, eines vom Bahnhof und eines von einer Dampflok, die mit einem Kuhfänger amerikanischer Bauart ausgestattet war:

    Zum Abschluss noch zwei besonders traurig stimmende Fotos von der von Argos nach Tripolis führenden Strecke. Wir waren zwar nicht dort, aber die von mir auf Google Earth gefundenen Fotos sind es Wert gezeigt zu werden. Zwischen den Bahnhöfen Achladokampos (km 84) und Eleochorion (km 99) befand sich in der Vergangenheit eine Spitzkehre, die durch eine moderne Betonbrücke ersetzt wurde (wann das war, weiß ich leider nicht). Die Spitzkehrengleise sind aber noch immer vorhanden und so wird die Spitzkehre zum Abstellen ausrangierter Fahrzeuge (Triebwagen und Reisewagen) verwendet, darunter auch ein Doppelstockwagen, von dem ich nicht weiß, ob es sich um einen ehemaligen Speise- oder Schlafwagen handelt. Nachdem der grubenhunt schon mit dem Schlafwagen über den Peloponnes gegondelt ist, kann er uns vielleicht darüber Auskunft geben. Im Hintergrund des ersten Fotos ist die Betonbrücke zu sehen:

    Foto: Dimitris Vlassis

    Foto: Dimitris Vlassis

    So, Schluss für heute. Morgen oder übermorgen folgen noch ein paar Fotos von der Rückfahrt nach Athen.
    Fotos (sofern nicht anders angegeben): dr. bahnsinn, aufgenommen am 07. 02. 2014

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Danke für die wirklich traurig stimmenden Fotos.

    Zum Schlafwagen kann ich nur sagen, dass das vor 25 Jahren ein ganz "normaler" Schlafwagen war.

    Solltst Du mit Doppelstockwagen den Wagen auf dem letzen Foto meinen, der hat nur ein Niveau. Die Gitter deuten jedenfalls drauf hin, dass er da eine Küche oder sowas eingebaut hat.

  • Zitat

    Solltst Du mit Doppelstockwagen den Wagen auf dem letzen Foto meinen, der hat nur ein Niveau. Die Gitter deuten jedenfalls drauf hin, dass er da eine Küche oder sowas eingebaut hat.


    Ja, den meine ich. Dann wird das wohl der traurige Rest eines Schmalspur-Speisewagens zu sein.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor