[DE] Dauerbrenner Brenner-Nordzulauf in Bayern

  • Alternativen zur Brennerautobahn:Die Schiene wurde zu lange ignoriert
    Stand: 25.07.2019 18:43 Uhr

    Für die Einschränkungen am Brenner ist Deutschland mitverantwortlich. Die Schiene als Alternative wurde lange vernachlässigt - aus Angst vor wütenden Bürgern.
    Ein Kommentar von Tobias Betz, ARD-Hauptstadtstudio
    Natürlich war das ein klarer Punktsieg für Österreich. Aber was gab es beim groß angekündigten Transitgipfel aus deutscher Sicht zu holen? Deutschland ist in einer ziemlich bescheidenen Verhandlungsposition. Blockabfertigungen für Lkw und Fahrverbote auf den Landstraßen in der Nähe der Brennerautobahn: Das sind notwendige Maßnahmen, die der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter aus dem Hut gezaubert hat. Der Verkehr wird immer mehr und belastet die Menschen, die in der Nähe der Autobahn wohnen: Lärm und Abgase - von Naturschäden ganz zu schweigen.
    Die deutsche Verkehrspolitik ist dafür mitverantwortlich, und Verkehrsminister Andreas Scheuer erntet jetzt das, was seine Vorgänger Jahrzehnte lang gesät haben. Der Brenner ist ein Nadelöhr und die Strecke dorthin beginnt eben schon Deutschland - in Bayern. Alternativen sind nicht wirklich attraktiv. Parmaschinken von Italien nach Deutschland, Schweinefleisch über die Alpen Richtung Süden - alles geht über den Brenner.
    Zu wenig passiert
    Beim Transitgipfel ist dieser Satz gefallen: Der Verkehr muss auf die Schiene. Schon mal gehört? Österreich und Italien wollen ab dem Jahr 2028 den Brennerbasistunnel in Betrieb nehmen. Da fährt alles auf der Schiene. Doch in Deutschland ist dafür wenig passiert, hier hinkt man 15 bis 20 Jahre hinterher. Dabei müssten ja eigentlich hier die dafür notwendigen Bahnstrecken schon beginnen. Es geht um die sogenannten Zulaufstrecken. Aber der Protest dort, wo die Schiene gebaut werden soll, ist stark. Offenbar zu stark für die Politik. Seit Jahren knickt sie davor ein. Die Schiene wird ignoriert.
    Jetzt will Scheuer das Problem mit einem Zehn-Punkte-Plan angehen. Doch Willenserklärungen, Aktionspläne, Vorhaben gibt es schon seit Jahrzehnten. Von Scheuer kann man nicht erwarten, dass er die Fehler seiner Vorgänger plötzlich korrigiert. Blockabfertigungen und Fahrverbote bleiben erst einmal. Aber man spricht wieder in diesem Nachbarschaftsstreit. Das zeigt, welchen Schaden das deutsch-österreichische Verhältnis in den vergangenen Wochen genommen hat. Ob das besser wird, liegt jetzt an Scheuer. Er muss den Verkehr auf die Schiene bringen - auch gegen den Willen vor Ort.

    https://www.tagesschau.de/kommentar/transitstreit-107.html

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Angath: Widerstand gegen ÖBB-Großprojekt
    ORF Tirol
    In Angath und Angerberg (Bezirk Kufstein) formiert sich Widerstand gegen das enorme Ausmaß der geplanten ÖBB-Großbaustelle. Der Bau der zwölf Kilometer langen Zulaufstrecke zum Brennerbasistunnel (BBT) würde grundsätzlich begrüßt, jedoch nicht in dieser Dimension, hieß es.

    Online seit 17.8.2019, 6.00 Uhr
    Im November 2018 hatten die Anrainer in Angath noch Grund zur Freude. Ursprünglich gab es nämlich Pläne für eine offene Bahntrasse mit einer Galerie. Im November des Vorjahres sprachen sich aber die ÖBB dafür aus, dass die Bahntrasse in Angath unterirdisch geführt wird – mehr dazu in Bahntrasse durch Angath wird unterirdisch.

    Bürgergruppe gegründet
    Nachdem in drei bis vier Jahren die Großbaustelle starten soll und auch das Ausmaß der Baustelle inklusive Logistikpark immer deutlicher wird, wächst bei den Bürgern der Gemeinde jetzt aber der Unmut über das Bauvorhaben. Die Angather fürchten, unter den Belastungen der Großbaustelle zu ersticken.
    Darum haben sie jetzt einen eigenen „ÖBB-Ausschuss“ gegründet. „Dass bei einer 1.000-Einwohner-Gemeinde die gesamte Baustelleneinheit auf uns ablastet ist einfach zu viel des Guten“, sagte Sandra Madreiter-Kreuzer, Mitglied des „ÖBB-Ausschusses“ Angath.

    Belastung im Vorfeld falsch eingeschätzt
    Grundsätzlich sei man in Angath für den Trassentunnel. Dieser soll schließlich auch Angath und weitere Gemeinden vom Verkehr entlasten. Allerdings hätte auch der Bürgermeister mit einer derartigen Belastung nicht gerechnet. „Das schlechte daran ist, dass diese Baustelleneinrichtungsfläche eine riesige Dimension hat. Dass es direkt neben dem Wohngebiet und einem Kindergarten ist, ist für uns natürlich ein großes Problem“, sagte Bürgermeister Josef Haaser.
    Er habe Verständnis für die besorgte Bevölkerung. Vor allem sei problematisch, dass sich die Einschränkungen wie beispielsweise durch Lärm und Sichtbehinderungen über mehrere Jahre hinziehen würden.

    Widerstand wächst auch in Angerberg
    In der Nachbargemeinde Angerberg befürchten die Einwohner auch massive Einschränkungen durch den Bau der BBT-Zulaufstrecke. Auf der Landesstraße nach Angerberg sollen am Tag nämlich 200 Lkw mit Aushubmaterial auf und ab fahren. Derzeit läuft in der Gemeinde eine Unterschriftenaktion gegen die Abholzung des Waldes im Schöfftal. Dort soll der Wald einer Baustellendeponie weichen.

    Edit: Bleibt zu hoffen, dass die hier genannte "Bürgergruppe" ähnlich kooperativ mit den ÖBB zusammenarbeitet, wie es die "Bürgerinitiative" in Köstendorf beim Projekt HL-Bahn Salzburg beabsichtigt. Siehe hier.

  • Darstellung der unten geschilderten Trassenvarianten in Antwort #49:

    10.11.2019, 14:32 Uhr
    Kolbermoor: Mahnfeuer gegen Brennernordzulauf
    Mehr als hundert Gegner des geplanten Brenner-Nordzulaufs haben am Samstagabend in Kolbermoor im Landkreis Rosenheim ihre Sorge zum Ausdruck gebracht. Sie befürchten durch die Baumaßnahme große Einschnitte in die Natur.
    Besorgte Bürger haben sich am Samstag nach Einbruch der Dämmerung in der Aiblinger Au im Stadtgebiet von Kolbermoor versammelt. Sie wollen den geplanten Brennernordzulauf durch ihre Region verhindern. Aus Protest haben sie ein großes Mahnfeuer entzündet und die Bevölkerung zur Demonstration aufgerufen.
    Mehr als hundert Menschen waren dem Aufruf der Bürgerinitiative "Nordzulauf Kolbermoor" gefolgt und kamen zu der Veranstaltung. Einige hatten Banner mitgebracht - mit Aufschriften wie "Stoppt die Planung" oder "Gemeinsam gegen die Zerstörung unserer Heimat". Diese ragten zwischen den lodernden Flammen in den dunklen Himmel. Um zu zeigen, wie groß die Einschnitte in die Natur durch die notwendigen Brückenbauwerke sein können, wurde ein sechs Meter hohes und sechs Meter breites Brückenmodell aufgebaut. Mit einer Protestrede wehrten sich die Vertreter der Kolbermoorer Bürgerinitiative gegen die aktuellen Planungen. Sie befürchten unter anderem große Einschnitte in der Natur.
    Fünf Trassenvarianten werden diskutiert
    Aktuell überplant die Deutsche Bahn fünf Trassenvarianten. Drei davon führen westlich an Rosenheim vorbei und gehen über Kolbermoorer und Aiblinger Gebiet. Die Kolbermoorer Bürgerinitiative mit über 1.200 Mitgliedern möchte die Streckenführungen verhindern.
    Daneben sind zwei mögliche Bahnstrecken östlich von Rosenheim weiterhin im Rennen. Diese beiden Varianten knüpfen bei Niederaudorf an die bestehende Strecke im Inntal an. Im Norden verbinden sich beide Trassen entweder bei Großkarolinenfeld oder bei Aubenhausen. Im Süden unterscheiden sich die möglichen Trassen durch die Tunnelanteile. Bei den drei Varianten westlich von Rosenheim gibt es südlich und nördlich jeweils mehrere Möglichkeiten für Verknüpfungsstellen mit der bestehenden Strecke.
    Scheuer will Neubaustrecke für Brenner-Nordzulauf
    Das Bundesverkehrsministerium beabsichtigt eine zweigleisige Neubaustrecke für den Brenner-Nordzulauf mit einer maximalen Streckengeschwindigkeit von 230 km/h. Der sogenannte Brenner-Nordzulauf soll die Zug-Kapazitäten zum Brenner Basistunnel erhöhen. Durch den Tunnel unter dem Alpenhauptkamm, an dem in Italien und Österreich gebaut wird, können voraussichtlich ab 2028 täglich bis zu 400 Züge rollen. Der Brenner Basistunnel soll nach Fertigstellung eine Gesamtlänge von 64 Kilometern haben und wird damit die längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt sein. Die Fahrt durch den Brenner Basistunnel soll 25 Minuten dauern. Bisher dauert die Zugfahrt zwischen Innsbruck und Franzensfeste 80 Minuten.

    https://www.br.de/nachrichten/ba…dzulauf,RhK9CvL

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Die Deutsche Bahn nimmt positive Signale in der Bevölkerung wahr.
    Wollen wir hoffen, dass das Projekt auch auf Deutscher Seite bald fertig geplant und dann auch gebaut werden kann:
    ORF Tirol:
    Umfrage: Mehrheit für Brenner-Zulaufstrecke

    Eine aktuelle Umfrage im Auftrag der Deutschen Bahn (DB) sieht nach wie vor eine Mehrheit für eine Neubaustrecke als Zulauf zum Brennerbasistunnel. 59 Prozent aller Befragten im Inntal in Tirol und Bayern sind demnach für den Nordzulauf, teilten die ÖBB als Projektpartner mit.
    Online seit heute, 9.56 Uhr

    Bereits vor einem Jahr war die Stimmung in der Bevölkerung im Planungsgebiet abgefragt worden. Damals war die Zustimmung insgesamt etwas höher. Inzwischen wurden allerdings fünf mögliche Grobtrassen für die künftige Bahnstrecke festgelegt. Damit sei aus dem ursprünglich abstrakten Vorhaben ein konkretes Projekt geworden, so die Begründung von ÖBB und DB für die etwas zurückgegangene Zustimmung.

    Größere Zustimmung auf Tiroler Seite
    Während laut Umfrage auf Tiroler Seite sogar 84 Prozent der Befragten für die Neubaustrecke sind, ist die Zustimmung in Bayern deutlich geringer und liegt nur bei 55 Prozent. In Bayern haben in der Vergangenheit mehrere Bürgerinitiativen gegen den geplanten Neubau mobil gemacht, weil sie unnötigen Flächenverbrauch und Belastungen für die unmittelbaren Anrainer durch die neue Gleisstrecke befürchten.
    Wie die Umfrage zeigt, ist die Bevölkerung allerdings auch kritisch gegenüber den Belastungen durch den Straßenverkehr eingestellt. So empfinden 82 Prozent der Befragten Staus und Verkehrsbehinderungen als störend, meist sogar als sehr störend. Auch Abgase und Lärm werden von einer Mehrheit der Befragten als Belastung gesehen, wobei die Betroffenheit auf Tiroler Seite laut Umfrage deutlich höher ist.


    Lkw-Verkehr besonders kritisch gesehen
    Die Bevölkerung im Inntal zwischen dem Kufsteiner Raum und Rosenheim sieht den Lkw-Verkehr als größte Belastungen auf der wichtigen Nord-Süd-Verbindung. 83 Prozent der Befragten in Bayern und sogar 96 Prozent in Tirol bezeichnen den Schwerverkehr in der Region als belastend, meist sogar als sehr belastend.

    Während der erste Teil der BBT-Zulaufstrecke in Tirol bereits in Betrieb ist, heißt es in Bayern noch lange warten

    Lange Wartezeit bis zur Realisierung der Bahnstrecke
    Seit dem Sommer liegen für die künftige Zulaufstrecke zum Brennerbasistunnel (BBT) die fünf Grobtrassen vor, die aufgrund der bisherigen Untersuchungen und auch Rückmeldungen aus der Bevölkerung realistisch sind. Weitere Feinplanungen sollen eine genauere Bewertung der möglichen Strecken ermöglichen, bevor eine Trasse konkret in Angriff genommen wird.
    Trotz der jüngsten Planungsfortschritte in Deutschland liegt ein Baubeginn für die zweigleisige Bahnstrecke als BBT-Zulauf aber noch in weiter Ferne. Eine Fertigstellung ist erst für die 2030er Jahre zu erwarten. Wegen der Verzögerungen in Deutschland hatte es wiederholt Kritik am fehlenden Bahnausbau gegeben.

    Einmal editiert, zuletzt von Werner (16. November 2019 um 07:16)

  • Brenner-Nordzulauf: Mehrheit für Neubaustrecke schrumpft
    15. November 2019
    ÖBB und DB haben zur Frage des Brenner-Nordzulaufs erneut die Bevölkerung im gesamten Planungsraum befragt.
    Laut der von Forsa durchgeführten repräsentativen Umfrage spricht sich eine Mehrheit von 59 % für eine Neubaustrecke aus. Der Rückgang im Vergleich zur ersten Befragung im Vorjahr (78 % Zustimmung) sei zu erwarten gewesen, schreiben die ÖBB, denn zwischenzeitlich seien die Grobtrassen und die fünf verbliebenen Einzelvarianten vorgestellt worden. Im Tiroler Inntal sind die Zustimmungswerte höher als im angrenzenden Bayern. Dabei sieht die Bevölkerung durchaus Handlungsbedarf: Die Verlagerung der Transporte auf die Schiene ist für 88 % der Menschen in der Region überfällig. 37 % stimmen dabei der Aussage zu, für die Verkehrsverlagerung würde die bestehende Eisenbahnstrecke ausreichen. 54 % erachten die Bestandstrecke als unzureichend; im Vorjahr waren noch 65 % dieser Ansicht. (as)

    https://www.eurailpress.de/nachrichten/in…-schrumpft.html

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Der BR berichtet über 99 Luftballons....
    https://www.br.de/nachrichten/ba…dzulauf,RnGXDhY

    99 Luftballons über Rosenheim - Protest gegen Brenner-Nordzulauf
    Mit einer Luftballon-Aktion haben bei Rosenheim rund 500 Menschen gegen den Bau einer geplanten Bahnstrecke demonstriert. Unter dem Motto "99 Luftballons gegen den Brenner-Nordzulauf" machten sie auf die Auswirkungen der geplanten Trasse aufmerksam.


    Mit einer Luftballon-Aktion wird bei Rosenheim gegen den Bau einer neuen Bahnstrecke demonstriert. Unter dem Motto "99 Luftballons gegen den Brenner-Nordzulauf" wollen die Teilnehmer auf die Auswirkungen der geplanten Trasse aufmerksam machen.

    Unter dem Motto "99 Luftballons gegen den Brenner-Nordzulauf" wurde am Samstag im Norden Rosenheims gegen das Bauprojekt demonstriert. Die Bürgerinitiativen Rosenheim und Großkarolinenfeld befürchten eine Hochtrasse, große Brückenbauwerke und eine bis zu 50 Meter breite Schneise in der Landschaft, sollte die Trasse dort umgesetzt werden. Um die Dimension deutlich zu machen, ließen die Demonstranten eine Ballonkette mit 99 Luftballons steigen. Rund 500 Teilnehmer kamen zu dem Protest. Für Samstagabend waren im Landkreis Rosenheim außerdem 30 Mahnfeuer geplant.

    Bürgerinitiativen zweifeln Bedarf an
    Der Bau des Brenner-Basistunnels in Österreich und Italien läuft auf Hochtouren. In Deutschland werden die Zulaufstrecken erst Jahre nach Eröffnung fertig werden, sollte der Bundestag einen Neubau beschließen. Die Bürgerinitiativen bezweifeln, dass es den Schienenausbau überhaupt braucht. Sie sehen keinen nachgewiesenen Bedarf.

    Das bayerische Verkehrsministerium will Mitte des Jahrzehnts noch einmal untersuchen, wie groß der Bedarf tatsächlich ist.
    "Am Ende wird es auf diese Prognosen ankommen. Wenn es so kommt, wie der Bund und wir auch erwarten, dass der Güterverkehr weiterwächst, dann hätte man die Legitimation, in die Bauphase einzutreten. Wenn es - aus heutiger Sicht überraschend - anders käme, dann müsste man sich diese Frage neu stellen. Die wird man sich dann auch stellen." Hans-Peter Böhner, zuständiger Abteilungsleiter aus dem bayerischen Verkehrsministerium, Oktober 2019

    Das Bundesverkehrsministerium hat einen wachsenden Güterverkehr bis 2050 vorausgesagt, der dann über die Bestandsstrecke im Inntal nicht mehr zu bewältigen sei.

    Bahn will viergleisigen Ausbau
    Die Deutsche Bahn will mehr Güterverkehr auch auf diesen Abschnitt auf die Schiene bringen. Dazu sei der viergleisige Ausbau nötig, so das Unternehmen.
    Die Eisenbahnachse zwischen München und Verona ist Teil des transeuropäischen Skandinavien-Mittelmeer-Korridors. Nach Auskunft der Bahn gehört der Ausbau zu den wichtigsten europäischen Verkehrsprojekten.


    © BR/Dagmar Bohrer-Glas
    Rund 400 Teilnehmer sind heute zu der Demo im Norden Rosenheims gekommen.

  • Sie sehen keine nachgewiesenen Bedarf... :cursing:
    Sind sicher lauter Experten die dort wohnen.

    You, who are indifferent to the misery of others, it is not fitting that they should call you a human being. ~ Saadi Shirazi