Achenseebahn auf dem Weg in die Zukunft

  • Die Querelen um die Geschäftsführung der Achenseebahn, welche mit der Absetzung des langjährigen Vorstandes Bernhard Marchi im Jahr 2013 endeten, haben für das Unternehmen äußert unangenehme Konsequenzen: Die Achenseebahn wurde von der Teilahme am 8. Mittelfristigen Investitionsprogramm für Privatbahnen (MIP) für die Periode 2015 - 2019 ausgeschlossen, obwohl die Achenseebahn seit Anbeginn im Jahr 1981 immer teilgenommen hatte.

    "Freuen" darüber dürfen sich die Zillertalbahn und die Stubaitalbahn, da die für die Achenseebahn reservierten Finanzmittel auf die beiden Bahnen aufgeteilt wird. Für die Achenseebahn sind aber die MIP-Fördermittel fast überlebenswichtig und es wird sich zeigen, wie die Bahn ohne MIP-Gelder überleben kann. Es versteht sich von selbst, dass alle noch vom abgesetzten Vorstand Marchi angedachten Investitionen, wie die Verlängerung der Strecke nach Pertisau und die Elektrifizierung überdacht werden müssen.

    Uneinig sind sich auch die betroffenen Gemeinden, was die finanzielle Unterstützung der Bahn anbelangt. Während die Gemeinde Eben ihre Unterstützung in Höhe von 31.000 € für das laufende Jahr bereits im Jänner 2015 im Gemeinderat abgesegnet hat, macht die Gemeinde Jenbach ihre finanzielle Unterstützung von ihren Mitsprachemöglichkeiten bei künftigen Entscheidungen abhängig.

    Ein weiteres Problem der Bahn ist die angespannte Personalsituation. Seit dem Abgang Marchis hat eine massive Personalfluktuation eingesetzt und beim Fahrpersonal ist die Lage mehr als angespannt. So sollen von der früheren Stammbelegschaft nur mehr zwei Lokführer übriggeblieben sein, mit dem Ergebnis, dass die Achenseebahn Personalvermittlungsfirmen mit der Suche nach Lokpersonal beauftragt hat.

    Auch über eine Schilda gemahnende Situation gilt es zu berichten: Nachdem die neue Geschäftsführung der Achenseebahn alles anders machen möchte, was vorher jahrelang reibungslos funktioniert hat, hat sie auch die über Jahre hinweg gut funktionierende Zusammenarbeit mit den ÖBB und der Achenseeschifffahrtunter dem Titel "Bahn und Schiff" gekündigt. Die beiden Partner ÖBB und Achenseeschifffahrt machen aber weiter und so werden nun jene Touristen, die mit den ÖBB anreisen, nicht mehr mit der Achenseebahn, sondern mit einem Autobus zur Schiffsanlegestelle in Pertisau chauffiert. Auch bei anderen Kombiticket-Angeboten wie Karwendelbergbahn oder Rofanseilbahn beteiligt sich die Achenseebahn nicht.

    Alles in Allem: Trübe Aussichten für die Achenseebahn...

    Quelle: EÖ-Heft 7/2015, S. 366f.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Ins Ungewisse ist ja fast noch optimistisch. Mit der Geschäftsführung (speziell auf die letzten beiden Absätze bezugnehmend) wohl eher in den Untergang. ;(

  • Laut EÖ-Heft 2/2016, S. 96f., spitzt sich die finanzielle Situation der Achenseebahn zu. Der Jenbacher Bürgermeister verteidigte am 15. Dezember 2015 eine einmalige Finanz-Soforthilfe in Höhe von 20.000 € an die Achenseebahn zur Abdeckung der dringendsten Zahlungsverpflichtungen in der Tiroler Tageszeitung damit, dass die finanzielle Situation der Achenseebahn zwar dramatisch, aber der Konkurs der Bahn noch vor dem Jahreswechsel aber das größere Übel sei.
    Das Damoklesschwert, das über der Bahn hängt, ist eine bereits gestundete Rechnung der Fa. Swietelsky in Höhe von 600.000 € mit Fälligkeit Ende 2015. Man versucht nun, so schnell wie möglich, 300.000 € an Subventionen von der öffentlichen Hand zu lukrieren, um zumindest die Hälfte der Swietelsky-Rechnung zahlen zu können. Für die andere Hälfte hofft man auf eine weitere Stundung durch Swietelsky.
    Man darf gespannt sein, wie sich die Sache entwickeln wird.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Und wie ging es weiter?

    Für das Jahr 2016 konnte man bei 105.218 Fahrgästen immerhin einen - wenn auch kleinen - Gewinn von 6500€ einfahren.


    Bis 2027 erwartet man Infrastrukturkosten von rund 13 Mio Euro (3 Mio für die Flachstrecke, knapp 3 Mio für die Auschweiche Fischl,...) und das bei bleibenden Dampfbetrieb. Die oft schon erwähnte Elektrifizierung würde vermutlich noch ganz andere Summen kosten, wobei hier jetzt bald eine Entscheidung fallen muss, da nächstes Jahr die 5 Garnituren bei der Appenzeller Bahnen vakant werden.

    http://www.tt.com/wirtschaft/sta…-wenig-geld.csp

  • Zitat

    da nächstes Jahr die 5 Garnituren bei der Appenzeller Bahnen vakant werden.

    Was du vergessen kannst, denn die erfüllen in keiner Weise die Vorschriften der Barrierefreiheit. Und die 10jährigen Übergangsfristen sind voriges Jahr abgelaufen. Die Bahn wird von den Touristen und Ausflüglern gut angenommen. Das echte Verkehrsbedürfnis wird aber von den Bussen erfüllt. Der Fahrpreis der Achenseebahn ist so hoch, dass niemand mit ihr regelmäßig fahren möchte. Falls die Träume der Verlängerung, Elektrifizierung usw. in Erfüllung gehen würden und sie so das Verkehrsbedürfnis erfüllen könnte, müssten die Fahrpreise auf das Niveau der Buspreise gesenkt werden, und das könnte erst recht zu einem Aus führen.

  • Es ging immer um die Triebwagen, nicht um die Steuerwagen. Vielleicht strebt man da einen Niederflur-Neubau an?

    Der Bau einer Oberleitung um rund 5 Mio € wurde ja angeblich schon wieder abgesagt, man möchte auf Hybridtechnik (Akku + Dieselmotor) setzen. Ob der Triebwagen bei dem Gewicht mitspielt?

  • Es wird beides nichts!

    Jenbacher sehen für Bahn schwarz

    Für die einen ist sie ein Stück Heimatgeschichte. Für die anderen eine stinkende "Drecksschleuder". Der Ruf nach Elektrifizierung der Achenseebahn wird immer lauter. Bis dato fehlen aber die Mittel dazu.

    Dunkle Wolken ziehen in Jenbach auf. Um genau zu sein: dunkle Rauchwolken von der Achenseebahn. "Es stinkt, die Staubbelastung ist enorm und aus den Rauchschwaden geht gelb-grauer Dreck nieder", schildert Gertraud Gubert-Heide. Sie hat die Nase voll von der "Drecksschleuder" und will, dass sich endlich etwas tut.

    "Es ist mir unverständlich, wie den Leuten so etwas heutzutage zugemutet werden kann", sagt die Jenbacherin. Es gebe zwar immer wieder Anrainer, die sich beschweren, aber bei den zuständigen Stellen auf Granit beißen würden. Gubert-Heide wundert sich, dass sich nicht längst eine Bürgerinitiative formiert hat. Immerhin ist sich die Ärztin sicher, dass der schwarze Rauch auch gesundheitliche Auswirkungen auf die Anrainer habe. "Ich habe zwar keine belegten Zahlen, aber bei diesem Dreck sind Atemwegsbeschwerden nicht auszuschließen", meint Gubert-Heide. Die Elektrifizierung müsse dringend her. "Wenn der Wind aus Osten kommt und man am Morgen das Fenster öffnet, den Geruch von Schwefel einatmet, dann weiß man, dass man in Jenbach ist", meint ein Anrainer. Weiters sorgen sich die Jenbacher um die hohe Anzahl der "qualmenden, stinkenden und lärmenden Fahrten".

    Es wurden in den letzten Jahren Initiativen gesetzt, um die Umweltbelastung zu senken. "Davon spürt man aber wenig", stellt Gubert-Heide klar. Das ist auch Hermann Weratschnig (Grüne) bewusst. Für ihn ist nur die Elektrifizierung der Bahn zielführend. Diese scheitert aber an den Kosten. Laut Achenseebahn-Direktor Georg Fuchshuber würde die Umstellung der Bahn auf elektrischen Betrieb rund fünf Mio. Euro kosten. Dazu komme aber noch die Gleissanierung auf der gesamten Strecke. "Daher braucht man die Bundesmittel aus dem mittelfristigen Investitionsprogramm (MIP), die der Bahn seit Jahren fehlen, da sie seit 2015 nicht mehr im Programm ist", sagt Weratschnig. Das MIP unterstützt öffentliche Verkehrsmittel und keine touristischen Bahnen. Daher fällt die Achenseebahn im Investitionsprogramm (2015–2019) um mehrere Millionen Euro um. Das Land und die Gemeinden könnten die Elektrifizierung laut Weratschnig nicht stemmen. "Der Bund hat sich still und heimlich aus der Verantwortung geschlichen. Die Achenseebahn kann durch die Elektrifizierung die Aufgabe eines öffentlichen Beförderungsmittels übernehmen. Mit Rauch, Dampf und Gestank ist allerdings die Zukunft nicht gesichert, sondern die Gesundheit der Anrainer gefährdet", sagt Weratschnig.

    Die Achenseebahn ist finanziell gesehen in einer schwierigen Lage – das ist Fuchshuber klar. Mit den fünf Mio. Euro für die Fahrleitungsanlage sei es noch lange nicht getan. "Bevor das gemacht wird, müssen die Gleisanlagen erneuert werden. Das Steilstück etwa ist bis zu 128 Jahre alt", erklärt er. Ohne die Sanierung könne auch keine moderne Bahn auf den Gleisen fahren. Die Kosten dafür schätzt Fuchshuber auf rund 11,7 Mio. Euro. "Wenn man die Strecke erneuert und die Elektrifizierung folgt, dann könnten wir 150 Sitzplätze anbieten, die Fahrtzeit würde sich auf zwölf Minuten halbieren und im Winter gäbe es dank Zahnradbahn keine Verzögerungen", sagt er. So könnte man Versorgungslücken im Achental schließen. Er will die Hoffnung auf Subventionen nicht aufgeben.

    Für die die meinen: Wer war früher da": Grundsätzlich ist es uninteressant, "wer zuerst da war". Wird ein Anrainer durch Lärm, Staub, Schmutz beeinträchtigt, hat er das Recht, dagegen vorzugehen. Nachdem die Achenseebahn eine Eisenbahn im Sinne des Eisenbahngesetzes ist, greifen sehr wohl die Bestimmungen der Schienenverkehrslärm-Immissionsschutzverordnung und der Schienenfahrzeug-Lärmzulässigkeitsverordnung. Ich würde jetzt keinesfalls die Hand ins Feuer legen und sagen: Bei einer Klage würde die Anrainerin verlieren. Noch dazu, wenn sie "Gleichgesinnte" mit ins Boot nimmt! Ferner ist der Sinn und Nutzen dieser Bahn als reine Volksbelustigung gegenüber einer "echten" Eisenbahn für Güter- und Personenbeförderung endenwollend, alleine dieses Argument spricht schon für die Anrainer.


    Zitat

    Es ging immer um die Triebwagen, nicht um die Steuerwagen.

    Die Steuerwagen wären auch nicht Gegenstand des Verkaufes, auch wenn ein solches Fahrzeug vor einiger Zeit in Jenbach präsentiert und dem Publikum als die Zukunft der Achenseebahn verkauft wurde.


    Insgesamt stellt sich die Lage der Bahn derzeit so dar:

    .) Der Bahn geht langsam das Geld aus, nicht zuletzt wegen dem Wegfall der MIP-Förerungen.

    .) Der Oberbau der Bahn ist offenbar bereits schwer desolat, wie auch aus der Pressemeldung zu ersehen ist.

    .) Eine Elektrifizierung fällt demnach sowieso weg.

    .) Eine Verlängerung auch, denn die würde weit mehr kosten als die Elektrifizierung.

    .) Der Einsatz der angedachten Schweizer Fahrzeuge wäre im Hinblick auf die Barrierevorgaben unrealistisch.

    .) Der Umbau auf Akku/Diesel kann alleine schon wegen des Gesamtgewichtes (Akkus sind sehr schwer) nur eine Illusion sein.

    .) Eine im Raum stehende Klage von Anrainern könnte den Dampflokbetrieb lahmlegen, nachdem z.B. Dieselfahrzeuge als schneller Ersatz nicht zur Verfügung stehen, stellt sich die Frage, wie die Bahn dann weiterfahren soll, denn auch Dieselfahrzeuge hängen nicht auf den Bäumen.


    Und wenn in der nächsten Zeit die gesamte Strecke nicht saniert wird (Dazu komme aber noch die Gleissanierung auf der gesamten Strecke.), wird die Eisenbahnbehörde den Betrieb untersagen, so wie es in den letzten 3 Jahren schon bei der deutsch/österreichischen Wachtlbahn passiert ist.

    6 Mal editiert, zuletzt von westbahn (14. Oktober 2017 um 13:07)

  • Der Lärm geht doch auf Durchschnittswerte und da werden die paar Züge auf den Tag gerechnet nicht viel anrichten.

    Hochwertige Kohle ist nicht mehr so leicht zu bekommen. Von der reduzierten Umweltbelastung wird sie wenig mitbekommen, da diese nur in der Remise greift.

    Eine Einstellung des Dampfbetriebes wäre auch ein schwerer touristischer Schlag. Bei reinem E-Betrieb wären vermutlich wesentlich weniger Gäste zu begrüßen. 999.2 oder ähnliches wäre eine mögliche Lösung, aber wer soll die wieder zahlen?

    PS: Bei Lärmschutzmaßnahmen entlang Landesstraßen ist es bei Förderung schon relevant, wann das Gebäude gekauft wurde.