Anti-Straßenbahn-Bewegung stellt sich zur Wahl
06. August 2015 - 04:37 Uhr - Edmund Brandner
GMUNDEN. Die bürgerliche Protestbewegung in Gmunden will ein politischer Mitspieler werden
Im Gmundner Gemeinderat könnten im Herbst sieben Fraktionen vertreten sein: VP, SP, FP, Grüne, Stadtliste, NEOS und eine neue Initiative namens "Bürgerinitiative Gmunden" (BIG). Die BIG entstand aus der Initiative "Zugfreies Gmunden" und hat ihre Ziele ausgeweitet. Im Mittelpunkt steht weiterhin der Kampf gegen die Schienendurchbindung, deren Errichtung freilich noch vor den Wahlen beginnt.
Doch die Straßenbahngegner stellen sich als politische Bewegung inhaltlich jetzt breiter auf. Sie fordern unter anderem die Sanierung der Stadtfinanzen, eine Änderung der Baupolitik ("Sanieren statt zubetonieren"), und sie wollen Gmunden als Kongressstadt neu beleben. In ihrem Programm spiegelt sich der ganze Frust wider, der sich bei bürgerlichen Wählern in den Köppl-Jahren aufgestaut hat.
VP gibt sich betont gelassen
In der VP haben viele mit der neuen Konkurrenz gerechnet, ihre Vertreter reagierten gestern demonstrativ gelassen. "Die Straßenbahngegner werden feststellen müssen, dass es in der Kommunalpolitik mehr braucht, als nur gegen ein Infrastrukturprojekt zu sein", sagt VP-Bürgermeister Stefan Krapf. "Der Konkurrenzkampf wird jetzt größer, aber es ist natürlich legitim, wenn eine Gruppe als Liste zur Wahl antritt. Ich hoffe auf ein konstruktives Nebeneinander."
Die Freiheitlichen äußern sich ähnlich: "Ich sehe das locker und habe ein gutes Verhältnis zu den Vertretern der Bürgerinitiative", sagt FP-Parteiobfrau Beate Enzmann. Angst vor Wählerverlust hat sie nicht. "Die neue Liste steht vor allem für den Kampf gegen die Straßenbahn", sagt sie. "Wir sind breiter aufgestellt und kämpfen unter anderem auch gegen Wohnbauspekulation und für mehr Sicherheit in unserer Stadt."
Als Spitzenkandidaten der BIG gehen Reinhold Kassmannhuber, Margit Drack und Stefan Moser in die Wahlauseinandersetzung. "Wir wollen verkrustete Strukturen und destruktive Netzwerke aufbrechen", teilt Kassmannhuber auf der Website der neuen Liste (http://www.buergerinitiative-gmunden.at) mit. "Wir möchten den Menschen die Möglichkeit bieten, offen ihre Meinung zur Stadtpolitik zu vertreten und zu gestalten – ohne Druck politisch Mächtiger und ohne Angst vor wirtschaftlichen oder persönlichen Nachteilen."
Quelle: OÖN