Verschubeinheit entlaufen und in Wieselburg gegen Regionalzug geprallt - zahlreiche Verletzte

  • Dass die Verschubeinheit in Randegg entlaufen sein soll, kann ich mir nicht vorstellen. Da wären die Waggons ca. 20 km unterwegs gewesen und teilweise ist die Strecke auch eben. Außerdem wäre ausreichend Zeit gewesen, den Bahnhof Wieselburg rechtzeitig zu räumen. Ich vermute daher, dass die Waggons von der Anschlussbahn des Sägewerkes Mosser bei Wolfpassing entlaufen sind. Aber wir werden ja noch lesen, wo es tatsächlich passiert ist:

    Zugsunfall in Wieselburg: Mehrere Verletzte

    In Wieselburg (Bezirk Scheibbs) hat sich Mittwochmittag ein Zugsunfall ereignet. Ersten Meldungen zufolge soll ein Verschubwagen gegen einen Personenzug geprallt sein. Mehrere Menschen sind zum Teil schwer verletzt.


    Foto: Einsatzdoku/Steyrer

    Zu dem Unglück soll es am Mittwoch gegen 11.45 Uhr gekommen sein. Im Bereich des Bahnhofes Randegg kamen laut den ÖBB zwei Verschubwaggons ins Rollen. Verschubmitarbeiter sollen noch versucht haben, die Waggons aufzuhalten, was ihnen aber nicht mehr gelang. Die beiden herrenlosen Waggos prallten daraufhin gegen einen Personenzug, der im Bahnhof Wieselburg stand.

    Ein Schwer- und elf Leichtverletzte

    Ersten Angaben von Polizei und Feuerwehr zufolge gibt es einen schwer- sowie elf leichtverletzte Fahrgäste. Bei der Feuerwehr wurde umgehend höchste Alarmierungsstufe ausgerufen. Die Feuerwehren Petzenkirchen (Bezirk Melk) und Wieselburg sind derzeit mit ungefähr 30 Einsatzkräften vor Ort. Ebenfalls im Einsatz sind der Notarzthubschrauber „Christophorus 15“ sowie mehrere Rettungs- und Notarztwagen.

    Laut ÖBB ist die Strecke, die Erlauftalbahn, derzeit gesperrt. Ein Schienenersatzverkehr wurde bereits angefordert. Warum die beiden Verschubwaggons plötzlich ins Rollen kamen, ist derzeit noch unklar.

    Quelle: ORF NÖ

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Wie man aus den Fotos im KURIER-Artikel entnehmen kann, passierte der Zusammenstoß ca. 800 m außerhalb des Bahnhofes Wieselburg Richtung Pöchlarn auf Höhe des Brauereigeländes (siehe roter Kreis im Luftbild unten). Warum es nicht gelungen ist, die Waggons im Bahnhof aufzuhalten, wird noch zu klären sein. Ich vermute ganz einfach aus Personalmangel. Was soll der in Wieselburg wahrscheinlich allein anwesende Fahrdienstleiter auch machen? Die Verschieber sind mit dem Güterzug unterwegs, dem die Waggons abhanden gekommen sind, sonstige Mitarbeiter sind nicht vorhanden, seinen Arbeitsplatz darf er nicht verlassen, womöglich sind die Nebengleise mit abgestellten Güterwagen blockiert und und und....
    Jedenfalls dürfte die Aufarbeitung (Ursache, Verschuldensfrage, Möglichkeiten der Verhinderung) des Unfalls noch spannend werden.


    Ausschnitt aus Google Earth Pro

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Lt. heute.at musste eine Frau reanimiert werden, ob sich dies als wahr erweist, muss sich noch zeigen: http://www.heute.at/news/oesterrei…rt88128,1358165
    Es wird auch erwähnt, dass die Polizei die EKs gesichert hat. Umso verwunderlicher, dass sie (wie bereits erwähnt) es nicht geschafft haben, die entrollten Wagen in Wieselburg zu stoppen und den Personenzug anzuhalten und zu evakuieren.

    Dass nicht mehr passiert ist, darf man wohl verdanken, dass es sich um Wagen mit Stirnwänden gehandelt hat.

    Zitat

    Die Verschieber sind mit dem Güterzug unterwegs, dem die Waggons abhanden gekommen sind, sonstige Mitarbeiter sind nicht vorhanden, seinen Arbeitsplatz darf er nicht verlassen, womöglich sind die Nebengleise mit abgestellten Güterwagen blockiert und und und....


    Ich glaube jeder Fahrdienstleiter lässt ungebremste Wagen lieber in abgestelle Wagen fahren, bevor er sie auf Kollisionskurs mit einem Personenzug lässt. Speziell da im Umkreis vom Bahnhof in Wieselburg wenig ist und somit Fremdschäden gering gehalten werden können.

    Einmal editiert, zuletzt von KFNB X (19. Oktober 2016 um 14:12)

  • Zitat

    Ich glaube jeder Fahrdienstleiter lässt ungebremste Wagen lieber in abgestelle Wagen fahren, bevor er sie auf Kollisionskurs mit einem Personenzug lässt. Speziell da im Umkreis vom Bahnhof in Wieselburg wenig ist und somit Fremdschäden gering gehalten werden können.


    Ich wollte mit meiner Aufzählung die Situation darstellen, in der sich ein Fahrdienstleiter befindet, wenn er binnen Minuten darüber entscheiden muss, das Richtige zu tun und dabei auf sich allein gestellt ist. Da verinnen die Minuten binnen kürzester Zeit und es kann durchaus sein, dass er (kann auch eine sie sein) die Nerven wegschmeißt und das Unglück seinen Lauf nimmt.

    Zitat

    Dass nicht mehr passiert ist, darf man wohl verdanken, dass es sich um Wagen mit Stirnwänden gehandelt hat.


    Und der Kontrahent ein Vertreter der Reihe 5047 war. Die Plastiknase eines 5022 hätte nicht so viel Widerstand geleistet.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Aktuell wird von 4 Schwer- und 8 bis 10 (je nach Quelle) Leichtverletzten berichtet.
    Lt. NÖN gab es noch den Versuch die Wagengruppe zu stoppen, gelang aber nicht mehr. Der Pers soll zum Zeitpunkt der Kollision gestanden sein (plausibel, da nur die Front des ersten Tw massiv beschädigt ist).

  • Zitat

    Der Pers soll zum Zeitpunkt der Kollision gestanden sein (plausibel, da nur die Front des ersten Tw massiv beschädigt ist).


    Wahrscheinlich vor dem an der Unfallstelle situierten ES des Bahnhofes Wieselburg. Für mich ist noch immer nicht verständlich, warum es nicht gelungen sein soll, die beiden Tw zu evakuieren, zumal das Aussteigen im ebenen Gelände nach nicht schwer zu bewerkstelligen ist und sich daneben auch der Parkplatz für die Brauereimitarbeiter befindet, der als Sammelplatz hätte dienen können.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Es könnte im Gegensatz zu meiner Vermutung im Eröffnungsposting doch der Bahnhof Randegg der Ausgangspunkt der Geisterfahrt gewesen sein, da auf dem Google-Luftbild eine Reihe abgestellter beladener und unbeladener Rungenwagen zu sehen ist. D. h., in Randegg wird aktuell Rundholz verladen. Allerdings beträgt die Entfernung zwischen den Bahnhöfen Randegg und Wieselburg laut Streckenskizze auf Wikipedia exakt 20 km und nicht, wie von den ÖBB kommuniziert, 10 - 12 km. Die Waggons müssen also über 20 Minuten unterwegs gewesen sein, da ich nicht davon ausgehe, dass sie schneller als 60 km/h gefahren sind. Vielleicht wollen sich die ÖBB mit der bewussten Verkürzung der zurückgelegten Strecke unangenehme Fragen seitens der Medien ersparen. Aber nur so lange, bis die Wahrheit über die exakte zurückgelegte Wegstrecke ans Licht kommt......

    Edit um 19:46 Uhr: Soeben hat ÖBB-Sprecher Christopher Seif in der ZIB zugegeben, dass die Waggons 15 - 20 km unterwegs gewesen seien.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Ein Erklärungsversuch, warum die entrollten Waggons so lange unterwegs sein konnten:

    Nach der Beistellung der vier leeren Rungenwagen am Ladegleis wird die 2016 mit Dienstwaggon und einem beladenen Rungenwagen am Hauptgleis für die Rückfahrt nach Wieselburg abgestellt. Nachdem noch etwas Zeit bis zur fahrplanmässigen Rückfahrt bleibt, begibt sich die Zugmannschaft in das ca. 250 m vom Bahnhof entfernte Gasthaus Randegger Stub'n, um noch ein wenig zu jausnen. Da man vergessen hat, die beigestellten Rungenwagen mittels Hemmschuh gegen das Entrollen zu sichern, beginnen diese allmählich und von der Zugmannschaft unbemerkt zu rollen, schneiden die Einfahrweiche auf und rollen Richtung Wieselburg. Nachdem das lautlos geschieht, fällt es niemandem auf, bis jemand Alarm schlägt, aber dann sind die Waggons schon so weit gerollt, dass die Rettungskette nicht mehr zum Tragen kommt.
    Wie gesagt, eine Vermutung. Aber von der Hand zu weisen ist sie nicht.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Ein besonderer geistiger Geisterfahrer, der mit der Sicherungstechnik auf einer Anschlussbahn, denn um eine solche handelt es sich, bestens vertraut zu sein scheint, ist im Online-Standard zugange. Nachzulesen hier:


    In dieser Tonart (vielleicht eine Spur konstruktiver) geht es (aktuell) 156 Postings weiter.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • ÖBB-Sprecher Seif bestätigt im Wesentlichen meine im Eröffnungsposting geäußerte Ansicht, dass der Fahrdienstleiter in Wieselburg mit der Situation überfordert gewesen sein könnte. Siehe dazu untenstehendes ORF-Interview:

    (.....)

    Offen ist, ob es nicht möglich gewesen wäre, die Güterwaggons, die vermutlich 20 Minuten lang führerlos unterwegs gewesen sein dürften, rechtzeitig zu stoppen oder die Passagiere im Regionalzugs rechtzeitig ins Freie zu bringen. Bei den ÖBB möchte man diesbezüglich die Ergebnisse der Untersuchungen abwarten. Im Interview mit noe.ORF.at räumt ÖBB-Sprecher Christopher Seif aber ein, dass die Waggons jedenfalls eine „erhebliche Strecke“ unterwegs gewesen waren.

    Die Güterwaggons seien eine „erhebliche Strecke“ unterwegs gewesen, ehe es zu dem Zusammenstoß mit dem Regionalzug kam, sagt ÖBB-Sprecher Christopher Seif

    noe.ORF.at: Wie viele Kilometer sind die herrenlosen Waggons unterwegs gewesen, bevor es in Wieselburg zu dem Zusammenprall gekommen ist?

    " Christopher Seif: Sie waren schon eine erhebliche Strecke unterwegs, es waren so ungefähr 15 bis 20 Kilometer. Diese Waggons hätten im Bahnhof Randegg hinterstellt werden sollten, um eine Güterzugfahrt in den nächsten Tagen zu ermöglichen. Die Lok und ein Waggon hätten zurück nach Pöchlarn gebracht werden sollen. Während dieses Verschubvorgangs sind die fünf Waggons selbständig ins Rollen gekommen und bis nach Wieselburg gefahren, wo es zu dem Unfall gekommen ist."

    noe.ORF.at: Die Waggons waren 15 bis 20 Kilometer unterwegs, man hat also gewusst, dass da etwas passiert ist. Wie hat es dann weiter ausgesehen? Hat man jemanden alarmiert oder verständigt?

    " Seif: Ja, die Alarmierung hat natürlich stattgefunden. Es sind unsere Mitarbeiter, die hier an der Strecke arbeiten, alarmiert worden, genauso wurden auch Feuerwehr und Polizei alarmiert. Es mussten ja die Bahnübergänge sofort gesichert werden, damit es dort zu keinen Unfällen kommt. Die Zeit war natürlich sehr knapp, um die notwendigen Maßnahmen zu setzen und es ist oft sehr schwierig, in diesem Stresszustand die richtigen Maßnahmen zu setzen. Vor allem man weiß natürlich nicht, was ist richtig und was ist falsch, wenn man das immer wüsste, wäre es einfacher, das stellt sich aber erst im Nachhinein heraus. Es haben jedenfalls alle beteiligten Personen ihr Bestes gegeben und versucht, ein Unglück zu verhindern. Es war aber nicht zu verhindern und es hat zu diesem Unfall geführt. Wir sind auf jeden Fall froh, dass hier keine Menschenleben gefordert wurden."

    noe.ORF.at: Das heißt, es hätte keine Möglichkeit gegeben, die rollenden Waggons aufzuhalten?

    " Seif: Inwiefern es irgendeine Möglichkeit gegeben hätte, wäre jetzt wieder eine spekulative Antwort. Hier müssen wir wirklich den Bericht der Unfallkommission abwarten. Erst wenn wir alle Beteiligten befragt haben und wenn wir alle Untersuchungen durchgeführt haben, dann wird sich das Bild klarer zeigen und dann werden wir auch sagen können, was wirklich hier die Ursache für diesen Unfall war."

    noe.ORF.at: War der Regionalzug, in den die Waggons geprallt sind, in Bewegung oder ist dieser bereits gestanden?

    " Seif: Dieser Zug konnte rechtzeitig angehalten werden, sodass zumindest von diesem Zug aus nicht ein derartig großer Druck ausgegangen ist, wie er auch bei langsamerer Fahrt entstanden wäre und so können wir auf jeden Fall sagen, dass hier Schlimmeres verhindert worden ist."

    noe.ORF.at: Eine Unfallkommission ist ja im Einsatz, um die Unfallursache zu ermitteln. Wann liegen da die ersten Ergebnisse vor?

    " Seif: Das ist schwer zu sagen, wann es Ergebnisse geben wird. Die Experten von ÖBB und dem Ministerium arbeiten auf Hochdruck. Natürlich sind alle daran interessiert, diesen Fall so schnell wie möglich aufzuklären. Man darf aber nicht die menschliche Komponente vergessen. Es sind auch Mitarbeiter in diesen Unfall involviert, die müssen sich von ihren Verletzungen beziehungsweise von ihrem Schock erholen. Diese Zeit muss man ihnen auch geben, bis man sie befragen kann. Diese Puzzleteile muss man dann zusammensetzen, aber wann das soweit sein wird, kann man noch nicht sagen."

    noe.ORF.at: Vor drei Jahren ist es auf dieser Strecke zu einem ähnlichen Zwischenfall gekommen. Schotterwaggons haben sich damals gelöst, ein Autofahrer wurde getötet. Warum passiert das gerade auf dieser Strecke, kann man da von einem Zusammenhang sprechen?

    " Seif: Auch hier muss man natürlich abwarten, was die Ergebnisse der Unfalluntersuchung ergeben. Fest steht jedenfalls, dass es keine Todesopfer gegeben hat und dass die Bahnübergänge rechtzeitig gesichert wurden, damit hier kein Unglück wie damals geschieht. Ich glaube nicht, dass man hier von einer Sicherheitslücke auf dieser Strecke sprechen kann.*) Es kann ein Zufall sein, aber alles was wichtig ist, werden die Experten von ÖBB und der Unfalluntersuchungskommission ans Tageslicht bringen. Auch die Aussagen der beteiligten Personen werden uns weiterhelfen, damit wir wissen, warum es nach drei Jahren zu einem ähnlichen Vorfall kommen konnte."

    Das Interview führte Gernot Rohrhofer, noe.ORF.at

    *) Es ist interessant, wie sowohl vom ÖBB-Sprecher als auch von den meisten Medien, die beiden, in Wieselburg sich gabelnden Strecken miteinander vermischt werden. Der vor drei Jahren in dem oben geschilderten Unfall involvierte Arbeitswagen entrollte bei Bauarbeiten in Mühling auf der Erlauftalbahn, während die Rungenwagen auf der Krumpe nach Wieselburg rollten.

    Quelle: ORF NÖ

    dr. bahnsinn - der Forendoktor