Stadt beschließt Projektplanung: So sollen Straßenbahnen durch Wiesbaden fahren
Veröffentlicht am 31.01.17 um 18:14 Uhr
Durch Wiesbaden sollen in Zukunft Straßenbahnen fahren und den Busverkehr entlasten. Die Stadtregierung hat sich jetzt für die konkrete Planung des 200-Millionen-Projekts ausgesprochen. Zeitplan, Streckenführung und Hindernisse im Überblick.
Von Christian Albrecht
Überfüllte Busse, dichter Autoverkehr und hohe Schadstoffbelastung in der Luft: In Wiesbaden wird bereits seit Jahren über den Bau einer Straßenbahn diskutiert. Am Dienstag hat die Stadtregierung entschieden: Die konkrete Planung soll beginnen.
Sollte wie erwartet im Februar auch das Stadtparlament zustimmen, wird das Projekt "Citybahn" offiziell gestartet. Das Ziel: Die ersten Straßenbahnen sollen im Jahr 2022 den Betrieb aufnehmen - ein ambitionierter Zeitplan. Das Projekt im Überblick:
Auf welcher Strecke soll die Straßenbahn fahren?
Der erste Bauabschnitt, der jetzt geplant werden soll, führt die Straßenbahn von der Hochschule Rhein-Main im Norden der Stadt über den Luisenplatz, den Hauptbahnhof, den Bahnhof Wiesbaden Ost bis zum Rheinufer an der Theodor-Heuss-Brücke im südlichen Stadtteil Mainz-Kastel.

Geplante Straßenbahn-Strecke: Hochschule bis Rheinufer. Bild © Grafik: hessenschau.de
Was außerdem gewünscht ist, wozu es aber bislang keine Gespräche mit der Nachbarstadt Mainz gab: eine Anbindung an das Mainzer Straßenbahnnetz über die Theodor-Heuss-Brücke bis zum Mainzer Hauptbahnhof (siehe auch: Risiken und Hindernisse).
Wie werden die Straßenbahn-Planungen begründet?
Im öffentlichen Personennahverkehr in Wiesbaden fahren bislang ausschließlich Busse. Damit seien die im Bundesvergleich überdurchschnittlich steigenden Fahrgastzahlen (2016: 4,6%) nicht mehr zu bewältigen, heißt es von Magistrat und Nahverkehrsbetreiber ESWE. Die Taktfrequenzen könnten in vielen Fällen nicht erhöht werden, da sich im Stadtzentrum die Busse gegenseitig behinderten.
Der Einsatz größerer Busse sei häufig nicht möglich: Überlange Gelenkbusse schafften es nicht durch die engen Innenstadtstraßen, bei Doppeldeckerbussen nutzten Fahrgäste häufig nicht die obere Etage, wie ein Pilotversuch in Frankfurt gezeigt habe.
Die Hoffnung: Eine Straßenbahn würde die Innenstadt deutlich von Busfahrten entlasten.
Weitere Argumente: Eine elektrische Straßenbahn trage dazu bei, die hohe Schadstoffbelastung in der Luft zu verringern. Außerdem hätten die Städte Wiesbaden, Mainz und der Rheingau-Taunus-Kreis bessere Zukunftschancen, wenn sie im Nahverkehr eng zusammenarbeiten.
Wie hoch sind die geplanten Kosten?
Allein für die Vorplanung, die das Stadtparlament jetzt beschlossen hat, veranschlagt die Stadt insgesamt 3,1 Millionen Euro. 465.000 Euro davon bezuschusst das Land Hessen.
Wird die Strecke dann wirklich gebaut, sollen die Kosten bei insgesamt rund 200 Millionen Euro liegen:
o Fahrweg: 149 Millionen Euro. Die Hoffnung der Stadt: Sie zahlt davon nur 12,5 Prozent (18,6 Millionen Euro). Die übrigen Kosten übernehmen in dieser Rechnung der Bund (60 Prozent) und das Land Hessen (27,5 Prozent).
o Gesamtplanung: 27 Millionen Euro. Dafür muss die Stadt alleine aufkommen.
o Straßenbahnen: 20 Millionen Euro. Sie müsste die Stadt möglicherweise auch alleine tragen.
Wie ist der Zeitplan?
Im Februar wird das Stadtparlament über den Start der Projektplanung abstimmen. Sieben von acht Fraktionen stehen der Straßenbahn positiv gegenüber.
Im Frühjahr könnte dann die Projektplanung laut dem Magistrat beginnen, an der auch die Bürger beteiligt sind. 2019 könnte die Planungsphase abgeschlossen werden.
Als frühsten Baubeginn nennt die Stadt Ende 2019/Anfang 2020. Der Straßenbahnbetrieb könnte ab 2022 aufgenommen werden.
Welche Risiken und Hindernisse gibt es ?
Ob die Straßenbahn in diesem Zeitplan und in dieser Form letztendlich gebaut wird, ist offen. Zum Beispiel handelt es sich bei den berechneten Zuschüssen von Bund und Land um Prognosen. Sie müssen noch verhandelt werden.
Offen ist bislang auch, ob sich die Stadt Mainz an den Wiesbadener Plänen beteiligt. So sollen die Wiesbadener Straßenbahnen kein eigenes Depot bekommen, sondern das Mainzer mitnutzen. Dafür bräuchte es allerdings eine Straßenbahn-Verbindung über den Rhein zwischen Wiesbaden und Mainz - das wäre zwischen der Theodor-Heuss-Brücke und dem Mainzer Hauptbahnhof. Hierzu gibt es bislang auf Mainzer Seite keine Planungen. Man könne sich aber vorstellen, darüber ins Gespräch zu kommen, sagte Stadtsprecher Marc André Glöckner am Dienstag.
Und zuletzt müssen die Bürger eine neue Straßenbahn akzeptieren. Sie sollen an den Planungen beteiligt werden.
hessenschau.de
Veröffentlicht am 31.01.17 um 18:14 Uhr
Durch Wiesbaden sollen in Zukunft Straßenbahnen fahren und den Busverkehr entlasten. Die Stadtregierung hat sich jetzt für die konkrete Planung des 200-Millionen-Projekts ausgesprochen. Zeitplan, Streckenführung und Hindernisse im Überblick.
Von Christian Albrecht
Überfüllte Busse, dichter Autoverkehr und hohe Schadstoffbelastung in der Luft: In Wiesbaden wird bereits seit Jahren über den Bau einer Straßenbahn diskutiert. Am Dienstag hat die Stadtregierung entschieden: Die konkrete Planung soll beginnen.
Sollte wie erwartet im Februar auch das Stadtparlament zustimmen, wird das Projekt "Citybahn" offiziell gestartet. Das Ziel: Die ersten Straßenbahnen sollen im Jahr 2022 den Betrieb aufnehmen - ein ambitionierter Zeitplan. Das Projekt im Überblick:
Auf welcher Strecke soll die Straßenbahn fahren?
Der erste Bauabschnitt, der jetzt geplant werden soll, führt die Straßenbahn von der Hochschule Rhein-Main im Norden der Stadt über den Luisenplatz, den Hauptbahnhof, den Bahnhof Wiesbaden Ost bis zum Rheinufer an der Theodor-Heuss-Brücke im südlichen Stadtteil Mainz-Kastel.

Geplante Straßenbahn-Strecke: Hochschule bis Rheinufer. Bild © Grafik: hessenschau.de
Was außerdem gewünscht ist, wozu es aber bislang keine Gespräche mit der Nachbarstadt Mainz gab: eine Anbindung an das Mainzer Straßenbahnnetz über die Theodor-Heuss-Brücke bis zum Mainzer Hauptbahnhof (siehe auch: Risiken und Hindernisse).
Wie werden die Straßenbahn-Planungen begründet?
Im öffentlichen Personennahverkehr in Wiesbaden fahren bislang ausschließlich Busse. Damit seien die im Bundesvergleich überdurchschnittlich steigenden Fahrgastzahlen (2016: 4,6%) nicht mehr zu bewältigen, heißt es von Magistrat und Nahverkehrsbetreiber ESWE. Die Taktfrequenzen könnten in vielen Fällen nicht erhöht werden, da sich im Stadtzentrum die Busse gegenseitig behinderten.
Der Einsatz größerer Busse sei häufig nicht möglich: Überlange Gelenkbusse schafften es nicht durch die engen Innenstadtstraßen, bei Doppeldeckerbussen nutzten Fahrgäste häufig nicht die obere Etage, wie ein Pilotversuch in Frankfurt gezeigt habe.
Die Hoffnung: Eine Straßenbahn würde die Innenstadt deutlich von Busfahrten entlasten.
Weitere Argumente: Eine elektrische Straßenbahn trage dazu bei, die hohe Schadstoffbelastung in der Luft zu verringern. Außerdem hätten die Städte Wiesbaden, Mainz und der Rheingau-Taunus-Kreis bessere Zukunftschancen, wenn sie im Nahverkehr eng zusammenarbeiten.
Wie hoch sind die geplanten Kosten?
Allein für die Vorplanung, die das Stadtparlament jetzt beschlossen hat, veranschlagt die Stadt insgesamt 3,1 Millionen Euro. 465.000 Euro davon bezuschusst das Land Hessen.
Wird die Strecke dann wirklich gebaut, sollen die Kosten bei insgesamt rund 200 Millionen Euro liegen:
o Fahrweg: 149 Millionen Euro. Die Hoffnung der Stadt: Sie zahlt davon nur 12,5 Prozent (18,6 Millionen Euro). Die übrigen Kosten übernehmen in dieser Rechnung der Bund (60 Prozent) und das Land Hessen (27,5 Prozent).
o Gesamtplanung: 27 Millionen Euro. Dafür muss die Stadt alleine aufkommen.
o Straßenbahnen: 20 Millionen Euro. Sie müsste die Stadt möglicherweise auch alleine tragen.
Wie ist der Zeitplan?
Im Februar wird das Stadtparlament über den Start der Projektplanung abstimmen. Sieben von acht Fraktionen stehen der Straßenbahn positiv gegenüber.
Im Frühjahr könnte dann die Projektplanung laut dem Magistrat beginnen, an der auch die Bürger beteiligt sind. 2019 könnte die Planungsphase abgeschlossen werden.
Als frühsten Baubeginn nennt die Stadt Ende 2019/Anfang 2020. Der Straßenbahnbetrieb könnte ab 2022 aufgenommen werden.
Welche Risiken und Hindernisse gibt es ?
Ob die Straßenbahn in diesem Zeitplan und in dieser Form letztendlich gebaut wird, ist offen. Zum Beispiel handelt es sich bei den berechneten Zuschüssen von Bund und Land um Prognosen. Sie müssen noch verhandelt werden.
Offen ist bislang auch, ob sich die Stadt Mainz an den Wiesbadener Plänen beteiligt. So sollen die Wiesbadener Straßenbahnen kein eigenes Depot bekommen, sondern das Mainzer mitnutzen. Dafür bräuchte es allerdings eine Straßenbahn-Verbindung über den Rhein zwischen Wiesbaden und Mainz - das wäre zwischen der Theodor-Heuss-Brücke und dem Mainzer Hauptbahnhof. Hierzu gibt es bislang auf Mainzer Seite keine Planungen. Man könne sich aber vorstellen, darüber ins Gespräch zu kommen, sagte Stadtsprecher Marc André Glöckner am Dienstag.
Und zuletzt müssen die Bürger eine neue Straßenbahn akzeptieren. Sie sollen an den Planungen beteiligt werden.
hessenschau.de