[DE] Fahrplan 2018 für Thüringen: Streckenstillegung und Aus für den Bahnhof Oberhof

  • Ab Dezember 2017 halten im Bahnhof des bekannten Wintersportortes Oberhof keine Züge mehr:

    Entwurf für neuen Thüringer Bahn-Fahrplan: Schnellere Züge und stillgelegte Strecke

    Deutliche Verbesserungen verspricht das Land Thüringen beim Eisenbahnverkehr ab Dezember. So soll der neue Jahresfahrplan 2018 im Regionalverkehr vor allem für Ost- und Südthüringen mehr und schnellere Züge bringen. Bei genauerem Hinsehen gibt es aber auch einige Wermutstropfen.

    von Markus Wetterauer

    Die Bilanz fällt gemischt aus. Wenn die Züge ab Dezember so rollen, wie der Entwurf für den Fahrplan es vorsieht, dann können sich viele Fahrgäste durchaus freuen. So versprechen die Fahrplan-Macher der landeseigenen Nahverkehrsservicegesellschaft NVS künftig vier Züge pro Stunde zwischen Weimar und Erfurt. Bisher sind es nur drei. Auch zwischen Gera, Jena und Erfurt gibt es dann mehr durchgehende Züge.

    Überhaupt wird der Erfurter Hauptbahnhof immer mehr zum Knoten im Thüringer Bahnverkehr. Schließlich kreuzen sich hier ab Dezember mehrere ICE-Linien, wenn die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke von Erfurt durch den Thüringen Wald nach Nürnberg und München in Betrieb geht. Erklärtes Ziel des Landes ist es, die anderen Thüringer Regionen dann öfter und schneller an Erfurt anzubinden. Damit sollen möglichst viele Reisende von den neuen Schnellzügen profitieren können.


    Änderungen auf Bahnlinien 2018: Grün = tendenzielle Verbesserung; Rot = tendenzielle Verschlechterung Bildrechte: MDR THÜRINGEN

    Mehr Express-Züge unterwegs

    So fahren zum Beispiel künftig zwischen Wernshausen, Schmalkalden und Erfurt drei neue Express-Züge täglich, zwischen Erfurt und Ilmenau sind es sogar vier. Allerdings sieht der Fahrgast-Verband Pro Bahn das zusätzliche Angebot durchaus kritisch. Der Thüringer Landesvorsitzende Bernd Schlosser sagte MDR THÜRINGEN, das Geld für die zusätzlichen Züge könnte anderswo besser eingesetzt werden. Schließlich gebe es auf den beiden Strecken schon bisher ein gutes Angebot. Weiterer Nachteil: die Regionalzüge zwischen Ilmenau und Erfurt sind im neuen Fahrplan etwa acht Minuten länger unterwegs als bisher.

    Neue Express-Züge verbinden ab Dezember auch Saalfeld und Jena mit Halle und Leipzig. Sie sollen für die beiden Städte den ICE durchs Saaletal ersetzen, der dann wegfällt. Wermutstropfen: von Februar bis November nächstes Jahr wird auf den Strecken gebaut. Das bedeutet auf vielen Verbindungen längere Fahrzeiten.

    Einige Fahrzeiten verlängern sich

    Länger sind auch die Fahrgäste zwischen Eisenach und Erfurt unterwegs, wenn die Strecke weiter für Tempo 200 ausgebaut wird. Außerdem halten die Regionalbahnen künftig in Erfurt fast zehn Minuten. Damit verlängern sich die Fahrzeiten zum Beispiel zwischen Gotha und Weimar deutlich. Positiv: künftig fährt ein neuer Regionalexpress von Erfurt bis nach Halle.

    Bequemer wird es für Fahrten zwischen Saalfeld und Erfurt. Die Reisenden müssen hier nicht mehr in Arnstadt umsteigen. Stattdessen können sie jede Stunde durchfahren. Flotter geht es auch in Südthüringen vorwärts, weil zum Beispiel Anschlüsse in Sonneberg nach Nürnberg und in Grimmenthal in Richtung Erfurt besser werden. Auch die Regionalbahnen zwischen Meiningen und Erfurt fahren künftig deutlich schneller.

    Rennsteig-Shuttle vor dem Aus?

    Doch die zusätzlichen Züge auf den Hauptstrecken haben ihren Preis. Weil die Zuschüsse des Bundes für den regionalen Bahnverkehr in Thüringen nicht so stark steigen wie erwartet, muss an anderer Stelle gekürzt werden. Unklar ist beispielsweise die Zukunft des Rennsteig-Shuttles. Der Triebwagen der Erfurter Bahn verbindet samstags und sonntags Ilmenau mit dem Bahnhof Rennsteig auf 747 Metern Höhe und wird von Urlaubern und Ausflüglern gerne genutzt. Land und Bahn-Gesellschaft verhandeln zurzeit noch, ob die Zuschüsse dafür weiter fließen und es das Angebot damit auch künftig gibt.

    Fest steht dagegen schon: die Signale für einen Teil der "Pfefferminzbahn" stehen auf rot. Die Bahn verband bisher Sömmerda, Kölleda und Buttstädt mit Bad Sulza und Großheringen. Etwa die Hälfte der gut vierzig Kilometer langen Strecke wird stillgelegt. Die Züge fahren ab Dezember nur noch zwischen Sömmerda und Buttstädt. Dabei wurde die Strecke erst vor rund zehn Jahren saniert und für höhere Geschwindigkeiten ausgebaut.

    Oberhofer Talbahnhof wird geschlossen

    Und auch der Bahnhof Oberhof verschwindet nach 133 Jahren aus dem Fahrplan. Hier halten ab Dezember keine Züge mehr. Für Bernd Schlosser von Pro Bahn ist der geplante Ersatz mit Bussen zwischen Zella-Mehlis und Oberhof nicht ausreichend. "Ich halte es für fragwürdig, den Halt im Sinn des Tourismus ganz aufzugeben", sagt er. Denn: "Es gibt immer wieder Wanderer, die zum Beispiel von Oberhof zur Schmücke wandern. Die verliert man dann."

    Bis zum 26. Februar können Fahrgäste Verbesserungs-Vorschläge dazu machen. Die Nahverkehrsservicegesellschaft versucht, zumindest einen Teil davon umzusetzen.

    Zuletzt aktualisiert: 10. Februar 2017, 05:00 Uhr

    http://www.mdr.de/thueringen/bah…nalyse-100.html

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Fest steht dagegen schon: die Signale für einen Teil der "Pfefferminzbahn" stehen auf rot. Die Bahn verband bisher Sömmerda, Kölleda und Buttstädt mit Bad Sulza und Großheringen. Etwa die Hälfte der gut vierzig Kilometer langen Strecke wird stillgelegt. Die Züge fahren ab Dezember nur noch zwischen Sömmerda und Buttstädt. Dabei wurde die Strecke erst vor rund zehn Jahren saniert und für höhere Geschwindigkeiten ausgebaut.

    Thüringen: Landesregierung verteidigt Aus für Pfefferminzbahn
    06.11.2017

    In einer aktuellen Stunde des Thüringer Landtags hat die Landesregierung die Einstellung des SPNV auf der Pfefferminzbahn Großheringen–Buttstädt zum Fahrplanwechsel im Dezember verteidigt.
    Mit lediglich 50 bis 100 Reisenden pro Tag sei das Fahrgastaufkommen zu gering, um weiterhin Bahnverkehr zu bestellen, so Thüringens Verkehrsstaatssekretär Klaus Sühl in Erfurt. Die Kosten von rund 2,5 Mio. EUR pro Jahr seien vom Freistaat nicht zu stemmen. Für den Abschnitt Sömmerda–Buttstädt werde aber weiterhin SPNV bestellt. Eine Bürgerinitiative hat bisher über 4500 Unterschriften für den Erhalt der Pfefferminzbahn gesammelt, berichtet die Thüringer Allgemeine. (as)

    Eurailpress

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Vor 10 Jahren den Abschnitt Straußfurt–Sömmerda eingestellt, jetzt Sömmerda-Buttstädt und in ein paar Jahren den Rest.

    Der Infrastrukturbetreiber Thüringer Eisenbahn plant, die Mindereinnahmen durch eine annähernde Verdopplung der Trassenpreise von circa 8 auf 15 Euro pro Kilometer für Personenzüge zu kompensieren.

  • Nahverkehr: Wie es mit der Pfefferminzbahn weitergehen soll
    Die Pfefferminzbahn im Kreis Sömmerda ist eines der Sorgenkinder im Thüringer Eisenbahnnetz. Damit die Bahnlinie erhalten werden kann, müssten die Fahrgastzahlen steigen. Jetzt gibt es erste Ideen dafür.Ein Triebwagen auf dem Bahnhof in Sömmerda vor der Fahrt nach Buttstädt - davor Teilnehmer des Treffens, auf dem es um die Zukunft der Bahnlinie ging.Bildrechte: MDR/Grit Hasselmann

    In Buttstädt im Kreis Sömmerda liegen Glanz und Elend des deutschen Schienenwesens nah beieinander. Nördlich der Gemeinde schießen die elektrischen ICE-Züge der Deutschen Bahn auf der neugebauten Verbindung zwischen Erfurt und Leipzig/Halle über die Gleise - ohne Halt freilich. In der Kleinstadt selber macht sich auf der eingleisigen, nicht elektrifizierten Pfefferminzbahn alle zwei Stunden ein Dieseltriebwagen auf die 22 Kilometer lange Strecke nach Sömmerda oder kommt von dort an. Tempolimit: 80 km/h. Dabei reicht die "Pfefferminzbahn" im Westen weiter bis Straußfurt und im Osten bis zum Eisenbahnknoten Großheringen in Sachsen-Anhalt - doch diese Teilabschnitte werden nicht mehr von Personenzügen befahren, die Nachfrage war zu gering.
    Die Gänsebachtalbrücke der ICE-Strecke Erfurt-Halle/Leipzig bei Buttstädt - im Hintergrund die Pfefferminzbahn.Bildrechte: Deutsche Bahn/Gerd Pie

    Indes: Dieser Rest-Personenverkehr hält die gesamte Pfefferminzbahn am Leben. "98 Prozent der Kosten muss der Personenverkehr abdecken, erst dann können Tourismus und Güterverkehr andocken", erklärt das Ralf Kaiser von der Thüringer Eisenbahn GmbH. 2005 hat sein Unternehmen die Pfefferminzbahn übernommen, bis 2024 läuft der Pachtvertrag.
    Der Güterverkehr ist erfolgreich "angedockt". Zweimal am Tag rollt ein Güterzug von der Pfefferminzbahn aus auf das Gelände des Motorenwerks Kölleda, das vom Autobauer Daimler betrieben wird. Von Buttstädt und Eckartsberga aus werden jährlich rund 60.000 Tonnen Getreide auf der Bahnstrecke transportiert, dazu kommen Holz und Zuckerrüben. Der Preis dafür: Niedrige Trassenpreise für die Güterzüge - anders wäre es nicht gelungen, diese Fracht von der Straße auf die Schiene zu bringen.
    Damit die Züge auch langfristig für Personen- und Güterverkehr genutzt wird, müssten die Fahrgastzahlen steigen. Dazu müsste das Angebot attraktiver werden. Ein Stundentakt wäre sinnvoll, meint Betreiber-Manager Ralf Kaiser. Und die Verbindung müsste in der Region besser vernetzt sein: Anschlüsse müssten besser passen, Tarife aufeinander abgestimmt sein. Ein Weg dahin wäre die Mitgliedschaft des Kreises Sömmerda im Verkehrsverbund Mittelthüringen, der abgestimmte Fahrpläne konzipiert, ein einheitliches Tarifsystem anbietet und Annehmlichkeiten wie eine Smartphone-App bietet. Doch der Kreis will nicht beitreten.
    Zumindest die Herausforderung abgestimmter Fahrpläne wollen die Freunde der Pfefferminzbahn jetzt gemeinsam angehen. Vertreter des Kreises, der Thüringer Eisenbahn GmbH, der Tourismuswirtschaft und des Rettungsvereins Pfefferminzbahn e.V. haben sich dazu am Freitag in Sömmerda getroffen. Die Schienenfreunde hoffen auch auf einen ordentlichen Andrang zum Thüringentag Ende Juni in Sömmerda, zu dem zumindest ein Teil der Besucher mit der Pfefferminzbahn anreisen wird. Ab jetzt wollen sich die Partner jeden Monat treffen, um Ideen für den Fortbestand der Bahn zu entwickeln - auch über 2024 hinaus.
    Pfefferminzbahn
    Die 1874 eröffnete Pfefferminzbahn trägt ihren Namen, weil hier vor allem rund um Kölleda und Buttstädt früher Kräuter angebaut und per Bahn transportiert wurden.
    Die Bahnstrecke Straußfurt–Großheringen ist eine 54 Kilometer lange Nebenbahn in Thüringen und Sachsen-Anhalt, die ursprünglich durch die Saal-Unstrut-Eisenbahn-Gesellschaft erbaut wurde. Sie führt von Straußfurt über Sömmerda und Kölleda zum Eisenbahnknoten Großheringen.
    Kursbuchstrecke (DB): 594
    Streckennummer: 6721
    Zuletzt aktualisiert:19. Januar 2019, 18:35Uhr

    https://www.mdr.de/thueringen/mit…etzung-100.html

    dr. bahnsinn - der Forendoktor