[Salzburg.....]........das Neandertal des ÖV*)

  • Knebelvertrag für Salzburger O-Busse

    25. 07. 2017, 06:02, THOMAS NEUHOLD
    Kilometer-Jahresleistung des Bussystems ist auf Stand von 1999 eingefroren. Sommerfahrplan reduziert Angebot – Vollversorgung würde 900.000 Euro mehr kosten
    Salzburg – Nach Jahrzehnten wurde das größte Freibad der Landeshauptstadt, das Leopoldskroner Bad im gleichnamigen Stadtteil, diesen Sommer erstmals an das öffentliche Busnetz angebunden – zumindest für die Badesaison. Der Wermutstropfen für die Busbenutzer folgte sofort: Denn inzwischen gilt auch wieder der Sommerfahrplan.
    Wobei das Wort "Sommerfahrplan" eine Beschönigung sei, wie der Verkehrssprecher der Stadtgrünen/Bürgerliste, Bernhard Carl, im STANDARD-Gespräch meint: "Es handelt sich schlicht um eine spürbare Ausdünnung des Angebotes." Tatsächlich reduziert die Salzburg AG, als Betreiberin des Busnetzes, das Angebot in den Sommermonaten beträchtlich. Selbst auf Hauptlinien gibt es nur mehr einen 15-Minuten-Takt – an Wochentagen. Am Sonntag fährt der Oberleitungsbus dann nur mehr zwei Mal in der Stunde.
    Bei der Salzburg AG begründet man diese seit Jahren geübte Praxis mit der Reduktion der Fahrgastzahlen im Sommer um ein Drittel. Wobei die Frage, was zuerst war, weniger Angebot oder die sinkenden Fahrgastzahlen, nicht beantwortet wird.
    Auch sonst reagiert man bei der Salzburg AG bei dem Thema zurückhaltend. Fragen nach den eigentlichen Gründen für die Angebotsbeschränkung werden mit einer Fahrgaststeigerung von 17 Prozent in den vergangen zehn Jahren kommentiert. Und: "Dichtere Intervalle alleine, ohne schnelle Obusse durch den Ausbau von Busspuren oder eine Reduktion des Individualverkehrs sind nicht die Lösung – auch im Sommer nicht."

    6,2 Millionen Jahreskilometer

    Dabei sind die Kerndaten gar kein so großes Geheimnis. Bei der Fusion der Salzburger Stadtwerke mit dem Landesenergieversorger Safe zur Salzburg AG im Jahr 2000 wurde eine Art Basiskilometerleistung vertraglich fixiert, welche die Salzburg AG zu leisten hat. Orientierungspunkt dieser "Basisversorgung" war das Jahr 1999. Damals fuhren die Busse in der Stadt insgesamt exakt 6.160.971 Kilometer. Seither gelten diese 6,2 Millionen Kilometer als de facto Obergrenze der Buskilometer. Jedes zusätzliche Angebot hätte die Stadt extra zu bezahlen.
    Eine dem STANDARD vorliegende Auflistung bis 2016 bestätigt die Praxis der Obergrenze. Jede Ausweitung des Angebotes führte an einer anderen Stelle zu Einschränkungen bei Betriebszeiten, Takt oder Routenlänge. Die Kilometeranzahl sollte ja aus Sicht der Stadtpolitik gehalten werden.

    Höhere Kosten

    Um den Anteil der Öffis am Gesamtverkehr in der Stadt Salzburg von aktuell nicht einmal 15 Prozent wieder zu heben, müsse die Stadt tiefer in die Taschen greifen als bisher, sagt der Verkehrssprecher der Stadtgrünen Carl. Erster Schritt: Das für 2018 von Stadtgrünen und SPÖ angekündigte Ende des "Sommerfahrplanes" dürfte ersten Schätzungen nach auf 900.000 Euro kommen. (Thomas Neuhold, 25.7.2017)

    *) Die Meinung eines Posters, der ich mich anschließe.

    Der Standard

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • es ist in Salzburg ein bissl komisch : während das Land sehr gut unterwegs ist, hat die Stadt die letzten 20 Jahre geschlafen. Drum kommt man auf dem Land vergleichsweise gut voran, in der Stadt ist verkehrstechnische Steinzeit.

  • Selbst der ORF ist schon mit der deutschen Sprache überfordert:

    Zitat

    Er habe immer nur das Beste für die Stadt gewollt, dass sagte Schaden am Freitag und wiederholte es am Montag.

    Korrekturlesen wohl nicht mehr finanzierbar. X(

    PS: Der früher gehandelte Nachfolger lies aber in der Hinsicht auch nicht auf besseres hoffen.

  • Zitat von ORF (Schaden zitierend)

    Er habe immer nur das Beste für die Stadt gewollt, dass sagte Schaden am Freitag und wiederholte es am Montag.

    Was er eigentlich auch getan hat, er hat einen schiefghehenden Swap der Stadt rechtzeitig dem Land umgehängt. Hätte er das nicht getan, wäre salzburg jetzt so dran wie Linz.


    aber zurück zum Thema: gestern auf salzburg.com gefunden, vorsicht, Überschrift täuscht ein bissl, es geht erst einmal ums Wahlprogramm



    (1) vielleicht setzt ihn gerade diese Position unter Druck : der offensichtliche Autolobbyist Auinger muss sich als Bürgermeisterkandidat ÖV-freundlich geben.

    3 Mal editiert, zuletzt von grubenhunt (3. September 2017 um 22:56) aus folgendem Grund: de diese

  • Debatte um Beschränkungen für Salzburger O-Busse 
    Thomas Neuhold, 4. September 2017, 16:10

    Neos bringen Kilometerlimit für Salzburger O-Busse in den Gemeinderat. SPÖ will "Sommerfahrplan" abschaffen.
    Salzburg – In die seit Jahren vom Stillstand geprägte Salzburger Verkehrspolitik scheint nun doch etwas Bewegung zu kommen. Den Anfang machte vergangenen Freitag der Kandidat der SPÖ für die Bürgermeisterwahlen im November, Bernhard Auinger.
    Der Klubobmann der SPÖ im Gemeinderat kündigte an, als Stadtoberhaupt das kategorische Nein von Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) zu einer Verlängerung der Lokalbahn in und durch das Stadtzentrum der Landeshauptstadt aufzuheben. Er habe bereits Gespräche mit jenen Umlandbürgermeistern geführt, die das Konzept einer Regionalstadtbahn befürworten.

    6,2 Millionen Jahreskilometer
    Auinger verspricht auch, dass es mit ihm als Bürgermeister "keinen Sommerfahrplan der O-Busse" mehr geben werde. Dieser gehört ja zu den größten Ärgernissen der öffentlichen Verkehrsmittel in der Stadt Salzburg. "Sommerfahrplan" bedeutet nämlich nichts anderes als eine Ausdünnung der Takte in der Ferienzeit auf ein 15-Minuten-Intervall – auch auf den Hauptlinien. Am Sonntag fährt der Oberleitungsbus dann nur mehr zweimal pro Stunde.
    Basis dieser Praxis ist ein Knebelvertrag aus dem Jahr 2000. Wie STANDARD-Recherchen gezeigt haben, wurde anlässlich der Fusion der Stadtwerke und der Landesgesellschaft Safe zur Salzburg AG die Kilometerleistung der Salzburger Öffis de facto auf dem Niveau von 1999 auf rund 6,2 Millionen Jahreskilometer eingefroren. In einem dem STANDARD vorliegenden Amtsbericht zur Fusion wird ausdrücklich festgehalten, dass alle weiteren Ausdehnungen der Leistungen – also neue Linien oder Intervallverdichtungen – von der Stadt extra zu finanzieren sind.

    Deckelung des Angebotes
    Rund 17 Jahre, nachdem dieser Vertrag abgeschlossen wurde, kommt dieses Thema nun erstmals in den Gemeinderat. Die Neos haben die STANDARD-Recherche zum Anlass genommen und eine Anfrage formuliert. Neos-Klubchef Sebastian Huber möchte vom scheidenden Bürgermeister Schaden wissen, ob von seiner Seite – in der Funktion als Bürgermeister oder in der Funktion als Aufsichtsrat der Salzburg AG – der Versuch unternommen worden sei, "diese De-facto-Deckelung des Verkehrsangebotes von 1999 neu zu verhandeln". Die Neos wollen auch wissen, ob die seinerzeit vom Land zugesagte Unterstützung für Verkehrsinvestitionen der Stadt jemals Realität geworden ist.
    Die Beantwortung wird wohl Schadens Nachfolger obliegen. Der Bürgermeister wird nach seiner – nicht rechtskräftigen – Verurteilung im Prozess um die Spekulationsgeschäfte der Stadt Salzburg sein Amt am 24. September niederlegen. (Thomas Neuhold, 4.9.2017)

    Der Standard

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