Ek-Unfall in St. Valentin am 15. September 1988

  • Am 15. September 1988 hatte ich beruflich in Stadt Haag zu tun, als ich in den Nachrichten von einem folgenschweren Ek-Unfall in St. Valentin hörte. Ich fuhr hin und machte an der an der Rudolfsbahn zwischen dem Bahnhof St. Valentin und der Haltestelle Herzograd gelegenen Unfallstelle ein paar Fotos. Was war geschehen? Am späteren Vormittag (ca. 11:00 Uhr) war ein Richtung Steyr fahrender Regionalzug, bestehend aus der 1042 050, einem zweiachsigen Gepäckwagen und zwei vierachsigen Personenwagen, an einer mit Lichtzeichen gesicherten Ek mit einem von einem Lkw gezogenen Tieflader, auf dem eine Rüttelwalze geladen war, zusammengestoßen. Dabei entgleiste die 1042 050, drehte sich um die eigene Achse und kam entgegen der Fahrtrichtung schräg zur Gleisachse seitlich zu liegen. Der nach der Lok gereihte Gepäckwagen entgleiste mit beiden Achsen und kam ebenfalls annähernd quer zur Gleisachse in Schräglage zu stehen. Die beiden Personenwagen entgleisten ebenfalls, blieben aber fast aufrecht stehen. Der Tfzf. wurde schwer und einige Fahrgäste leicht verletzt.

    Die Unfallstelle auf Google Earth. Heute befindet sich dort eine Unterführung. In der rechten oberen Bildecke ist die Westbahntrasse zu sehen:

    Die Stirnfront der 1042 050 wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die Gummiräder der Rüttelwalze sind rechts und im Vordergrund zu sehen:

    Absperrungen waren damals noch nicht üblich, sodass sich die Schaulustigen inklusive Kleinkind bis unmittelbar an die Unfallstelle annäherten:

    Vor der Stirnfront der Lok ist die Walze der Rüttelwalze zu liegen gekommen:

    Durch die Entgleisung der Fahrzeuge wurde das Gleis schwer lädiert. Man beachte die kunstvoll verbogene Schiene und das unbeaufsichtigte Kleinkind umittelbar an der Unfallstelle:

    Ein beim Aufprall der Lok auf den Tieflader abgesprengter Fahrzeugteil wurde hochgeschleudert und durchschlug in rd. 50 m Entfernung die auf dem Dach des Supermarkts montierte Werbetafel:
    Fotos: dr. bahnsinn, aufgenommen am 15. 9.1988.

    Die 1042 050 wurde 2009 in die Vorheizanlage 011.43 umgebaut und steht laut Wikipedia in Wien-Matzleinsdorf.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Danke für diese exklusive Reportage.

    So weit ich weiß, ist die 011.43 (1042.050 II) nachher noch einiges rum gekommen (z.B. Wien Ost). Der letzte mir bekannte Standort ist Amstetten.

  • Damals hatte wohl noch keiner ein Problem damit, wenn Kennzeichen veröffentlicht werden.
    Wiederinbetriebnahme binnen 17 Stunden? Heutzutage ein Ding der Unmöglichkeit.

  • Danke für diese exklusive Reportage.

    Gern geschehen.

    PS.: Es ist übrigens kein Zufall, dass meine Fotos und die im von westbahn eingestellten EÖ-Artikel über den Unfall sehr, sehr ähnlich sind. :D

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Ich bin durch Zufall auf die Beschreibung des Unfalls gestoßen, der sich direkt vor meiner Haustüre ereignet hatte.Eigentlich kann ich mich noch recht gut an dieses Unglück erinnern und habe in meinem Archiv eingie Bilder gefunden. An diesem Tag hatte ich Rettungsdienst und saß gerade beim Essen, als ich ein lautes Rumpeln vernahm. Als ich aus dem Festern sah, fiel mir auf, dass aus dem nahegelegenen Supermarkt Menschen herausliefen. Erst beim zweiten Hinsehen bemerkte ich die kaputte Werbetafel über dem Eingang und ein Loch in der Decke des Spuermarktes. Es musste also etwas passiert sein. Ich rief daraufhin bei der Rettung, zog mir die Uniform an und machte mich zu Fuss auf den Weg zum nagehegelegenen Supermarkt. Zeitgleich mit dem Rettungswagen erreichte ich den Eingangsbereich des Marktes, der direkt neben dem Bahnübergang lag und war ziemlich überrascht. Die Lokomotive lag auf der Seite, der erste Waggon dahinter eingeklemmt und die beiden folgenden Waggons standen entgleist in Schräglage. Das Gleisbett war zerstört, ebenso die Oberleitung. Weit verstreut lagen Teile einer Baumaschine. Aus dem Zug kletterten einige Personen mit leichteren Verletzungen, vom Lokführer war allerdings keine Spur. Wir vermuteten, dass der Lokführer im Führerstand eingeklemmt war. Kurze Zeit später traf auch die Feuerwehr und der Rettungshubschrauber ein und die Suche nach dem Lokführer begann. Er wurde schliesslich gefunden und der Notarzt stellte fest, dass er noch am Leben war. Nach ca. 1 Stunde konnte der Mann geborgen werden und wurde mit dem Hubschrauber abtransportet. Er überlebte das Unglück mit schweren Verletzungen.
    Zum Unglück kam es, als ein Schwertransport, beladen mit einer Strassenwalze, den unbeschrankten Bahnübergang überquerte und mit voller Wucht vom Zug erfasst wurde. Während das Zugfahrzeug weitgehend unbeschädigt war, wurde der Tieflader wurde mitsamt der Walze zur Seite geschleudert und vollständig demoliert. Durch die Wucht des Aufpralls entgleiste der Zug, der glücklicherweise nur mit wenigen Fahrgästen besetzt war. Die Teile der Baumaschine lagen in weitem Umkreis verstreut und hatten auch den Supermarkt beschädigt.
    Die Aufräumarbeiten waren sehr schnell erledigt. Noch am selben Tag wurden die beschädigten Waggons abtransportiert und die Lokomotive mit zwei Teleskopkränen gehoben. Das Gleisbett war am nächsten Tag wiederhergestellt.