"Losch mi mit?"

  • Diese nette Idee darf ich Euch nicht vorenthalten ;)


    "Losch mi mit?“ macht Oetz mobil

    Die Gemeinde Oetz begegnet dem Mobilitätsproblem mit Solidarität. „Autostoppen“ wird damit wieder populär.

    Niedersitzen, um mitgenommen zu werden. Die neuen Mitfahrbänke in Oetz stellen die Frage: „Losch mi mit?“ (Foto: Reichle)

    gefunden in der Tiroler Tageszeitung

    Oetz – Die Zeiten, in denen man einfach den Daumen ausstreckte und auf einen Auto­fahrer hoffte, der einen mitnimmt, sind eigentlich vorbei – oder? Einst ein prägendes Element des Straßenbildes, sind Autostopper heute eher rar. Nicht in Oetz. Dort ist dies wieder im Kommen – so hofft zumindest die Gemeinde. Dem Mobilitätsproblem vieler älterer Mitbürger begegnet man in einer Art Solidaritätsaktion.

    „Wir haben viele Weiler und gleichzeitig Leute dort, die nicht so mobil sind“, betont Bürgermeister Hansjörg Falkner. Siedlungen wie Oet­z­er­au oder Piburg trennen nicht nur einige Kilometer vom Dorfzentrum, sondern auch ein nicht zu unterschätzender Höhenunterschied.

    „Wir haben uns überlegt, ein Taxi zu machen, wie ander­e Gemeinden.“ Tarrenz, Stams oder Nassereith konnten das bereits realisieren. Der Sozialausschuss der Gemeinde Oetz hatte dann aber eine andere Idee.
    Vergangene Woche wurden nun zehn Mitfahrbankln aufgestellt – in den Ortsteilen Ebene, Oetzerau, Piburg, Habichen und im Dorf.

    Wer sich darauf niederlässt, signalisiert damit, dass er eine Mitfahrgelegenheit braucht, erklärt Falkner. Jede Bank hat ein konkretes Ziel bereits vorgegeben. Von den Weilern geht’s ins Zentrum, vom Zentrum wieder in die einzelnen Weiler.
    Die Idee dahinter: „Viele Leute fahren täglich allein in ihren Autos. Es kostet kaum Zeit und kein Geld, auf dieser Strecke jemanden mitzunehmen.“ Das soll insbesondere die Situation im Sommer verbessern.

    Vor allem im Winter ist die Anbindung ans öffentliche Verkehrsnetz in Oetz nicht schlecht. Die vielen Skibusse haben zum Teil sehr hohe Taktfrequenzen. „Das wird gut genutzt“, betont der Dorfchef – auch von Nicht-Skifahrern.
    Die Idee der Mitfahrbänke ist übrigens nicht neu. Das Tiroler Netzwerk der „MobilitäterInnen“ hat Ähnliches bereits in Reith bei Seefeld, Oberperfuss und in Innsbruck umgesetzt. Auch in Oetz spielt beim Projekt die Kommunikation eine wichtige Rolle. „Gute Unterhaltung während der Fahrt!“ ist ein zentrales Element der Initiative, die heuer bereits mit dem Förderpreis der Sparkasse Imst Privatstiftung ausgezeichnet wurde. Dank der 5000 Euro, die man dabei bekommen hat, und zahlreicher Eigenleistungen ist die Umsetzung beinahe kostenneutral, wie Falkner betont.

  • Finde ich eine super Idee, ich hab den ein oder anderen schon mitgenommen und wenn einem der Gegenüber sympatisch ist, dann fahr ich auch durchaus mal 1-2 km Umweg, um ihn direkt ans Ziel zu bringen. (So z.B. jemand der im Bahnhof Strasshof das Heizhaus Strasshof gesucht hat)
    In einem Fall ist sogar eine Freundschaft daraus geworden. So lernt man sich im Ort vielleicht auch wieder kennen.

  • Ja, vor Allem am Land, wo man sich eh gegenseitig kennt, ist das schon sehr sinnvoll, und eine sehr menschliche Aktion.

    Richtig! Und die Kosten für die Gemeinde (Sitzbankerl und Taferl plus deren laufende Wartung) sind auch sehr überschaubar. Es wundert mich, dass da noch niemeand früher auf die Idee gekommen ist.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Die TT berichtete gestern drüber, es scheint wirklich eine sinnvolle Einrichtung zu sein!


    Bei den Mitfahrbänken kommen die Leute wieder ins Gespräch
    In Nordtirol gibt es bereits einige Mitfahrbänke. Die Unabhängige Arbeitsgruppe Umwelt installiert zwei Sitzgelegenheiten in Oberlienz.

    Von Christoph Blassnig
    Oberlienz – Auf einer Mitfahrbank kann man Platz nehmen, um zu signalisieren: „Ich habe einen Weg vor mir. Bitte bleib stehen und nimm mich ein Stück mit.“ Solche Mitfahrbänke gibt es in Tirol bereits in Reith bei Seefeld, in Oberperfuss und in Innsbruck. Die Unabhängige Arbeitsgruppe Umwelt (UAU) in Oberlienz enthüllt am 31. August ebenfalls zwei solche Sitzbänke.

    „Wir wollen in Zusammenarbeit mit der Gemeinde den guten Brauch beleben, jemanden ein Stück seines Weges mitzunehmen“, sagt Thomas Pedarnig von der Oberlienzer Arbeitsgruppe. Gegründet wurde diese vor 30 Jahren, als der Schleinitzbach in einem Rohr verschwinden sollte. Stattdessen hat die Umweltgruppe eine naturnahe Verbauung im Ort durchgesetzt, die bis heute die Menschen freut.

    Die beiden Sitzgelegenheiten erhalten einen Anstrich in strahlendem Gelb. Aufgestellt werden sie einmal an der Bushaltestelle beim Lebensmittelgeschäft gegenüber der Kirche, die zweite in Oberdrum, ebenfalls an einer Haltestelle des öffentlichen Nahverkehrs.

    „Oberlienz ist eine Zuzugsgemeinde“, freut sich Bürgermeister Martin Huber. „In den letzten Jahren wurde viel gebaut, und die Nachfrage ist ungebrochen. Ich könnte jede Woche einen Baugrund verkaufen.“ Der Kindergarten macht im Herbst eine dritte Gruppe auf, weil 50 Kinder gemeldet sind.

    „Allerdings kennen sich die Leute untereinander kaum noch, vor allem Alt und Jung“, meint der Ortschef, der die Aufstellung der Mitfahrbänke unterstützt, wie er sagt. „Ich sehe darin ein Zurück zum Ursprung. Früher war es eine Selbstverständlichkeit, dass man nicht vorbeifährt, sondern jemanden mitnimmt.“ Huber sieht in dem Projekt eine Nachbarschaftshilfe im Bereich Mobilität, die vor allem älteren Gemeindebürgern zugutekomme. „Diese Leute kaufen im Geschäft ein und müssen die Waren dann gewöhnlich heimtragen.“ Die Gemeinde stellt das Holz für die Bänke zur Verfügung. Als Basis dienen massive Betonsockel.

    Thomas Pedarnig betont ebenfalls die soziale Komponente: „Man lernt einander bei einer solchen Gelegenheit kurz kennen und erfährt, wo im Ort der andere wohnt. Zugezogene finden leichter Anschluss.“ Wenn die gegenseitige Scheu dem Miteinander weiche, sei allen geholfen. „Dann stehen die Türen offen.“

  • Einen netten Erfahrungsbericht über das Reisen vom Mitfahrbankl aus gabs vorgestern im Standard:

    Ohne eigenes Auto unterwegs: Wie Mitfahrbankerln auf dem Land funktionieren

    Auf dem Land werden mancherorts Bankerln aufgestellt, auf denen Platz nimmt, wer eine Mitfahrgelegenheit sucht. Aber klappt das auch? Ein Selbstversuch


    Franziska Zoidl
    25. Juni 2021, 12:08

    Morgens, 10.37 Uhr in Kindberg: Der Sonnenschirm ist bereits aufgespannt, ich nehme auf dem gelb-grün gestreiften Bankerl vor der Raiffeisenbank im steirischen Mürztal Platz. Die Sitzmöglichkeit dient nicht nur als Rastplatz: Es ist der "Bankerl-Express", auf dem sich niederlässt, wer eine Mitfahrgelegenheit in die Nachbarorte sucht. Die Mitfahrbankerln funktionieren wie Autostoppen – nur erspart man sich damit das mühsame Stehen an der Straße. Statt eines hochgestreckten Daumens gibt das Signal ein aufgespannter Schirm.


    Redakteurin Franziska Zoidl wartet auf eine Mitfahrgelegenheit. Foto: J.J.Kucek

    Ein Glück, denn die Sonne brennt an diesem Tag vom Himmel – und das Warten auf eine Mitfahrgelegenheit könnte dauern. Denn Corona hat den Bankerln, die sich von der kleinen Gemeinde Stanz im Mürztal – meinem Ziel – in die Nachbargemeinden ausgebreitet haben, einen Dämpfer verpasst.

    Wildfremde Menschen während einer Pandemie ins Auto steigen lassen? Das war zu Recht im letzten Jahr keine gute Idee. Jetzt, bei sinkenden Inzidenzzahlen, will ich es probieren. Und tatsächlich: "Wollen Sie mitgenommen werden?", fragt nach ein paar Minuten eine Seniorin, die ihr Rad abstellt, um ihre Maske aus der Tasche zu kramen. Bietet sie mir ihren Gepäckträger an? Leider nein. "Wird schon wer stehen bleiben", sagt sie, bevor sie ihr Rad Richtung Penny-Markt schiebt.

    Ich probiere unterschiedliche Autostopp-Methoden. Setze erst eine Maske auf, um meine Bereitschaft, mich Corona-konform zu verhalten, zu signalisieren. Nehme sie aber wieder ab, weil das vermutlich seltsam wirkt. Grinse jedes Auto an. Suche Blickkontakt mit Fahrerinnen und Fahrern. Manche verlangsamen tatsächlich. Leider vergeht mein hoffnungsfrohes Grinsen, als sich herausstellt, dass sie nur zum Bankomaten in der Bank hinter mir wollen und einen Parkplatz suchen. Seufz!

    Weiterlesen im Standard

  • Dieser Artikel aus der Tiroler Tageszeitung passt auch vom Dialekt her genau hierher!
    In einem kleinen Dorf wie Schönwies, wo eh Jeder Jeden kennt, kann das sogar funktionieren.

    Schönwieser setzen auf das „Mitfahrbankl“

    Letztes Update am Mittwoch, 21.09.2022, 07:09

    Schönwies – Vielen Tiroler Gemeinden ist es bereits gelungen, einer alten und beinahe vergessenen Tradition neues Leben einzuhauchen – ein Vorbild, dem nun auch die Gemeinde Schönwies folgen möchte. Die Rede ist von spontanen Fahrgemeinschaften, die sich an günstigen Plätzen fast wie von selbst bilden. Wer eine Mitfahrgelegenheit sucht, nimmt kurzerhand an einem gekennzeichneten „Mitfahrbankl“ Platz und wird von vorbeifahrenden Autofahrern aufgesammelt und Richtung Ziel gebracht. Der Schönwieser Gemeinderat sprach sich bei seiner Sitzung vergangene Woche einstimmig für das Projekt aus.

    Auch Bürgermeister Reinhard Raggl sieht in dem Projekt eine „gute Gelegenheit für Alt und Jung, etwas gemeinsam zu bewegen“ und hebt sowohl den geförderten Sozialkontakt als auch die Umweltfreundlichkeit hervor. Die Finanzierung des Mitfahrbankls wurde vom Gemeinderat bereits zugesagt. Bei einem Workshop zur „familien- und kinderfreundlichen Gemeinde“ am 22. September im Gemeindesaal wird mit Gemeindebürgern eine Umsetzung erarbeitet, um diese im Anschluss dem Familienausschuss vorzulegen. Die Idee zum Mitfahrbankl kam ebenfalls aus der Bevölkerung. (veo)