Zugunglück in Niklasdorf: Eine Tote und 22 Verletzte

  • Zitat von kurier.at

    ... hätte es im steirischen Niklasdorf eine Frontalkollision gegeben. Vermutlich hätte es dann noch weit mehr als ein Todesopfer, 29 Verletzte und einen Millionenschaden gegeben.

    Und das sagt ihm seine Glaskugel? Ich halte es für durchaus möglich, dass es bei einer Frontalkollision gar keine Toten gegeben hätte.

  • Im heutigen Kurier ist ein ausführlicher Artikel drüber:

    Zwei schwere Bahnununfälle, gleiche Ursache?


    Foto: EPA/BFV LEOBEN / SCHOENAUER HANDOUT Niklasdorf

    Cityjets lösten Unfälle in Niklasdorf und in Kritzendorf (NÖ) aus. Handys der Beteiligten wurden von der Polizei beschlagnahmt.

    Dominik Schreiber
    15.02.2018, 06:00
    Ein durchaus wahrscheinlicher Zusammenhang zwischen den beiden schweren Zugsunfällen in Niklasdorf (Steiermark, am Montag) und in Kritzendorf (Niederösterreich, kurz vor Weihnachten) mit insgesamt einer Toten und 41 Verletzten sorgt nun für Unruhe innerhalb der Bahngemeinde. In beiden Fällen dürfte der Triebfahrzeugführer eines der nagelneuen Cityjets ein Haltesignal übersehen haben. Im Fall Niklasdorf bestätigt das auch ein erster interner ÖBB-Bericht, der dem KURIER zugespielt wurde (siehe Faksimile).

    In beiden Fällen laufen die Untersuchungen der Ermittler noch, offiziell wird betont, dass die Ursache jeweils ungeklärt ist. In Kritzendorf soll der Cityjet vor dem Zusammenstoß drei Haltesignale übersehen haben, in der Steiermark fuhr er ebenfalls einfach aus dem Bahnhof – obwohl zumindest ein Haltesignal auf Stopp stand.


    Foto: /Kurier (Zug 1708 war der Cityjet)

    Im aktuellen Fall beschlagnahmten die Ermittler des Landeskriminalamts Steiermark jedenfalls nun erstmals die Mobiltelefone aller Beteiligten. Der Triebfahrzeugführer des Eurocity sowie jener des Cityjets – beide Österreicher und ÖBB-Mitarbeiter – mussten ihr Dienst- sowie ihr Privathandy abliefern. Diese werden nun von der Polizei analysiert, eine Premiere bei derartigen Unfällen. Das Verhör mit dem Cityjet-Lokführer wird aber ausfallen, es wird nur eine schriftliche Stellungnahme von ihm geben.

    Der fast idente Unfallhergang könnte jedenfalls den nagelneuen Cityjet in Verruf bringen. Die Frage, die in den nächsten Monaten geklärt werden soll, ist, ob es tatsächlich nur ein Zufall war, dass es gleich zwei solcher Unfälle mit dem neuen Prestigezug gab.


    Foto: APA/HERBERT P. OCZERET Kritzendorf (NÖ)

    "Die Anzahl von Signalüberfahrungen steigen europaweit an. Grund dafür ist die permanente Überfrachtung von Lokführern mit Zusatzarbeiten", kritisiert vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit. "Die Leistungskapazität jedes Menschen ist begrenzt. Vor allem in Arbeitsbereichen in denen es um die Sicherheit geht, in denen die gesamte Aufmerksamkeit keine Sekunde durch etwas anderes beeinträchtigt werden darf, dürfen Menschen nicht mit Zusatztätigkeiten überlastet werden", betont Hebenstreit. "Lokführer sollten sich nur auf das Führen der Züge konzentrieren müssen. Dazu hageln Meldungen via Zugfunk, Anweisungen über Diensthandys und -tablets, sowie Notrufe aus dem Fahrgastraum und Meldungen der Fahrzeugtechnik zugleich auf sie ein."

    Einsparungen
    Ein weiterer Grund für die zunehmenden Überfahrungen von Signalen könnte jedenfalls außerdem die Einsparung von Zugbegleitern sein. Früher kontrollierten diese etwa vor Fahrtantritt meist auch, ob alle Signale auf Grün standen – erst dann gab es eine Zugsfreigabe. Der Lokführer kontrollierte dies anschließend und fuhr los.

    Foto: Jürg Christandl// Kritik von Hebenstreit

    Züge wie der Cityjet haben aber mittlerweile keinen Zugbegleiter mehr an Bord, der Triebfahrzeugführer ist eigenverantwortlich und das Vier-Augen-Prinzip abgeschafft. Gerhard Tauchner, Vorsitzender der vida-Lokführerplattform fordert eine sofortige Evaluierung des Lokführerarbeitsplatzes und die Schaffung eines zeitgemäßen Berufsbildes. "Die physische und psychische Belastung wurde mit steigendem Kostendruck und zunehmender Digitalisierung immer höher. Nicht nur bei der Überfrachtung der Lokführer mit Zusatztätigkeiten wurde schon längst weit über das Ziel hinausgeschossen."
    (kurier)
    Erstellt am 15.02.2018, 06:00

  • Ich bin kein Fan von den reisserischen Artikeln von Dominik Schreiber, aber könnte er hier sogar recht haben?
    Ich meine, wenn ich mir den Cityjet von vorn anschaue, mit der doch ziemlich kleinen Frontscheibe, könnte es da sein, dass das Sichtfeld des Triebfahrzeugführers zu sehr eingeschränkt ist?

  • Schau, der Schreiber schreibt alles aus dem EBFÖ ab. Oder was glaubst, woher er den Auszug aus der Störungsmeldung hat, die ich hier schon am Montag in Antwort 10 wiedergegeben habe? Die eingeschränkte Sicht hat in diesem Falle mit dem Unfall gar nichts zu tun, denn die Gleise sind dort gerade. Da liegt die Version mit dem "Handy spielen" schon recht nahe, aber auch die mangelhafte Ausbildung ist anzuführen. Ich meine damit, dass heute aus Kostengründen Personen dafür verwendet werden, der keinen adäquaten erlernten Beruf mitbringen, dass vom AMS Zuckerbäcker oder Kistenschlichter geschickt werden, vom AMS die Ausbildung bezahlt wird und somit für die Produktion einen billigen Mitarbeiter bedeutet, da für Produktion keine Kosten entstehen. Um die eigentliche Verantwortung, die diesen Beruf ausmacht, schert sich keiner. Viele machen ihren Job nur wegen des Verdienstes, wissen am Anfang gar nicht, worauf sie sich einlassen, ob sie überhaupt für diesen Beruf geeignet sind, was an diesem Beruf (Schichtdienst, Nachtdienst etc.) hängt. Manche schaffen den Spagat vom Fahrzeugbeweger zum echten Lokführer, werden sich also der Verantwortung bewusst, manche bleiben Gehaltsempfänger, fahren nur "Schrott" zusammen.

  • Der Triebfahrzeugführer des Eurocity sowie jener des Cityjets – beide Österreicher und ÖBB-Mitarbeiter – mussten ihr Dienst- sowie ihr Privathandy abliefern. Diese werden nun von der Polizei analysiert, eine Premiere bei derartigen Unfällen.

    Wie oft wurde das schon im Straßenverkehr gemacht? Ich habe davon noch nie etwas gehört. Ich hoffe dieser Populismus (der wohl von Polizei oder Staatsanwaltschaft vorangetrieben wird) wird juristisch bekämpft.

  • In Kritzendorf soll der Cityjet vor dem Zusammenstoß drei Haltesignale übersehen haben, in der Steiermark fuhr er ebenfalls einfach aus dem Bahnhof – obwohl zumindest ein Haltesignal auf Stopp stand.

    Ein weiterer Grund für die zunehmenden Überfahrungen von Signalen könnte jedenfalls außerdem die Einsparung von Zugbegleitern sein. Früher kontrollierten diese etwa vor Fahrtantritt meist auch, ob alle Signale auf Grün standen – erst dann gab es eine Zugsfreigabe. Der Lokführer kontrollierte dies anschließend und fuhr los.
    Züge wie der Cityjet haben aber mittlerweile keinen Zugbegleiter mehr an Bord, der Triebfahrzeugführer ist eigenverantwortlich und das Vier-Augen-Prinzip abgeschafft.
    (kurier)

    Ich gehe davon aus, dass er mit "Haltesignale" Halt zeigende Signale meint: Natürlich, das geht ja so ohne weiteres, so weit zu fahren wie man will ... :rolleyes:

    Das mit den Zugbegleitern ist allerdings schon ein Punkt. Natürlich wirtschaftlich nicht vertretbar, und bei Güterzügen gibts ja auch nur den Tfzf. Aber wenn in Niklasdorf ein Wendezug gestanden wäre, dann hätte man sich diesen Unfall erspart.

  • Zitat

    Wie oft wurde das schon im Straßenverkehr gemacht? Ich habe davon noch nie etwas gehört.

    Natürlich wird "das gemacht"! Es steht eben nicht jeder Unfall in der österreichischen Blödzeitung. Bei einem Unfall mit Personenschaden wird mindestens eine Person der fahrlässigen Körperverletzung angezeigt (selbst bei einem Selbstmörder durch Zug der TFZf), was bedeutet, dass ein strafrechtliches Verfahren vorliegt und somit jede Art der Sicherstellung (§110 StPO) bzw. Beschlagnahme (§115 StPO) gerechtfertigt ist. Viel gängiger als die Sicherstellung bzw. Beschlagnahme eines Mobiltelefons ist die Rufdatenrückerfassung beim Netzanbieter, bei der nach einem richterlichen Beschluss Anrufe und SMS auf die Sekunde genau ermittelt werden können, denn Handydaten können die Besitzer löschen, Rufdaten eben nicht.

    2 Mal editiert, zuletzt von westbahn (15. Februar 2018 um 17:54)