Mariazellerbahn-Unfall 2018

  • Knapp eine Woche nach dem Zugunglück bei St. Pölten laufen die Ermittlungen wegen der Ursache.

    Der Lokführer hätte bald zum Lehrlokführer ausgebildet werden sollen. Gutachter und Sachverständiger sind jetzt am Wort – die Ermittlungen nach dem Zugunfall bei St. Pölten laufen auf Hochtouren. Wie berichtet, war ein mit rund 80 Personen besetzter Zug am 26. Juni gegen 7.15 Uhr in Gerersdorf (Bezirk St. Pölten-Land) auf dem Weg nach St. Pölten entgleist. Dabei kamen zwei Waggons seitlich zum Liegen, ein weiterer Waggon befand sich noch auf den Gleisen. Bei dem Unfall wurden drei Personen schwer und Dutzende leicht verletzt.

    Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung

    Der Zug war statt der erlaubten 35 km/h mit 55 km/h unterwegs gewesen. Gegen den jungen Lokführer (noch keine 30 Jahre alt) wird ermittelt. "Eine Vernehmung gab es noch nicht. Die Ermittlungen laufen in Richtung fahrlässiger Körperverletzung und fahrlässige Gemeingefährdung", so Leopold Bien, Sprecher der Staatsanwaltschaft St. Pölten zu "Heute". Zum derzeitigen Moment gebe es keine Ermittlungen gegen die NÖVOG, die Untersuchungen befinden sich aber noch in einem frühen Stadium.

    Ausbildung zum Lehrlokführer

    Eine NÖVOG-Sprecherin sagte zu "Heute" auf Anfrage: "Das überhöhte Geschwindigkeit vorgelegen hat, ist unstrittig. Ob es ein technisches Gebrechen oder menschliches Versagen war, ist noch unklar." Der betroffene Lokführer werde psychologisch behandelt, er sei "einer unserer besten, sehr besonnen, wir sind wirklich betroffen". Der junge Mann – seit vielen Jahren im Betrieb – habe sich bisher noch nichts zu Schulden kommen lassen. Im Gegenteil, er wurde sogar vorgeschlagen, um die Ausbildung zum Lehrlokführer zu machen. Jetzt werden die Ermittlungen abgewartet. Diese Woche soll es noch ein Gespräch zwischen dem Lokführer und dem Betriebsleiter geben, dann sollen die Vernehmungen mit der Polizei erfolgen.

    Sperre der Mariazellerbahn morgen aufgehoben

    Nach dem Zugunfall wird die Sperre der Mariazellerbahn zwischen St. Pölten und Ober-Grafendorf wie geplant morgen, Dienstag, aufgehoben. Im Zuge der Reparaturarbeiten wurden u.a. neue Masten errichtet, die Oberleitung instand gesetzt und das Gleis neu eingeschottert. Noch in dieser Woche soll laut Betreiber, der NÖVOG, auch eine Begutachtung durch den Triebwagenhersteller erfolgen. Geprüft wird, ob die zulässige Höchstgeschwindigkeit durch technisches oder menschliches Versagen überschritten wurde. Bis ein Ergebnis vorliege, könne es noch eine Weile dauern.

    http://www.heute.at/oesterreich/ni…uehrer-48369246


    Zitat

    Diese Woche soll es noch ein Gespräch zwischen dem Lokführer und dem Betriebsleiter geben, dann sollen die Vernehmungen mit der Polizei erfolgen.


    Also eine höchst bemerkenswerte Ermittlungstaktik haben die Landeier dort!

  • Ich find' das logisch.

    Durch den Schock hat der Lokführer zumindest eine Teilamnesie, drum muss ihm der BL erzälen, wie es zugegangen ist. Damit er sich wieder richtig erinnert und nix durcheinanderbringt...

    :D

  • Auch die NÖN können mit einem journalistischen Schmankerl aufwarten:

    Gefunden in der NÖN-Printausgabe KW 27 vom 3. 7. 2018 auf S. 16 der Landesausgabe.

    PS.: Die Wortschöpfung "Triebwerkwaggons" ist eine Kreation der KURIER-Redaktion.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Meine Theorie zum Unfallhergang:
    Zu den Fakten:
    1. Den Medienberichten konnte man entnehmen, dass sich der Unfall um 07:15 Uhr ereignete.
    2. Die Planabfahrtszeit des R 6856 in Ober-Grafendorf ist 07:04 Uhr.
    3. Die Entfernung Obergrafendorf - Unfallstelle beträgt ca. 2,3 km.
    4. Laut Open Railway Map beträgt die V/max ab Ober-Grafendorf bis zum Rechtsbogen wenige hundert Meter vor der Pielachbrücke 80 km/h und dann bis zum Geschwindigkeitsbruch auf 35 km/h bei der Pielachbrücke 60 km/h.
    5. Die Fahrzeit zwischen Ober-Grafendorf und dem Unfallort dürfte daher maximal drei Minuten betragen haben.
    6. Man kann daher davon ausgehen, dass der R 6856 in Ober-Grafendorf um 07:12 Uhr abgefahren ist und somit ca. 8 min verspätet war.
    7. Die Planankunftszeit des R 6856 in St. Pölten ist 07:22 Uhr. Das ergibt zum RJ 542 (Planabfahrt 07:30 Uhr von Bahnsteig 5) nach Salzburg eine Übergangszeit von 8 min, zum RJ 541 (Planabfahrt 07:32 Uhr von Bahnsteig 3) nach Wien Hbf. eine solche von 10 min. Bei einer Ankunftsverspätung des R 6856 von 8 min in St. Pölten Hbf. ist der RJ 542 fort und den RJ 541 erlaufen junge Menschen gerade nicht mehr und ältere schon gar nicht.

    Man kann sich daher leicht ausmalen, dass die Anschlussreisenden dem Zugpersonal die Hölle heiß machten, um ihre Anschlüsse noch zu erreichen und der Tfzf. daher versuchte, noch möglichst viel Zeit aufzuholen. Dabei dürfte er vor der Pielachbrücke den Bremspunkt verpasst/übersehen haben.....

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Nun, eine sehr vage Konstruktion. Wenn sich ein Triebfahrzeugführer von den Fahrgästen piesacken lässt, ist er wohl am falschen Platz! Und diese Version sollte er keinesfalls in seinen Einvernahmen kundtun.

  • Nun, eine sehr vage Konstruktion. Wenn sich ein Triebfahrzeugführer von den Fahrgästen piesacken lässt, ist er wohl am falschen Platz! Und diese Version sollte er keinesfalls in seinen Einvernahmen kundtun.

    Das Zugpersonal stammt womöglich aus der Region, Fahrgäste und Personal kennen sich, es liegt daher nahe, dass man einen Gefallen machen will.
    Wie oft ist das sich Kennen in der Vergangenheit zwischen einem Gendarmen/Polizisten vom örtlichen Posten und einem guten Bekannten aus dem Ort schon Gegenstand einer Gefälligkeit durch den Ordnungshüter gewesen?
    Du solltest es wissen.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • In so ziemlich allen Regionalausgaben der Bezirksblätter findet sich dieser Artikel, in dem der SPÖ - Verkehrssprecher beklagt, dass das Abschaltes des Stroms so lange gedauert hat, und dass keine Fahrdienstleiter im Zug mitgeführt werden ;)

  • ..........und dass keine Fahrdienstleiter im Zug mitgeführt werden.

    Genau. Wir fordern daher, dass jeder Zug seinen eigenen Fahrdienstleiter mitführen muss. :D

    Andererseits: Was soll ein Fdl im Fall des Unfalles vor Ort genau machen? Das muss mir der Herr Razborcan, als früherer NÖGKK-Mitarbeiter und jetziger SPÖ-Bezirksparteisekretär natürlich profunder ÖV-Auskenner, noch genauer erklären.

    Für die Stromversorgung und Fahrleitungsinstandhaltung der Mzb ist die EVN zuständig. Das war noch zu ÖBB- und NEWAG-Zeiten schon so.

    ........der SPÖ - Verkehrssprecher beklagt, dass das Abschaltes des Stroms so lange gedauert hat.......

    Es liegt mir fern, NÖVOG und EVN zu loben, aber bei Unfällen im Kompetenzbereich der ÖBB hat es bis zu Fahrleitungserdung öfters schon viel länger gedauert.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Ich habe 1983 als Technikstudent ein Ferialpraktikum bei der Elektrostreckenleitung gemacht!
    Da wurde ich sofort in die Notfallerdung eingewiesen und habe eine Erdung auch sofort durchgeführt! An jedem Bahnhof gab es Erdungsstangen und mir wurde gesagt, dass ich bei einem Notfall selbstverständlich sofort erden dürfte! Warum kann das heute nicht mehr den Leuten einer Feuerwehr beigebracht werden. Ist ja nicht so schwer und sollte ich heute auch noch können.