Kesselrohrtausch bei der 92.2271 des LV Zwettl erforderlich

  • Erstellt am 09. August 2018, 05:00 von Markus Füxl

    Zwettl:Wenn die Lok zum Service muss...

    Bevor die Zwettler Dampflok nächstes Jahr ihren 100. Geburtstag feiern kann, müssen heuer noch alle 172 Kesselrohre getauscht werden.

    Karl Wasinger überprüft die Zwettler Dampflok. Die 172 Kesselrohre in der Mitte müssen getauscht werden. | Markus Füxl

    „Wenn man nur einen Fehler macht, zeigt sie einem das sofort. Man kann mit ihr fast reden“, sagt Karl Wasinger. „Sie“ ist die Dampflok 92.2271 des Zwettler Museum-Lokalbahnvereins. Aktuell steht sie im Heizhaus und schweigt.
    „Bei einer Ausfahrt vor einigen Wochen hat mein Sohn Thomas ein Säuseln in der Führerbox gehört“, sagt Wasinger. Bei einer Kontrolle entdeckte er neun undichte Rohre im Kessel. Eigentlich wäre die Lok 2020 einer inneren Kesseluntersuchung unterzogen worden. Jetzt müssen aber frühzeitig alle 172 Kesselrohre ausgetauscht werden.
    Kohle und Wasser bewegen 200 Tonnen
    „Die Rohre haben eine Länge von vier Metern, dort findet die Wärmeübertragung zwischen der Feuerbox und dem vorderen Teil der Lok statt“, erklärt Wasinger. Sprich: Ohne sie läuft nichts. Ein Kesselinspektor muss den Kessel untersuchen, dann werden neue Rohre in den Kessel eingeschweißt bzw. eingewalzt. Abschließend wird Wasser mit 18 Bar durch den Kessel gedrückt, um zu überprüfen, ob alles dicht ist.
    Aktuell ist der Verein noch mit den Vorbereitungsarbeiten beschäftigt. Der Feuerschirm in der Feuerbüchse sowie der Heizrost wurden bereits ausgebaut, ebenfalls das Funkensieb in der Rauchkammer und der Betonboden abgebrochen.
    Eine aufwändige Arbeit, die Wasinger und sein Team aber gerne machen, um die Lok wieder zum Laufen zu bringen: „Man pulvert bei einer Ausfahrt zwölf Stunden Energie rein, um dann zuzusehen, wie Kohle und Wasser einen Zug mit 200 Tonnen bewegen kann. Das ist faszinierend“, erklärt er seine Leidenschaft.
    Sein Vater arbeitete bei der Bahn, als Sechsjähriger durfte Karl Wasinger manchmal selbst auf der Lok mitfahren. „Da haben sie mir im Kopf etwas eingebaut, das seitdem drinnen ist“, sagt er lachend.
    Die Kosten für den Rohrwechsel bewegen sich zwischen 30.000 und 40.000 Euro. Zubehör ist noch nicht inkludiert, so kostet etwa das Material für einen neuen Feuerschirm knapp 1.000 Euro.
    Um die Kosten stemmen zu können, veranstaltet der Verein am 8. September das Fest „Kohle für den Kessel“ am Zwettler Bahnhof. Dabei wird auch die frisch servicierte Diesellok präsentiert. Sie kommt auch bei der Sturmfahrt und der „Zeitreise in die 70er“ am 22. September als Ersatz der Dampflok zum Einsatz. „Uns war wichtig, dass die Fahrt stattfindet. Die Dampflok geht knapp 30 km/h, es wird halt eine etwas weniger stürmische Sturmfahrt“, sagt Wasinger und lacht.
    Die Sonderfahrt „Loko-Motion-Vital“ am 19. August musste wegen der Arbeiten an der Dampflok bereits abgesagt werden. Die Advent-Dampfbummelzüge sollen aber wieder planmäßig stattfinden, verspricht Wasinger.
    Lokalbahnverein feiert 100. Geburtstag
    Nächstes Jahr feiert der Museum-Lokalbahnverein den 100. Geburtstag der Dampflok. Geplant ist eine Fahrt mit zehn Wägen nach Waldhausen. „Das wird spannend, da sind wir an unserer Belastungsgrenze“, sagt Wasinger.
    Bis dahin gibt es für den Museums-Lokalbahnverein noch viel zu tun. Aktuell wartet man auf eine Entscheidung, ob man die Strecke Schwarzenau-Waidhofen nutzen darf.
    Die Einreichplanung soll noch im August fertiggestellt und den Behörden übergeben werden.

    NÖN

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Kann mich noch an ein Video der Belastungsprobefahrt mit einem kurzen Güterzug vor rund 10 Jahren erinnern. Die Maschine kann für ihre Größe ordentlich Schnaufen.