Mit dem Schnellzug durch die Hecke - 9: Valea lui Mihai (50 B.)

  • Hallo!


    Zum vorherigen Teil der Serie:
    Mit dem Schnellzug durch die Hecke - 8: Debrecen (50 B.)
    http://www.mstsforum.info/index.php?topic=3917.0


    Das Video zu dem Teil:


    29. 7. 2018

    Um 5:27 stieg ich Sonntag Früh in Haláp - eine Station vor Vámospércs - aus. 418.321 und 418.198 zogen Sz 6810 weiter bis Nyírábrány.



    Zu Sonnenaufgang stieg der Dunst von den Wiesen und Felder auf. Die Siedlung südlich der Bahn konnte man nur über eine unbefestigte Straße erreichen.



    Richtung Dorfzentrum.


    Bei der Stimmung wäre doch ein Zug ganz nett.


    Ah, da ist ja einer.
    Eine Passagierin wartete schon seit meiner Ankunft auf den Zug Richtung Debrecen.


    FOXrail Kutter 609 008 dieselte mit einem Containerzug nach Rumänien.


    Sonnenstrahlen und Bodennebel verwandelten den Pusztahain in einen Märchenwald.


    Um 6:30 näherte sich Sz 6817 Nyírábrány - Debrecen aus Vámospércs.



    Die nun alleine zuständige 418.198 sorgte für ein Abfahrtsspektakel, hier zu genießen:



    Die Haltestelle bietet luxuriöse Infrastruktur.


    Um 6:55 rauschte die abends zuvor am Gegenzug gesichtete 418.326 mit IC 1406 "Corona" Braşov - Budapest-Keleti auf die Minute pünktlich vorbei, die Nachtzugwagen befinden sich im hinteren Zugteil. Auf Video sucht man die Szene leider vergeblich, weil sich die neue Kamera wieder einmal von selbst abschaltete - den Rest der Reise checkte ich dann immer doppelt, und es passierte auch nicht mehr.


    Meine Abfahrtszeit war schon um 7:29 gekommen, die originalmotorisierte 418.177 wurde wie am Vortag für internationale Regionalzugdienste eingeteilt - hier mit Sz 6812 Debrecen - Oradea.


    Ich nahm Platz in einem erneuerten Achterabteil.


    Am ungarischen Grenzbahnhof Nyírábrány ging alles nach Plan von statten. Die in der Früh überstellte 418.321 hatte Sz 6827 Baia Mare - Debrecen aus Valea lui Mihai gebracht.


    Nach doch nicht ganz so kurzer Fahrt erreichten wir den rumänischen Grenzbahnhof Valea lui Mihai (ungarisch: Érmihályfalva) - inklusive einer Stunde Zeitumstellung - um 9:22.


    Top-Eisenbahninfrastruktur-Feature ist hier die Gruppe an k.u.k.-Formsignalen.


    FOXrail 609 008 kennen wir schon, wird notiert.


    Buntes Treffen der Züge als ich noch im Waggon wartete, während ein freundlicher Grenzbeamter meinen Personalausweis überprüfte. Viele andere internationale Reisende sah ich in dem Zug nicht.


    Dann durfte man aussteigen und die geballt auftretende klassische Dieselpower bewundern.



    Ans andere Ende von R 6812 hatte 820 361 für die Fahrt bis Oradea rangiert.


    Kutterparade inklusive 601 213. Ich bemerkte, dass die UIC-Beschriftung an der Front zumindest in etwas subtilerer Schrift angebracht worden war als in anderen Landesteilen.



    Nach der Grenzkontrolle blieb nicht so viel Zeit bis zum ein paar hundert Meter entfernten Bahnübergang an der südwestlichen Ausfahrt zu gelangen. Ich marschierte in der Hitze mit vollem Gepäck, begegnete gleich nach der ersten Minute auf rumänischen Straßen einem Fuhrwerk und erwischte doch noch die Ausfahrt Richtung Oradea mit einem spontanen Ortsdurchblick. Die Ankündigungsschilder an der Strada Vörösmarty Mihály sind neu, der doppelte Bahnübergang über die Strecken Richtung Episcopia Bihor / Oradea und Debrecen gute alte Technologie.


    Nur fünf Minuten später machte sich 418.177 auf den Weg zurück nach Ungarn, hinten die Strecke nach Oradea.


    Und so konnte man auch dieses Motiv sehr effizient abhaken.


    Entlang der Häuschen wanderte ich weiter zum Topmotiv des Grenzbahnhofes, mit Jimmy 640 922 dank Umleiter-IC.


    Nun ging es stadtauswärts durch typisch altungarische Gassen, von denen viele nicht asphaltiert sind. Besonders reizvoll fand ich die Vielzahl an Obstbäumen - fast alle gerade reif - an jeder Ecke.


    Bei der Herfahrt hatte ich einen netten Bahnübergang an der Strada Octavian Goga mit Blick auf die Puszta Richtung Ungarn erspäht. Angenehmerweise gab es hier auch genau richtig ein Schattenplätzchen zum Warten. So hatte ich es gemütlich, bis Sz/R 6822 Debrecen - Satu Mare um 11:17 hinter der nicht ganz so frischen 418.325 eintraf.


    Jawohl, ein MÁV-Zug in Rumänien.


    Magyar Magánvasút Faur 429 009 hatte ich schon in aller Früh in Debrecen gesichtet (siehe vorheriger Teil).


    Ich machte mich gerade zum Wechsel an die andere Strecke auf, da wurde 418.325 zurück überstellt.


    Ich wollte eigentlich weiter hinaus aus dem Ort, doch das Motiv beim Bahnübergang an der Strada Charles Darwin gefiel mir gut. Das Videostativ stellte ich hier in der ärmlichsten Ecke von Valea lui Mihai jedoch nicht auf, weswegen auch diese Szene auf Film fehlt. Den FOXrail Kutter hatte man davor schon Richtung Oradea ausfahren gehört, doch ich wartete auf den planmäßigen Zug.


    Da dieselte die GM mit IR 1367 "Hargita" Budapest-Keleti (ab 6:07) - Braşov (an bei der Umleitung 02:07! - mit 19 Stunden (1h Zeitumstellung) eventuell der zeitlich längste Tageszuglauf in Europa?) um 12:49 daher.


    Ein Junge hütete daneben Ziegen, ebenso gab es einen leicht erhöhten Blick über die Stadt.


    Wir sind wahrlich angelangt im Land der Heckenschnellzüge!


    Nun beeilte ich mich, denn - Schande über mich, und ich sollte es auch teilweise bereuen - aufgrund der schlechten Zugverbindungen plante ich das einzige Mal auf dieser Reise mit dem Bus weiterzufahren. Dieser sollte um 13:00 von der "Kry-Bel"-Bar im Stadtzentrum abfahren, dafür blieben nur noch 10 Minuten. Tatsächlich schaffte ich es rechtzeitig zur Bar, und es war auch kein Bus vorbeigekommen. Ich wartete noch ein paar Minuten, doch irgendetwas stimmte nicht. Man befand sich hier am Drum național 19C aus Richtung Ungarn, den Ort konnte der Bus aus Oradea ohne Wendemanöver eigentlich nicht passieren. Und Anzeichen für eine Haltestelle gab es ebenfalls nicht. Nun - das Rätsel würde bald gelöst werden...

    Zumindest hatte ich so Zeit, das schön hergerichtete Zentrum anzuschauen. Meister Adebar segelte soeben heran.


    An der reformierten Kirche hing die ungarische Flagge. Auch Jugendstil-Elemente fanden sich.


    Die Synagoge.


    Für Storchennachwuchs ist gesorgt.


    Falls jemand für die nächste Tour einen Dacia 1310 Berlina will - um heiße zwei Riesen ist er zu haben. ;)


    Ich marschierte weiter zum Kreisverkehr mit dem Drum național 19 Oradea - Satu Mare - Livada. Tatsächlich, ein paar Meter Richtung Oradea befand sich die Bushaltestelle. Und was noch? Eine zweite "Kry-Bel"-Bar!
    Na, zumindest wusste ich es jetzt. Der nächste Bus sollte um 15:00 fahren, und ein Supermarkt befand sich auch gleich daneben. Da konnte man sich von den über 30 Grad draußen abkühlen und ordentlich Flüssigkeitsnachschub besorgen. Danach hieß es etwas entspannen. Wolken hatten sich bei der Hitze und Luftfeuchtigkeit schnell aufgebaut und entluden sich in der Zwischenzeit in einem heftigen Schauer. Der Bus in die andere Richtung kam ziemlich verspätet daher, so wusste ich wenigstens nach was man Ausschau halten musste... es war ein - Marschrutka-ähnlicher Kleinbus. Für die Strecke Oradea - Satu Mare - Baia Mare. Nach 14:45 packte ich meine Sachen zusammen und schaute einen Moment nicht auf die Straße, da rauschte genau einer dieser Kleinbusse Richtung Baia Mare vorbei. Ein paar Flüche folgten, doch noch blieb ich. Eine Dame stand ebenfalls an der Straße und versuchte sich vergeblich beim Autostoppen. Immerhin: bald nach drei folgte der richtige Kleinbus, und der blieb sogar für mich stehen. Erleichterung folgte, und wenigstens war noch ein Sitz für mich frei. In Marschrutka-Manier wurde die Fahrkarte nach Baie Mare um 30 Lei von den Passagieren zu mir nach hinten gereicht. Mit dem früheren Bus wäre ich vielleicht nur nach Satu Mare gefahren, wo wir eine Pause einlegten. Zum nahen Bahnhof wagte ich jedoch nicht zu schauen, denn es kamen schon einige neue Fahrgäste. Jemand hatte einen Welpen bis her in einem Käfig transportiert, nun wurde er draußen von den Leuten bewundert. Die Pause stellte sich als Fehler heraus: bisher war es nämlich aufgrund der Zugluft halbwegs erträglich, doch im Stehen heizte sich der Innenraum auf fast 40 Grad auf. Die Passagiere stöhnten, dazu wurden nun auf der Fahrt bis Baia Mare immer mehr Leute aufgenommen, so dass einige im Gang standen. An den folgenden Haltestellen musste der Fahrer die Leute einfach auf den nächsten Bus (zwei Stunden später) warten lassen. Zumindest ließen es sich die rumänischen Passagiere nicht widerstandslos bieten, Fotos wurden angefertigt und Beschwerdeschreiben angekündigt. Es kam heraus, dass das Unternehmen offensichtlich nicht genügend Fahrer für größere Busse parat hatte.

    Ich hätte nicht gedacht, dass das noch eine Möglichkeit wäre, aber wir kamen um 17:45 in Baia Mare an. Auch hier beschwerten sich Passagiere, dass man nicht ins Zentrum fuhr. Doch besser für mich konnte der Bus nicht stehenbleiben, am Busbahnhof genau neben dem Hausbahnsteig des Bahnhofs. Mit dem Zug wäre ich erst um 21:54 hergekommen. In manchen Systemen fand sich zwar noch ein früherer Astra Trans Carpatic Interregio von Satu Mare, doch dabei handelt es sich nicht um real existierende Leistungen. Solche "Geistertrassen" sind mir gelegentlich aufgefallen.


    IR 1642 nach Bukarest - Planabfahrt 17:52 - vor gigantischer Stimmung, im Hintergrund zuckten sogar gelegentlich Blitze!


    Beim Filmen der Abfahrt ging ein Typ am Bahnsteig auf mich zu und stellte sich genau vor mich hin, weswegen die Szene im Video (Minute 6:00) nur verkürzt zu sehen ist. Ich hatte ein rotes Hemd an, und er redete die ganze Zeit von etwas Rotem, weswegen ich nach anfänglichem Ärger zur Überzeugung kam, dass es sich wohl eher um ein mentales Handycap handeln musste. Angesichts der Wolken hieß es im Anschluss schnell einkaufen und zum Eurohotel am Bulevardul București Richtung Zentrum. Die Rezeptionisten empfingen mich sehr freundlich, und auch das Zimmer war für den Preis sehr in Ordnung. Ich schlief bald ein...


    30. 7. 2018

    ... denn am nächsten Tag musste man schon um 4:30 raus - laut innerer MEZ-Uhr war das 3:30. Die nette Rezeption hatte mir ein Lunchpaket zusammenstellen lassen. Ich nahm die effektivste Abkürzung durch die Plattenbauten und erreichte so bald den Bahnhof.


    Der Triebfahrzeugführer pflegte seinen Jimmy vor der Fahrt mit IR 1746 Richtung Bukarest bis Dej - der recht volle Mond kam heraus, ein schöner Morgen konnte beginnen. Ich nahm Platz im Abteil, eine fünfköpfige Familie mit kleinen Kindern setzte sich dazu. Bald würden sie mehr Platz bekommen, denn ich fuhr nicht weit...