Mit dem Schnellzug durch die Hecke - 10: Jibou (50 B.)

  • Hallo!


    Zum vorherigen Teil der Serie:
    Mit dem Schnellzug durch die Hecke - 9: Valea lui Mihai (50 B.)
    http://www.mstsforum.info/index.php?topic=3918.0


    Das Video zu dem Teil:


    30. 7. 2018

    In Ulmeni Sălaj stieg ich von Baia Mare kommend aus. 641 363 mit IR 1746 Baia Mare - Bukarest fuhr pünktlich im leichten Morgennebel um 5:48 ab.


    R 4043 Jibou - Baia Mare wurde hier gekreuzt und verließ die Station in Form eines modernisierten ex-DB 614ers ebenfalls pünktlich um 5:51.



    Die Sonne erhob sich aus dem Nebel des Flusses Someș. Ulmeni (deutsch: Ulmendorf, ungarisch: Sülelmed) liegt wie Baia Mare heutzutage im Kreis Maramureș, der Bahnhof ist jedoch mit dem Zusatz "Sălaj" nach dem südlich angrenzenden Kreis versehen. Es war einst Teil des 1876 in Siebenbürgen gebildeten ungarischen Komitats Szilágy, welches nach dem 1. Weltkrieg zu Rumänien gelangte. Durch die Verwaltungsreform 1960, die auch dazu dienen sollte gewachsene Strukturen zu zerstören und Minderheiten Autonomie zu nehmen, wurde das Gebiet um Ulmeni dem Kreis Maramureș übertragen.


    Um 6:37 erwartete ich die Ausfahrt von R 4045 Jibou - Baia Mare... es kam: Kutter 620 741 mit drei Wägelchen (Ausfahrt auf Video bei Minute 6:25)!


    Mond und Gleiswaage wurden passiert.



    Die Kuhherde kam leider zwei Minuten zu früh am Schranken vorbei.


    Ich ging durch den Ort entlang netter Häuser Richtung Someș-Brücke. Nach dem Hundebisserlebnis im März habe ich auf Fußwegen am rumänischen Land nun stets das Stativ griffbereit, doch hier gab es fast nur eingesperrte Wachhunde. Lediglich ein Viech war mir nicht geheuer, denn der schaffte es über den Zaun zu springen und brachte fast ein kleines radfahrendes Mädchen zu Fall.


    Am Bahnübergang der Strada Petre Dulfu erwischte ich endlich Kühe, welche von einem Herrn auf dem Klapprad zum Weiden am Straßenrand geführt wurden.


    Ich hatte Zeit bis zum nächsten Zug und frühstückte am Someș-Ufer. Rechts die Eisenbahnbrücke, links als Highlight eine Autofähre - doch wohl zum letzten Mal zu erleben, denn die Straßenbrücke befand sich im Bau.


    Im Morgenverkehr waren die Fährleute gut beschäftigt - und sind wohl bald arbeitslos...


    Fußgänger und Radfahrer nahmen ohnehin die Eisenbahnbrücke.
    Der erste Nachtzug stand um 8:01 an, der saisonale IRN 1945 Mangalia - Baia Mare - Satu Mare. Dieser sollte gekreuzt werden von R 4042 nach Jibou. Ich platzierte mein Mikrofon für den Videoton etwas von der Straße entfernt (Leute, die mit mir schon auf Reisen waren, kennen das "Sound-Laberl" - bestehend aus Aufnahmegerät, "Dead Kitten"-Windschutz und Tasche mit Riemen - , das immer wieder für Erheiterung und Verwirrung sorgt und schon an vielen Orten dieser Welt gelegen ist) und positionierte mich am Bahnübergang. Kurz darauf kamen plötzlich zwischen den Häusern zwei junge Schäferhunde hervor, rannten stracks über die Schienen - und schon hatte einer den Riemen des Mikrofons im Maul. Einheimische in der Ferne verfolgten lachend, wie ich schnell das Stativ packte und nachlief. Glücklicherweise waren es harmlose Jungtiere, die das Ding bald fallen ließen. Ich hatte es schon verloren gewähnt, doch nun konnte es sogar noch einmal für die Aufnahme aktiviert werden. Nur der fellartige Windschutz fehlte. Leider verpasste ich den 76er Richtung Jibou mit dem Brückenmotiv, das musst letztendlich ein Nachschuss auf den Nachtzug regeln.
    Die nächsten Minuten vergingen zäh, denn lange wollte ich es nicht schon wieder alleine lassen. Aber dann hörte man es im Bahnhof tröten, und es bog der IRN mit noch alt beschrifteter GM 65-1300 um die Ecke - die ich übrigens auf einer der ersten Rumänien-Reisen im Winter 2015 mit "Hargita" erwischt hatte, siehe: "Winter in Rumänien 2015 - 2: Cluj - Viseu".


    In der letzten halben Stunde hatte sich der Nebel komplett gelichtet, was Panoramen mit Hügeln im Hintergrund ermöglichte. Der "Jimmy" fuhr fröhlich trötend mit eindrucksvoller Wagenkette vorbei.



    Ich sammelte die Sachen ein und fand tatsächlich noch das "Dead Kitten" am Boden, von dem ich ausgegangen war, dass das die Hunde am meisten interessiert hätte. Es wurde alles desinfiziert und eingepackt. Danach wurde Ulmeni erkundet, welches für einen Ort dieser Größe gut ausgestattet ist. Sogar eine Kirche mit Holzturm findet sich hier.


    Um 8:50 sollte der ganzjährig verkehrende IRN 1641 Bukarest - Baia Mare eintreffen. Warum die Passagiere bei der Ankunft von RE 4096 Baia Mare - Jibou um 9:30 die Hände über dem Kopf zusammenschlugen? Nun: vermutlich fehlte ihnen der Zugriff auf http://appiris.infofer.ro/MyTrainRO.aspx , welches ihnen gesagt hätte, dass IRN 1641 momentan eine Stunde Verspätung mitschleppte. Und sonst gab es keine Verbindung nach Baia Mare bis Mittag.


    Die Frage: was tut RE 4096? Denn eigentlich war der Plan, damit nach Jibou zu fahren.


    Für 10 Minuten Fahrzeit - bis Benesat - gab es keine Kreuzungsmöglichkeit. Und tatsächlich - wir warteten bis 9:49, als der Nachtzug endlich eintraf. In der Zwischenzeit hatte ich es mir im halbwegs klimatisierten Desiro gemütlich gemacht und entdeckte dabei gleich die Möglichkeit, den Kutter kreativ umzusetzen.


    Wichtig war, dass sich ein Schlafwagen im Verband befand - check. Ebenso fiel mir auf, dass die aktuelle Fahrplangestaltung der CFR kleine Verspätungen kaum ins Gewicht fallen ließ - die wurden meist gleich aufgeholt. Einzelne Züge waren stark verspätet wie dieser hier, die meisten verkehrten jedoch eigentlich sehr pünktlich.


    Ein Schaffner und sein fetter Kontrollor schauten sich mein Ticket an - Regionalzugkarten kaufte ich vor Ort, fast alle IR-Tickets wurden online beschafft. Nach zehn angekommen am Bahnknotenpunkt Jibou (Audio-Aussprache findet man hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Jibou ), nun im Kreis Sălaj mit naher Hauptstadt Zalău.


    Um 10:19 kam IR 1545 aus Satu Mare als Desiro-Doppel an. Mein Zug aus Baia Mare hieß nicht RE 4096 für nichts - man kuppelte eine majestätische Dreifach-Traktion zusammen und setzte die Fahrt um halb elf als IR 1545 nach Dej und Cluj fort.


    Ein altlackierter ex-DB 628er stand vorne im Depot abgestellt, Ferkeltaxen nur weiter hinten. Als R 4451 aus Zalău Nord kurz vor Plan um 10:33 als Desiro eintraf, war ich eher der Meinung keine Ferkeltaxe mehr im Betrieb zu sehen.


    Ich besorgte ein Rom-Eis und Getränke im Markt der nahen Tankstelle, wo sich gerade die lokale Polizei versammelt hatte. Dann wurde bald ein Desiro-Doppel als R 4047 mit Abfahrt um 11:55 nach Baia Mare bereitgestellt. Mein Ziel war, wie man sieht: Benesat.


    Ich hatte eine Wanderung bis zur Wiese über den Felsen im Hintergrund vor, doch zunächst konnte ich mich noch zwei Stunden auf einer Bank im Schatten entspannen, denn bei deutlich über 30 Grad Hitze muss man nicht unnötig herumlaufen.


    Diesmal waren alle Hündchen im Ort eingesperrt. Auf einer kleinen, asphaltierten Straße ging es oberhalb des Friedhofs bergwärts. Dann zweigt man bald auf einen Feldweg ab, wo noch ein letzter Hund bei einem Haus lauerte, und schon ist man auf der Wiese angelangt. Um drei Uhr bot sich dieser Blick mit zwei Kirchen - zumindest eine davon brandneu - und einem gerade aus Richtung Jibou eingetroffenen Güterzug.


    Das Schöne an Rumänien: man kommt oft gleich mitten in die Natur.


    Die Wolken quollen - es waren Schauer am Nachmittag angesagt - , doch IRN 1944 Satu Mare - Mangalia kam rechtzeitig in der Sonne und pünktlich um 15:45 mit an der Front geschmückter GM daher.


    Das Panorama: links bricht der Someș durch die Hügel und mäandert hinten weiter, im engen Tal befindet sich auch die moderne Grenze Maramureș / Sălaj. In der Mitte Seen und Schotter- oder Sandgruben, rechts Benesat und die Ebene Richtung Jibou.



    Das Einfahrtssignal zeigte frei, der IRN legte um 15:47 wie der restliche Verkehr einen planmäßigen Halt ein.


    Eine halbe Stunde verspätet - da aus irgendeinem Grund vom Nachtzug in Ulmeni überholt - kam R 4044 nach Jibou um 15:59 in Form des lokbespannten Zuges aus Baia Mare zurück.


    Es herrschte genug Betrieb an den Gruben: dauernd fuhren Lastwagen und pendelten zum Abladen an den Bahnhof.


    Ich wanderte am Friedhof vorbei hinab.


    Und erwischte R 4092 nach Jibou kreativ.


    Am Bahnhof angekommen hatten die Wolken Übergewicht gewonnen, immer wieder prasselten Schauer herab. Ein Radlader war damit beschäftigt, den von den LKWs gelieferten Berg in die Waggons zu verfrachten.


    R 4046 kam pünktlich um 17:25 aus Baia Mare im Sonnenlicht, während es im Hintergrund regnete. Ich stieg trotz zehn Minuten Kreuzungsaufenthalts gleich in den heißen Zug, was sich als gute Idee erwies, denn ein paar Sekunden später brach der nächste Schauer herein. Der Triebfahrzeugführer lief ohne Hemd herum, wie es überhaupt gemütlich zugeht: einen anderen sah ich während einer Pause im Führerstand rauchen und Radio hören.


    Wir warteten R 4097 nach Baia Mare ab, dann ging es mit dem typischen Merkmal dieser CFR-Baureihe - offenen Türen - bis Jibou.


    Ein letzter Blick auf den Triebwagen am Weg ins Depot aus den Arkaden des Hazienda-ähnlichen, riesigen Stationsgebäudes von Jibou.


    Es folgen nur noch Bilder von der Kompaktkamera und Video-Screenshots, die man auch auf der Ultra HD-Kamera selbst speichern kann.

    Mein Zug sollte kurz vor sieben da sein, doch Moment - da kam ja etwas aus der einzigen noch vernachlässigten Richtung: tatsächlich traf die Ferkeltaxe um 18:50 als R 4423 aus Dej Călători ein!


    Positiv oder negativ: neue UIC-Nummer auf rostiger Front? Die Seiten sahen zumindest besser aus.


    Panoramafunktion der Kompakten.


    Die Ferkeltaxe dieselte Richtung Lokschuppen.


    Dafür musste man zweimal wenden.


    Um 19:00 näherte sich mein IR 1642 Richtung Bukarest und sorgte mit dem einrückenden Schienenbus für die perfekte Videoszene. Zwar stellte sich wieder bei genau diesem Zug kurz jemand ins Bild - nämlich der Wagenmeister - doch diesmal war es leicht zu beheben und störte nicht wirklich.


    Schon 15 Stunden auf den Beinen freute ich mich diese Nacht auf ein Single-Abteil, dankenswerterweise waren alle Fenster schon geöffnet.


    Alleine im Abteil konnte ich die Fahrt in den Abend relativ leicht bekleidet genießen, mit der Zeit wurde es dann draußen kühler und für die Nacht drinnen ganz angenehm. Und ein Waschbecken ist nach einem Hitzetag ebenfalls ein Segen.


    Der erste Bahnhof von Jibou Richtung Dej ist Surduc Sălaj, dort erwarteten wir als Betriebshalt um 19:20 die pünktliche Vorbeifahrt von IR 1745 Bukarest - Baia Mare, welcher nun sogar die planmäßigen drei Wagen mit sich führte. Besser und bequemer hätte man es wohl kaum erwischen können - und das aus dem Schlafwagenabteil.


    Danach ging es weiter in den Abend hin zum...


    ... Someș, dem wir noch bei Helligkeit bis Dej folgten. Nach dem Wechsel auf E-Lok legte ich mich bald hin, denn am nächsten Morgen ging es wieder recht früh raus...