[DE] ICE auf Schnellfahrstrecke Frankfurt - Köln ausgebrannt

  • Feuer bei Dierdorf: Ein Jahr nach ICE-Brand - Feuerwehr kritisiert Bahn-Sicherheit
    Autorin: Manuela Hübner

    Ein Jahr nach dem ICE-Brand auf der Zug-Schnellstrecke zwischen Köln und Frankfurt hat die Feuerwehr im Kreis Neuwied die Bahn-Verantwortlichen kritisiert. Die Strecke sei nicht wesentlich sicherer geworden.
    Es ist der Morgen des 12. Oktober 2018. Mehr als 500 Menschen sind im ICE 511 unterwegs von Köln nach Frankfurt. In der Nähe von Dierdorf im Westerwald fängt der vorletzte Wagen plötzlich Feuer, schnell greifen die Flammen auf den hinteren Triebwagen über. Dass niemand ernsthaft zu Schaden kommt, verdanken die rund 500 Insassen vor allem einer beispielhaften Rettungsaktion.
    Evakuierung in kürzester Zeit
    Es ist zunächst zwei Männern, die an diesem Tag ebenfalls im Zug sitzen, zu verdanken, dass alle Passagiere schnell und unversehrt aus dem brennenden Fahrzeug gerettet werden können. Wie später bekannt wird, ist es ein Bundespolizist, der gemeinsam mit einem Mitarbeiter einer Flughafen-Feuerwehr erst die Notbremse zieht und dann eine sofortige Evakuierung einleitet. Noch bevor der Zug vollständig zum Stehen kommt - bei Geschwindigkeiten von bis zu 300 Stundenkilometern dauert das mehrere Minuten - bringen die beiden die Passagiere aus dem brennenden Waggon in die vorderen Wagen.
    Besseres Notfallmanagement gefordert
    Der Neuwieder Kreisfeuerwehrinspekteur Werner Böcking kritisiert, dass der Notfallmanager bei dem Unglück erst nach etwa einer Stunde gekommen ist. Das müsse künftig schneller gehen. Dieser Notfallmanager sorgt dafür, dass Rettungskräfte vor Ort sicher arbeiten können - indem etwa Starkstrom in den Oberleitungen geerdet wird.
    Außerdem müssten Rettungswege deutlich besser gepflegt und freigeschnitten werden, sonst kämen Rettungsfahrzeuge nicht schnell genug zur Unglücksstelle. Nach Böckings Angaben kennt die Bahn diese Vorschläge seit gut einem halben Jahr, bisher hätten die Verantwortlichen darauf aber nicht reagiert. Nur weil im Falle des ICE 511 alles glimpflich ausgegangen sei, hieße das nicht, dass es nicht auch hätte anders kommen können.
    Das hatte mehrere Gründe: So war der ICE zum Beispiel gerade auf offener Strecke unterwegs und nicht in einem Tunnel. Später wird zudem das warme und trockene Wetter den Rettungskräften in die Karten spielen. Tatsächlich wird nicht ein einziger Mensch durch den Brand ernsthaft verletzt. In der Bilanz der Polizei heißt es, lediglich ein Insasse habe sich bei der Evakuierung den Fuß verletzt, vier Menschen hätten über Kreislaufbeschwerden geklagt.
    "Wenn da noch einer drin ist, den kriegen wir nicht lebend raus"
    Die Einsatzkräfte leisten Großes an diesem Tag im Oktober. Und von ihnen waren bei der vorhandenen Gefahrenlage gleich hunderte vor Ort. Alleine 250 Feuerwehrleute kämpften gegen die Flammen, dazu zahlreiche Helfer von Sanitätsdiensten sowie dem Technischen Hilfswerk.
    Feuerwehr-Einsatzleiter Böcking beschrieb damals anschaulich, wie ernst die Lage zunächst schien: "Ich dachte, wenn da noch einer drin ist, den kriegen wir nicht mehr lebend raus."
    Sein Kollege Andreas Schmidt, Leiter der Verbandsgemeinde-Feuerwehr Dierdorf, war einer der ersten am Unglücksort und koordinierte die ersten Lösch- und Sicherheitsmaßnahmen. "Wir mussten schnell entscheiden, dass wir nur über die Autobahn an den Brand herankommen", sagte er. Die richtige Entscheidung, wie sich herausstellte. Feuerwehrleute, Einsatzfahrzeuge, Material - alles wurde in kürzester Zeit an die A3 verlagert, die Autobahn für einige Zeit in beide Richtungen voll gesperrt.
    Deutsche Bahn im Kreuzfeuer
    Bahnexperte Markus Hecht von der TU Berlin kritisiert im ARD-Politmagazin Report Mainz die Auslastung der Strecke: "Die Leistungsanforderung dort ist sehr hoch, gleichzeitig gibt es zu wenige Fahrzeuge." Immer wieder würden Züge mit Schäden auf die Strecke geschickt.
    Laut Deutscher Bahn war der besagte Zug erst am Tag vor dem Brand überprüft worden. Eine Klimaanlange musste wegen einer defekten Steuerung deaktiviert werden. Ein Zusammenhang mit dem Brand sei jedoch ausgeschlossen, so die Bahn.
    Nach mehrmonatigen Untersuchungen heißt es: Verursacht worden sei der durch einen technischen Defekt - sehr wahrscheinlich in einem Trafo. Ausgetretenes Transformatoröl habe sich entzündet. Die genaue Brandursache ist aber bis heute unklar. Eine genaue Rekonstruktion ist schwierig, da vom betroffenen Waggon kaum etwas übriggeblieben ist.
    Auf eine SWR-Anfrage teilt die Bahn mit, dass sie seit dem Unglück vorsorglich intensivere Überprüfungen der Transformatoren durchführe. Zusätzlich habe man "prophylaktisch eine umfassende Erneuerung aller Transformatoren dieser Bauart gestartet und dafür einen zweistelligen Millionenbetrag investiert."
    STAND: 12.10.2019, 7:49 Uhr
    https://www.swr.de/swraktuell/rhe…erdorf-100.html

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Als Reaktion auf den ICE-Brand im Oktober 2018:

    Tunnel Rottbitze bei Bad Honnef: Groß-Übung auf der ICE-Schnellstrecke Köln-Frankfurt
    Vor einem Jahr war es pures Glück, dass ein ICE-Brand im Westerwald glimpflich ausging. Heute Nacht üben jetzt 180 Einsatzkräfte, was zu tun ist, wenn ein ICE in einem Tunnel bei Bad Honnef brennt.
    Die Groß-Übung beginnt nach Angaben des Rhein-Sieg-Kreises um 0:30 Uhr an der ICE-Strecke Köln-Frankfurt. Insgesamt werden rund 180 Einsatzkräfte trainieren, wie sie verletzte Passagiere aus einem ICE retten können, der nach einer Rauchentwicklung im Tunnel Rottbitze zum Stehen gekommen ist. Gleichzeitig müssen sie auch den simulierten Brand am Zug bekämpfen.
    Behinderungen bei der Bahn und auf der Straße
    Ziel der groß angelegten Übung ist es, den Einsatzplan für die ICE-Strecke und dessen Anwendung zu testen und zu verbessern, heißt es vom Rhein-Sieg-Kreis. Außerdem proben die Einsatzkräfte die Zusammenarbeit zwischen den Organisationen, damit es im Ernstfall keine Verzögerungen gibt.
    Um Beinträchtigungen im Bahnverkehr zu vermeiden, findet die Übung in der Nacht zum Samstag während einer Zugpause statt. Denn trainiert werden kann nur, wenn keine Züge fahren. Auf der Straße kann es dagegen rund um den Tunnel Rottbitze bei Bad Honnef zu Verkehrsbehinderungen kommen. Darüber hinaus sind Lärmbelästigungen möglich, heißt es vom Rhein-Sieg-Kreis.
    ICE-Brand bei Dierdorf im Oktober 2018
    Vor fast genau einem Jahr hatte bei Dierdorf im Westerwald ein ICE auf der Schnellbahnstrecke gebrannt. Damals konnten die etwa 500 Passagiere unverletzt aus dem brennenden Zug geholt werden. Danach gab es aber Kritik von seiten der Feuerwehr im Kreis Neuwied an der Deutschen Bahn.
    Die Feuerwehrleute fordern unter anderem mehr Notfallmanager der Bahn und eine regelmäßige Pflege der Zugänge zur Schnellstrecke. Nach ihren Angaben gibt es bislang aber keine Verbesserungen. Die Bahn weist diese Kritik zurück und sagt, alle Rettungswege würden regelmäßig instand gehalten.
    STAND: 25.10.2019, 14:50 Uhr
    https://www.swr.de/swraktuell/rhe…tbitze-100.html

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Die Bundesanstalt für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU) hat jetzt den Untersuchungsbericht zum ICE-Brand am 12. 10. 2018 bei Dierdorf veröffentlicht. Demnach wurde der Brand des ICE 511 auf der Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main bei Dierdorf wahrscheinlich durch den Bruch einer Zugstange ausgelöst. In der Folge wurden Teile des Haupttransformators beschädigt, Trafoöl strömte aus und entzündete sich.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Staatsanwaltschaft Koblenz: Kein Verfahren zum ICE-Brand im Oktober 2018
    02. September 2020
    Der Trafobrand eines ICE 3 im Oktober 2018 bei Montabaur auf der Schnellfahrstrecke Köln-Rhein/Main bleibt ohne Gerichtsverfahren.
    Die Staatsanwaltschaft in Koblenz hat die Ermittlung eingestellt, wie die Rhein-Zeitung zuerst berichtete. Laut der Staatsanwaltschaft habe die Prüfung des offiziellen Unfallberichts (Rail Business 15/20) ergeben, dass sich der mögliche Schuldige nicht mehr identifizieren lasse. Die Zugstange des Trafos, die aufgrund eines Herstellungsfehlers gebrochen war und damit den Brand verursachte, war zum Zeitpunkt des Unglücks etwa 20 Jahre alt. Daher ließe sich nicht mehr ermitteln, wer die Zugstange falsch verarbeitet habe. (cm)

    Quelle: Eurailpress

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