Eritrea 2018 - 5: Hinab nach Nefasit (50 B.)

  • Hallo!


    Zum vorherigen Teil der Serie:
    Eritrea 2018 - 4: Mallets im Nebel (50 B.)
    http://www.mstsforum.info/index.php?topic=3929.0


    Das Video zur Serie:


    23. 10. 2018

    Neuer Tag, neues Glück: kurz vor sieben Uhr Dienstag Früh trafen wir am Bahnhof Asmara ein.




    Unsere Lok war diesmal eine der größeren, 1938 von Ansaldo in Genua gelieferten Heißdampf B'B'h4vt-Mallets. Maschinen wie 442.54 (Ansaldo Nr. 1364) trugen die Hauptlast der Bergstrecke Massaua - Asmara. Drei der Baureihe werden wir im Einsatz sehen.


    Die 442 soll sogar einen Personenwagen über den Berg schaffen können - also probieren wir es mit diesem 1913 bei Officine Meccaniche Milano gebauten vierachsigen 3. Klasse-Waggon. Allerdings gelangten unter anderem auch 1./2. Klasse Wagen und ein Gouverneurswaggon mit der selben Lieferung nach Eritrea. Einige sind erhalten und firmieren jetzt alle unter dritter Klasse.


    Wir dampften aus dem Bahnhof heraus, dann begann die Steigung - und das Schleudern. Also: Plan B - wir marschieren gleich zu einem Fotopunkt im schönsten Morgenlicht.


    Eine Ziegen/Schafherde unterwegs, im Hintergrund links hinter dem Teich blickt man zu den Werkstätten der Bahn.


    Die 442 dampfte aus dem Areal des Bahnhofs und Depots heraus - sonst ist da ein bewachtes, verschlossenes Tor. Links im Hintergrund der Campanile der katholischen Kathedrale - alles werden wir natürlich noch genauer besichtigen.


    An der Ziegen/Schafherde vorbei.


    Ein Panorama der vielfältigen Religionen Asmaras: von der eritreisch-orthodoxen Kirche am Hügel links, über die katholische Kathedrale bis zur Moschee rechts.



    Beim Zurückrollen kann man auch einmal die Fahrwerke erkennen. Im Hintergrund die eritreisch-orthodoxe Kathedrale.


    Ein Bergpanda auf 2350 m Seehöhe.


    Wir wanderten die Gleise entlang...


    ... bis zur Teich-Spiegelungsstelle. Kurz davor düste die flydubai 737 über unsere Köpfe weg Richtung Heimat. Und auch der Zug schaffte es in schönem Tempo die Steigung hinauf!


    Der Mangelwirtschaft und Diktatur verschuldet, aber doch positiv zu erwähnen ist der Mangel an Plastikabfällen in der Landschaft. Anderswo wäre so ein Tümpel am Stadtrand wohl heftig verschmutzt, so gibt es nur fruchtige Dekoration. Gleich in der Nähe befindet sich die große Müllhalde Asmaras, die man auf der Hauptstraße passiert.


    Endlich konnten wir einsteigen - bald war der Scheitelpunkt überwunden, und wir rollten bergab. Eigentlich hatten wir ja noch ein schönes Stück vor uns, denn der Plan war so weit wie möglich die Strecke hinunter zu fahren. Bei der Kirche von Shegerini wurde ein christliches Fest gefeiert, die Bahnstrecke und Straße waren gesäumt von spontanen Ständen. Hier ein Open Air-Fleischhauer, aus Rücksicht auf Zartbesaitete habe ich das Bild mit dem Rest der Kuh und Vier-Bogen-Viadukt im Hintergrund nur verlinkt: http://raildata.info/eritrea18/eri0517x.jpg

    Auf jeden Fall - es wird nichts vergeudet.


    Unterhalb Shegerinis führten wir den nächsten Fotostopp durch.


    Zum Kirchenblick musste man noch ein Stück gehen.


    Voilà!


    Das ist die unterste Ebene. Die Strecke windet sich zuerst nach links unter das Dorf, dann rechts zur Ausweiche Shegerini unterhalb der Kirche, hinter den Hügel mit der Kirche zum Devil's Gate und dann wieder ganz nach links oberhalb des Dorfes Richtung Asmara.


    Empfang in Arbaroba - die Dampflok ist laut!




    Wieder einmal das unmögliche Konstrukt mit dem potentiell nur durch Drähte befestigten Teil.





    Das Fabriksschild passt nicht, es ist jenes der letzten Lok der Reihe, 442.60.


    Wir rollten weiter bergab, Blick aus dem Personenwagen auf die Tunnelreihe am anderen Berghang, wo unter anderem der Zwei-Tunnel-Blick liegt. Dort geht es durch den Berg hindurch zur Ausweiche Lessa, gefolgt von einem weiteren Stück durch einen Bergrücken zum Bahnhof Nefasit.


    Wir stiegen bald wieder aus und gingen durch ein paar Tunnel.


    Hier befinden sich als Kuriosum zwei Tunnel Nr. 16, einer kam nachträglich dazu.


    Der Zug durchfuhr Lessa. Einmal blieben wir stehen, da wir auf Gleisarbeiter trafen. Nach weiteren Tunnels gelangt man in das Tal über Nefasit, die Strecke windet sich den Berghang hinab und eröffnet Blicke auf den Ort. Hier trifft die Bahn wieder auf die Hauptstraße Massaua - Asmara. Im Bahnhof sieht man den Gleisbauzug mit Ural-Lok Nr. 1 stehen, die wir tags zuvor in Arbaroba gesichtet hatten. Nefasit - auf 1700 m Seehöhe schon um einiges wärmer - verdankt seine Existenz wie andere Orte der Gegend einzig der Bahnstrecke. Es finden sich hier Moscheen, eine koptisch-orthodoxe Kirche (rechts vom Bild) und das wichtige Kloster Debre Bizen in der Nähe.


    Kinder strömten in Scharen zum Bahnhof.


    Auch dort wartete schon eine Abordnung brav aufgereiht und von den erwachsenen Eisenbahnern in Schach gehalten.


    Andere schauten friedlich aus der Entfernung zu.




    Der Zug verschob weg.


    Die Lok kehrte alleine zurück...


    ... ebenso die rollende Garnitur.


    Es ging sich mit dem Schwung von der Steigung gerade aus, dass man profilfrei zum Stehen kam.


    442.54 rangierte vor einen der zur Zeit der Krupp-Dieselloks gelieferten Krupp-Güterwagen.


    Beißender Rauch.



    Dampf-Action vor geteiltem Himmel.



    Mittlerweile machte sich die Ural-Lok mit Bauzug auf den Weg hinauf Richtung Lessa. Im linken Bild sieht man hinten an der Kurve einen Freiluft-Friseur bei der Arbeit.
    Im rechten Bild sind links die Betonfundamente eines Mastes der Massaua-Asmara-Seilbahn zu erkennen, die parallel zur Bahn betrieben worden war - mit ca. 75 Kilometern Länge die viertlängste je gebaute Materialseilbahn. Mehr darüber:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Massaua-Asmara-Seilbahn


    Manche waren erfolgreich im "You! Pencil!"-Sport.


    Anschließend drückte der Zug zurück für eine Fotoanfahrt, gefolgt vom kitschigen Moschee-Motiv, bevor wir die Strecke weiter hinunter rollten - doch davon mehr nächstes Mal!