Nordische Ski-WM setzt auf Öffis

  • TT von gestern

    Auch das Verkehrskonzept soll weltmeisterlich sein
    Die Fans auf die Schiene bringen, Seefeld autofrei bekommen: Die Ziele der Veranstalter rund um die Nordische Ski-WM sind hochgesteckt.


    © ÖBB/Kapferer
    Hannes Koschuta (VVT), Klaus Leistner (ÖSV), Andreas Knapp (Mobilitätsverantwortlicher) und Rene Zumtobel (ÖBB, v. l.) stimmten sich gestern auf die Nordische SKi-WM ein.

    Von Marco Witting
    Seefeld, Innsbruck – 135.000 Tickets sind schon verkauft. Am Ende sollen es bis zu 200.000 Besucher bei der Nordischen Ski-WM (20. Feber bis 3. März) in Seefeld und Innsbruck werden. Der Großteil der Fans kommt dabei aus Norwegen, Deutschland und Österreich – und soll am besten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen. Das weltmeisterliche Verkehrskonzept wurde gestern offiziell vorgestellt. Es umfasst zusätzliche Züge, Shuttle-Busse und Auffangparkplätze und das Ziel, speziell Seefeld autofrei zu halten.

    „Wir hoffen, dass die Fans, speziell auch jene aus Tirol, das Angebot mit den öffentlichen Verkehrsmitteln annehmen“, sagt Andreas Knapp, der das Konzept ausgearbeitet hat. Mit der Eintrittskarte können die Fans tirolweit alle VVT-, IVB- und ÖBB-Nahverkehrsverbindungen kostenlos benutzen – ausgenommen sind die ÖBB-Fernverkehrszüge. In Summe stehen während der WM 170.000 Sitzplätze zwischen Innsbruck und Seefeld zur Verfügung. 30.000 davon sind zusätzlich eingeplant, die ÖBB stellen dafür laut Rene Zumtobel, Regionalmanager für Tirol, insgesamt 60 zusätzliche Züge bereit, darunter auch die größeren Cityjet-Garnituren. Für Fans, die auch am Abend in Seefeld feiern wollen, ist ein täglicher Nachtzug geplant, der in Seefeld um 23.34 Uhr startet.

    Ausgebaut werden auch die Buslinien rund um Seefeld. Und ein Shuttledienst soll, wie berichtet, von Gießenbach und Pfaffenhofen die Fans, die mit Autos anreisen wollen, zu den Wettkampfstätten bringen.
    Von Scharnitz (dort gibt es über 2500 Parkplätze) sollen die Busse bereits zwei Stunden vor dem Wettkampfbeginn starten und im 5-Minuten-Takt verkehren. Von Pfaffenhofen aus geht es im Halbstundentakt auf das Plateau. Klaus Leistner, ÖSV-Generalsekretär und CEO von Seefeld 2019, zeigt sich optimistisch, „dass wir den Besuchern mit unseren Partnern ein weltmeisterliches Angebot“ machen können. VVT-Jahreskartenbesitzer bekommen zusätzlich übrigens auf Eintrittskarten eine Vergünstigung von 10 Prozent.

    „Viele Kunden steigen gerade bei einem Großereignis wieder einmal in eine Bahn ein“, erklärt Zumtobel, der auch sagt, dass die Fahrt auf der Strecke „ein touristisches Highlight“ sei. Gleichzeitig stellt gerade die eingleisige Strecke mit insgesamt nur fünf Kreuzungspunkten auch eine große Herausforderung dar. Dazu kommen der Unsicherheitsfaktor Wetter und mögliche Verschiebungen im Ablaufplan der Wettkämpfe. „Wir verzichten deshalb auch darauf, dass wir Fahrpläne drucken, und bitten die Fahrgäste, auf die Online-Portale zu schauen. Ganz einfach deshalb, weil jeder Wettkampftag anders ist.“
    Wie schon bei den Hahnenkammrennen wird auch bei der Nordischen WM vor Ort eine Einsatzleitung eingerichtet, um im Bedarfsfall kurzfristig reagieren zu können.

    Doch die Anreise der Fans sei noch lange nicht alles, was an Transporten während der WM abzuwickeln sei. „Wir haben auch VIP-Gäste, Offizielle, etliche Teams und auch Pressevertreter zu berücksichtigen“, sagt Knapp. Allein dafür stehen 40 Fahrzeuge zur Verfügung, die übrigens von Freiwilligen gefahren werden.

    Dazu ein Foto von orf.at:
    ORF/Hermann Hammer

    Der Bahnhof Seefeld wurde im Vorfeld der WM umgebaut

  • Klar! Und wenn man sich das dann näher ansieht, merkt man wieder, was diese Schmierblatt'ln für einen Dreck daherschreiben! 60 "zusätzliche Züge" in 14 Tagen ergibt durchschnittlich 4,3 Sonderzüge am Tag. Ein 4744 hat 259 Plätze. 4,3 x 2 (Doppelgarnitur) x 259 ergibt bei mir 2.228 Personen, die mit Sonderzügen pro Tag befördert werden können; das x 14 (Tage) sind 31.184 in den ganzen zwei Wochen der Ski-WM. Selbst wenn man den "Spitzentag" mit 57 (Plan- und Sonderzügen) Zügen hernimmt und (realitätsfremd) davon ausgeht, es seien durchwegs 4744- oder 4746-Doppelgarnituren, die alle voll bis auf den letzten Platz sind, kommt man am Tag auf 29.526 Personen. Das sind 14.763 Leute hin und ebenso viele zurück. Selbst diesen Spitzenwert an allen Tagen hergenommen, wären das (ebenfalls realitätsfremd) maximal 206.682 Schi-WM-Besucher während der ganzen Schi-WM - da sind aber die üblichen Pendler und Nicht-Schi-WM-Besucher gar nicht dabei, die nehmen sich während des Events am besten Urlaub und fahren in die Südsee - ich jedenfalls würde das tun, wenn ich dort wohnte.

    Das Ganze ist nur hohles Gequatsche der ÖBB-Propagandaabteilung. Denn die 57 Züge am Tag funktionieren auf dieser Schönwetterbahn, zu der man sie gemacht hat nur, wenn alles wie am Schnürchen klappt, und das ist nicht zu erwarten - siehe die Verspätungen während des Hahnenkamm-Events in Kitzbühel, wo aber die dortige Giselabahn unvergleichlich besser ausgestattet, leistungsfähiger und als zweigleisige Hauptbahn mit viel größeren Bahnhöfen ausgestattet ist. Alleine die Verspätungen durch das Ein- und Aussteigen von Massen in einem nicht dafür vorgesehenen Bahnhöflein wie Seefeld (der zu einer besseren Haltestelle degradiert wurde) werden für ein Chaos sorgen! Und wenn's dann noch schneien sollte - gute Nacht!

  • Saalfelden bekommt man also autofrei, indem man den VIPs 40 Fahrzeuge zur Verfügung stellt? Feuer mit Feuer bekämpfen?

    Zitat

    In Summe stehen während der WM 170.000 Sitzplätze zwischen Innsbruck und Seefeld zur Verfügung.

    Wird ja nirgends behauptet, dass es so viele zusätzliche Sitzplätze sind. Es wird sogar extra "Summe" erwähnt. In der Regel werden bei solchen Zügen nicht nur die Sitzplätze genutzt.

  • Schilderung eines Betroffenen zum Thema "Wir haben alles im Griff": Angeblich sind die ÖBB laut Presseaussendung total für die nordische Ski WM in Seefeld vorbereitet. Dass das nicht stimmt, zeigt mein Erlebnis am Mittwoch den 20. Februar. Nach der Eröffnungsfeier der nordischen WM ist der Zug ab Seefeld um 20:15 Uhr nach Innsbruck derart überfüllt, dass die Leute wie in eine Sardinendose reingepfercht sind. Eine einfache Talent Garnitur, keine Doppelgarnitur, also null Vorbereitung seitens der ÖBB. Das ist einfach nur peinlich, denn es war zu erwarten, dass nach der Eröffnung, bei der etwa 10.000 Leute teilgenommen haben, eine einfache Garnitur mit 188 Sitzplätzen nicht ausreicht. Und gefährlich, denn der Zug war total überfüllt und überladen, sicherheitstechnisch sicherlich total bedenklich.

  • Die Top-Verkehrsverantwortlichen haben eine Kleinigkeit übersehen: Doppelgarnituren können nur für Züge verwendet werden, die zwischen Innsbruck und Seefeld nicht halten. Man ist (leider ) erst verspätet d'raufgekommen, dass nämlich überall sonst die Bahnsteiglängen nicht ausreichend sind. Die Auffangparkplätze in Gießenbach und Reith sind also in puncto Eisenbahn für die Katz'. Dafür fahren von dort jetzt alle paar Minuten nur noch Gummizüge nach Seefeld. Das Chaos war und ist - wie von mir prognostiziert - eingetreten.

  • Nur blöd, dass du just das nicht vorhergesagt hast.

    Dass man nicht prüft, ob die Züge dort halten dürfen, ist natürlich an Peinlichkeit kaum zu überbieten. Wann ist man da drauf gekommen? Für ein paar Euro bekommt man vermutlich recht rasch einen Behelfsbahnsteig aus Holz.

  • Könnte man nicht im Blockabstand, ein paar Minuten später, die zweite Garnitur fahren lassen?

    Oder das so regeln, dass Reisende nach Innsbruck in die vordere Garnitur einsteigen, und die Türen dann einfach zu bleiben?