Busstationen als grüne Inseln

  • Busstationen als grüne Inseln

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    46 Tropennächte gab es im Sommer 2018 in der Wiener Innenstadt, auch in Graz, Linz und Salzburg war die Hitze drückend. Für ein wenig Abkühlung sorgen möchten Jugendliche, indem sie die Dächer von Busstationen begrünen. Eine Teststation wird bereits vorbereitet.

    In Wien gibt es tausende Stationen von Bus und Straßenbahn, häufig ausgestattet mit einem Wartehaus. Am Dach der Wartehäuschen sollen demnächst Pflanzen wachsen, wenn es nach einem Projekt der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Schönbrunn geht. Dazu wird das Dach gegen eine flache Metallwanne ausgetauscht, hinein kommt eine Mischung aus verschiedenen Steinen und Humus. Peter Tisch besucht die Maturaklasse und ist Teil des Projektteams: „Dieses Substrat bindet sehr viel Wasser und ist sehr luftig. Es wird auch bei der Begrünung von Hausdächern verwendet und ist besonders für Flächen, die keine großen Lasten tragen können, perfekt geeignet.“


    Elke Ziegler, science.ORF.at
    Fabian Cabak, Hanna Fröhlich und Peter Tisch vom Projekt „Grüne Stationen“ sowie ein Stationsmodell mit einem begrünten Dach.

    Die Pflanzen, die dann am Dach der Stationen wachsen sollen, sind allesamt in Österreich heimisch und und resistent gegen Hitze und Trockenheit. Sie brauchen nur den Regen als Bewässerung – zum Beispiel der milde Maulpfeffer und andere Maulpfeffersorten, kleine Kräuterpflanzen wie zum Beispiel der Zwergthymian und das Habichtskraut.

    Idee am Schulweg
    Auf die Idee, die Dächer von Bus- und Straßenbahnstationen zu begrünen, sind die Jugendlichen am Schulweg gekommen, wie Fabian Cabak schildert, der wie alle anderen aus dem Projektteam mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Schule fährt: „Dabei dachten wir uns: Diese Bushaltestellen sind eigentlich ziemlich traurig und haben so viel Potenzial für den Klimaschutz.“ Und so haben die angehenden Gartenbauexpertinnen und Landschaftsplaner ein Modell einer Station mit grünem Dach gebaut und gleichzeitig die Wirkung für die Umwelt berechnet.

    Die Pflanzen binden nicht nur klimaschädliches CO2, sie filtern auch den Feinstaub aus der Luft. Hanna Sommer, ebenfalls Schülerin in der Maturaklasse, weist vor allem auf den Kühlungseffekt hin: „Ein Pflanzendach speichert im Vergleich zu einem Metalldach oder auch einer Plexiglasscheibe viel weniger Hitze. Dadurch wird es auch rund um die Busstation kühler. Das hat vor allem im Sommer Vorteile.“

    Erste Teststation am Wiener Handelskai
    Von diesen Vorteilen zumindest für eine Teststation überzeugen lassen hat sich auch das Unternehmen Gewista, das für die Wiener Linien die Wartehäuser betreut. Den Schülerinnen und Schülern wurde ein Wartehäuschen am Wiener Handelskai zugesagt, nach Ostern sollen die Umbauarbeiten beginnen und erste Tests gemacht werden. Schließlich will man anhand der Station den erwarteten Umwelteffekt auch mit Zahlen versehen, etwa was den Kühlungseffekt betrifft. Nachdem einige Mitglieder der Projektgruppe heuer maturieren und die Schule verlassen, haben sich Jugendliche aus den unteren Klassen gefunden, die das Experiment weiter betreuen. Und auch Gewista hat zugesagt: Sollten die ersten Ergebnisse überzeugen, könnten weitere kleine grüne Inseln in der Stadt dazukommen.
    Elke Ziegler, Ö1-Wissenschaft