[DE] Proteste gegen Glyphosat-Einsatz bei der DB

  • Bahn sprüht Glyphosat: Anwohner in Sorge

    • Bahn setzt Herbizid auf Gleisen ein
    • Anlieger fordern mehr Informationen
    • Angst vor Kontamination von Gärten

    Wo Glyphosat ausgebracht wird, wächst kein Gras mehr - auch kein Kraut, Strauch oder Moos. Das macht den umstrittenen Unkrautvernichter nicht nur in der konventionellen Landwirtschaft zum Mittel der Wahl. Auch die Deutsche Bahn ist ein Großabnehmer für das Herbizid aus dem Hause Monsanto: Im Jahr 2017 waren es laut Bahn rund 67 Tonnen. Damit gilt das Unternehmen als größter Einzelverbraucher des Stoffs in Deutschland.
    Bonnerin sorgt sich um ihre Kinder
    Für Anwohner von Gleisanlagen wie Christina Liesegang in Bonn eine besorgniserregende Erkenntnis. "Wir haben ganz plötzlich und zufällig erfahren, dass hier die Gleise massiv mit hochkonzentriertem Glyphosat und anderen Unkrautvernichtern behandelt werden", sagt die Bonnerin, deren Garten in der City in unmittelbarer Nähe einer Bahntrasse liegt, dem WDR am Mittwoch (12.06.2019). Nun sorgt sie sich um die Gesundheit ihrer beiden Kleinkinder, die bisher unbesorgt im Garten spielen konnten
    Wie die Bahn bestätigt, werden Gleise einmal im Jahr per Sprühwagen mit Glyphosat und anderen Herbiziden behandelt - in einem Radius von sieben Metern, womit die Grundstückgrenze der Bonnerin fast gestreift wird. Damit ihre Kinder nicht zufällig mit Glyphosat in Berührung kommen, verlangte Liesegang von der Bahn Auskunft über den genauen Termin der Behandlung.
    Ohne Erfolg. Irgendwann im Juli sei es soweit, wahrscheinlich nachts. Konkreter wollte die Bahn nicht werden.
    Warnung vor der Abdrift
    Dabei könnte diese Information im Einzelfall sehr wichtig sein, sagt Corinna Hölzel vom BUND: "Es gibt die Abdrift. Da heißt, wenn ein bisschen Wind weht, werden die Stoffe auch weiter transportiert." Solange Zweifel nicht endgültig ausgeräumt seien, dass Glyphosat krebserregend ist, müsse die Bahn nach Alternativen suchen, fordert die Naturschützerin im WDR.
    Das Unternehmen verweist darauf, dass das Herbizid nicht bei Wind ausgebracht wird, um das Abdrift-Risiko zu minimieren. Außerdem sei man bereits auf der Suche nach einem geeigneten Mittel, das Glyphosat in der Zukunft ersetzen soll.
    Anwohnerin Liesegang reichen solche Versprechen nicht aus. Wenn sie den Termin der Glyphosat-Behandlung nicht erfahre, will sie zum Schutz ihrer Kinder den hinteren Bereich des Garten dauerhaft mit einem Zaun absperren.

    https://www1.wdr.de/nachrichten/rh…phosat-100.html

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Königs Wusterhausen: Wie Herr Vogel gegen den Glyphosat-Einsatz der Bahn kämpft
    23.11.19 | 16:56 Uhr


    Bild: Antenne Brandenburg, C. Stern

    Tonnenweise Glyphosat versprüht die Deutsche Bahn jedes Jahr deutschlandweit, um die Gleise unkrautfrei zu halten. Richard Vogel aus Zernsdorf will, dass Schluss ist mit der Chemiekeule. Das Unkraut am Gleis vor seinem Garten zupft er per Hand.

    Von Claudia Stern

    Wenn die Regionalbahn 36 nach Frankfurt (Oder) in den Bahnhof Zernsdorf einfährt, winkt Richard Vogel dem Zugführer freundlich zu. Seit fünf Jahren lebt der 67-Jährige in dem alten Bahnhofsgebäude des Königs Wusterhausener Ortsteils. Im Grunde ist er ein echter Eisenbahn-Liebhaber. Aber dass die Deutsche Bahn noch immer deutschlandweit einmal jährlich sämtliche Strecken mit Glyphosat besprüht, treibt ihn um.
    Unkrautzupfen statt Glyphosat
    Angefangen hat alles, als er im Frühsommer 2015 den ersten Glyphosatzug der Bahn durchfahren sah. Um zu verhindern, dass der Unkrautvernichter auch auf dem Abstellgleis direkt neben seinem Obstgarten eingesetzt wird, zupfte er den 350 Meter langen Abschnitt einfach per Hand. "Ich habe versucht, das Grün zu reduzieren im Gleis", erzählt Vogel. "Denn wenn nichts wächst, braucht die Bahn auch nicht sprühen."
    Die mühsame Handarbeit wirkt, Vogels Pflaumenbäume bleiben bis auf weiteres verschont. Doch der pensionierte Biologe und Toxikologe weiß um die Gefahren des Unkrautvernichters – und will mehr. "Es geht nicht nur um unsere Pflaumenbäume, sondern darum, dass die Bevölkerung weiß, was die Bahn ausbringt. Das ist weitgehend unbekannt. Und aus diesem Grunde versuche ich eben, Öffentlichkeit herzustellen." Dabei geht es ihm nicht etwa nur um Zernsdorf oder um Königs Wusterhausen. Vielmehr stelle der Glyphosat-Einsatz der Bahn im ganzen Bundesgebiet ein Problem dar.
    Bahn: Glyphosat ist unverzichtbar
    57 Tonnen Glyphosat versprühte die Bahn im vergangenen Jahr deutschlandweit. 2017 waren es noch 67 Tonnen, 2016 sogar 70 Tonnen. Der Rückgang erkläre sich durch den immer präziseren Einsatz auch mithilfe von Kameras und Sensoren, teilte das Unternehmen auf Anfrage von rbb|24 mit.
    Ab 2020 soll sogar nur noch halb so viel Glyphosat eingesetzt werden wie bisher. Außerdem liege der Anteil der Deutschen Bahn an der in Deutschland insgesamt ausgebrachten Herbizidmenge bei lediglich 0,4 Prozent. Verzichtbar sei der Unkrautvernichter vorerst aber nicht. "Der Gleisbereich muss frei von Bewuchs bleiben", teilte ein Bahnsprecher mit – im Interesse des sicheren Bahnbetriebs.
    Alternativen zur Chemie
    Dass die Bahn die Gleise unkrautfrei halten muss, bestreitet auch Vogel nicht. "Aber es gibt eben seit Jahren Alternativen zur Chemie", sagt der 67-Jährige überzeugt. Nur habe die Bahn bislang nicht ernsthaft versucht, diese einzusetzen. Er wünscht sich, "dass man beispielsweise so eine Strecke mal nähme als Modellstrecke und dort Alternativmethoden einsetzt, zum Beispiel Heißdampf". Eine Schweizer Firma habe zudem eine Methode entwickelt, Pflanzen gezielt mit Hilfe von hochfrequenter Spannung, also Strom, abzutöten, sagt Vogel.
    All diese Methoden hat die Bahn offenbar zumindest auf dem Schirm. Auf Anfrage teilte sie mit: "Geprüft werden derzeit mögliche Verfahren auf Basis des Einsatzes von Heißwasser, elektrischem Strom und UV-C-Licht." Allerdings seien bislang weder thermische noch mechanische Verfahren ein geeigneter Ersatz für "den begrenzten Einsatz von Herbiziden im Gleisbereich".
    Bahn zeigte Vogel an
    Damit sich das bald ändert, will Vogel weiter kämpfen: immer wieder den Finger in die Wunde legen, immer wieder über den Glyphosat-Einsatz der Bahn informieren. Nur beim Unkrautzupfen auf dem Abstellgleis lässt er sich inzwischen nicht mehr beobachten. Denn als er sich im Frühjahr für einen Fernsehbeitrag dabei filmen ließ, zeigte ihn die Bahn an – wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr.

    https://www.rbb24.de/wirtschaft/bei…urg-berlin.html

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Mein Gott, das ist ein alter Vollkoffer, der längst in die Geschlossene gehört. Hoffentlich fällt die Strafe möglichst hoch aus! Der heißt schließlich nicht umsonst Vogel!

    Eigentlich haben wir uns schon darauf geeinigt, dass hier keine Ferndiagnosen bezüglich der psychischen Verfassung von Personen gestellt werden. Ist es so schwierig, sich daran zu halten? Die Meinung darüber, ob das Verhalten der betreffenden Person gescheit ist oder nicht, kann man auch in anderer Form zum Ausdruck bringen.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Ganz alternativlos dürfte das Zeug doch nicht sein, 2022 will die DB aussteigen:

    Deutsche Bahn plant Ausstieg aus Glyphosat bis Ende 2022

    Berlin - Die Deutsche Bahn will spätestens ab Ende 2022 auf den Einsatz des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat verzichten.
    https://www.stern.de/wirtschaft/news/einsatz-bereits-reduziert-deutsche-bahn-plant-ausstieg-aus-glyphosat-bis-ende-2022-9023656.html?utm_campaign=alle-nachrichten&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard# https://www.stern.de/wirtschaft/new…source=standard

    Die Deutsche Bahn will spätestens ab Ende 2022 auf den Einsatz des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat verzichten.
    Zudem werde der Einsatz «von sogenannten Bioherbiziden geprüft, sofern diese eine Zulassung erhalten», heißt es in einer Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine Anfrage des bahnpolitischen Sprechers der Grünen-Bundestagsfraktion, Matthias Gastel, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die Bahn verwendet diese Mittel, um ihre Schienentrassen von Pflanzenwuchs frei zu halten.

    Das Ziel des vollständigen Glyphosat-Verzichts bis 2022 steht auch im Brief von Bahn-Chef Richard Lutz, den dieser Anfang November an Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) geschickt hatte. Darin beschreibt er die Pläne des Staatskonzerns, um dessen zahlreichen Probleme in den Griff zu kriegen.

    In dem Brief bekräftigt Lutz auch das Vorhaben, den Einsatz von Glyphosat bereits im kommenden Jahr zu halbieren. «Klima- und Umweltschutz sind in der neuen Dachstrategie "Starke Schiene" als eines der wichtigsten Unternehmensziele fest verankert», schrieb Lutz.

    Die Bahn hat den Einsatz des Unkrautvernichters in den vergangenen Jahren eigenen Angaben zufolge bereits reduziert. 2017 hatte die Bahn noch 67 Tonnen Glyphosat eingesetzt. Im vergangenen Jahr war es wegen der Dürre deutlich weniger. Laut Geschäftsbericht war es etwa ein Kilogramm pro Gleiskilometer. Glyphosat ist in der EU bis 2022 zugelassen.
    Als Ersatz für den Kampf gegen Unkraut will der Konzern künftig auf Heißwasser, elektrischen Strom und UV-Licht setzen.

    Gastel begrüßte die Ankündigung der Deutschen Bahn. «Auch aufgrund der negativen Folgen für Tier- und Pflanzenwelt ist ein Ausstieg vonnöten», teilte er mit. «Der Vorstoß wird Signalwirkung entfalten.»

  • Zitat

    , 2022 will die DB aussteigen:

    Will sehe ich relativ. Die Zulassung ist bis 2022 und es sieht so aus, als würde dann ein Verbot kommen.

    Heißwasser also ... also her mit den Dampfloks :D

  • Pressemeldung!

    Sonntag, 12 März 2023 15:00

    Deutsche Bahn: Glyphosat-Ausstieg ab 2023 festgelegt

    Die Deutsche Bahn (DB) wird ab 2023 auf Glyphosat verzichten. Damit setzt der Konzern seinen bereits im Jahr 2019 angekündigten Ausstieg aus der Anwendung des Herbizids konsequent um. Die EU-Kommission hat zuletzt Ende 2022 eine Verlängerung der Zulassung von Glyphosat bis Dezember 2023 beschlossen.

    Hier weiterlesen!

    dr. bahnsinn - der Forendoktor