[Berlin] Schwere Turbulenzen im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg

  • VBB-Krisensitzung zu Ticketpreisen: "Das könnte das Ende des Verkehrsverbunds bedeuten"
    12.07.19 | 19:39 Uhr
    Ein schwerer Streit im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg über die Ticketpreise könnte zum Problem für Tausende Pendler werden. Ohne eine Einigung drohen Bahn- und Buslinien zum Jahreswechsel ausgedünnt zu werden - vor allem in Brandenburg.
    Der Streit um die Tarife im öffentlichen Nahverkehr innerhalb des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) droht zu eskalieren. Knackpunkt ist die Ankündigung des Landes Berlin, die Fahrpreise einseitig nicht zu erhöhen. Am Donnerstag beriet der VBB in einer Krisensitzung über das Streitthema.
    Sollte es in den nächsten Wochen und Monaten zu keiner Einigung kommen, könnten womöglich einzelne Buslinien ausgedünnt, oder einige Straßenbahnlinien, etwa in Frankfurt (Oder) oder Cottbus nicht mehr betrieben werden, sagt rbb-Verkehrsexperte Rico Herkner. Denn dazu würde den klammen Städten schlichtweg das Geld fehlen.
    Ärger über den Alleingang Berlins
    Der Haussegen hängt schief bei der VBB, seit Berlin im April im Alleingang eine Tariferhöhung abgelehnt hatte, ohne sich mit Brandenburg abgestimmt zu haben. VBB-Aufsichtsrat Stephan Loge (SPD) sagte Brandenburg aktuell am Rande der Krisensitzung am Freitag, dass das Regelwerk zu Tariferhöhungen, das vor Jahren aufgestellt worden sei, "von den Berlinern durchbrochen" wurde. "Dann muss die Haushaltskasse entsprechende Leistungen bringen um Defizite auszugleichen. Sonst müssen wir unseren VBB infrage stellen", so Loge weiter.
    Grund für das Auseinanderdriften der Preisvorstellungen sind die unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklungen der Länder: Während Berlin seit Jahren einen Zuwachs an Kunden verzeichnet, gehen in Brandenburg vielerorts die Fahrgastzahlen zurück. "Das Problem ist, dass Berlin das möglicherweise finanzieren kann, Brandenburg kann das nicht finanzieren", sagt Jens Wieseke vom Berliner Fahrgastverband IGEB. "Die Brandenburger Verkehrsunternehmen bekommen schon jetzt seit vielen Jahren zu wenig Geld. Sie können das nicht bezahlen. Das könnte zum Ende des Verkehrsverbunds führen, wenn wir nicht andere Wege finden."
    VBB reagierte überrascht auf Müllers Vorschlag für 365-Euro-Ticket
    Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) schlug jüngst ein Jahresticket für den Berliner Nahverkehr für 365 Euro vor – derzeit zahlen Kunden der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) noch etwa das Doppelte. Nach der Vorstellung Müllers könnte das günstigere Ticket über eine CO2-Steuer finanziert werden.
    Jens Wiesecke vom Fahrgastverband kritisiert auch hier eine einseitige Betrachtungsweise: "Nehmen wir an, Berlin führt das 365-Euro-Ticket ein, dann haben wir einen Run auf Parkplätze im Randgebiet. Deshalb muss so ein Projekt gemeinsam mit Berlin und Brandenburg entwickelt werden." Der VBB wolle den Berliner Vorschlag nun zusammen mit Brandenburg prüfen.
    Von der Senatsverwaltung für Verkehr hieß es am Freitag, dass man über alles in Ruhe mit dem VBB reden wolle - und erst Anfang nächsten Jahres Finanzierungsmodelle vorstellen will.
    Zoff unter Hauptgesellschaftern
    Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) gehört flächenmäßig zu den größten Verkehrsverbünden in Europa. In der Hauptstadtregion werden laut VBB-Geschäftsbericht täglich 4 Millionen Fahrgäste in den S-, U-, Straßenbahnen, Bussen und Fähren befördert. Die Fahrpreise sind im gesamten Verbandsgebiet einheitlich - auch deshalb könnte ein Veto Berlins im Ticketstreit zu Problemen führen.
    Per Gesellschaftsvertrag ist die VBB GmbH komplett in öffentlicher Hand: Hauptgesellschafter sind die beiden Länder Berlin und Brandenburg, denen je ein Drittel des Betriebes gehören. Die 18 Landkreise und kreisfreien Städte in Brandenburg gehört das übrige Drittel.

    https://www.rbb24.de/wirtschaft/bei…ets-streit.html

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