Mit dem Schnellzug durch die Hecke - 13: Medgidia - Eforie (50 B.)

  • Hallo!


    Zum vorherigen Teil der Serie:
    Mit dem Schnellzug durch die Hecke - 12: Brașov (50 B.)
    http://www.mstsforum.info/index.php?topic=3966.0


    Das Video zu dem Teil:


    1. 8. 2018

    IR 01746 nach Constanța brachte mich am Dienstag Abend Richtung Schwarzes Meer. Bei Bușteni und Sinaia staute es sich ordentlich auf der Autostraße, während der IR auf der erneuerten Strecke dahindüste. Es war komfortabel, allerdings die Klimaanlage ordentlich frostig eingestellt. Als ich die Schaffnerin fragte, ob sie nicht etwas tun könnte, meinte sie: "Das ist nicht mein Job!"... So viel zur Servicementalität bei den TscheFeRe (gilt natürlich nicht für alle Mitarbeiter).
    Hinter Bukarest düsten wir in die Nacht. Pünktlich um 22:13 stieg ich in Medgidia aus, mit einem Herrn, der in Deutschland arbeitete. Vor dem Bahnhof erwischte ich das einzige Taxi - essentiell, denn zum Zentrum sind es schon drei Kilometer zu latschen. Ich stieg im Hotel Luxor ab, wo man sich an der Rezeption bereits im Vorhinein für die gerade stattfindende Hochzeitsfeier entschuldigte. Das Zimmer in einem oberen Stock war riesig, allerdings durfte man mancherorts nicht so genau hinsehen - zum Beispiel bei sehr suspekten Elektroinstallationen. Tatsächlich hämmerte der Bass aus dem Erdgeschoss bis lange nach Mitternacht durch das Haus, einmal brach auf der Straße kurz ein Streit aus - nicht sicher, ob es mit der Hochzeit zusammenhing. Aber insgesamt wirkte alles fröhlich - Medgidia ist ein von vielen Bevölkerungsgruppen belebter Industrieort benannt nach Sultan Abdülmecid I., das älteste Gebäude der Stadt von 1865 die Abdul-Medgid-Moschee:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Medgidia


    2. 8. 2018

    Zu früh aufstehen brachte von Zugangebot und Sonnenstand nicht viel, also fand ich trotz Party doch ein paar Stunden Schlaf und war nach zwanzig Minuten Gehweg durch die eher hügelige Stadt und ein ärmeres Wohnblockviertel um 7:17 an der Pod Medgidia über den Donau-Schwarzmeer-Kanal angelangt.


    Beim Überqueren der Brücke um 7:21 sah ich etwas auf der Nebenstrecke aus Tulcea an einer Kirche im Bau vorbeifahren...


    ... und im nicht so schnellen Laufschritt noch zu erreichen: das war wieder einmal ein effizienter Volltreffer! :)


    Einfahrt in den Bahnhof Medgidia - Kirchen gibt es hier offensichtlich genug, ebenso einen Schneepflug.



    Im Hintergrund die Eisenbahnbrücke über den Kanal für die Strecke Richtung rumänischer Grenzstation Negru Vodă und Kardam in Bulgarien (siehe meine Reiseberichte von 2015).


    Verfrüht tauchte 477 538 mit IR 1981 Bukarest - Constanța auf.


    Ein einzelner Kutter querte den Kanal.


    Der Pool wird für den heißen Tag hergerichtet.


    R 8345 Călărași Sud - Constanța... doch Moment - echtes Zugtreffen!


    Eine wunderbar von Modernisierungsversuchen unangetastete 80er kam mit einem Arbeitswagen an und dieselte gleich Richtung Cernavodă weiter - am nächsten Tag sollte ich auch Glück mit einem Bauzug haben.


    Gleich darauf wieder Glück: ein Zug Richtung Bulgarien. Es bestätigte, dass der Ort definitiv eine gute Wahl war.


    Güterverkehr-Parallelfahrt über den Donau-Schwarzmeer-Kanal.


    Der 40 Minuten verspätete IRN 1992 Timișoara Nord - Mangalia näherte sich.


    Ein Hauptgrund meines Besuchs: Astra Trans Carpatic IR 15594 Arad - Constanța.


    Links oben bei einer Sportanlage: der große Medgidia-Schriftzug. Dort in der Nähe würde ich bald meinen Standort beziehen.


    Nehmen wir gerne mit: CFR Marfă 40-0901.


    Dem Gänsemarsch folgte R 8652 aus Tulcea Oras.


    Echtes Treffen mit einem Heckenschnellzug: R 8652 Tulcea - Medgidia und IR 1689 București - Tulcea hinten. Die Desiro-Dichte bestätigte die richtige Wahl, nicht in die Pampa gefahren sondern an der Hauptstrecke geblieben zu sein.


    Ich stieg hinab zum Kanal, der eine traurige Geschichte verbirgt:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Donau-Schwarzmeer-Kanal


    Und erklomm den Hang zum Sportplatz, als sich IR 1689 Richtung Tulcea Oras aufmachte.


    IR 1983 Bukarest - Mangalia näherte sich fast pünktlich um 9:21 in 3 Kilometern Entfernung.


    Ein GFR-Kutter dieselte auf der Strecke Richtung Tulcea hinaus.


    Einer der Handvoll Schnellzüge, die in Medgidia mit hoher Geschwindigkeit - bis zu 160 km/h auf der Strecke - durchdüsten: IR 1994 Craiova - Mangalia gezogen von Softronic "Transmontana" 480 001.


    Getreideverkehr auf der Schiene und zu Wasser vom größten Schwarzmeerhafen.


    R 8021 București Obor - Constanța tauchte in der Ferne auf.


    Auf so einer langen Fahrt kann man sich bräunen - oder auch nicht.


    "Rumänien-Phoenix" 473 004, der uns bereits 2015 nach Constanța gezogen hatte, erschien pünktlich um 10:41 mit IR 1937 Constanța - Brașov.


    Darauf hatte ich gewartet - mit Ausnahme des Abstechers am folgenden Tag würde es das meistfotografierte Star-Heckenschnellzugpaar für den Rest der Rumänienreise werden: der eine Viertelstunde verspätete IRN 1932 Oradea - Mangalia.


    Ich verließ den Platz Richtung Hotel durch den Sportkomplex, was diesen Blick zurück auf IR 1985 Bukarest - Constanța ermöglichte.


    Eine Dusche im Hotel, Gepäck holen und Taxifahrt zum Bahnhof später, schon erwischte ich den vorbeifahrenden Regio Călători IR 16088 Brașov - Constanța.


    Am anderen Bahnsteig entdeckte man... freundlicherweise machte die Lokmannschaft Platz für ein Ludmilla-Portrait.


    Ich kaufte nun Regionalzugtickets ab Constanța, doch für die Fahrt dorthin hatte ich eine Alternative online gebucht.


    Die Diesel-Klassiker sind hier dicht gesät... und im Hintergrund näherte sich auch schon das modernste Stückchen Bahn Rumäniens.


    Wer dachte das Äußere des Hyperion wäre schon schlimm, möge das Innere betrachten - das wirkt als hätte eine Chipsdose sich darüber übergeben: im Softrans IR 15982 Craiova - Constanța. Durch die Abtrennungen erscheint der Innenraum eher dunkel und eingeengt. Es herrscht Reservierungspflicht, bis auf einen Platz für mich (nicht der reservierte, aber es wurde fair getauscht) dürfte alles voll belegt gewesen sein.


    Pünktlich um 12:33 in Constanța angekommen rollte die Chipsdose auf die Abstellgleise.


    Rätsel: Was ist der Unterschied?

    Nicht schwindeln, Lösung findet sich unter diesem Link: ;)
    http://raildata.info/heck/heck1337x.jpg


    Denkmallok von Orenstein & Koppel (Nr. 4709 / Bj. 1911), im Hintergrund hatte das am Bahnhofsvorplatz aufgestellte Schiff seit 2015 einen neuen Anstrich erhalten.


    IR 1928 aus Sibiu kam an (Bilder davon waren schon in Reportageteil 11 und 12 zu sehen), der gepimpte Rangierhobel übernahm. Es fand sich eine Verbindung zur Moldawien-Reise im selben Jahr. Dazu die Halle im Hintergrund, welche an das antike Erbe der Stadt erinnern soll.

    Siehe Reiseberichte von 2015:

    Urlaub in Rumänien 2015 - 18: Brasov - Constanta (50 B.)
    http://www.mstsforum.info/index.php?topic=3742.0

    Urlaub in Rumänien 2015 - 19: Mit der Bahn zum Strand (50 B.)
    http://www.mstsforum.info/index.php?topic=3743.0

    Urlaub in Bulgarien 2015 - 20: Vom Kutter zur Ludmilla (50 B.)
    http://www.mstsforum.info/index.php?topic=3744.0


    IR 1928 wurde verschoben, die roten Wagen stammten aus Sibiu, die blauen wurden in Bukarest beigestellt.


    Zu Mittag bestand eine 3-Stunden-Zuglücke nach Mangalia, man stellte nun um von Fern-IRs in eine Richtung auf Regionalzüge, so brachte mich R 8801 in einem klimatisierten Doppelstockzug um 14:42 nach Eforie Nord. Eigentlich wollte ich ja ein bisschen Urlaub machen, also hieß das erste Ziel: Strand. Natürlich ist er überlaufen, aber genießen lässt es sich doch (bezüglich einsamerer Strandtipp an der Bahn siehe die 2015er-Berichte). Allerdings hatte ich danach eine Woche Entspannung in kristallklaren kroatischen Gewässern eingeplant, damit kann es klarerweise nicht mithalten.


    Na gut, machen wir doch etwas. Drei Züge waren kurz hintereinander angekündigt, also konnte man entspannt ein paar noch unfotografierte Motive abklappern - dachte ich mich in einem relaxten Ferienort befindend, unwissend ob der einen erwartenden Hindernisse.
    Als erstes erschien um 16:25 IRN 1945 Mangalia - Satu Mare, die Signalwärterin unterbrach nur kurz das Wäscheaufhängen an einer Leine um die gelbe Fahne zu schwenken.


    Der schwere Zug (so lang wie im Panorama war er nicht, aber fast) dieselte auch bei der Einfahrt schön. Rechts der direkteste Fußweg zum Strand.


    Am Bahnhofsgebäude und mit Selfie-Sticks bewaffneten TouristInnen vorbei.


    R 8803 nach Mangalia traf ebenfalls überpünktlich um 16:53 ein. Kulisse bot der Fernseh- und Radioturm am Techirghiol-See, der größten Salzwasserlagune Rumäniens - aus dem Türkischen "Tekirgöl", also eigentlich "Tekir-See"-See.
    Erfreulicherweise trugen manche Jimmies hier noch alte Nummern.


    Unseren Starzug IRN 1931 Mangalia - Oradea wollte ich an der Ausfahrt filmen. Optisch gibt es zwar wenig her, aber ein bisschen GM-Sound musste sein. Nicht gerechnet hatte ich mit der Furie von Eforie - die Signalwärterin bekam ob des Anblicks des Video-Stativs einen Schreianfall, und verlangte heftigst, dass es sofort entfernt werde. Ich hätte ja mit ihr diskutiert wenn Kommunikation möglich gewesen wäre, denn angesichts der Selfie-Sticks am Bahnhof erschien das mehr als realitätsfremd. Aber der Zug war inzwischen ohnehin schon ausgefahren, und die schlaue Dame kannte ja mein Soundlaberl nicht, das ich meist in einiger Entfernung hinlege. So gibt es das Video der Einfahrt mit dem Ton der Ausfahrt im Film bei Minute 33:22 zu betrachten - wer genau hinhört, vernimmt leicht die Schreie... So etwas habe ich in Rumänien weder vorher noch nachher erlebt, und das in einem Urlaubsort - aber es sollte nicht das einzige Hindernis bleiben. ;)

    Optisch optimal an der Stelle hatte ich den Zug schon 2015 erwischt - denn dafür benötigt man den erhöhten Standpunkt eines Gegenzuges, was damals aufgrund einer Verspätungskonstellation genau klappte:
    http://raildata.info/rum15/rum151910.jpg


    Am Bahnhof war nun alles abgedeckt, also auf zum Bahndamm an der Lagune. Es ist doch ein recht weiter Hatscher, und anschließend muss eine mehrspurige Straße überquert werden, wo die Autofahrer wenig Rücksicht auf etwaige Fußgänger nehmen. Auch hier staute es sich heftig im Ort. An der Lagune gibt es ein abgezäuntes Bad, doch der Damm wird von Badenden genutzt - nackt Badenden. Dazu wurde ich in meiner Unwiderstehlichkeit von einem Passanten angebaggert, glücklicherweise aber bald in Ruhe gelassen. Die Richtung des Damms, aus der der Zug kommen sollte, war noch frei von Nackerpatzerln. Kurz vor der Planzeit erschien natürlich ein etwas beleibterer Herr in einiger Entfernung und machte sich auf, ins Wasser zu steigen. "Bitte lass die Badehose an..." - wurde natürlich nicht erhört, also hieß es, sich nach Alternativstandpunkten umzusehen. Bei Nackerpatzerln in allen Richtungen blieb da nur die Tarnung auf einem begrasten Vorsprung mitten am Damm. Immerhin hatte man so das nächste Bootsdenkmal im Bild mit IR 1984 Mangalia - Bukarest um 18:36.


    Auch der Techirghiol-See ließ sich im Panorama einbauen - sorry, für die erneute Chips-Reklame kann ich nichts, aber hier kommt zumindest momentan garantiert kein Hyperion vorbei. ;0)


    So, jetzt reichte es aber - Ferienzeit und Entspannung in einem Fischrestaurant am Anfang des öffentlichen Strandes war angesagt. Die servierte Graue Meeräsche soll tatsächlich aus dem Schwarzen Meer stammen.


    Ob des unbeleuchteten Weges kehrte ich in der Dämmerung zum Bahnhof zurück, wieder pünktlich um 20:32 konnte man so R 8807 nach Mangalia einfangen. Hinten rechts das Knusperhäuschen der Furie von Eforie. Anschließend machte ich es mir auf einer Bank bequem und schaute ein paar Videos. Eigentlich war der Plan gewesen, auf diesem Urlaub große Sprünge zu vermeiden. Aber das Heckenschnellzug-Highlight erwartete einen am nächsten Tag in einem komplett anderen Landesteil. Daher bestieg ich um 22:38 IRN 1953, der leider nur mit einem Liegewagen ausgestattet war...