[DE] Sachsen: Betrieb der Städtebahn über Nacht eingestellt

  • Die Städtebahn, die im Raum Dresden eine Reihe von Regionalbahnen betrieb, hat über Nacht und ohne jede Vorankündigung den Betrieb komplett eingestellt. Auch Ersatzverkehre wurden nicht organisiert. Mehr Informationen, auch über eventuelle Hintergünde, kann man hier nachlesen.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Ob und wann die Städtebahn Sachsen ihren Betrieb wieder aufnimmt, stehe derzeit nicht fest, teilte das Unternehmen mit.

    Ich hoffe ja doch, dass es für solche Fälle Klauseln in den Verträgen gibt, die sofortige Kündigung ermöglichen. Denn solche Sachen passieren ja nicht schlagartig über Nacht. Da kann man ja durchaus eine Einstellung in einer Woche oder so androhen. Also entweder die Einstellung hat einen anderen Grund, oder das Unternehmen ist einfach dreist.

  • Der VVO hat mittlererweile einen SEV organisiert, doch auch dieser erwartet eine rasche Wiederaufnahme des Betriebs.

    Ich hoffe mal, dass sich das mal einpendelt, ich habe vor, am 16. August mit einem der Züge des Unternehmens zusammen mit einem Cousin zu fahren und da sollte es möglichst wenig Verzögerungen geben...

    Mit freundlichen Grüßen

    *Möwengeräusche*

  • Aktueller geht's fast gar nicht. 642 328 und 345 am 13. 7. 2019 in Glashütte an der Müglitztalbahn Heidenau - Kurort Altenberg (Erzgebirge) und heute schon Geschichte:
    Foto: Erwin Tisch, aufgenommen am 13. 7. 2019

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Städtebahn Sachsen: Streit mit Leasingpartner führt zu Einstellung des Betriebes

    Der Betrieb der Städtebahn Sachsen wurde eingestellt; Foto: SBS

    26. Juli 2019
    Der Betrieb der Städtebahn Sachsen musste eingestellt werden, weil es letztlich keinen Mietvertrag mit dem Leasinggeber Alpha Trains mehr gab.
    In diesem Zusammenhang erhebt Torsten Sewerin, Geschäftsführer der Städtebahn Sachsen (SBS), schwere Vorwürfe an den Aufgabenträger und an das Leasingunternehmen.
    Wir können „grundsätzlich“ den kompletten Bahnbetrieb innerhalb von sechs Stunden wieder hochfahren – mit diesen Worten meldete sich Sewerin am 26.07.2019 einen Tag nach der Betriebseinstellung öffentlich. Alpha Trains hatte den Mietvertrag über die 15 Desiro Classic zum 17.07.2019 gekündigt und dies bis zum 24.07.2019 nicht wieder zurückgenommen – trotz intensiver Verhandlungen. Laut Sewerin waren seit 2014 rund 1,6 Mio. EUR an Forderungen aus Versicherungsfällen, darunter sowohl wegen Vegetationsschäden als auch wegen Unfällen an Bahnübergängen, aufgelaufen. Mitversicherungsnehmer Alpha Trains habe dabei auch Anspruch auf Schadensersatz geltend gemacht. Darüber gab es Meinungsverschiedenheit. Es habe mit Alpha Trains schon bei den 2017/18 durchgeführten Revisionen inhaltliche und finanzielle Diskrepanzen gegeben, so die SBS. Selbst erneute Gespräche der drei Beteiligten am 25.07.2019 brachten kein Ergebnis. Laut Sewerin war bei allen Gesprächen sowie Mitte des Monats der Aufgabenträger VVO/ZVOE anwesend. Der VVO hat 72 Stunden nach einer Betriebseinstellung das Recht auf eine Sonderkündigung.
    Laut SBS-Rechtsanwalt Michael Krebs hat der VVO-Geschäftsführer Burkhard Ehlen bestätigt, dass sich Alpha Trains wegen angeblicher Verzugstatbestände der Städtebahn an den VVO gewandt hat. Ebenfalls habe Ehlen eingeräumt, trotz des bestehenden Verkehrsvertrages bereits mit anderen Verkehrsunternehmen Gespräche über die Übernahme der Linien geführt zu haben.
    Ein Problem waren laut Sewerin auch die gestiegenen Personalkosten. Am 21.11.2018 erfolgte ein Tarifabschluss mit der Gewerkschaft GDL. Zuvor habe es mit dem VVO Abstimmungen dazu gegeben und Verhandlungen, wie die Mehrkosten zu tragen seien. Der VVO habe aber zuletzt im März 2019 Nachverhandlungen dazu „komplett” abgelehnt.
    Sewerin befürchtet, dass es seitens des VVO bereits Pläne gibt, die Notvergabe an den Zweitplatzierten des Vergabeverfahrens von 2012 – Die Länderbahn (d. Red.) – zu vergeben. Der Verkehrsvertrag läuft mit der SBS noch bis Ende 2024.
    Alpha Trains wollte sich wegen des „schwebenden” Verfahrens nicht zu dem Thema äußern. Der VVO teilte mit, er habe „kein Verständnis“ für die Umleitung der Telefone der Städtebahn Sachsen auf die Info-Hotline des VVO und den Austausch der Schlösser an den Büroräumen der Städtebahn. Ersteres sei laut Sewerin ein Softwareproblem. Zudem weist der VVO jegliche Anschuldigungen „entschieden“ zurück. Der VVO betont, er habe der SBS unter anderem finanziell bei der Sanierung der 15 Triebwagen unterstützt und habe sich zusammen mit dem Wirtschaftsministerium mit der DB Netz „konstruktiv“ für einen Freischnitt der Strecken eingesetzt.
    Kritisch äußerte sich Michael Rainer Harig (CDU), Landrat des Kreises Bautzen: „Offensichtlich gibt es bei der Städtebahn Sachsen große wirtschaftliche Probleme. Die letztlich dazu geführt haben, dass wahrscheinlich der Insolvenzfall eingetreten ist.“ Die Städtebahn Sachsen bekommt Stand Anfang 2013 über die zehnjährige Vertragsdauer (2014 – 2024) vom VVO/ZVOE 130 Mio. EUR. (cm)

    https://www.eurailpress.de/nachrichten/un…-betriebes.html

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Verstehe ich das richtig: Zuerst wird billig geboten, dann kommt man drauf, dass man um das Geld nicht genügend Personal bekommt und dann will man nachverhandeln?

    Und wie lange vorher wusste die Städtebahn von der Mietvertrag-Kündigung?

  • Und wie lange vorher wusste die Städtebahn von der Mietvertrag-Kündigung?

    Seit 17. 7. 2019. Ich gehe davon aus, dass der VVO davon auch wusste, aber ebenfalls stillgehalten hat, um die Fahrgäste nicht zu beunruhigen. Jedenfalls ist die Rolle des VVO auch zu hinterfragen.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Es ist ganz offensichtlich die Rolle Aller zu hinterfragen.

    Weil die Schäden an den Mietfahrzeugen (die zumindest einen Einfluss auf die Kündigung des Mietvertrags hatte) sind ja auf schlecht unterhaltene Infrastruktur zurückzuführen.

  • Sachsen: Gespräche zwischen SMWA, GDL, Städtebahn-Betriebsrat und dem VVO
    29. Juli 2019
    Nach der Betriebseinstellung der Städtebahn Sachsen und der daraus folgenden Kündigung des Verkehrsvertrages durch den Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) steht die zeitnahe Wiederaufnahme des Eisenbahnverkehrs im Vordergrund.
    Heute fanden dazu Gespräche zwischen dem Wirtschaftsministerium (SMWA), der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL), dem Betriebsrat der Städtebahn Sachsen und dem VVO statt. „Wir haben daher auch darüber gesprochen, wie ein Betriebsübergang der Mitarbeiter auf einen neuen Betreiber erfolgen kann“, so Staatssekretär Stefan Brangs. Das Land hat dem VVO Unterstützung angeboten. „Neben dem gesetzlich geregelten Betriebsübergang des Fahrpersonals fordern wir, dass in den Gesprächen mit anderen tarifgebundenen Unternehmen auch die Mitarbeiter in Verwaltung und Werkstatt eine Perspektive erhalten“, so Klaus-Peter Schölzke von der GDL. (cm)

    https://www.eurailpress.de/nachrichten/be…nd-dem-vvo.html

    dr. bahnsinn - der Forendoktor