Mit dem Schnellzug durch die Hecke - 16: Transsylvania I (50 B.)

  • Hallo!


    Zum vorherigen Teil der Serie:
    Mit dem Schnellzug durch die Hecke - 15: Adria, Istria I & BiH (1 V., 50 B.)
    http://www.mstsforum.info/index.php?topic=3973.0


    Das Video zu dem Teil:


    24. 7. 2019

    Im Juli erkundete ich eine brandneue Stelle an der Ostbahn bei Wien, die ich auf dem Weg zum Balaton entdeckt hatte. Es ist die Straßenüberführung der Mannersdorfer Straße bei Götzendorf - und so neu, dass sie sich gerade erst im Bau befand.

    Neu in dieser Fahrplanperiode hinzugekommen ist das Zugpaar D/EC/IR 143 / 144 "Transsylvania" Wien - Budapest - Cluj:
    https://www.vagonweb.cz/razeni/vlak.ph…ok=2019&lang=de

    MÁV 470.002 mit Werbung für die Schwimmweltmeisterschaften 2017 zog D 144 bestehend aus Wagen aller teilnehmenden Bahnen die letzten paar Kilometer bis Wien Hbf.
    Im Hintergrund befand sich gerade der Air India Dreamliner VT-ANB aus Delhi im Landeanflug auf Schwechat über der neuen Brücke.


    Die Bauarbeiter machten Feierabend - nein, es ist kein Dacia... ;)


    Es herrschte etwas Chaos an dem Tag, der "Avala" aus Budapest wurde ganz gestrichen und RJX 68 nach München kam erst um 18:55 des Weges. Zur gleichen Zeit landete der Turkish Airlines Flug TK1887 aus Istanbul mit A330.


    Der Feldweg entlang der Bahn staubte extrem.


    Es kamen stundenlang keine Güterzüge aufgrund eines hitzebedingten Schienenbruches bei Himberg, dafür konnte diese dieselbetriebene leere Schienendüse das Fotografen- und Eisenbahnfan-Herz mit Schadenfreude erwärmen.


    Von der Brücke hat man nun Ausblick auf die gesamten Wiener Hausberge vom Wienerwald bis zum Schneeberg und in die Ferne.
    Es sind noch mehr Variationen möglich - da die Rampe zur Brücke lang ist, geht es auch weiter seitlich.

    D 347 "Dacia" Wien - Bukarest kam von MÁV 470.002 gezogen bei Sonnenuntergang des Weges. Nach der Lok drei CFR-Nachtzugwagen, die vier Sitzwagen von ÖBB, MÁV und CFR dahinter stammen aus dem Umlauf des "Transsylvania".
    Die Erhebung ganz links ist der Reisenberg mit der Pfarrkirche St. Pankratius, dahinter die Rax und das Semmeringgebiet. Rechts neben dem GSM-R-Mast der Schneeberg, davor die Hohe Wand. Der Berg geradeaus links der Strommasten mit Sender ist der Anninger bei Gumpoldskirchen südlich von Wien.

    Das gesamte Panorama findet man in größerer Auflösung hier:
    http://raildata.info/heck/heck1606x.jpg


    27. 8. 2019

    Wir setzen die Sommerreise fort, mit dem Bus war ich am Vortag aus Banja Luka und Zagreb nach Budapest gekommen. Da für den "Dacia" keine Karten zu ergattern waren, nahmen wir das Hotel Hungaria City Center gleich gegenüber Keleti für die Nacht. Das große internationale Hotel, in dem Menschen aus aller Welt in Schichten auftauchten (ein Restaurant war reserviert für das kuwaitische "Water Polo Team") ist zwar etwas abgewohnt, aber es bietet genügend Komfort für eine Nacht. Nach einem der größten Frühstücksbuffets, die ich jemals zu Gesicht bekommt habe, setzten wir uns gemütlich am nächsten Morgen in die erste Klasse des IC 367 "Hargita" mit Abfahrt um 7:40 Richtung Brașov - hier rechts im Bild.


    Wir kamen auf die Minute pünktlich um 16:08 in Cluj an. Die Strecke hierher wird nun systematisch abgehandelt - keine Angst, ihr verpasst nichts.
    Ich holte gleich die online gebuchten Double-Tickets für die Rückfahrt nach Wien im momentan wegen Bauarbeiten über Cluj umgeleiteten "Dacia" ab. Das Taxi zum Hotel Opera Plaza fand sich nicht auf Anhieb - kein Taxi vor dem Hauptbahnhof einer Stadt habe ich in Rumänien sonst noch nie erlebt. Nach einer Viertelstunde klappte es trotz Baustelle im Stadtzentrum doch, und bald befanden wir uns auf erstem Stadtrundgang.

    Cluj ist die zweitgrößte Stadt Rumäniens und war 2015 europäische Jugendhauptstadt - unter den fast 400000 EinwohnerInnen befinden sich etwa 100000 StudentInnen, an jeder Ecke sieht man Universitätsgebäude.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Cluj-Napoca

    Im "Boema" gingen wir am zweiten Abend essen - es wird im gemütlichen Innenhof geräuchert und gegrillt, ich aß beispielsweise geräucherte Ripperl.


    Die Innenstadt bietet ein paar autofreie Altstadtgassen, wie links vor dem Matthias Corvinus Geburtshaus.


    Auf der Piața Unirii befindet sich ein Denkmal für ihn, das einst auf der Trasse der ehemaligen Pferdestraßenbahn herbeigeschafft worden war. Um die Beschriftung fanden nationalistische Rangeleien statt, momentan ist sie auf Latein verfasst. Dahinter die katholische Sankt Michaelskirche als Hauptsehenswürdigkeit - nur leider war sie momentan zur Renovierung komplett geschlossen.
    Die Innenstadt ist nett, man findet einige hippe Lokale und Geschäfte, zum Beispiel eine Konditorei mit ausgefallenen Kreationen. Einzig führen Hauptverkehrsadern mitten durch das Zentrum, dadurch ist es nicht so ein ruhiges Ensemble wie beispielsweise in Brașov oder Sibiu.


    28. 8. 2019

    Am nächsten Morgen ging ich nach fünf Uhr zum Bahnhof. In jeder richtigen k&k-Stadt darf natürlich ein Gebäude von Fellner & Helmer nicht fehlen (siehe z.B. Hotel Schorsch in Lwiw), hier das kombinierte Nationaltheater und -oper (1904–1906).


    Für meinen R 3625 Richtung Huedin erwartete ich einen Desiro - doch es stand dort Jimmy 641 138 mit einem erste-Klasse-Wagen! R 4094 nach Jibou fuhr zur gleichen Zeit um 6:10 als Desiro ab.



    Arbeiten bei der Einfahrt in Gârbău verspäteten uns kurz, um 6:46 erreichten wir Macău als gerade R 3622 in die Gegenrichtung abfuhr.



    Wir sind in den "Highlands" angekommen, wie schon vom Winter 2015 bekannt:

    Winter in Rumänien 2015 - 2: Cluj - Viseu (50 B.)
    http://www.mstsforum.info/index.php?topic=3698.0


    Eine Schafherde befand sich gerade genau auf der Hügelkuppe.


    Pünktlich um Punkt sieben erschien unser Top-Heckenschnellzug: IRN 1931 Mangalia - Oradea.
    Videoszene hier:





    Dann hieß es schnell den Hügel erklimmen: Transferoviar Călători (TFC) IR 15032 Oradea - Cluj kam um 7:22 in Form eines ex DB 614 um die Ecke, im Hintergrund die stillgelegte Bergwerksindustrie von Aghireșu.


    Am "Highland Pass".


    Um 7:31 - dreizehn Minuten verspätet - tauchte der umgeleitete IR 12347 "Dacia" Wien - Budapest - Oradea - Cluj - Bukarest auf.


    Schafherde im Hintergrund.


    Das "Highland"-Panorama mit Dacia.


    Begegnung mit zwei Interregional Călători 628ern als R 15853 Cluj - Oradea.


    Um 7:50 folgte ein ex NS DH2 "Wadloper" als TFC IR 15031 Cluj - Oradea. Auch auf der anderen Seite graste eine große Herde die Hügel ab, ebenso hinter mir.


    Der titelgebende Zug dieses Reportageteils erschien um 8:03: IR 144 Cluj - Wien, gezogen von einer 82er.


    Mit dem bunten, internationalen Schnellzug durch die Hecke.


    R 3073 erwischte ich noch im Hinuntergehen.


    Und konnte so bequem den zurückkehrenden Jimmy mit R 3624 Huedin - Cluj zurück in die Stadt nehmen. Im Zug bekam ich eine handgeschrieben Karte ausgeteilt.




    Nach einem edlen Frühstücksbuffet machten wir uns am wieder recht heißen Sommertag auf Stadtbesichtigung. Hier gibt es auch die Istanbuler Straßenbahn zu bewundern.


    Blick durch die Strada Iuliu Maniu zur orthodoxen Kathedrale.


    Immer wieder fotografierte ich Trolleybusse auf dem Bulevardul 21 Decembrie 1989.


    Es gibt einige sehenswerte Hausfassaden, wir besuchten auch das ethnografische Museum.


    Wir folgten den Trolleybussen stadtauswärts, die meisten stammen von Astra Bus in Arad.



    Angekommen vor der Ursus Brauerei.


    Es gibt beispielsweise "Nefiltrată" und "Retro" vom Fass, manche Sorten in Krügen bis zu einem Liter. Das "Retro" fand ich ganz süffig.
    Im "Boema" trank ich eine Flasche eines neuen Craft-Bier Herstellers in Cluj, Kutuma. Die Sorte "Zarva" ist ein amerikanisches Weizenbier und war auch nicht schlecht.


    Das Menü der Ursus Brauerei ist exakt das selbe wie im Biergarten Euphoria in der Nähe, den wir am Abend zuvor besucht hatten. Letzterer ist nur ruhiger gelegen.


    Beim Stadion, wo ich mir eine Jogginghose im Laden des Clubs Universitatea Cluj beschaffte, trifft man endlich einmal auf die Straßenbahn. Triebwagen Nr. 19 ist ein 1998 aus Berlin gekommener Tatra KT4D.


    Am Abend besuchten wir den botanischen Garten, der auch einen japanischen enthält.
    Vor der orthodoxen Kathedrale befindet sich eine Statue von Avram Iancu.


    Vor dem Justizpalast (1898 - 1902).


    Ab halb neun warteten wir am Bahnhof.


    Da bleibt noch Zeit für ein Selfie.


    Ich besorgte mir einen Vorrat meiner geliebten Cappy Pulpy Grapefruit, die es in Ländern näher an Wien irgendwie nicht mehr zu geben scheint.


    IRN 12766 (uns sonst schon bekannt als IRN 1766 Timișoara - Iași) wurde ebenfalls über Oradea umgeleitet und kam bereits vor 21 Uhr an. Sonst ist die planmäßige Ankunft um 22:08, und die Planabfahrt 22:24 - das bedeutet, der Zug wurde jetzt einfach 1 1/2 Stunden hier stehen gelassen.
    Und - wer hat es bemerkt? Juhuuuuuu - der Kurswagen nach Botoșani war endlich einer der neueren Fernverkehrswagen, die sie dort schon die ganze Zeit zur Verfügung hatten. Allerdings stank das Ding enorm nach WC-Abwässern und stand nun die ganze Zeit vor unserer Nase.


    Unser IR 12346 "Dacia" Bukarest - Wien kam mit 17 Minuten Verspätung um 21:25 an. Wir bezogen das Double-Abteil. In Püspökladány standen wir planmäßig eine Stunde. Danach gab es ein Problem mit dem Lösen der Bremsen unseres Wagens, der Zug fuhr eine Zeit schnelles Tempo woraufhin heftiger Bremsbelaggeruch ins Abteil drang. In Törökszentmiklós vor Szolnok wurden der Zug letztendlich auf die Seite gestellt und das Problem recht rasch behoben - ausgereiht mussten wir zu der frühen Stunde glücklicherweise nicht werden. Zur Umleitung wurde noch ein Flügelzug Gy 1346 Lőkösháza - Szolnok gefüht. Budapest Keleti erreichten wir zwanzig Minuten zu spät, doch auch hier bestand genügend Zeit und die Ankunft in Wien Hbf erfolgte pünktlich.