[DE] Bahnstrecke zwischen Hungen und Frankfurt soll reaktiviert werden

  • Während hierzulade das Schweinbarther Kreuz abgedreht wird, wird in Frankfurt eine Bahnstrecke wiedereröffnet...
    Zu lesen in der Frankfurter Rundschau vom 11.10.


    Endstation: In Wölfersheim-Södel versperrt ein Prellbock seit 16 Jahren die Strecke nach Hungen.
    © Monika Müller

    11.10.19 21:48
    Horlofftalbahn
    Schnelle Zugverbindung von Hungen nach Frankfurt
    Die Reaktivierung einer geschlossenen Bahnstrecke soll Hungen mit Frankfurt verbinden. Optimisten hoffen, dass die ersten Züge schon ab 2023 fahren könnten.

    Frankfurt - Dass die Stadt Hungen (Landkreis Gießen) und die Gemeinde Wölfersheim (Wetteraukreis) vor 16 Jahren zwölf Kilometer Bahngleis in ihren Besitz brachten und die seitdem ungenutzte Teilstrecke der Horlofftalbahn für den Tag X in Schuss halten, könnte sich schon bald bezahlt machen. Denn dieser Tag mit der Wiedereröffnung wird von Optimisten bereits ab 2023 erwartet. Mit der Entwurfsplanung für die Reaktivierung ist nunmehr begonnen worden, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung der beiden Landkreise und Wölfersheim weiter. Die Arbeitsgemeinschaft Horlofftalbahn hat zudem neue Pläne für die Realisierung vorgelegt. Für Pendler könnte sich die Fahrt nach Frankfurt um bis zu 30 Minuten auf 50 Minuten verkürzen, ohne umzusteigen. Anlass für das Projekt gibt die vor einem Jahr veröffentlichte Studie zur Stärkung des Schienenverkehrs, die das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung in Auftrag gab. Darin wurde etwa die Reaktivierung stillgelegter Strecken betrachtet. Die Expertise bescheinigt der Horlofftalbahn ein „besonders gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis“.

    Bahnstrecke zwischen Hungen und Frankfurt soll reaktiviert werden
    Züge bestellen, einen Fahrplan schreiben und den Betrieb wieder eröffnen, so einfach geht die Reaktivierung der einst als unrentabel angesehen Strecke offenbar nicht. Damals wie heute muss in einen für den Nutzer komfortablen Zugbetrieb investiert werden. Die Kritiker der Stilllegung warfen dem Wetteraukreis vor, Geld lieber in breite Umgehungsstraßen zu stecken, als die Horlofftalbahn attraktiver zu gestalten.

    Die B3 ist mittlerweile durch die Wetterau gebaut. Der zuzugsstarke Landkreis ächzt dennoch unter dem Individualverkehr. Dass jedoch gut funktionierender ÖPNV auf der Schiene angenommen wird, zeigt das einst todgeweihte „Stockheimer Lieschen“, das zwischen Bad Vilbel und Glauburg pendelt.

    Laut den beiden Landkreisen hat die Bahn zugesichert, dass der Bahnhof im Reichelsheimer Stadtteil Beienheim „grundlegend umgebaut“ wird. Damit werde eine wesentliche Hürde zur Reaktivierung der Teilstrecke genommen. In Beienheim erfolgt die „Flügelung“, das An- und Abkoppeln an den weiterfahrenden Zug, um das Ziel ohne Umsteigen zu erreichen. Endstation wäre erst der Frankfurter Hauptbahnhof.
    Einen konkreten Vorschlag legt auch die AG Horlofftalbahn für den Halt Berstadt-Wohnstadt vor. Dieser soll an anderer Stelle als zweigleisiger Kreuzungsbahnhof gebaut werden, nicht nur aus bahntechnischen Gründen, sondern auch um den Bus-Bahn-Übergang mit einem kurzen Fußweg herzustellen.

    „Für Hungen ist die Reaktivierung von großer Bedeutung“, sagt Bürgermeister Rainer Wengorsch (Freie Wähler). Per Zug geht es seit 2003 in Richtung Frankfurt nur über Gießen oder Gelnhausen. Bereits vor fünf Jahren hätten Hungen und Wölfersheim ein Gutachten erstellen lassen, das die Wiedereröffnung positiv bewertete. Beide Kommunen haben rund 180 000 Euro in den Streckenerhalt gesteckt. Bei einer Reaktivierung könnte aus Wengorschs Sicht der Abschnitt „unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden“. Offenbar nicht ohne Eigennutz. Hungen prosperiert wegen der Preise für das Wohnen im Ballungsraum. Erschlossenes Bauland kostet in Hungen etwa 165 Euro pro Quadratmeter. Noch, bemerkt Wengorsch. „Zurzeit entwickeln wir ein neun Hektar großes Baugebiet für rund 600 Wohneinheiten“, sagt der Rathauschef der knapp 13 000 Einwohner großen Stadt.

    Das Land Hessen gibt mit dem Mobilitätsfördergesetz Geld für Verkehrsprojekte.

    Mindestens 100 Millionen Euro pro Jahr soll das Budget ab 2020 betragen, das sich hälftig auf Straße und ÖPNV verteilt.

    Rund 20 Millionen Euro wird die Sanierung der Horlofftalbahn kosten, so lautet eine Schätzung von 2018. Einen Teil müssten die Kreise übernehmen. Das Land will 85 der förderungsfähigen Aufgaben tragen.

  • Zitat

    Während hierzulade das Schweinbarther Kreuz abgedreht wird, wird in Frankfurt eine Bahnstrecke wiedereröffnet...

    Von Wiedereröffnung ist aber noch lange nicht die Rede! Sie soll reaktiviert werden... ...und das heißt vorerst gar nichts. Es soll ja auch eine Breitspurbahn nach Wien gebaut werden, (die es nie geben wird)!