Bozen-Tram: Bürger sind am Zug

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    Bozen-Tram: Bürger sind am Zug

    Vor 70 Jahren gab es schon einmal eine Straßenbahn in Bozen – jetzt soll die Südtiroler Landeshauptstadt wieder eine Straßenbahn bekommen. Doch davor sind die Bürger am Zug: Am 24. November gibt es eine Volksbefragung zum geplanten Projekt.


    Online seit heute, 6.16 Uhr

    Die Machbarkeitsstudie der Südtiroler Transportstrukturen AG ist noch nicht abgeschlossen, aber der Streckenverlauf steht schon. Um das Projekt TRAM.BZ zu realisieren, soll eine Straßenbahn mit acht Zweirichtungsfahrzeugen gebaut werden, die zwischen dem Bahnhof Bozen und dem Krankenhaus bzw. Sigmundskron verkehren. Das entspricht einer Bahnlänge von jeweils etwa sechs Kilometern. Es sind 17 Haltestellen geplant. Die Fahrzeit zwischen Bahnhof und Krankenhaus soll 19 Minuten in Anspruch nehmen und 21 Minuten bis zum Knoten Sigmundskron. Zu Spitzenzeiten soll die Tram im 10-Minuten-Takt durch Bozen rollen.

    Südtiroler Transportstrukturen AG (STA) Zwei Tram-Linien könnten in Zukunft umweltfreundlich durch Bozen rollen.


    Andere Städte als Vorbild
    Nicht nur in Wien und Innsbruck wurden die Straßenbahnen genauer unter die Lupe genommen – Südtirol holte sich für dieses Großprojekt für die Landeshauptstadt in ganz Europa Hilfe und Inspiration. Vom Bahnhof über den Waltherplatz gehe es daher batteriebetrieben Richtung Siegesplatz. Erst dort würden dann die Oberleitungen starten, erklärt Joachim Dejaco, der Generaldirektor der Südtiroler Transportstrukturen AG.
    Die Kosten des Projektes belaufen sich auf 192 Millionen Euro. Die Stadt sowie das Land könnten jeweils maximal 45 Millionen Euro bezahlen. Den Rest wolle man sich aus Rom holen. Ohne diesen staatlichen Beitrag könne das Projekt TRAM.BZ nicht realisiert werden, erklärt der Bozner Vizebürgermeister Luis Walcher.

    Südtiroler Transportstrukturen AG (STA) Eine moderne Gleistechnologie soll eine geräuscharme und vibrationsfreie Fahrt mit Fahrkomfort ermöglichen.

    Umweltfreundliches Verkehrsmittel für alle
    Eine Straßenbahn in Bozen ist nichts Neues. Bereits zwischen 1907 und 1948 war in der Südtiroler Landeshauptstadt eine Tram unterwegs. Die Zukunft soll erneut umweltfreundlicher sein.

    Am 24. November sollen die Bozner Bürger darüber abstimmen, ob sie für oder gegen eine Straßenbahn sind. 25 Prozent sollten an die Urne gehen, damit das Referendum überhaupt ernst genommen wird. Das Ergebnis wird dann auch nur richtungsweisend, nicht aber bindend sein.

  • Das sieht vor Allem nach Alstom und RATP aus, die sind da nämlich mit von der Partie, was bei Strassenbahnneubauten bzw Netzneugründungen auch OK ist.

    Stadtbahn ist aber auch nicht weit vom Thema, die Verlängerung nach Kaltern (überetschbahn) ist nach wie vor im Gespräch.

  • Da wird wohl nichts draus, die Bürger wollen keine Tram...
    Bericht auf Südtirol Online:

    Klare Absage für die Bozner Tram
    Am Sonntag haben die Bozner Bürger darüber abgestimmt, ob sie eine Tram in der Landeshauptstadt wollen oder nicht. Und die Bozner haben mit großer Mehrheit Nein gesagt: 70,2 Prozent der Abstimmenden lehnen die Tram ab, 29,8 Prozent wären dafür. Die Wahlbeteiligung lag bei 32,63 Prozent; das Quorum für die beratende Volksabstimmung (25 %) war somit erreicht worden.



    Die Tram bleibt für Bozen wohl Zukunftsmusik. - Foto: © STA

    „Das Tram-Projekt ist tot. Die Wähler haben klar gesprochen“, erklärte Bürgermeister Renzo Caramaschi, als sich am späten Sonntagabend das sehr klare Wahlergebnis abzeichnete. 18.885 Wähler haben das von der Gemeindeverwaltung lancierte Tram-Projekt abgelehnt, 8027 waren dafür. Insgesamt sind 27.058 von 82.922 Wahlberechtigten zur beratenden Volksabstimmung gegangen.

    Im Zentrum-Bozner Boden-Rentsch war die Wahlbeteiligung mit 27,60 Prozent am niedrigsten. Am meisten Wahlberechtigte schritten mit 36,62 Prozent in Gries-Quirein an die Urnen.

    In diesen beiden Stadtvierteln fiel das Nein zur Tram noch relativ knapp aus: In der Altstadt erhielt das Nein knapp 54 Prozent der Stimmen und in Gries-Quirein rund 68 Prozent. In den 3 anderen Vierteln – Oberau/Haslach, Europa/Neustift und Don Bosco – lagen die Werte deutlich höher, zwischen 74 und 76 Prozent.

    4 knappe Ja, 76 klare Nein
    In 4 der 80 Wahlsektionen, allesamt in der Altstadt, gab es sogar knappe Mehrheiten zugunsten der Tram: In den Sektionen 1, 2, 3 (alle Goetheschule) und 8 (Aufschnaiter-Schule) sprachen sich jeweils ca. 52 der Wähler für die Tram aus.

    Auf der anderen Seite erreichte das Ja in 8 Wahlsektionen – 4 in Don Bosco, 2 in Oberau/Haslach und 2 in Europa/Neustift – nicht einmal die 20-Prozent-Marke. Die tiefste Marke mit nur 15,14 Prozent Befürworter wurde in der Wahlsektion 75 in der Langer-Grundschule am Montessori-Platz erreicht.

    Enttäuschung bei den Grünen
    Verbittert reagierte Verkehrsstadträtin Marialaura Lorenzini von den Grünen auf das Abstimmungsergebnis. Sie war maßgeblich an der Ausarbeitung und Umsetzung des Tram-Projekts beteiligt. „Dieses Wahlergebnis ist eine Schande für Bozen“, sagte sie am Sonntagabend den „Dolomiten“.

  • Richtig so, diese Schotterschnecken behindern doch nur den Verkehr und hinter jeder Haltestelle bilden sich Staus! Gut für die Umwelt und die Luft, wenn die dann alle Gas geben, gell? Aber 76:4 sagt schon einiges aus! Die Eisenbahnfreunde sterben langsam aus! :P

  • Das Desaster hat ja schon mit dem sogenannten Metrobus im Überetsch angefangen, hätte man dort von vornherein Nägel mit Köpfen gemacht (eine eingleisige Bahnlinie für 15'-Intervall teilweise auf der vorhandenen, alten Trasse statt zwei - nicht durchgehende - Busspuren), wäre die Tram in Bozen als Verlängerung nur logisch gewesen.

    So ist halt Bozen nicht nur was die Einwohner betrifft ein Klein-Palermo, Stauchaos an allen Ecken und Enden.

    Es ist eigenartig, das Land Südtirol macht eine absolut vorbildliche Verkehrspolitik, nur im Ballungsraum Bozen geht alles schief.