Ja, das interessiert außer dir auch keinen, aber das vielleicht:
Neue Vorwürfe gegen Westbahn: 15,5-Stunden-Schichten für Lokführer
Gewerkschaft fordert eigene "Eisenbahnpolizei" nach Verdachtsmomenten gegen den privaten Betreiber.
Bei der Westbahn zeigt man sich betont gelassen. Man rechne weder mit einem Entzug der (für den Betrieb unbedingt notwendigen) Sicherheitsbescheinigung, noch gebe es überhaupt irgendwelche sicherheitsrelevanten Vorfälle. Wie berichtet, werden Manipulationsvorwürfe zu Zeugnissen für Lokführer und zu Fahrten mit defekten Brandschutztüren erhoben.
Auch alle Arbeitszeiten wurden penibel eingehalten, wird bei der Westbahn betont. In der dem KURIER vorliegenden Anzeige, in der auch interne Mails beigefügt sind, klingt das hingegen etwas anders. In gröberen Fällen sollen Lokführer sogar auf bis zu 15,5 Stunden Dienstzeit gekommen sein. Das interessiert nun auch das Arbeitsinspektorat, die Gewerkschaft vida fordert eine eigene Eisenbahnpolizei.
Das bedeutet nicht, dass die Lokführer die volle Arbeitszeit am Führerstand verbringen. Allerdings soll die Gesamtarbeitszeit beispielsweise von 4.03 Uhr bis 19.33 Uhr gedauert haben. Und in dieser Zeit mussten laut Aussagen der Lokführer auch entsprechende Arbeiten und eben Zugfahrten beziehungsweise Verschubfahrten verrichtet werden. Dafür wurden anschließend Pausen eingerechnet, um das zu rechtfertigen, heißt es zumindest in deren Schreiben.
Offenbar sorgte die unterschiedliche Interpretation der Arbeitszeiten auch intern für Ärger, es gab entsprechenden Mailverkehr zwischen dem Betriebsrat und den zuständigen Personen bei der Westbahn. Letztere sprachen von "mehreren Interpretationsmethoden." Denn die Kollektivverträge seien "historisch gewachsen und oftmals nicht eindeutig". Deshalb müsse man "Bestimmungen im gesamten Kontext der Rechtsvorschrift betrachten", wird in einem Schreiben mitgeteilt.
"Kein Ermessensspielraum"
Der Betriebsrat entgegnet, dass es diese angeblichen "Ermessensspielraum (...) im Unfang zwischen acht und 15 Stunden" nicht gibt. Eine Normalarbeitszeit von zehn Stunden dürfe eigentlich nicht überschritten werden, betont der Betriebsrat in einem weiteren Schreiben. Studien hätten auch gezeigt, dass die Fehlerhäufigkeit ab der zehnten Stunde im Dienst signifikant ansteigt.
In der Anzeige der beiden deutschen Lokführer wird sogar behauptet, dass die "Dienstzeiten nach unten korrigiert und nachträglich und systematisch manipuliert" wurden, um die entsprechenden Arbeitszeiten zu erreichen. Auch in diesem Fall sind Auszüge des Tagesplans als entsprechende Beweise beigefügt.
Die Vorwürfe sind jedenfalls derartig massiv, dass das Verkehrsministerium die Staatsanwaltschaft eingeschaltet hat. Diese wiederum hat polizeiliche Ermittlungen in Auftrag gegeben.
„Wir sind sehr um die Sicherheit des fahrenden Personals und der Fahrgäste im Eisenbahnbereich besorgt“, kommentiert Günter Blumthaler, Vorsitzender des Fachbereichs Eisenbahn in der Gewerkschaft vida die bisherigen KURIER-Berichte. „Unsere Sorgen bezüglich der Sicherheit haben wir umgehend in einem ersten Schritt in einem Schreiben an das Verkehrsministerium zum Ausdruck gebracht, da im KURIER-Artikel auch berichtet wird, dass eisenbahnrechtliche Bestimmungen wie auch Arbeitnehmerschutzbestimmungen trotz Meldungen von Beschäftigten an die Verantwortlichen der Westbahn Management GmbH bewusst übergangen worden sein sollen.“
„Da immer mehr Eisenbahnverkehrsunternehmen am Markt tätig sind, bekräftigen wir seitens der Gewerkschaft vida unsere Forderungen nach einer personellen Aufstockung der Eisenbahnsicherheitsbehörde. Hierfür wäre die Umsetzung einer österreichischen ‚Eisenbahnpolizei‘, angelehnt an jene Modelle in der Schweiz bzw. Deutschland, zweckmäßig“, fordert Blumthaler.
Beendet wurde am Donnerstag jedenfalls auch der Arbeitsprozess, den einer der beiden Lokführer gegen die Westbahn angestrengt hat. Dieser endete mit einem Vergleich, beide Seiten haben ein Stillschweigeabkommen über alle Details getroffen.