[Berlin] Berliner Busse und Bahnen wollen Weltkulturerbe werden

  • Wenn die Berliner das schaffen, dann reichen wir unsere U6 aber auch ein!
    Gelesen im Standard

    Berliner Busse und Bahnen wollen Weltkulturerbe werden

    "Bescheuerte" Imagekampagne schlägt ein
    Birgit Baumann aus Berlin
    12. Dezember 2019, 16:04


    Die Pariser und die Londoner U-Bahn sollen den Berliner Verkehrsbetrieben in einigem nachstehen. Also laut Berliner Verkehrsbetrieben.
    Foto: EPA/CLEMENS BILAN

    Zugegeben, es erschließt sich einem nicht gleich. Aber offenbar haben das weltberühmte Tadsch Mahal in Indien, die historische Innenstadt von Salzburg, die Wieskirche in Bayern und die öffentlichen Verkehrsmittel in Berlin eines gemeinsam: Sie sind allesamt so wertvoll, dass sie zum Unesco-Weltkulturerbe zählen (sollten). Der Meinung ist man zumindest in der Zentrale der BVG. Für Nicht-Berliner kurz erklärt: Die BVG, das sind die Berliner Verkehrsbetriebe mit ihren Bussen, Straßenbahnen, U-Bahnen – sogar Fähren gehören dazu.

    Für ein paar Euro bekommt man tatsächlich allerhand zu sehen: U-Bahnhöfe in historischem Glanz, aber auch solche, in denen Dealer ganz offen ihren Geschäften nachgehen. Andere Sinne kommen ebenfalls nicht zu kurz. "Ey, Alder, verpiss dich von mein’ Platz", brüllt gern mal wer, während der Duft (andere sagen: Gestank) von "Döner mit alles und scharf" durch das Abteil wabert.

    Das Video zur Bewerbung: https://youtu.be/1Pipy_7nyr0Weil wir dich lieben

    Ein Schnittpunkt menschlicher Werte
    Und erst die Busfahrer. Obwohl ihnen Benimmseminare verordnet wurden, gehört die schnoddrige Antwort zum Standardrepertoire. "Bleiben Sie am Brandenburger Tor stehen?" "Is ja keene Garage. Ick halte kurz, dann fahr ick weiter."

    All das und noch viel mehr soll jetzt Weltkulturerbe werden. Die BVG sei eine "feste und unerschütterliche Konstante", die seit "Jahrzehnten Halt gibt", heißt es auf der Website. Außerdem erfüllen auch die Busse & Bahnen ein Kriterium der Unesco, sie würden "in einem Kulturgebiet der Erde einen bedeutenden Schnittpunkt menschlicher Werte (...) aufzeigen". Möglicherweise ist damit das unfreiwillige Kuscheln zu Stoßzeiten gemeint.

    Also werden die Berlinerinnen und Berliner gebeten, die Bewerbung zu unterstützen; mehr als 149.000 haben das bereits getan. Das ist der Punkt, an dem man die BVG, die den ihr eigenen Wahnsinn seit Jahren in selbstironischen Werbekampagnen verarbeitet, fragen muss, ob sie das ernst meint.

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    https://ad1.adfarm1.adition.com/redi?lid=67703…&sr=0&clickurl=Die Antwort: "Selbstverständlich. Unsere Fahrpläne meinen wir schließlich auch ernst." Mehr als 1,8 Millionen Menschen haben das Bewerbungsvideo auf Youtube angeklickt. "Seid ihr komplett bescheuert?", fragt eine Frau in diesem. Sie bekommt zu hören: "Ja, vielleicht. Aber wir machen es trotzdem." (Birgit Baumann aus Berlin, 12.12.2019)

    Link
    bvg-weltkulturerbe.de

  • Ob man sich damit nicht selbst ein Ei legt?

    Wahrscheinlich. Ich habe die Meldung schon vor ein paar Tagen gelesen, das Posten aber unterlassen, weil für überzogenes Originellseinwollen habe ich wenig Verständnis.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor