[Bonn] Fahrer ohnmächtig - führerlose Straßenbahn von Fahrgästen gestoppt

  • Fahrgäste stoppen führerlose Straßenbahn in Bonn
    Von Dietrich Sondermann

    • Straßenbahnfahrer wird ohnmächtig
    • Fahrgäste stoppen Bahn mit Hilfe der Polizei
    • Alle Fahrgäste sind unverletzt

    Nach dem medizinischen Notfall eines Straßenbahnfahrers in Bonn haben die Fahrgäste in der Nacht zu Sonntag (22.12.2019) einen kühlen Kopf bewahrt. Sie konnten die führerlose Straßenbahn stoppen.
    Die Bahn war nach Mitternacht unterwegs von Siegburg Richtung Bonn, als die Fahrgäste bemerkten, dass der Zug an mehreren Haltestellen einfach durchfuhr. Wie schnell die Bahn unterwegs war, ist bisher unklar. Um das herauszufinden, muss der Fahrtenschreiber der Bahn ausgewertet werden.
    Fahrgäste handeln besonnen
    Die Fahrgäste versuchten vergeblich, die Bahn zu stoppen. Versuche, die Notbremse zu ziehen, zeigten keine Wirkung. Die Notbremsen in den Fahrgastbereichen funktionieren grundsätzlich nur, wenn die Bahn an einer Haltestelle steht, beispielsweise, wenn ein Fahrgast sich in der Türe eingeklemmt hat.
    Auf freier Strecke, also bei Fahrbetrieb, bewirkt der Zug an der Notbremse ein Warnsignal beim Fahrer. Der kann dann einen kontrollierten Halt einleiten. Die Bahn will damit verhindern, dass unkontrolliert oder mutwillig - zum Beispiel in einem Tunnel - die Bahn gestoppt wird.
    Per Fernanleitung wird die Bahn gestoppt
    Die Fahrgäste reagierten besonnen. Sie telefonierten mit der Polizei, und die kontaktierte während des Gesprächs mit den Fahrgästen die Stadtwerke. Von dort kam dann schnelle technische Hilfe. Per Telefon konnte ein Techniker erklären, wie die Türe zur Fahrerkabine vom Fahrgastraum aus zu öffnen ist. Das schafften die Fahrgäste, und in der Folge konnten sie die Bahn abbremsen und an der Haltestelle Adelheidisstraße in Bonn-Beuel zum Stillstand bringen. Alle Fahrgäste konnten die Bahn mit einem gehörigen Schrecken, aber zum Glück unverletzt verlassen.
    Medizinischer Notfall beim Fahrer
    In der Fahrerkabine fanden die Retter den Bahnfahrer ohnmächtig vor. Was genau für ein medizinisches Problem vorlag, müssen die Untersuchungen im Krankenhaus ergeben, wo der Mann jetzt behandelt wird.
    Stand: 22.12.2019, 11:35

    https://www1.wdr.de/nachrichten/rh…stoppt-100.html

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Ich hätte weder PZB noch Sifa erwartet, sondern einen Totmannschalter - den allerdings für verpflichtend gehalten. Gut, auch ohnmächtig könnte die Hand mit ihrem Eigengewicht am Totmannschalter liegen bleiben, das klingt aber schon sehr absurd.

  • Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft, weil auch die Notbremsen nicht funktionierten. Auch waren nicht alle Bahnschranken geschlossen, sondern nur die Schranken in direkter Nähe zu einer Haltestelle. Da liegt einiges im Argen!

    Einmal editiert, zuletzt von westbahn (22. Dezember 2019 um 19:46)

  • Nach Straßenbahn-Irrfahrt durch Bonn: Fahrer entlassen
    Entlassung eines Bahnfahrer nach Zusammenbruch während der Fahrt in Bonn
    Bonn – Nach der Fahrt einer Bonner Straßenbahn mit einem bewusstlosen Fahrer im Dezember haben die Stadtwerke Bonn den 47-Jährigen entlassen.

    Gefunden auf Tag24

    Eine Straßenbahn der Linie 66 war im Dezember nach dem Zusammenbruch des Fahrers minutenlang führerlos durch Bonn gefahren."Ihm fehlen aus persönlichen Gründen zukünftig die Voraussetzungen, um als Fahrer weiter tätig zu sein", sagte eine Sprecherin der Stadtwerke am Montag.

    Der 47-Jährige war in der Nacht zum 22. Dezember in der Fahrerkabine bewusstlos geworden. Die Bonner Bahn fuhr ungebremst weiter, bis Passagiere die Kabine aufbrachen und den Zug stoppten. Verletzt wurde glücklicherweise niemand (TAG24 berichtete).

    Nähere Angaben zu dem Fahrer machte die Sprecherin nicht. Sie erklärte aber allgemein, dass "die körperliche und geistige Eignung eines Betriebsbediensteten gefordert" werde.
    Laut Informationen des "Express" leidet der 47-Jährige an Epilepsie. Dies habe er allerdings bei seinem Bewerbungsgespräch nicht mitgeteilt. Der Fahrer habe sich noch in der Probezeit befunden.


    Zeugen hatten die Bahn an dieser Haltestelle in Bahn stoppen können (Archivbild).

    Einmal editiert, zuletzt von Draisinenfan (4. Februar 2021 um 09:44)

  • Nun werden in ganz NRW doe Straßenbahnen umgerüstet:
    http://www.tagesschau.de/regional/nordr…n-bonn-101.html

    Nach Irrfahrt in Bonn: Straßenbahnen werden nachgerüstet
    Stand: 21.01.2020 18:51 Uhr

    Nach der Irrfahrt kurz vor Weihnachten durch Bonn verfügt die Bezirksregierung Düsseldorf, dass die Sicherheitsfahrschaltung von Straßenbahnen in ganz Nordrhein-Westfalen geändert wird.

    Nach der Irrfahrt kurz vor Weihnachten durch Bonn verfügt die Bezirksregierung Düsseldorf, dass die Sicherheitsfahrschaltung von Straßenbahnen in ganz Nordrhein-Westfalen geändert wird. Sollte der Fahrer wie in Bonn nicht mehr handlungsfähig sein, wird die Bahn automatisch nach 15 Sekunden abgebremst.

    Sicherheitsfahrschaltung muss regelmäßig gelöst werden
    Die künftige Sicherheitsfahrschaltung muss vom Fahrer immer wieder regelmäßig gelöst werden – so wie es bereits bei den Fernzügen der Deutschen Bahn üblich ist. Bisher musste sie in Straßenbahnen per sogenanntem Totmannschalter betätigt werden - permanent.

    Dass ein Fahrer bewußtlos zusammensackt und deshalb dieser Schalter gedrückt bleibt – dieses Szenario ist laut Untersuchungsbehörde einzigartig. Da hatte sie bundesweit bei den Verkehrsbetreiben nachgefragt.

    1.700 Fahrzeuge von Umrüstung betroffen
    Allein in NRW sind 1700 Fahrzeuge von der verfügten Umrüstung betroffen. Es gilt eine Übergansfrist von zwei Jahren. Die Bezirksregierung Düsseldorf ist als Technische Aufsichtsbehörde für die Zulassung aller Straßenbahnen in NRW zuständig und sie hat die Aufsicht über ihren Betrieb.

    Einmal editiert, zuletzt von Draisinenfan (22. Januar 2021 um 10:19) aus folgendem Grund: Formatierung

  • t-online.de berichtet:

    Nach der Geisterfahrt einer Straßenbahn in Bonn hat das dortige Amtsgericht dem damals bewusstlosen Fahrer eine Geldstrafe von 2.500 Euro auferlegt. Es sei ein Strafbefehl ergangen, teilte eine Sprecherin mit.

    Dem Mann war fahrlässige Bahngefährdung sowie vorsätzliche Straßenverkehrsgefährdung vorgeworfen worden. Laut Gerichtsentscheidung hatte der 48-Jährige seine Erkrankung bei seinem Arbeitgeber verschwiegen. Erst drei Monate vor dem Unglück sei er unter Vertrag genommen worden. Der Epileptiker hatte in dem Verfahren beteuert, dass er durch gute medikamentöse Einstellung zehn Jahre lang keinen Anfall erlitten habe. Deswegen habe er auch mit keinem neuen Anfall gerechnet.


    ...

    Trotz der dramatischen Fahrt der Straßenbahn, in der sich 20 Passagiere befanden, hatte sich der Mann drei Monate später in sein Auto gesetzt und erneut einen Anfall erlitten. In diesem Fall fuhr er an einer Kreuzung gegen einen Ampelmast.

    Der Strafbefehl ist noch nicht rechtskräftig. Falls der 48-Jährige Einspruch einlegen sollte, käme es zu einem Prozess vor dem Bonner Amtsgericht.