[Berlin] ÖV zum Flughafen BER als eierlegende Wollmilchsau: Mehr, schneller, öfter und vor allem kostenlos

  • Schwerpunkt Öffentlicher Nahverker: Verkehrsanbindung für Flughafen BER erneut in der Kritik
    14.01.20 | 17:49 Uhr
    Die IHK Berlin und die CDU-Fraktion fordern eine bessere Anbindung für den BER. Im Gespräch sind verlängerte und ausgebaute Bahnen. Die CDU fordert, Flugreisende sollten umsonst Bahn fahren. Vor genau 20 Jahren war noch vom Transrapid die Rede.

    Die Industrie- und Handelskammer Berlin (IHK) fordert eine bessere Verkehrsanbindung des Flughafens BER, wenn er im Oktober 2020 in Betrieb geht. Die IHK Berlin hatte gemeinsman mit der Brandenburger IHK eine Verkehrsengpass-Analyse [ihk-berlin.de] in Auftrag gegeben, weil sie erwarten, dass sich durch den neuen Flughafen die Verkehrsströme in Berlin und Brandenburg ändern werden, wie sie am Dienstag mitteilte.
    Passagiere sollen umsonst Bahnfahren
    Im Zentrum steht dabei der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. So fordert die IHK Berlin etwa, dass der BER auch in Randzeiten gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist. Zudem soll die Betriebsstabilität, insbesondere beim S-Bahnring, gewährleistet werden. "Das beste ÖPNV-Angebot nützt nichts bei einer Betriebsstörung", so die IHK.
    Unterstützt wird die IHK in ihren Forderungen von den Berliner Fraktionen von CDU und FDP. Sie gingen in die richtige Richtung, sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Christian Gräff. Auch der verkehrspolitische Sprecher der Fraktion, Oliver Friederici, äußerte sich dahingehend. Man müsse alles dransetzen "ein Verkehrschaos nach der geplanten BER-Eröffnung Ende des Jahres zu vermieden", sagte er. Es sei auch sinnvoll, Inhaber von Flugtickets zur kostenlosen Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs zu berechtigen. Die Kosten hierfür sollten die Fluggesellschaften dann einpreisen und dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) erstatten.
    Bereits jetzt seien Engpässe bei der Zu- und Abfahrt zum BER offensichtlich, heiß es aus der Berliner FDP-Fraktion. Die Kapazitäten auf Schiene und Straße müssten erweitert werden, forderte der infrastrukturpolitische Sprecher, Henner Schmidt. Er fordert unter anderem eine Verlängerung der U-Bahnlinie U7: "Idealerweise könnte die U7 im Norden auch an den Flughafen Tegel angebunden werden, dann wären beide Flughäfen auf praktische Weise miteinander verbunden."
    Auch IHK für 365-Euro-Ticket
    Auch die IHK fordert die U7-Verlängerung bis zum BER. Ferner sollen die S-Bahnstrecke zweigleisig ausgebaut und die Straßenbahn ausgeweitet werden. Die IHK spricht sich bei ihren Forderungen auch für ein 365-Euro-Ticket aus, um Preisanreize für die Nutzung des Öffentlichen Nahverkehrs zu setzen.
    Die Industrie- und Handelskammer kritisiert gleichzeitig, dass wichtige Baumaßnahmen im Straßenverkehr nicht umgesetzt würden, etwa die Ortsumfahrung Ahrensfelde, die Tangentiale Verbindung Ost (TVO) oder der 17. Bauabschnitt der A100.
    IHK: Taxi-Streit muss beigelegt werden
    Für essenziell hält die IHK außerdem eine Beilegung des aus ihrer Sicht absurden Taxistreits. Nach jetzigem Stand wird es am BER so sein wie momentan am alten Flughafen Schönefeld: Ankommende Fluggäste dürfen nur in Taxen aus dem Brandenburger Landkreis Dahme-Spreewald steigen, in dem der Airport liegt.
    Die dürfen dann in Berlin für die Rückfahrt aber keine Gäste aufnehmen. Umgekehrt dürfen Berliner Taxen zwar Menschen aus der Hauptstadt zum BER bringen, müssen von dort aber leer wieder zurück fahren. Zuletzt hatte der Landkreis Dahme-Spreewald im November erklärt, eine Vereinbarung mit Berlin über ein Laderecht von Berliner Taxen am BER käme nur in Betracht, wenn der Bedarf nicht mit den rund 1.000 eigenen Taxen im Landkreis gedeckt werden könne. Die Kreisverwaltung geht davon aus, dass wegen der guten Bahn- und Busanbindung des Flughafens 1.000 Taxen am BER reichen.
    Flughafenchef: 70 Prozent der Passagiere sollen ÖPNV nutzen
    An der Anbindung des BER hatte zuvor auch schon das Dialogforum Airport Berlin Brandenburg Kritik geübt. Nach einer Studie würden die zu erwartenden Passagierzahlen die Kapazitäten im Öffentlichen Nahverkehr überlasten.
    Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hatte hingegen bei der Vorstellung des Verkehrskonzeptes für den BER vor rund einem Monat erklärt, kein anderer Flughafen bundesweit sei so gut durch den Öffentlichen Nahverkehr angeschlossen. Im Eröffnungsjahr sollen knapp 60 Prozent der An- und Abreisen mit dem Öffentlichen Personennahverkehr laufen. Langfristig stehe ein Ziel von 70 Prozent, sagte Lütke Daldrup. Damit sollen Staus auf den Zubringerautobahnen A113 und A117 vermieden werden.
    Vor 20 Jahren war der Transrapid im Gespräch
    Vor exakt 20 Jahren, am 14. Januar 2000, hatte die Tagesschau gemeldet, die Bahn überlege, den Transrapid, der sich in Deutschland nie durchsetzte, zwischen dem Flughafen und der Innenstadt einzusetzen. Die Flughafen-Fertigstellung könne allerdings noch bis zu zehn Jahre dauern, hieß es damals.

    https://www.rbb24.de/politik/Flugha…ghafen-ber.html

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Wenn man mit dem Flugzeug reist, kommt es auf den Nahverkehr zum / vom Flughafen auch nicht mehr an.

    An dem Flughafen wird seit Jahrzehnten gearbeitet, aber Verkehrskonzept gab es keines? Wie geht soetwas durch die UVP?


    eine Vereinbarung mit Berlin über ein Laderecht von Berliner Taxen am BER käme nur in Betracht, wenn der Bedarf nicht mit den rund 1.000 eigenen Taxen im Landkreis gedeckt werden könne.

    Da sieht man wie weit der Umweltgedanke der Politiker reicht. Warum vereinbart man nicht einfach, dass Taxi-Lenker die aus Berlin einen Fluggast zum Flughafen bringen auch einen zurück mitnehmen dürfen und vice versa?

  • Da sieht man wie weit der Umweltgedanke der Politiker reicht. Warum vereinbart man nicht einfach, dass Taxi-Lenker die aus Berlin einen Fluggast zum Flughafen bringen auch einen zurück mitnehmen dürfen und vice versa?

    Das scheitert genauso wie beim Flughafen Schwechat am Konkurrenzdenken der jeweiligen Taxler-Innungen.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Na siehst du! Hier und anderswo scheitert es schon an "kleinen Dingen", die die "Politik" schnell "in Ordnung bringen" könnte. Tut sie nicht, also wie soll man dann in Österreich 7 Verkehrsverbünde (VVV, VVT, Salzburg Verkehr, Kärntner Linien, Verbund Linie, OÖVV, VOR) zu einem gemeinsamen Österreich-Ticket bewegen, hm? Und da bringt der grüne Vielsprecher und Nichtssager Kogler auch nichts!

  • Gelesen auf tagesspiegel.de, dort gibts auch ein Sichtungsfoto:

    Inkognito auf Testfahrt zum BER
    Bald wird der neue Flughafen eröffnet. Regelmäßig fährt jetzt bereits eine S-Bahn zum BER - testweise. Im Januar 2021 sollen die ersten Fahrgäste Platz nehmen.
    Jörn Hasselmann

    Wenn zwei Männer mit großen Teleobjektiven auf einer abgelegenen Brücke warten, die über bislang kaum genutzte Gleise führt, dann muss etwas los sein. Also abgestiegen vom Rennrad und nachgefragt. Einer der beiden ist Bahnmitarbeiter. Er hat den internen Fahrplan in der Hand und klärt auf: Der Prototyp der neuen S-Bahn pendelt jetzt zwischen Schönefeld und dem BER-Terminal.

    Wie (auch schon hier im Forum) berichtet, muss ein Zug der neuen Baureihe noch 40.000 Kilometer innerhalb weniger Wochen absolvieren, die S-Bahn hatte das den „finalen Dauertest“ genannt. Und dieser findet, weitgehend unbemerkt, an Werktagen meist auf der bislang ungenutzten Strecke zum BER statt.

    Dies habe einen einfachen Grund, erklärt der Bahnmitarbeiter: Hier muss der Testzug nicht auf andere Züge Rücksicht nehmen, und kann ungestört „Kilometer machen“. Der Sechs-Wagen-Zug der Baureihe 483/484 pendelt zwischen Schönefeld und „Flughafen Berlin Brandenburg“ hin und her. Die Strecke ist knapp acht Kilometer lang, mit Waßmannsdorf gibt es nur eine Zwischenstation.