[DE] Sorgenkind DB Cargo

  • Güterverkehr der Bahn: Die Sorgensparte
    Stand: 17.02.2020 20:25 Uhr
    Was die Fahrgäste angeht, läuft es bei der Bahn: Um eine Million ist die Zahl der Reisenden im Januar gestiegen. Beim Güterverkehr sieht es dagegen düster aus. Was will die Bundesregierung dagegen tun?
    Von Kai Küstner, ARD-Hauptstadtstudio
    "Güter gehören auf die Bahn": Dieser Satz prangte schon auf Werbe-Aufklebern in den 1980er-Jahren. Nun hatten Brummi-Fahrer diesen Sticker gewiss eher selten auf ihre Fahrzeuge geheftet - doch wirklich Sorgen machen müssen sich die Lkw-Speditionen auch heute noch nicht. Schaut man sich den Gesamtmix des Gütertransports in Deutschland an, dann beherrschen den die Laster mit rund 72 Prozent nach Belieben, während der Marktanteil der Bahn seit Jahren mehr oder weniger gleichbleibend bei lediglich knapp 19 Prozent liegt.
    "Alles in allem ist das ein Drama", findet der Bahnexperte der Grünen, Matthias Gastel. "Wenn wir Klimaschutzziele erreichen wollen, wenn wir Autobahnen und Straßen entlasten wollen, dann müssen wir auf die Schiene setzen."

    "Masterplan Schienengüterverkehr"
    Dass es Probleme gibt, insbesondere bei der in tiefroten Zahlen steckenden Bahntochter DB Cargo, leugnet man auch im Bundesverkehrsministerium nicht. Aber, sagt der Parlamentarische Staatssekretär, Enak Ferlemann, im Interview mit dem ARD-Hauptstadtstudio: Man steuere ja gegen und wolle den Bahnanteil am Gesamtgüterverkehr bis 2030 auf 25 Prozent steigern. Und auch bei den Großunternehmen gebe es einen Bewusstseinswandel zugunsten der Schiene: "Es werden immer mehr Unternehmen überlegen - im Zug der 'Green Logistics', also sauberer Transportwege -, auf die Schiene zu gehen. Wir haben dazu einen 'Masterplan Schienengüterverkehr' aufgelegt, der mit der Branche abgestimmt ist. An dem orientieren wir uns."
    Mit einem ganzen Bündel von Maßnahmen will die Bundesregierung also nach eigenem Bekunden die Güterverlagerung auf die Schiene fördern. Doch Kritiker bleiben - Masterplan hin oder her - skeptisch. Dieses Versprechen, so der Tenor, habe man schon zu oft gehört.

    6000 Trassen-Kilometer stillgelegt
    Eines der Hauptprobleme ist unbestritten: Seit Mitte der 1990er Jahre hat die Bahn über 6000 Trassen-Kilometer stillgelegt. Wie also will man einer Firma einimpfen, dass Güter auf die Bahn gehören, wenn die auf diesem Weg beim Kunden gar nicht ankommen?
    "Es ist schon erschreckend zu hören, dass es Unternehmen gibt, die den beauftragten Logistikunternehmen ausdrücklich untersagen, ihre Güter auf dem Schienenweg zu transportieren, weil sie nicht sicher sein können, wann die ankommen", sagt Gastel. "Das ist die Folge jahrzehntelanger, verfehlter Verkehrspolitik, die einseitig auf die Straße gesetzt hat."
    Gastel fordert, dass für ein echtes Umsteuern der Autobahnausbau gestoppt und der Lkw-Transport teurer gestaltet werden müsste. "Haben wir ja bereits getan", setzt Staatssekretär Ferlemann dem entgegen. Mit der Lkw-Maut und deren Ausweitung auch auf Landstraßen sei das längst geschehen.
    Ferlemann sieht die Vorteile der Bahn eher auf der im Wortsinn "langen Strecke", also beim Transport von Gütern quer durch Europa. Doch auch hier gibt es - trotz offener Grenzen innerhalb der EU - Hindernisse. "Da haben wir es mit unterschiedlichen Stromsystemen zu tun, mit unterschiedlichen Spurweiten, mit unterschiedlichen Anforderungen an die Lokführer", sagt Ferlemann. "Das heißt, während wir es auf der Straße sehr international haben, haben wir es bei der Schiene mit einer sehr nationalen Politik zu tun."

    EU-Ratsvorsitz als Chance?
    Ab Juli hat Deutschland den EU-Ratsvorsitz inne und kann steuern, welche Themen auf die Tagesordnung kommen und welche nicht. Beim Thema Bahn-Güterverkehr gäbe es also genug zu besprechen bzw. zu "europäisieren". Aber auch hierzulande ist noch genug zu tun. Derzeit nämlich werden Güterwaggons noch mühsam per Hand ge- und entkoppelt. Das soll nach dem Willen des Verkehrsministeriums möglichst schnell digital und automatisch geschehen.
    Ob man dann eines Tages wirklich der 1980er-Jahre-Forderung ein wenig näherkommt, der zufolge Güter auf die Bahn gehören, ist offen.

    https://www.tagesschau.de/wirtschaft/bah…erkehr-113.html

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Zitat

    "Es ist schon erschreckend zu hören, dass es Unternehmen gibt, die den beauftragten Logistikunternehmen ausdrücklich untersagen, ihre Güter auf dem Schienenweg zu transportieren, weil sie nicht sicher sein können, wann die ankommen", sagt Gastel.

    Man könnte meinen, Gastel hat von meinen Ausführungen im Streckenunterbrechungs-Thread abgeschrieben. :D

    Zitat

    Eines der Hauptprobleme ist unbestritten: Seit Mitte der 1990er Jahre hat die Bahn über 6000 Trassen-Kilometer stillgelegt.

    Tja, und wenn ich auf einen LKW laden muss, um damit zur Bahn zu fahren, dann fahre "ich" gleich mit dem LKW. Denn für "mich" als Unternehmer zählt Wirtschaftlichkeit und die Umweltprediger inkl. Gretl und CO2-Vernebelten können mich mit ihrer Zunge an jener Körperstelle befeuchten, an die nie direktes Sonnenlicht gelangt!

    Einmal editiert, zuletzt von westbahn (17. Februar 2020 um 22:20)