"Aus" für Modellbahnanlagen in Berliner Bahnhöfen

  • Die Modelleisenbahnanlagen sollen aus den Berliner Bahnhöfen verschwinden

    Nicht nur kleine Jungen bleiben dort mit großen Augen stehen, vor dem Glaskasten im Bahnhof Alexanderplatz, in dem ein ICE, eine D-Lok, ein Güterzug und ein Doppelstockwagen ihre Runden drehen. Auch erwachsene Männer scheinen fasziniert zu sein von der Modellbahnanlage. Man sieht immer wieder, wie sie dort vor den kleinen Zügen stehen bleiben Wer 50 Cent einwirft, kann die Züge sechsmal fahren lassen, für einen Euro bekommt man 14 Fahrten. Es ist das einzige Angebot, das es für Kinder in Bahnhöfen gibt. Und es ist ein Stück Kindheitserinnerung für Erwachsene. Doch damit ist bald Schluss: Die Bahn hat dem Betreiber in Berlin gekündigt, bis Ende Februar sollen die Modellbahnanlagen verschwinden.

    In Berlin wurden seit dem Jahr 2000 fünf aufgestellt, inzwischen sind nur noch vier da. Die Anlage im Bahnhof Friedrichstraße musste bereits Mitte Dezember abgebaut werden. Im Ostbahnhof steht noch eine, am Bahnhof Alexanderplatz, am Bahnhof Zoo und in Spandau. 32 solcher Anlagen mit Miniaturzügen, -Städten und -Landschaften gibt es deutschlandweit in Bahnhöfen. In den anderen Städten wurde nicht gekündigt.

    Hans-Dieter Hoernig, der 82-jährige Geschäftsführer der Düsseldorfer Firma Werner Ehret, ist der Betreiber der Modellbahnanlagen. Er ist bestürzt über die Kündigung. Vor allem, weil die Bahn keinen Grund dafür genannt habe. Die Bahnen sind so etwas wie Hoernigs Lebenswerk; seit 35 Jahren zieht er durch die Republik, um sie zu warten und das Geld zu kassieren. Mit Vandalismus gebe es so gut wie keine Probleme, sagt er. 65 000 Euro zahlt seine Firma Pacht für die Anlagen an 30 Bahnhöfen jährlich an die Deutsche Bahn. Er wäre auch bereit, mehr zu bezahlen, sagt Hoernig. Die Modelleisenbahnen würden gut genutzt. "Im letzten halben Jahr hatten wir 250 000 Fahrten in den fünf Berliner Bahnhöfen", sagt er. Bahnsprecher Burkhard Ahlert bezweifelt das. "Nach unseren Beobachtungen werden die Anlagen schwach genutzt", sagt er. Man wolle mehr Platz schaffen in den Bahnhöfen oder die Flächen anderweitig nutzen. Womit, sagt er nicht. Es ist schwer vorstellbar, wie zum Beispiel der Raum der Anlage am Bahnhof Alexanderplatz anders genutzt werden könnte: Die Modellbahn steht unter einer Treppe. "Dort haben wir eine Unfallgefahr beseitigt", sagt Hoernig. Jetzt stoße sich keiner mehr den Kopf.

    Am Donnerstagabend jedenfalls war die Anlage am Alexanderplatz umringt von Kindern und Erwachsenen. "Ich habe einen Euro reingeworfen, und mein Sohn Julian spielt jetzt schon zehn Minuten", sagt eine Mutter. Das Angebot sei kein Nepp, damit könne man sich gut die Zeit vertreiben. Sie fände es schade, wenn es verschwände.

    Damit das nicht geschieht, hat Hoernig an Bahnchef Hartmut Mehdorn geschrieben. Bisher hat das nichts genutzt, er will sich jetzt erneut an den Bahnchef wenden. Der müsse doch verstehen, sagt Hoernig, dass es auch für Kinder Unterhaltung in einem Bahnhof geben müsse. Und die "Lokführer" der kleinen Bahnen, die streikten nie ...

    Quelle: Berliner Zeitung

  • Wielange gibt es sie bei uns schon nicht mehr?
    Ich kann mich noch erinnern, am Südbahnhof gab es eine, und auch in Wien West.

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    Wielange gibt es sie bei uns schon nicht mehr?
    Ich kann mich noch erinnern, am Südbahnhof gab es eine, und auch in Wien West.
    [/quote]

    An die in Wien West kann ich mich noch erinnern. Das war eine Kleinbahnanlage.

    Aber das ist typisch für die heutige Zeit. Wahrscheinlich haben die Erbsenzähler ausgerechnet daß sich mit Freßbuden anstatt der Modellbahnanlagen mehr Geld machen lässt.
    ...und wir haben uns hier heute versammelt um die Errichtung des 25.000 Kebab-Standes in einem Bahnhof der DB zu feiern. >:(

  • [quote author=99 222 link=topic=6090.msg58264#msg58264 date=1200244701]
    Wielange gibt es sie bei uns schon nicht mehr?
    Ich kann mich noch erinnern, am Südbahnhof gab es eine, und auch in Wien West.
    [/quote]

    ... und in Floridsdorf, am Praterstern, ...